Praxistest: Volvo V60 T6 Recharge – Schöne neue Welt!

Praxistest: Volvo V60 T6 Recharge – Schöne neue Welt!

Exakt vor zwei Jahren durften wir den Volvo V60 erstmals im Zuge eines Praxistests unter die Lupe nehmen. Damals werkte ebenfalls ein Zweiliter mit Turbo- und Kompressor-Aufladung unter der Haube des Skandinaviers, jedoch ohne Elektrounterstützung. Die Elektromobilität ist nicht mehr aus unseren Köpfen zu schlagen, denn besonders in Österreich wird man mit einer Voll- oder Teilelektro-Version jede Menge Steuern einsparen – sei es bereits beim Kauf oder eben bei den laufenden Kosten wie zum Beispiel der motorbezogenen Versicherungssteuer.

Aber wie schlägt sich solch eine Plug-In-Version im Alltag?

Nun gut, im urbanen Bereich fühlt sich der V60 pudelwohl, hier ist man so gut wie immer rein elektrisch unterwegs. Der nicht gerade untermotorisierte Vierzylinder leistet 253 PS und unterstützt nur bei sehr nervöser Betätigung des Gaspedals den Elektromotor mit 87 PS, dann stehen sogar kurzzeitig 340 Pferdchen zur Verfügung. Aber viel mehr zählt doch hier das „Teamwork“ der beiden Antriebsstränge. Kein Ruckeln, kein Zuckeln und auch keine Gedenksekunde(n), aber all diese Macken sucht man vergebens. Man könnte also, wenn man wollte. Aber man hat in der Kombiversion gar nicht so den Drang zur Dynamik. Viel lieber lässt man den V60 segeln und rekuperiert, um zusätzlich Energie einzuspeisen – sozusagen eine schöne, neue Welt. Man muss diese nicht auf Anhieb verstehen, aber man wird es tun, sobald man selbst mal die ersten Kilometer runterspult.

In Sachen Komfort macht er alles besser!

Erst auf längeren Etappen ist dann der Zwoliter Vierzylinder der Hauptakteur der Fuhre, obwohl man hier auch schon ganz schön durchfeuern muss, um diesen akustisch wahrzunehmen. Der V60 passt gar nicht mehr so richtig ins Premiumsegment, er macht in Sachen Komfort eben alles besser als die deutsche Konkurrenz. Nicht nur, weil man bereits nach dem Einstieg das Gefühl hätte, dass man gerade auf dem Luxus-Sofa Platz nehmen würde, auch weil man auf Langstrecken niemals eine Pause einlegen wolle. Das liegt natürlich an der feinfühligen Achtgang-Automatik, welche die Gangwechsel flott aber kaum spürbar einlegt. Sehr schade finden wir, dass man trotz der Wahl des adaptiven Fahrwerks immer das Gefühl hat, dass der V60 nicht ganz so geschmeidig die Querrillen und Fahrbahnunebenheiten wegbügelt, wie es seine Konkurrenz vorlebt. Die Wahl zwischen Komfort und Sportlichkeit würde eben mehr Spreizung vertragen, zumindest in puncto Komfort. Zwischen 3,8 und 8,0 Liter genehmigt sich der schwedische Lademeister, womit er sich auch in puncto Sparsamkeit ganz vorne einreiht.

Aber kann der 1,9 Tonner auch Sportlichkeit?

Jein. Wir haben den neuen Volvo V60 Recharge auch so manche Passstraße im Dynamik-Modus raufgejagt. Das Ansprechverhalten dank Elektrounterstützung ist sensationell, die knapp 600 Nm befeuern den Lademeister in nur 5,4 Sekunden auf Tempo einhundert, aber so richtig in den Sitz drückt es einem nie, der Schwede löst es sehr smooth, auch wenn der Tacho schon anderes behauptet. Die Allradversion lässt den Schweden niemals den Bodenkontakt missen und schon gar nicht das Traktionslämpchen flimmern. Leider lässt die Lenkung auch im sportlichsten Modus noch zu viel Lenkwinkel übrig, sodass besonders die engen Kehren zur Herausforderung werden. Hingegen wir es sehr erstaunlich fanden, wie erstklassig der Schwede in der Getriebe-Position „B“ rekuperiert, denn bei der Talfahrt konnten wir nahezu eine halbe Akku-Ladung alleine durch die Bremsrückgewinnung einspeisen. Bei sparsamer Fahrweise wären dies wiederum 22 Kilometer, die wir rein elektrisch zurücklegen. Das soll keinesfalls heißen, dass der V60 T6 Recharge keinen sportlichen Touch ausstrahlt, aber er ist einfach in puncto Plug-In-Hybrid Technik und Komfort der Konkurrenz Autolängen voraus.

Innenraum – Ein Klasse für sich!

