Hyundai KONA Elektro – Praxistest

Die Koreaner treffen mit dem Hyundai KONA Elektro den elektrisierenden Puls der Zeit

Es gibt bekanntlich für alles ein erstes Mal – dazu gehört auch die erste Fahrt in einem Elektroauto. Entsprechend nervös und mit jungfräulicher Vorfreude nahm ich mein erstes E-Testfahrzeug in Form eines Hyundai KONA Elektro entgegen. Unsere Pressebetreuerin war dankenswerterweise sehr bemüht und hat sich Zeit genommen, mich über die Besonderheiten der Elektromobilität aufzuklären. Mit dem nötigen Wissen ausgestattet, konnte dann auch schon die aufregende Testphase starten.

Selbstbewusstes Auftreten eines reinrassigen Stromers

Rein äußerlich gibt es keine nennenswerten Unterschiede zu den Benzin- und Dieselgeschwistern des Hyundai KONA. Am markantesten sticht jedoch der fehlende Kühlergrill ins Auge – auf den kann er ja getrost verzichten, da eine Luftkühlung bei einem Elektroantrieb nicht benötigt wird. Genauso geht es einem beim Blick auf das Heck, da man dort keinen Auspuff oder entsprechende Auspuffattrappen vorfinden kann. Der KONA versteckt seine Elektro-Gene eben nicht, sondern zeigt sie stolz nach außen!
Bei der Gestaltung der Felgen wurde auf eine gewichtsoptimierende und aerodynamische Form geachtet, um so ein Maximum an Reichweite rausholen zu können.

Ansonsten präsentiert er sich optisch als modernes Kompakt-SUV, welches eindeutig für den urbanen Bereich kreiert wurde. Auch wenn die Kunststoffverkleidungen an den Radhäusern für einen Touch Offroad sorgen, so sollte man sich doch nicht dazu verleiten lassen mit diesem Fronttriebler befestigte Straßen zu verlassen. Ein weiteres Highlight im Erscheinungsbild sind wohl auch die schmalen LED-Scheinwerfer an der Front, sowie die ebenfalls sportlich wirkenden Heckleuchten. Als Kontrast wurden die Nebelscheinwerfer an der Front klassisch in einer runderen Form gehalten. Wenn man einen Blick auf die französische Konkurrenz wirft, lassen sich bei dem ein oder anderen Modell gewisse Ähnlichkeiten zum KONA nicht abstreiten. Dieses Erscheinungsbild sorgt zum Teil zwar für etwas skeptische Blicke, man gewöhnt sich aber doch recht schnell an diesen Look.

Ein Interieur wie im Raumschiff Enterprise

Wenn der Hyundai KONA Elektro außen schon so modern wirkt, wie sieht er dann erst innen aus? Die Antwort ist ganz klar: nicht minder modern. Auf den ersten Blick erinnerte mich das Interieur an die Brücke des Raumschiff Enterprise – alles präsentiert sich so hell und spacig. Ich bin ja eigentlich kein Freund von hell tapezierten Innenräumen , in diesem Fall passt es aber doch sehr gut ins Gesamtkonzept, das sich aus einer Mischung von silber, weiß und schwarz zusammensetzt. Neben den virtuellen Tachoinstrumenten (die sich in der Autobranche zunehmender Beliebtheit erfreuen) fällt ein weiteres Detail sehr schnell ins Auge – wo ist denn der Schalthebel? Da kein Schaltgestänge nötig ist, wurden die Gänge des Automatikgetriebes kurzerhand als Knöpfe in die Mittelkonsole verfrachtet. Das führt auch dazu, dass unterhalb des fehlenden Schalthebels ein neuer Platz geschaffen wurde und man dort ein sehr praktisches Ablagefach unterbringen konnte – hier haben die Koreaner sehr gut mitgedacht!

Altbewährtes beim Infotainmentsystem

Die Bedienung des Radios, Bordcomputers und Navigationssystems erfolgt über das zentral platzierte Display im Armaturenbrett. Jeder Hyundai-Fahrer wird sich damit gut zurecht finden, da die Menüführung ident mit den Infotainmentsystemen aus anderen Modellen ist. Einzig die zahlreichen Anzeigeoptionen zum Energieverbrauch sind hier Neuland.

Keine Ablenkung mehr dank Head-up Display

Ein sehr praktisches Gimmick im Fahrbetrieb ist das Head-up Display, welches auf einer eigenen Plexiglasscheibe Fahrdaten wie zulässige Geschwindigkeit, den Tacho und Spurhalteassistent anzeigt.

Lademeister ist der KONA leider keiner

Die Beinfreiheit der Fondpassagiere sowie das Kofferraumvolumen liegen aufgrund der E-Version ein wenig unter dem Klassenschnitt. In Anbetracht des vorwiegend urbanen Einsatzgebietes ist das aber wohl der beste Kompromiss von Platzangebot und Wendigkeit (etwa beim Einparken) – obwohl mehr Platz natürlich nie schaden kann.

Eine Beschleunigung wie ein aufgezogenes Gummiband!

