Praxistest: VW Passat GTE Variant – In der Ruhe liegt die Kraft!

Bereits seit den 70er Jahren zählt der Passat – ebenso wie der Golf – als fixe Größe des niedersächsischen Herstellers. Mehr als 30 Millionen Exemplare liefen bisher vom Band. Bevor SUV-Modelle und/oder Elektromodelle die Straßen erobern hat Volkswagen der Nummer acht des Mittelklasse Modells ein Facelift verpasst.

Dennoch würde man niemals ein Erfolgsmodell komplett ummodeln, schon gar nicht, wenn es sich – wie in diesem Fall – um eine Facelift-Version handelt. Somit hat man neben neuen Leuchten auch die Schürzen modelliert und den Modellschriftzug am Heck unter dem Markenlogo zentriert. Neben den Diesel-Versionen hat man auch der bereits vorhandenen Dualherz-Version verbesserte Technik spendiert. Apropos Technik: Auch das Infotainment-System wurde mehr als nur zeitgerecht aufgepeppt.

31 Prozent gesteigerte Batteriekapazität

Der Passat GTE – in unserem Fall die Variant Version – verfügt nun über eine um 31 Prozent gesteigerte Batteriekapazität. Die bisherigen 9,9 kWh wurden auf 13 kWh erhöht, sodass laut Hersteller im NEFZ-Zyklus statt 50 nun 70 Kilometer rein elektrisch zurückgelegt werden können. Laut WLTP-Messung gibt der deutsche Konzern 56 Kilometer an, aber auch dieser Wert wird in der Praxis unterboten, denn mit vorausschauender Fahrweise und zurückhaltendem Gasfuß erreicht man realistisch 45 Kilometer. Dennoch liegt man mit diesem Wert über der durchschnittlich gefahrenen Strecke des österreichischen Autofahrers und somit erfüllt die GTE-Version bereits einen der wesentlichen Aspekte.

Geschmälerte Ladedauer!

Ein weiterer durchaus positiver Punkt ist natürlich die geschmälerte Ladedauer im Vergleich zu rein elektrischen Fahrzeugen. Denn selbst an der Haushaltsteckdose ist die Batterie des Lademeisters aus Wolfsburg nach fünf Stunden vollgeladen, an der Wallbox sollte man ca. dreieinhalb Stunden einrechnen.

Reduzierte Fahrmodi

Nun gut, die Batterie verfügt über volle Kapazität. Nach drücken des Startknopfes beamt man sich vom Fleck, standardmäßig im E-Modus (bis zu 130 km/h).
Und hier müssen wir die Habenseite des Wolfsburgers um eine weitere Anmerkung erweitern, denn die Facelift Version des Passat GTE Variant verfügt nun ausschließlich über drei statt bisher fünf verschiedene Modi (E-Modus, Hybrid-Modus und GTE-Modus). Am sinnvollsten haben wir den Hybrid-Modus empfunden, denn hier wählt das Fahrzeug automatisch die Einstellungen, sodass die Effizienz wohl am höchsten ausfällt.

Auf dicke Hose machen…

Mittels E-Modus haben wir uns großteils im urbanen Bereich oder in Staus bewegt, wobei auch dies der Hybrid-Modus ohne Aufforderung erfüllt. Im Hinterland wechselt man dann gerne mal in den GTE-Modus. Hier wird nicht nur der Boost deutlich erhöht, sondern auch das Klangerlebnis. Wodurch der 1,4-Liter-TSI (156 PS) und das E-Aggregat (115 PS) nach einer deutlich höheren Systemleistung als 218 PS klingen, aber lassen wir den GTE mal auf dicke Hose machen.
Denn die Fahrleistungen sind keinesfalls abschreckend, eher atemberaubend für den knapp 1,8-Tonner mit nicht gerade sportlichem Außenkleid. Dazu trägt auch das Sechsgang DSG einen wesentlichen Teil bei, denn die Gangwechsel erfolgen flott, dennoch ruckfrei. Der einzige Unterschied bei der GTE-Version besteht darin, dass man auf dem Wahlhebel statt dem S-Modus über den sogenannten B-Modus verfügt, wodurch das Fahrzeug 100 Prozent über die E-Maschine rekuperiert – anfangs ein wenig gewöhnungsbedürftig, aber nach mehreren Fahrten ein durchaus cleverer Aspekt, um Energie zu sparen.

Traktionslämpchen im Dauereinsatz

Die 100er Marke wird bereits nach 7,6-Sekunden gebrochen, wobei dies ausschließlich auf trockener Fahrbahn möglich ist. Und hier kommen wir bereits zu unserem Eintrag ins Lastenheft, denn die GTE-Version verfügt über keine Allradversion, nicht mal gegen Aufpreis. Bei nasser Fahrbahn zerren die 400 Nm des E-Aggregats und die zusätzlichen zwofufzig des Verbrenners an die Vorderachse, sodass das Traktionslämpchen im Dauereinsatz ist.

Plag-ihn-Hybrid?

Verzichtet man auf die zusätzliche E-Power so wirkt der 1,4-Liter Benziner eher als „Plag ihn Hybrid“ – denn der Verzicht auf das hohe Drehmoment wird dann deutlich spürbar. Demnach wird klar, dass die Kraft des Wolfburgers ganz klar in der Ruhe liegt. Auch ohne GTE-Modus – vorausgesetzt die Batterie verfügt über reichlich Saft – ist man mit der Dualherz-Version gut versorgt.