Besonders beim Interieur punktet Volvo mit der wohl hochwertigsten Verarbeitungsqualität dieser Klasse. Zwar muss man für die Beziehung des Armaturenträgers in Leder ein Kreuzchen in der Aufpreisliste setzen, aber dieses lohnt sich allemal. Auch das Harman Kardon Soundystem, welches im Xenium-Paket inkludiert ist, beschallt die Insassen ähnlich wie in einer Konzerthalle. Man fühlt sich also um Klassen höher, wenn man sich hinter das Ledervolant des V60 klemmt und das Aggregat über den Drehregler der Mittelkonsole anlässt und so gut wie immer lautlos dahingleitet, dies tut man auch, wenn der Verbrenner den Ton angibt. Das Infotainment-Display im Hochformat ist uns leider noch immer ein Dorn im Auge. Es ist nicht gerade sehr intuitiv gestaltet und lenkt in den meisten Fällen leider sehr vom Verkehrsgeschehen ab. Auch die Multifunktionstasten des Volants sollten beispielweise auf der rechten Seite noch intuitiver gestaltet werden, sodass man auch nach dem ersten Mal Platz nehmen die zahlreichen Funktionen intus hat. Deutlich positiver bewerten wir die großzügige Kopf- und Beinfreiheit in zweiter Reihe inklusive des unveränderten Kofferraumvolumens trotz der Plug-In-Version. Mit 529 Liter ist man selbst für den Familienurlaub in voller Besatzung gut gerüstet. Erstaunlich ist, wie feinfühlig die Heckklappe ins Schloss fällt und wie geräuschlos die elektrische Öffnung des Laderaums vonstattengeht. Außerdem sei der niedrigen Ladekante dank, dass man auch bei voller Beladung niemals den Chiropraktiker benötigt. Eventuell benötigt man bei dieser Preispolitik eine Leasing-Version, aber selbst für diese ist schon gesorgt, sodass man nicht mehr vom Hocker fällt, sondern sich in den wunderschönen Ledersitz mit zahlreichen Funktionen schwingt.  

Fazit:

Mit dem Volvo V60 T6 Recharge ist den Schweden wohl eine erstklassige Alternative zur Steuerbegünstigung gelungen. Die Kombination aus Verbrenner und E-Unterstützung harmoniert erstklassig. Verbesserungsvorschläge gibt es für die Infotainment-Zentrale und das adaptive Fahrwerk.

Was uns gut gefällt:

Die wohl hochwertigste Haptik dieser Klasse Die Kombination aus Verbrenner und E-Aggregat Der sehr hohe Komfort-Faktor

Was wir noch verbessern würden:

Das nicht sehr intuitive Infotainment-System Das adaptive Fahrwerk Das Einlenkverhalten

Technische Daten: Volvo V60 T6 AWD Recharge Inscription

Motor/Antrieb Motor: Turbo-Reihenvierzylinder Benziner Hubraum:  1.969 ccm Benzin-Aggregat: Leistung kW/PS: 186 kW/253 PS bei 5.500U/min Elektro-Aggregat : 64 kW/ 87 PS Systemleistung:  250 kW/ 340 PS Drehmoment Benzin-Aggregat: 300 Nm bei 3000 U/min Drehmoment Elektro/Benzin/Gesamt: 240 Nm / 350 Nm / 590 Nm Antrieb: Allradantrieb Getriebeart: Achtstufen-Automatik 0-100 km/h: 5,4 Sekunden V-Max: 180 km/h Verbrauch/Umwelt Werksangabe – kombiniert: 1,8 l/100 km Gas-Junky-Test – Durchschnitt l/100 km: 3,8 Elektrisch / 8,0 Verbrenner CO2 Emissionen:  40 g/km Euro 6d-TEMP Reifen/Bremsen Bremsen: VA: Scheibenbremsen innenbelüftet HA: Scheibenbremsen Reifendimension: 235/40 R19 Gewicht und Maße Leergewicht: 1.975 kg L/B/H: 4,761 / 1,85 / 1,432 Meter Radstand: 2,872 Meter Kofferraumvolumen: 529-1.364 Liter Tankinhalt: 60 Liter Kraftstoff: Super 95 Preise Volvo V60 zu haben ab: € 40.418,- Volvo V60 Recharge zu haben ab: € 56.940,- Preis Testfahrzeug inkl. NoVA und MWSt: € 71.160,-

Sonderausstattung (netto):

Außenfarbe: Denim Blue Metallic € 780 Felgen: 19 Zoll 5-Speichen Design € 290 Sitzkomfort-Paket € 450 Elektrisch einstellbarer Beifahrersitz Memoryfunktion für Beifahrer Licht-Paket € 850 Scheinwerferreinigungsanlage Voll-LED-Scheinwerfer IntelliSafe-Paket Pro € 1.550 IntelliSafe-Surround Pilot Assist Xenium-Paket € 1.550 Einparkhilfe vorne und hinten Harman Kardon Premium Sound Rückfahrkamera Winter-Paket Pro € 1.600 Lenkradheizung Sitzheizung hinten (zwei äußere Sitze hinten) Sitzheizung vorne Standheizung mit Timer Wischerblätter und Scheibenwaschdüsen vorne beheizt Adaptives Fahrwerk mit Four-C-Technologie € 780 Akustikverglasung für Seitenfenster € 860 Armaturentafel in Lederoptik mit Kontrastnähten € 730 Befestigungssystem für Tragetaschen im Gepäckraum € 110 Frontscheibenheizung € 200 Schalthebel in Leder € 30 Seiten- und Heckfenster ab B-Säule abgedunkelt € 370   (c) Bilder: Sebastian Poppe, Gas Junky Media