Renault Mégane R.S. – Kurztest

Renault Mégane R.S. – Der RENNault Mégane

Designschmankerl

Die bereits vierte Generation des Rennsport-Franzosen hat sicher nichts mit einem faden „Baguette“ zu tun. Viel mehr ist dies wie ein schmackhaftes Coq au vin, welches man mit dem besten Rotwein verfeinert hat. Wirklich cool, die Front mit den Boomerang-ähnlichen Tagfahrlichtern beziehungsweise Blinkern, welche sich bis nach vorne in die Stoßstange ziehen. Ebenfalls einzigartig: Die Nebelscheinwerfer welche ein wenig an ein Racing-Flaggen-Design erinnern.

Aber nicht nur dadurch unterscheidet sich der „Normalo“-Mégane vom RS-Mégane. Gute sechs Zentimeter ist die Karosserie des rennstreckentauglichen Franzosen breiter, als bei der Vernunft-Version.
Spätestens von hinten betrachtet ist dann alles klar – hier handelt es sich nicht um einen schnöden 95 PS – Diesel.
Die Lichtsignatur am Heck, welche sich mittig, fast bis zum Renault-Emblem zieht, kennt man schon von einigen anderen Modellen des französischen Herstellers. Beim Mégane R.S. kommen allerdings noch eine verbreiterte Heckstoßstange, mit einem mächtigen Diffusor inklusive zwei mittig sitzenden Endrohren, welche sich hinter einer trapezförmigen, großen, verchromten Blende verstecken, dazu.

Sportlicher Arbeitsplatz

Im Innenraum fallen einem als allererstes die Alcantara-Schalensitze (Aufpreis) mit dem roten RS-Logo in den Kopfstützen auf. Das Gestühl bietet nicht nur tadellosen Seitenhalt, selbst für die „breitere Generation“, ist es auch mit Abstand der bequemste Schalensitz in dem ich bis jetzt Platz nehmen durfte. Auch das Ledervolant aus Alcantara und Glattleder,  mit der aus dem Rennsport bekannten „12-Uhr-Markierung“, liegt nicht nur gut in der Hand, sondern sieht auch noch verdammt schick aus. Hinzu gesellen sich noch Alu-Pedalerie, rote Ziehrnähte an Schaltsack und manueller (!!!) Handbremse, sowie Carbon-Applikationen. Der 8,7 Zoll Touchscreen ist bekannt – manche lieben ihn, für manche gestaltet er sich ein wenig mühsam. Fakt ist, man braucht schon eine kleine Eingewöhnungsphase bis man weiß, wo man hindrücken muss, um alle Funktionen schnell abrufen zu können.

Das Zusatzknöpferl speziell für den Ren(n)ault:

Die R.S.-Drive-Taste. Hier kann man dann seinen gewünschten Fahrmodus wählen. Von „Normal“ über „Sport“ bis hin zu „Race“. Bei letzterem sind dann nochmals die Kennfelder des Motors und der Lenkung geschärft, sowie Fahrhilfen deaktiviert. Die Fahrwerksabstimmung bleibt dabei ziemlich straff, da es kein adaptives Fahrwerk gibt – auch nicht gegen Aufpreis.
Optional ein Kreuzerl kann man fahrwerksspezifisch aber doch noch setzen, nämlich jenes, für das „Cup Paket“ (2.074,- €). Hier gibt’s dann Cup-Fahrwerk, damit liegt der R.S.-Megane nochmals einen knappen Zentimeter tiefer, die Bremssättel glänzen in Rot und ein Torsen-Sperrdifferential ist mit an Bord.

Etwas gewöhnungsbedürftig ist die Position des Radioreglers rechts unten, hinter dem Lenkrad versteckt. Auf die Schnelle habe ich gleich mal versehentlich die Heizung in die Höhe gedreht, als ich zum Drehregler in der Mittelkonsole gegriffen habe – dabei wollte ich doch nur das Radio lauter machen. Apropos Radio: Aufpreispflichtig, aber dennoch mit  von der Partie, ist ein BOSE-Surround-Sound-System, welches mindestens genauso abgeht wie die französische Sportskanone.

Kurven à la 4Control

Der Megane R.S. verfügt, wie auch schon die GT-Version über die Allradlenkung 4Control. Sprich: Die Hinterräder lenken mit. Dies macht den Kompaktrenner sehr spritzig und wendig, vor allem in engen Kehren. Fahrwerkstechnisch kann man so gut wie nichts bemängeln, der R.S. klebt förmlich am Asphalt. Die Abstimmung ist sehr ausgeklügelt, man möchte eigentlich schon sagen – perfekt. Man kann den Mégane nämlich auch wirklich gut im Alltag genießen, ohne das einem jedes Mal die Plomben herausfallen, wenn man über Unebenheiten oder ein Schlagloch fährt.

Dennoch gibt es ein kleines „Aber“.

Das „Aber“ bezieht sich dann, jedoch nur auf diejenigen, welche den Ren(n)ault auch mal über eine Rennstrecke heizen, oder hin und wieder mal etwas „bleifüßig“ ein paar Serpentinen hochjagen wollen. Ohne dem Cup-Fahrwerk wird es hier nicht für die Bestzeit reichen, denn sobald mal aus der Kurve herausbeschleunigen möchte, schiebt der R.S. leider doch recht bestimmend über die Vorderräder. Spätestens hier wünscht man sich dann doch das Sperrdifferential.
Für einen Blitzstart an der Ampel, muss man recht behutsam mit dem Gaspedal vorgehen, da das Drehmoment schon recht früh anliegt – Launch-Control gibt’s leider nur in Verbindung mit dem Doppelkupplungsgetriebe EDC.