Das Einsatzgebiet des Hyundai KONA Elektro beschränkt sich aber natürlich nicht ausschließlich auf den städtischen Bereich – wozu wären denn sonst die 204-Elektro-PS nötig? Gerade im Sport-Modus merkt man jedes einzelne Pferdchen überdeutlich, in den gemächlicheren Eco und Comfort-Modi sind die Gäule schon etwas zurückhaltender. Und das müssen sie auch, immerhin sind diese beiden Fahrmodi auf Energieeffizienz ausgelegt, damit man auch nur annähernd auf die mögliche  Reichweite von 482 km kommt.

Um das zu schaffen gibt es auch die Möglichkeit mittels Rekuperation Bremsenergie zurückzuführen. Mithilfe von zwei Schaltpaddels am Lenkrad lassen sich die unterschiedlichen Rekuperationsstufen sehr leicht steuern – ähnlich einer Motorbremse bei gängigen Automatikgetrieben. Bei vorausschauender Fahrweise ist es damit sogar möglich komplett ohne Bremse durch den Verkehr zu kommen – obwohl auch beim normalen Bremsvorgang die Rekuperation aktiv wird. Die Bremsanlage packt extremst bissig zu und lässt auch bei flotterer Fahrweise keine Anzeichen von Fading aufkommen. Bei schnelleren Fahrten wird man jedoch vom weichen Fahrwerk und der schmalen Bereifung ausgebremst – da es sich bei dem Hyundai KONA Elektro aber um ein Kompakt-SUV und keinen Kompaktsportler handelt ist das völlig in Ordnung.

Vollgas allzeit bereit!

Die Leistung und das Drehmoment sind in jeder Situation sofort zu 100% abrufbar, Mr. Bleifuß wird anfangs unbeabsichtigt den ein oder anderen Strich auf den Asphalt malen . Hier wird man durch kein Turboloch, Schaltvorgänge oder dergleichen ausgebremst – die Eingewöhnungsphase ist jedenfalls schneller erledigt, als so mancher Ladevorgang.

Die Krux mit dem Aufladen

Woran man sich aber nicht so schnell gewöhnen kann ist die Ladedauer. Zwar wird das Ladenetz von E-Tankstellen kontinuierlich ausgebaut, leider sind Schnellladestation aber noch immer eine Seltenheit. Sollte man das Glück haben solch eine in der Nähe zu haben, benötigt der KONA Elektro für eine 80 prozentige Ladung knapp zwei Stunden. Bei allen übrigen E-Tankstellen dauert das mindestens 8 Stunden um entsprechende Reichweite zu gewinnen. Beim Netz der E-Tankstellen gibt es inzwischen sehr viele Anbieter, die aber Großteils kein übergreifendes Laden ermöglichen. Das schränkt die verfügbaren Ladestation leider sehr ein und es wäre wünschenswert, dass hier in Zukunft mehr Flexibilität geschaffen wird. Außerdem muss man es dem Zufall überlassen, ob an der nächsten Ladestation überhaupt ein Plätzchen zur Verfügung steht. Soll dies wirklich die Zukunft der nachhaltigen Mobilität sein?

Mein FAZIT:

Was mich begeistert:

  • Der kraftvolle Motor gepaart mit dem gewaltigen Drehmoment!
  • Die Kombination aus Umweltfreundlichkeit, Alltagstauglichkeit, Sport und Laderaum
  • 5 Jahre kilometerunabhängige Akkugarantie (8 Jahre bis 200.000 km)

Was ich mir noch wünschen würde:

  • Bei diesem Drehmoment eindeutig eine Allrad-Option
  • Etwas mehr Platz im Kofferraum
  • Mehr Spielraum bei der Anzeige des Head-up Displays

Factporn:

Motor / Antrieb

Motor: 64 kWh Elektromotor
Leistung  kW /PS (Gesamt): 150 kW / 204 PS
Drehmoment: 395 Nm
Antrieb: Frontantrieb
Getriebeart: Automatikgetriebe
0-100 km/h: 7,6 Sekunden
V-Max: 167 km/h

Verbrauch / Umwelt

Werksangabe kombiniert: 14,3 kWh/100km
Reichweite nach WLTP: 482 km
CO2 Emissionen: 0 g/km
Testverbrauch: 19,5 kWh/100 km (Winterliche Bedingungen)

Ladedauer laut Hersteller

AC 230 V: 22 – 46 Stunden
AC 400 V:
8 – 9 Stunden
DC 400 V, 50 kW (Ladezeit bis 90%): 1 Stunde 16 Minuten
DC 400 V, 100 kW (Ladezeit bis 90%): 38 Minuten

Fahrwerk / Reifen / Bremsen

Vo. Achse: MacPherson / Mehrlenkerachse
Hi. Achse: MacPherson / Mehrlenkerachse
Bremsen: VA: innenbelüftete Scheibenbremsen; HA: Scheibenbremsen
Felgen / Reifen: 215/55 R17 (Serienbereifung-Sommer)

Gewicht und Maße

Leergewicht: 1.743 kg
L/B/H: 4,180 / 1,800 / 1,570 (Meter)
Radstand: 2,6m
Wendekreis: 10,6m
Ladevolumen: 332 – 1.114 Liter

Preise

Hyundai KONA Elektro zu haben ab: 43.990,- €
Basispreis Hyundai KONA:
43.990,- €
Preis Testfahrzeug inkl. NoVA und Mwst: 44.540 €

Lackierung Chalk White: 550,- €

(c) Bilder: Sebastian Poppe, Text: Andreas König

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