VW ID.3 Praxistest: Keine leichte Aufgabe…

Das ist echt alles andere als easy, glaubt mir. Der neue VW ID.3 führt eine jahrzehntelange Ära fort und dies mit ein wenig Verspätung, dass man an der E-Mobilität als Massenproduzent nicht mehr vorbeikommt ist logisch.
Der ID.3 soll sozusagen der bessere e-Golf werden und mit der neuen MEB-Plattform des Konzerns die Masse begeistern.

Das sehr futuristische Design inklusive der speziellen Felgen sorgt bei einigen Passanten für den klassischen Kopfverdreher, wobei hier auch der knallige Farbton sofort ins Auge springt. Jedenfalls hebt man sich derzeit noch mit dem neuen ID.3 von der Masse ab und nimmt somit Einzug in die Wende der Mobilität.

Interieur: Die kleinen Problemchen

Der Innenraum des neuen ID.3 wirkt natürlich sehr luftig, ein cooles Feature ist die riesige Mittelkonsole, die mit reichlich Ablagefläche dient.
Bei den Sitzen als auch bei der Bein- und Kopffreiheit in zweiter Reihe können wir keinesfalls meckern. Das großzügige Kofferraumvolumen überrascht mit Golf-Abmessungen (385-1.267 Liter). Wer noch ein wenig mehr verstauen möchte, der kann natürlich auch zum neuen ID.4 greifen.  
Ein wenig kritisch betrachten wir die Materialwahl im Interieur, denn auch der e-Golf in letzter Generation konnte mit deutlich präziserer Haptik überzeugen. Darüber hinaus kommt man bei solch einem Modell an der Digitalisierung des Innenraums gar nicht mehr vorbei, ohne nun jede Menge Kritik einstecken zu müssen.
Dennoch würden wir uns dementsprechend ein Infotainment-Display wünschen, welches die Befehle flott annimmt und diese auch zügig verarbeitet. Bei der Testversion arbeitete die Infotainment-Zentrale immer zeitversetzt bzw. verlangsamt, das passt gar nicht zu dem futuristischen Charakter des Modells.
Auch die Slider-Oberflächen könnten für Fahrten in der Nacht beleuchtet werden, da man die ersten Male weder die Lautstärke verstellen noch die Temperaturregelung „blind“ trifft.
Über die Multifunktionstasten am Volant lässt sich wie bereits beim neuen Golf 8 und Golf 8 Variant streiten, die haptische Rückmeldung könnte sich deutlich wertiger anfühlen.

Ob man mit dem Mäusekino hinter dem Lenkrad glücklich wird, das ist Geschmackssache.
Ein sehr cooles Feature finden wir den Drehbalken, mit dem die Fahrstufe eingelegt wird, dies kennt man bereit von den Bayern.

Fahrverhalten und Reichweite: Der Alltagsheld schlecht hin!

Deutlich besser gefällt uns wie erwachsen der neue ID.3 fährt.
Einerseits ist man nahezu lautlos mit dem neuen ID.3 unterwegs, andererseits könnte man meinen, dass der Wolfsburger ein paar GTI-Gene geerbt hat und die Kräfte ausschließlich an die Hinterachse weiterleitet. Wobei man hier keine Angst vor bösen Drifts haben muss, denn das ESP hat alles bestens unter Kontrolle.
Die Testversion mit der 58 kWh-Batterie leistet 150 kW /204 PS und 310 Nm , diese werden wie bereits erwähnt an die Hinterachse über ein 1-Gang-Automatikgetriebe losgelassen.
Dementsprechend bewegen sich auch die Mundwinkel beim Beschleunigungsvorgang nach oben, wobei die Kombination aus reichlich Dampf und dem sehr entspannten, lautlosen Gleiten den ID.3 zum Alltagshelden auszeichnen.
Reichweitenängste gibt es hier keine, denn selbst bei flotter Fahrweise sind 290 Kilometer möglich, meist reiht man sich aber unter 20 kWh /100 Kilometer ein, sodass über 300 Kilometer kein Problem darstellen.
Außerdem stellt auch die Ladezeit kein Problem dar, denn auf der 11 kW Wallbox ist man spätestens nach 6:15 Stunden vollgeladen. Aber meist quetscht man ja den Akku sowieso nicht ganz aus, sodass die Ladezeit nochmals deutlich verkürzt wird.
Sollten längere Etappen geplant werden, so ist mittels 100 kW Schnelllader der Akku in nur 35 Minuten auf 80 Prozent geladen. Damit bewegt sich der ID.3 bereits in die richtige Richtung und zählt für uns zu den besten E-Fahrzeugen am Markt.

Preispolitik: Keine NoVA und satte Förderungen!

Der Einstieg in die reinelektrische Welt der Wolfsburger gelingt ab € 34.590 mit der 45 kWh Version, die Version mit dem 58 kWh Akku ist ab € 38.590 (107 kW / 145 PS) erhältlich.
Die First Edition des Testwagens ist leider nicht mehr erhältlich, demnach kann die Pro Performance Version mit (150 kW / 204 PS) ab € 40.090 geordert werden.

Hier werden dann nochmals € 3.000 staatliche Förderung und bis zu € 4.800 Mobilitätsbonus von Seiten des Herstellers abgezogen, womit die Preispolitik recht stimmig wirkt.

Fazit:

Der neue ID.3 überrascht mit erstklassigen Fahrverhalten und in der Testversion auch mit reichlich Power, welche an die Hinterachse weitergeleitet wird.
In puncto Ladedauer als auch Preispolitik überrascht der neue ID.3, dies gilt auch für das großzügige Platzangebot inklusive dem Kofferraumvolumen. Kritik gibt es für die eher durchschnittliche Haptik des Interieurs als auch für das langsam arbeitende Infotainment-System.

Was uns gefällt:

  • Das Fahrverhalten
  • Die großzügige Ablagefläche
  • Die Ladedauer

Was wir noch verbessern würden:

  • Die Schnelligkeit des Infotainment-Systems
  • Die Materialwahl im Zuge des Facelifts
  • Die Slider-Oberflächen beleuchten 

Technische Daten: ID.3 1ST Edition Max mit Wärmepumpe 4-türig

Motor/Antrieb

Motor: Elektromotor, Batteriekapazität 58 kWh
Leistung kW/PS: 150 kW/ 204 PS
Drehmoment: 310 Nm
Antrieb: Heckantrieb
Getriebeart: Automatikgetriebe (1-Gang)
0-100 km/h:  7,3 Sekunden
V-Max: 160 km/h

Verbrauch/Umwelt

Werksangabe – kombiniert: 16,1 kWh/100 km
Gas-Junky-Test – Durchschnitt: 21,0 kWh/100 km
Reichweite nach WLTP: 390-425 km

Ladedauer

Wallbox, Typ 2 Ladestation (7,2 kW): 9:30 Stunden
Wallbox, Typ 2 Ladestation (11 kW): 6:15 Stunden
Schnelladestation (100 kW) bis 80%: 35 Minuten

Bremsen/Reifen/Felgen

Bremsen: VA: Scheibenbremsen (innenbelüftet) HA: keine Angabe
Felgen/Reifen: 215/45 R20

Gewicht und Maße

Leergewicht: 1.805 kg
L/B/H: 4,264m / 1,809m / 1,537m
Radstand: 2,770 m
Kofferraumvolumen: von 385 – 1.267 Liter

Preise

VW ID.3  zu haben ab: € 34.590,-
VW ID.3 58 kW zu haben ab: € 38.590,-
Preis Testfahrzeug inkl. NoVA und MWSt: € 49.590, –

(c) Bilder: Sebastian Poppe