VW Taigo Praxistest: Ganz schön schräge Zeiten!

Immer mehr etablieren sich die SUV-Modelle mit kompakten Abmessungen, dazu gesellen sich nun auch jede Menge SUV-Coupés, die für ein deutlich sportlicheres Außenkleid sorgen. Wir leben also in einer ganz schön schrägen Zeit, wenn man bedenkt, dass kaum eines dieser Modelle über eine Allradversion verfügt, dennoch aufgrund der Bodenfreiheit über hohe Allradkompetenz vermuten lässt. Das ist aber wieder eine ganz andere Sache.
Auch die Wolfsburger springen mit dem Taigo auf diesen Zug auf, der sich mit der MQB-A0 Basis zwischen T-Cross und T-Roc einreiht, dann aber doch zweiterem Modell deutlich näher rückt, dies gilt auch für die Verarbeitung der Materialien.
Die neue Version mit dem schrägen Heck misst im Vergleich zum T-Cross 16 Zentimeter mehr in der Länge und kann mit einer 9 Zentimeter tieferen Dachlinie deutlich an Dynamik am Außenkleid dazugewinnen.

Interieur: Gutes Raumverhältnis und intuitive Bedienung!

Und wenn wir schon bei den Abmessungen sind, setzen wir eben im Inneren des neuen Modells der Wolfsburger gleich fort. Auch hier wird klar, dass sich der neue Taigo doch ein wenig vom T-Cross distanziert und dem T-Roc auf den Fersen ist. Bereits in der Basis schluckt das Ladeabteil trotz schräger Dachlinie 440 Liter an Fassungsvermögen, bei umgelegter Rückbank sogar 1.220 Liter. Auch in puncto Kopf- und Beinfreiheit muss sich der Taigo keinesfalls verstecken, denn auch in zweiter Reihe sitzt man bequem und kann durchaus längere Etappen ohne Platzmangel zurücklegen.
Beim Geräuschpegel (speziell auf Autobahn-Etappen) kommt der Kompaktwagen-Charakter dann das erste Mal zum Vorschein, hier könnte man dann doch noch etwas besser die Geräuschkulisse dämmen.
Großes Lob gibt es für die Sitze der getesteten R-Line Ausstattungslinie, die erstklassigen Seitenhalt bieten, sofort mit einem sportlichen Touch ins Auge stechen und auch bei längeren Strecken nicht gerade unkomfortabel sind.
Selbiges gilt auch für die Bedienung des Crossover-Coupés, denn im Vergleich zu den neuen VW Modellen verfügt man endlich mal wieder über eine beleuchtete Klimaeinheit, die via Touchbefehl bedient werden kann. Auch auf die nervigen Touch-Elemente am Volant mit mäßiger Rückmeldung von etwaigen neuen Modellen (zum Beispiel Golf- und ID. Modelle) verzichtet man, sodass Kurzbefehle deutlich angenehmer und logischer umgesetzt werden können. Man ist im Taigo eben nicht gar so an die Sprachsteuerung angewiesen, das mag besonders im urbanen Bereich gefallen.

Fahrverhalten: Downsizing und Allradverzicht

Man muss natürlich nicht zwingend zum Primzahl-Motörchen langen, denn die Topversion leistet 150 PS und verfügt über einen Zylinder mehr, steht aber auch deutlich gesalzener in der Preisliste, wohlgemerkt ohne Allradversion.
Wir haben uns den Einliter-Dreizylinder Turbobenziner gekoppelt an das 7-Gang DSG zur Brust genommen. Dieser steht mit 81 kW / 110 PS und 200 Nm zumindest im urbanen Bereich gut im Futter, hier dürfte man gefühlsmäßig schon zehn bis zwanzig PS addieren. Bei Autobahn-Auffahrten oder höherem Tempo ist der Dreizylinder dann doch etwas durstig, wodurch wir auf einen kombinierten Testverbrauch von 6,8 Liter pro 100 Kilometer erzielt haben. Speziell bei sportlich Fahrweise klingt der kleine Turbobenziner deutlich angestrengt und liefert nicht wirklich die daraus erwartete Leistung. Man ist mit diesem Aggregat eben viel lieber vorausschauend und komfortabel unterwegs, denn dann gibt es auch nicht viel zu meckern.
Apropos Komfort: Diesen liefert auch das Fahrwerk trotz 18-Zoll Top Bereifung ab, selbst holprige Passagen werden hier gut ausgewogen. Die Lenkung ist ebenso mit reichlich Komfort, dennoch zielgenau abgestimmt, sodass auch kurvige Etappen für Fahrspaß sorgen.

Fa(hr)zit:

Der neue VW Taigo erweckt nach unserem Intensivtest einen deutlich erwachseneren Auftritt, als man es eigentlich erwartet hätte. Trotz der schräg abfallenden Dachlinie verfügt man auch in der zweiten Sitzreihe über reichlich Kopf- und Beinfreiheit. Selbst beim Ladevolumen gibt es nicht zu meckern, denn auch der große Wocheneinkauf lässt sich tadellos verstauen.
Ob der Dreizylinder-Turbobenziner große Freude erweckt, das kommt natürlich auch immer auf die Fahrsituation an. Besonders im urbanen Bereich hätten wir zusätzliche Pferde unter der Haube vermutet, auf längeren Etappen würden wir den Vierzylinder wählen.

Was uns gefällt:

  • Die Geräumigkeit trotz abfallender Dachlinie
  • Die Haptik des Interieurs
  • Die Bedienung der Elemente

Was wir noch verbessern würden:

  • Die Geräuschdämmung auf Autobahn-Etappen
  • Die Topmotorisierung auf Langstrecken bzw. bei höherem Tempo

Factbox: Volkswagen Taigo R-Line TSI DSG

Motor/Antrieb

Motor: Dreizylinder-Turbobenziner, vorne quer
Hubraum: 999 ccm
Leistung kW/PS:  81 kW/110 PS
Drehmoment: 200 Nm zwischen 2.000 und 3.000 U/min.
Antrieb: Frontantrieb
Getriebeart: 7-Gang-Doppelkupplung
0-100 km/h: 10,9 Sekunden
V-Max: 191 km/h

Verbrauch/Umwelt

Werksangabe – kombiniert: 5,9-6,7 l/100 km (nach WLTP)
Gas-Junky-Test – Durchschnitt: 6,8 l/100 km
CO2 Emissionen: 133-152 g/km (nach WLTP)

Fahrwerk/Reifen/Bremsen

Bremsen: VA: Scheiben, HA: Scheiben
Felgen/Reifen: 215/45 R18

Gewicht und Maße

Leergewicht: 1.260 kg
L/B/H: 4,266 / 1,757 / 1,515 m
Radstand: 2,554 m
Kofferraumvolumen: 440 bis 1.222 Liter
Tankinhalt: ca. 40 Liter
Kraftstoff: Super

Preise

VW Taigo zu haben ab: € 24.290,-
VW Taigo R-Line 1,0 TSI DSG zu haben ab: € 31.160,-
Preis Testfahrzeug inkl. NoVA und MWSt: € 34.734,68,-

Sonderausstattung

Farbe: Rauchgrau Metallic € 575,82
IQ Light – LED-Matrix-Scheinwerfer € 1.050,84
Navigationssystem Discover Media € 853,02
Räder 18-Zoll Misano € 361,62
Schlüsselloses Schließ- und Startsystem € 399,42
Unlimited-Paket € 425,88
Unlimited Paket Preisvorteil € -693
VW Garantie 5 Jahre oder 100.000 Kilometer € 349
NoVA Abschlag € -350

(c) Bilder: Sebastian Poppe