SEAT Leon Cupra R – Der Wolf im Mattpelz

SEAT Leon Cupra R – Der Wolf im Mattpelz

Nicht wie bei anderen Herstellern muss man dem schnellsten und leider auch letzten Fahrzeug nachtrauern. Der SEAT Leon Cupra R ist zwar der letzte der Cup Racer Abteilung, der das „S“-Logo am Kühlergrill und am Heck trägt. Dennoch wird man weiterhin Cupra Modelle auf Österreichs Straßen begegnen, eben als Submarke von SEAT.

Das sportlich abgestimmte Cupra Modell mit dem R als Zusatz, sorgt sozusagen für den Umschwung, denn die kupferfarbenen Akzente werden auch zukünftig für die Corporate Identity stehen – wie dies bereits auch schon beim neuen Cupra Ateca der Fall ist.

Nicht nur eingefärbte Applikationen und Carbon-Teile, die den 310 PS starken Hot Hatch zusätzliche Aerodynamik spendieren (Heckspoiler sorgt für Abtrieb), zeichnen den wohl stärksten SEAT aller Zeiten aus. Auch die limitierte Auflage von lediglich 799 Stück weltweit lässt die Herzen der Liebhaber ganz schön flattern. Für Österreich wurden nur 20 Stück aufgelegt.  

Umfangreiche Serienausstattung 

Ein weiteres Argument für den flotten Spanier ist die umfangreiche Serienausstattung: 19-Zoll-Leichtmetallfelgen, eine größer dimensionierte Brembo-Anlage an der Vorderachse (370 mm), Navigationssystem, Soundsystem von Beats, Abstandstempomat, Schalensitze, Rückfahrkamera, LED-Leuchten und Key-less-Go runden das Paket ab. Dieses sorgt zwar für 50-Extra-Kilos, die jedoch durch die gesteigerte Leistungskurve wieder wettgemacht werden.

Außen hui, innen hui? 

Auch im Interieur merkt man einen deutlichen Unterschied zum „herkömmlichen Cupra-Modell“. Sofort sticht das abgeflachte Alcantara Sport-Volant in die Augen, welches ausgezeichnet in den Händen liegt. Einzelne Elemente wurden auch hier mit kupferfarbenen Umrandungen geziert, um dem Gesamtpaket gerecht zu werden.

Die Schalensitze wurden ebenfalls mit Alcantara-Materialien verziert, einzig und allein die Außenwangen sind in Carbon-Optik versehen. Diese sorgen bei hohen Tempi auf kurvigen Strecken für ausgezeichneten Seitenhalt und lassen gleichzeitig auch auf Langstrecken hohen Komfort zu.

Dennoch stößt man sich vereinzelt leider auch an Materialien, die uns in dieser Kosten-Liga ein wenig ein Dorn im Auge sind. Denn mit der matten Lackierung treibt man den Preis über die 50.000 Euro-Marke. 

Um den Kompaktsportler noch einzigartiger wirken zu lassen, färbte man die Rundinstrumente mit einem grauen Farbton ein, die Ziffern wurden in weiss angebracht. Sieht gut aus, doch besonders an sonnigen Tagen sind helle Ziffern auf einem hellen Hintergrund,  etwas schwieriger ablesbar.

In Österreich sollte man dann schnell auf die digitale Anzeige der Geschwindigkeit scrollen, denn Mr. Bleifuß wird mit dem schnellsten SEAT aller Zeiten flotter mit einem Fuß im Kriminal stehen, als es ihm wohlmöglich lieb ist.

Wie fährt sich der schnellste SEAT aller Zeiten? 

Der Zweiliter-Benziner mit Turboaufladung hängt nämlich ausgezeichnet am Gas. Die Lenkung ist noch um eine Spur präziser als beim zehn PS schwächeren Geschwistermodell ausgelegt. Das adaptive Fahrwerk (DCC) lässt sich je nach Bedarf auf komfortabel oder eben „brettelhart“ stellen.

Im Cupra-Modus kann es dann schon mal passieren, dass einem die ein oder andere Plombe rausflutscht, wenn man das Kanaldeckel-Netz erkundet.

Dank der elektronischen Sperre ist es auch möglich, dass die Kräfte bis zu 100 Prozent auf ein Rad der Vorderachse weitergeleitet werden. Spätestens dann merkt man, dass es eigentlich viel zu wenige Doppel- oder Spitzkehren in der Umgebung gibt, denn diese sorgen mit dem schärfsten SEAT Modell für unbeschreibliche Fahrfreude hinter dem griffigen Sportvolant! Untersteuern wird hier zum Fremdwort.

Selbst wenn man den Bremspunkt mal verschläft, ist es tatsächlich noch viel zu früh, um auf das mittlere Pedal zu latschen. Denn die Brembo-Anlage packt ungewöhnlich leichtfüßig und zugleich kräftig zu, sodass man selbst mit der leichtesten Berührung gleich mal ordentlich an Tempo einbüßt.

