Bereits die Ankündigung der reinelektrischen Version, des XC90 – bekannt unter der Modellbezeichnung EX90 zeigt die Elektrifizierungsoffensive der schwedischen Marke, denn neben dem XC40 und dem C40 soll nun auch das Flaggschiff der Marke ohne Verbrenner auskommen und für gute Umsätze sorgen.
Ganz unabhängig davon haben wir uns natürlich bereits schon Wochen davor auf den Testeinsatz mit dem 7-sitzigen Oberklasse-SUV-Modell gefreut. In diesem Fall ganz besonders, denn nicht nur die Systemleistung wurde auf 455 PS und 709 Nm angehoben, sondern auch das E-Aggregat unterstützt den Vierzylinder-Benziner mit deutlich mehr Leistung. Außerdem verfügt der noble Schwede auch über ein größeres Akku-Paket, welches laut Hersteller zwischen 64-73 Kilometer rein elektrische Reichweite zur Verfügung stellen sollen. Aber alles mal nach der Reihe.
Motoren und Fahrverhalten: Reichweite nahezu verdoppelt!
Klar, hätten die knapp über 400 PS Systemleistung auch gereicht. Bei der Reichweite ist man mit dem neuen Modelljahr deutlich entspannter unterwegs, denn mit 55 Kilometer im Alltag (davor meist 35-40 Kilometer pro Ladung) selbst bei winterlichen Temperaturen kann man allemal leben, dafür ist der größere Akku (18,8 satt 11,6 kWh) verantwortlich. Auch das Zusammenspiel zwischen Verbrenner und E-Motor in Kombination mit der 8-Gang Automatik könnte besser nicht abgestimmt sein.
Weniger zufrieden sind wir mit der maximalen Ladeleistung von weiterhin 3,7 kWh, da ist man bei der deutschen Konkurrenz ein wenig flotter unterwegs. Würde uns jetzt aber nicht stören, da wir sowieso meist über Nacht geladen haben und uns hier die fünf Stunden keinesfalls Zeit gestohlen hätten.
Lässig finden wir, dass man die geladene Energie „einfrieren“ kann, wenn man beispielweise längere Autobahn-Etappen zurücklegt und anschließend innerstädtisch eben rein elektrisch unterwegs sein mag. Außerdem bietet die Hybrid-Technologie des XC90, dass man mit dem Verbrenner ebenso den Akku während der Fahrt laden kann, falls man eben derzeit keine Ladestation in der Nähe hat oder es beispielweise zeitlich nicht schafft.
Wie bereits erwähnt ist die Power des E-Aggregats deutlich angestiegen, von 87 PS auf 145 PS, womit auch das Drehmoment eine deutliche Steigerung erzielte – nämlich von 240 Nm auf 307 Nm. Gleiches gilt auch für den Verbrenner, der Zweiliter mit Turbo und Kompressor Beatmung leistet nun 310 PS und 400 Nm – sodass sich eine Systemleistung von 455 PS und 709 Nm ergibt.
Trotz des hohen Leergewichts von 2,3 Tonnen meistert der Luxus-Schwede den Sprint auf Tempo einhundert in nur 5,4 Sekunden. Das Duo aus Verbrenner- und Elektromaschine liefert natürlich eine unheimliche Power, welche äußerst komfortabel und elegant bei der Weitergabe an alle vier Räder wahrgenommen wird. Dies zählt natürlich auch für die Luftfederung, welche den XC90 über jede noch so große Unebenheit schweben lässt, sodass man besonders längere Etappen völlig stressfrei zurücklegt.
Ohne Stress blickt man auch auf die digitale Einheit, wenn man hier in der Praxis drei Liter pro 100 Kilometer abliest, wenn hier der kombinierte Antriebsstrang erstklassige Arbeit leistet. Sollte man ausschließlich mit dem Otto-Aggregat unterwegs sein, bewegt man sich zwischen neun und zehn Liter pro 100 Kilometer, wodurch auch dieser Verbrauchswert völlig in Ordnung geht für ein Fahrzeug mit nahezu fünf Metern Außenlänge und knapp 2,3 Tonnen Leergewicht.
Schade finden wir an dieser Stelle, dass man die Karosserie nicht manuell absenken kann, beispielweise stufenweise per Regler. Dies passiert immer nur beim Ein- und Ausstieg, sofern man diesen Menüpunkt in einem Untermenü gewählt hat.