Saubermacher fährt teilautonom

Dies zählt auch für die Effizienz dieser Version, denn bei vorausschauender Fahrweise kann man die fünf Liter Marke problemlos unterbieten, im Falle des GTE Modus ist man noch immer mit einer sieben vor dem Komma unterwegs. Außerdem erfüllt die Passat GTE Version die Abgasnorm Euro6 und fährt mittels optionalen Travel Assist teilautonom auf Level zwei. Wobei diese Funktion in einer etwas abgespeckten Version mittels ACC und dem Spurhalte-Assistent bereits davor große Arbeit leistete, nun werden aber auch engere Kurven teilautonom durchfahren und auch bei Baustellen-Abschnitten bleibt das System funktionstüchtig – Hut ab!

Erstklassiges Interieur mit cleveren Technologien

Die positiven Eindrücke ziehen sich weiter bis in den Innenraum des Wolfsburgers, denn neben der erstklassigen Haptik wird nicht nur für tadellose Kopf- und Beinfreiheit in beiden Reihen gesorgt, auch der minimale Verlust von knapp 100 Liter Ladevolumen ist durchaus verkraftbar.
Darüber hinaus ist man in der gelifteten Version bestens vernetzt und verfügt über erstklassige Infotainment-Lösungen, welche sich über einen 9,2-Touchscreen flott bedienen lassen, wodurch das Facelift Modell des Mitteklasse Modell bestens auf die Ansprüche der Kunden angepasst wurde. Ob man sich nun tatsächlich für die GTE-Version oder dann doch für den Selbstzünder entscheidet, ist jedem selbst überlassen.

Fazit:

Mit der Facelift-Version blieb das Design des berühmten Lademeisters nahezu unberührt, hingegen man in puncto Technik erstklassige Arbeit geleistet hat.
Mit der GTE-Version ist man deutlich vorausschauender, aber teils auch deutlich sportlicher als mit dem herkömmlichen Selbstzünder unterwegs. Schade finden wir, dass man für die Dualherz-Version keine Allradversion im Sortiment hat, dies würde besonders bei nasser Fahrbahn den Traktionsverlust mildern.

Was uns gefällt:

Die tatsächliche, reinelektrische Reichweite
Die Kraftentfaltung im GTE-Modus
Die hohe Effizienz, besonders im urbanen Bereich

Was wir noch verbessern würden:

Für die GTE-Variante eine Allrad-Version anbieten
Das Ansprechverhalten des Benziners
Den hohen Einstiegspreis

Technische Daten: VW Passat GTE Variant

Motor/Antrieb

Motor: Vierzylinder Turbobenziner mit Plug-in-Hybrid-Technologie
Hubraum: 1.395 ccm
Benzin-Aggregat: Leistung kW/PS: 115 kW/156 PS
Elektro-Aggregat: Leistung kW/PS: 85 kW/115 PS
Systemleistung kW/PS: 160 kW/218 PS
Drehmoment Benzin-Aggregat: 250 Nm bei 1.550 bis 3.500 U/min
Drehmoment Elektro-Aggregat: 400 Nm
Antrieb: Vorderradantrieb
Getriebeart: 6-Gang DSG
0-100 km/h: 7,6 Sekunden
V-Max: 222 km/h

Verbrauch/Umwelt

Werksangabe – kombiniert, l/100 km: 1,6-1,7
Gas-Junky-Test – Durchschnitt l/100 km: 4,5-7,5
CO2 Emissionen: 37-39 g/km Euro 6d

Fahrwerk/Reifen/Bremsen

Vo. Achse: MacPherson-Federbeine
Hi. Achse: Einzelradaufhängung
Bremsen: VA: Scheibenbremsen innenbelüftet HA: Scheibenbremsen
Felgen/Reifen: 8 J x 18 / 235/45 R18

Gewicht und Maße

Leergewicht: 1.760 kg
L/B/H: 4,773/1,832/1,521 m
Radstand: 2,786 m
Kofferraumvolumen: 483 – 1.613 Liter
Tankinhalt: ca. 50 Liter
Kraftstoff: Super 95

Preise

VW Passat Variant zu haben ab: € 34.790,-
VW Passat GTE Variant zu haben ab: € 48.790,-
Preis Testfahrzeug inkl. NoVA und MWSt: € 61.099,60,-

Sonderausstattung:

Farbe: Mangangrau Met. (5V5V, TO) EUR 691,20

Ambientebeleuchtung „Plus“ (PA6) EUR 537,60

Anhängerrangierassist. „Trailer Assist“ (8A9) EUR 618,–

Außenspiegel mit Umfeldbeleuchtung (6XI) EUR 188,40

Cargo-Paket „Preisvorteil“ ($M7) EUR -422,40

Cargo Paket (W31) EUR 1.264,80

Dachhimmel in Titanschwarz (PDS) EUR 279,60

Design-und-Komfort-Paket (WHL) EUR 902,40

Easy Open-Paket ohne Safe Sicherung (PE9) EUR 850,80

Fahrassistent „Travel Assist“ inkl. (PQU) EUR 892,80

IQ.LIGHT – LED-Matrix-Scheinwerfer (PXC) EUR 2.361,60

Leichtmetallräder „Dartford“ 8 J x 18 (PJN) EUR 992,40

Panorama-Ausstell-/Schiebedach (PS6) EUR 1.288,80

Premium-Paket (W32) EUR 1.561,20

Premium-Paket „Preisvorteil“ ($M9) EUR -609,60

Umgebungsansicht „Area View“ (KA6) EUR 912,–

(c) Bilder: Sebastian Poppe