Das Sechsgang-Getriebe passt zu diesem Modell, wie die Faust aufs Auge. Die Schaltwege sind wunderbar präzise abgestimmt, sodass man sich auch bei schnellen Gangwechseln kaum in den Gassen verirren kann. Einzig und allein würden wir den langen Kupplungsweg noch ein wenig verkürzen, um dem „R“ Kürzel gerecht zu werden.

Loben muss man jedoch die Fahrleistungen, denn die Tachonadel fährt bereits nach läppischen 5,8 Sekunden an der 100er Marke vorbei.

Im Cupra-Modus lässt der Katalane nichts anbrennen, die Sportabgasanlage des GTI Clubsport wurde nochmals modifiziert und sorgt im oberen Drehzahlbereich für ein knalliges Silvesterkonzert.

Nicht nur bei den Lastwechseln ballert es aus der zweiflutigen Abgasanlage, sondern auch bei leichten Gasstößen bei höherer Drehzahl, macht der Cupra ordentlich Krawall. Aber das geht für den schärfsten SEAT aller Zeiten ganz klar in Ordnung. Außerdem sollte man sich vor Augen führen, dass Heinz Hollerweger für das stärkste Modell der Marke verantwortlich war. Dieser ist für straßenzugelassene Fahrzeuge mit einer nicht gerade zurückhalten Motorsport-DNA bekannt.

Beachtlich ist jedoch, dass man aus dem katalanischen Racer mit Straßenzulassung auch in einen alltagstauglichen Leon verwandeln kann. Auf Knopfdruck werden alle Muskeln entspannt. Das Ansprechverhalten ist zwar nicht mehr ganz so bissig, jedoch macht dies einen Wolf im Mattpelz noch attraktiver.

Preis/Leistung?

Über die Preispolitik kann man natürlich diskutieren, denn echte Cupra-Liebhaber werden der limitieren Edition kaum widerstehen können. Wer auf die einzelnen Modifikationen verzichten kann, der wird auch mit dem zehn PS schwächeren Cupra seine Fahrfreude haben.

Wir würden jedenfalls zum schnellsten und wohl auch teuersten Modell greifen, denn die Fahreigenschaften und die matte Lackierung haben es uns angetan. Außerdem ist mit einem besseren Werterhalt bei diesen Fahrzeugen zu rechnen, als bei einem herkömmlichen Cupra-Modell.

Fazit:

Obwohl der SEAT Leon Cupra R wesentlich dezenter wirkt als so manch andere Kompaktraketen mit Beflügelung, lässt er im Fahrbetrieb echt nichts anbrennen. Trotz der 310 PS zerrt er nicht an der Vorderachse, sorgt aber trotzdem für beeindruckenden Kurvenspeed. Außerdem lässt sich der katalanische Adrenalinbeschleuniger auch im Alltag mit dem nötigem Restkomfort ausgezeichnet bewegen.

Was uns gefällt:

  • Das griffige Alcantara Volant
  • Die Fahrleistung
  • Die Spreizung zwischen Komfort und Dynamik

 Was wir uns noch wünschen würden:

  • Kürzerer Kupplungsweg
  • Besser ablesbare Rundinstrumente
  • Einen langen Testzeitraum – einen ganz langen…

Motor/Antrieb

Motor: 4 Zylinder Direkteinspritzer, Abgasturbolader
Hubraum / Verdichtung: 
1.984 ccm
3 / 9,3:1
Leistung  kW /PS (Gesamt): 228 kW / 310 PS bei 5.800-6.500 U/min
Drehmoment: 380 Nm bei 1.800 – 5.700 U/min
Antrieb: Frontantrieb
Getriebeart: 6-GangSchaltgetriebe
0-100 km/h: 5,8 Sekunden
V-Max: 250 km/h

Verbrauch/Umwelt 

Werksangabe – Stadt/Land/kombiniert, l/100 km: 9,9 / 5,8 / 7,3
Gas-Junky-Test – Durchschnitt: 9,09,5 l/100 km
CO2 Emissionen: 170 g/km

Fahrwerk / Reifen / Bremsen 

Vo. Achse: Einzelradaufhängung mit McPherson-Federbeine mit Schraubenfedern
Hi. Achse: Multilink-Aufhängung
Bremsen: VA + HA: Innenbelüftete Scheibenbremsen
Felgen / Reifen: 8 J 19, 235/35 R 19 (Serienbereifung-Sommer)

Gewicht und Maße

Leergewicht: 1.453 kg
L/B/H: 4,282 / 1,816 / 1,459 (Meter)
Radstand: 2,618m
Wendekreis: keine Angabe
Kofferraumvolumen: 380 bis 1.210 Liter
Tankinhalt:
50 Liter
Kraftstoff:
mind. Super 98

Preise: 

Seat Leon Cupra zu haben ab: 43.440,- €
Basispreis SEAT Leon Cupra R:
49.690,- €
Preis Testfahrzeug inkl. NoVA und Mwst: 52.839,98 €

Fels-Grau MATT 3.044,11 €

(c) Bilder: Dominic Goebel

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