Innenraum und Infotainment: Verarbeitung auf dem höchsten Level, Bedienung eher mittelmäßig
Der Siebensitzer ist – wie man es sich in diesem Segment erwarten darf – an allen Stellen des Cockpits nur mit den feinsten Materialien verarbeitet. Der Gangwahlhebel ist aus Orrefors Glas gefertigt und fühlt sich ebenfalls erstklassig an. Auch über die Kopf- und Beinfreiheit dürfen wir kein schlechtes Wort verlieren, ganz im Gegenteil hier geht es ebenso luxuriös zu. Selbst in der dritten Reihe kann man für kürzere Etappen Platz nehmen ohne, dass man sich eingeklemmt fühlt. Werden die Sitze dieser nicht benötigt, so erhält man eine ebene Fläche und 640 Liter Kofferraumvolumen, beim Umklappen der zweiten Sitzreihe sind es dann sogar 1.816 Liter – womit man selbst beim Großeinkauf im Möbelhaus keinen separaten Transporter anmieten muss.
Weniger positive Zustimmung erhält das Infotainment-Display, welches Volvo typisch im Hochformat angeordnet ist. Gegen dieses Format haben wir auch gar nichts einzuwenden, es ist lediglich die fehlende intuitive Bedienung, die für große Ablenkung während der Fahrt sorgt. Das Display verfügt bereits über die neue Oberfläche, welche zwar mehr Spielraum bei der Personalisierung zulässt, aber eben nicht deutlich intuitiver wirkt – da zahlreiche Punkte in den einzelnen Untermenüs versteckt sind. Natürlich merkt man sich nach einigen swipen und touchen, wo die gewünschte Funktion platziert sind, aber man sollte die Einstellung besser vor Fahrtantritt anpassen bzw. während der Fahrt den Co-Piloten ans Werk lassen, um etwaige Änderungen vorzunehmen.
Fazit:
Der Volvo XC90 T8 Recharge kann mit nahezu doppelter rein elektrischer Reichweite dank des größeren Akkus profitieren. Die Verarbeitung des Cockpits lässt die deutsche Konkurrenz ein wenig blass werden. Dies gilt auch für die äußerst komfortable, aber dennoch flotte Abstimmung des Schweden. Verbesserungsbedarf würde die Infotainment-Zentrale benötigen, wobei hier der rein elektrische Nachfolger sicherlich großes Kino bieten wird.
Was uns gefällt:
- Das Zusammenspiel zwischen Verbrenner und Elektromotor
- Die luxuriöse Materialwahl
- Die rein elektrische Reichweite
Was wir noch verbessern würden:
- Manuelles Absenken der Luftfederung
- Intuitiveres Infotainment-Display
Factbox: Volvo XC 90 T8 AWD PHEV Ultimate Bright (7-Sitzer)
Motor/Antrieb
Motor: R4-Zylinder, Direkt-Einspritzung, quer eingebaut (Turbo und Kompressor-Aufladung)
Hubraum: 1.969 ccm
Benzin-Aggregat: Leistung kW/PS: 228 kW/310 PS
Elektro-Aggregat: Leistung kW/PS: 107 kW/145 PS
Systemleistung kW/PS: 334,55 kW/455 PS
Drehmoment Benzin-Aggregat: 400 Nm bei 3.000-4.800 U/min
Drehmoment Elektro-Aggregat: 309 Nm bei 0 – 3280 U/min
Elektrische Reichweite laut Hersteller: 64-73 Kilometer
Antrieb: Allrad
Getriebeart: 8-Gang-Automatikgetriebe „Geartronic“
0-100 km/h: 5,4 Sekunden
V-Max: 180 km/h (140 rein elektrisch)
Verbrauch/Umwelt
Werksangabe – kombiniert l/100 km: 1,2-1,4
Gas-Junky-Test – Durchschnitt l/100 km: PHEV Mode: 3,5; Verbrenner: 8,9
CO2 Emissionen: 28-31g/km
Bremsen/Felgen/Reifen
Bremsen: VA+HA: Scheibenbremsen innenbelüftet
Felgen/Reifen: 275/35 R22
Gewicht und Maße
Leergewicht: 2.297 kg
L/B/H in Meter: 4,953 m /1,923 m /1,771 m
Radstand in Meter: 2,984 m
Kofferraumvolumen: 640 bis 1.816 Liter (262 Liter bei dritter Sitzreihe)
Tankinhalt: 71 Liter
Kraftstoff: Super 98-95
Preise
Volvo XC90 T8 Recharge 7-Sitzer zu haben ab: € 86.750,-
Preis Testfahrzeug inkl. MWSt: € 102.774,-
Sonderausstattung:
Außenfarbe – Denim Blue Metallic € 900
Felgen – 22-Zoll Sport Design € 1.600
Polsterung – Nappaleder Amber Braun / Innendesign Anthrazit € 1.800
Adaptives Luftfahrwerk mit Four C-Technologie € 2.040
Akustikverglasung für die Seitenfenster € 900
Parkkamera mit 360 Grad Surround View € 630
Seiten- und Heckfenster abgedunkelt (ab der B-Säule) € 425
(c) Bilder: Sebastian Poppe