Gebiss festhalten

Die Brembo-Bremsanlage – nun ja, ich könnte jetzt eine halbe Seite darüber schwärmen, wie harmonisch und gleichzeitig bissig diese ihre Arbeit verrichtet. Belassen wir es einfach dabei, dass sie verdammt gut zupackt und auch im „Rennmodus“ keine Schwächen und Ermüdungserscheinungen erkennen lässt.

Knackpunkt

In diesem Fall wünscht man sich eigentlich „knackig“, doch leider sind es die Schaltwege des manuellen Getriebes, nicht wirklich. Ohne jetzt das Getriebe schlecht machen zu wollen – das passt, es ist zwar recht lange übersetzt, aber bei einem Drehmoment von knapp 400 Nm geht das auch völlig in Ordnung. Die Länge der Schaltgassen passt ebenfalls, diese sind kurz, aber eben nicht knackig. Das Gangeinlegen fühlt sich ein wenig schwergängig an – hier dürfen die Franzosen nochmals ein klein wenig nachbessern. Auch die Griffigkeit der Kupplung passt – man merkt, dass dies ein Kompaktsportler ist und keine Familienkutsche. Dennoch muss ich auch hier kurz einhaken. Der Kupplungsweg ist, der eines rennstreckentauglichen Mégane, nicht ganz würdig. Dieser fällt viel zu lange aus. Ein Problem, dass wir leider schon bei mehreren Kompaktsportlern beobachten konnten. Warum man diesen nicht auch der Kürze der Schaltwege anpasst? Diese Frage haben wir uns schon öfters gestellt.

Zum Schluss gibt’s was auf die Ohren

Das Beste kommt zuletzt – denn endlich versteht es ein Hersteller, dass man Sportlichkeit auch akustisch zum Ausdruck bringen MUSS! Kein Soundgenerator im Innenraum, der irgendwelche utopischen V6-Klänge erzeugt. Nein – hier blubberts und knallt es wirklich. Auch die Lautstärke geht in Ordnung. Die „Geräuschkulisse ist keineswegs aufdringlich, aber doch so, dass man auf jeden Fall mal weiß, da steckt mehr unter der Haube. Sehr fein gelöst wurde das Ganze auch im Cockpit – hier bekommt man bei geschlossenem Fenster gar nicht so viel von der Silvester-Party mit.

Leider war der Kurztest übers Wochenende – Sie ahnen es – viel zu kurz. Gerne hätten wir Ihnen noch mehr Fahreindrücke vermittelt. Dennoch – der Ren(n)ault Mégane macht seine Sache sehr gut – vor allem wenn es um die Kombination aus Sportlichkeit und Alltagstauglichkeit geht.

Und wer dann doch eher in der „Bleifußkategorie“ zu Hause ist, der möge sich doch einfach das Cup-Paket dazu ordern. Da gibt’s dann definitiv weniger Kompromisse…

 

Mein FAZIT:

Was mich begeistert:
Die Wahnsinns Optik und das Design! Breit und tief – so muss das sein.
Wendigkeit dank 4Control
Auspuffsound! Endlich gibt’s mal auch ein wenig Krawall.

Was ich mir noch wünschen würde:
Knackigere Getriebeführung
Serienmäßiges Sperrdifferenzial und Launch-Control für das Schaltgetriebe.
Kürzeren Kupplungsweg oder eben zum EDC greifen (Doppelkupplung)

Factporn:

Modell: Renault Mégane R.S. 280
Motor / Antrieb: Vierzylinder-Reihenmotor mit Turbo-Aufladung und Direkteinspritzung, wartungsfreie Steuerkette
Hubraum / Verdichtung: 1.798 ccm3 / 9:1
Leistung  kW /PS (Gesamt): 205 kW / 280 PS bei 6.000 U/min
Drehmoment: 390 Nm bei 1.700- 2.400 U/min
Antrieb: Frontantrieb
Fahrwerk:
Vorderachse: McPherson-Federbeinachse mit entkoppelter Lenkachse
Hinterachse: Verbundlenker-Achse
Getriebeart: 6-Gang manuell
0-100 km/h: 5,8 Sekunden
V-Max: 255 km/h
Verbrauch Werksangabe – Stadt/Land/kombiniert, l/100 km: 8,4 / 6,0 /6,9
Verbrauch Test – Durchschnitt: 9,6 Liter
Leergewicht:
1.407 kg
L/B/H: 4,364 / 1,875 / 1,435 (Meter)
Radstand: 2,669 (Meter)
Wendekreis: 11,1m
Kofferraumvolumen: 294 Liter
CO2 Emissionen:
163 g/km
Tankinhalt:
46 Liter
Kraftstoff:
Super 95, empfohlen sind 100 Oktan
Renault Megane zu haben ab: 17.690 € (Modell LIFE TCe 100)
Basispreis Renault Megane R.S.:
36.190 €
Preis Testfahrzeug inkl. NoVA (14 %) und Mwst: 44.551,10 €

Sonderausstattung:

Winterpaket R.S.: 368,50 €
Sitzheizung vorne, Scheinwerferwaschanlage

Park-Premium-Paket: 737,- €
Parksensoren seitlich, Toter-Winkel-Warner, Rückfahrkamera, Handsfree-Parking,

Head-Up Display: 469,- €

Bose Surround-Soundsystem: 804,- €

19″ Zoll Felgen Schwarz INTERLAGOS: 1.326,60 €

R.S. Alcantara Lederlenkrad mit Referenzpunkt: 402,- €

Alcantara Lederpolsterung R.S.: 2.010,- €

Speziallackierung Tonic Orange: 2.144,- €

(c) Bilder und Text: Gas Junky

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