Praxistest Volkswagen Golf 8: Gib acht!

Praxistest Volkswagen Golf 8: Gib acht!

Das Erfolgskonzept des Segmentgründers der Kompaktklasse lautet ganz klar Schlichtheit. Wie die Verkaufszahlen zeigen muss das nicht immer ein Nachteil sein, denn seit der Markteinführung der ersten Generation krönte sich der Wolfsburger zum Millionär am heimischen Markt.
Die Basis (MQB-Plattform) wurde im Generationenwechsel beibehalten, sprich die Abmessungen blieben beinahe unberührt – in der Länge misst der Wolfsburger 4,28 Meter – das sind exakt 26 Millimeter mehr als beim Vorgänger.

Exterieur: Sanfte Änderungen fallen schwer ins Gewicht!

Erstaunlich ist, dass das Exterieur einerseits nur sehr sanfte Änderungen erhielt, anderseits fallen diese auf den zweiten oder dritten Blick doch schwer ins Gewicht (natürlich positiv).
Die neuen IQ LED Matrix Lights sind im Markteinführungspaket (optional) integriert – generell bietet dieses Paket zahlreiche, aufpreispflichtige Features zum überschaubaren Preis – das gilt zumindest für die getestete First Edition.
Die neuen, schmäleren Scheinwerfer spendieren dem neuen Golf nicht nur ein deutlich dynamischeres Gesicht, sondern sorgen auch für bereits serienmäßige LED-Technik und wie bereits erwähnt, bekommt man gegen Aufpreis Matrix LED-Scheinwerfer spendiert – die locker als Flutlichtanlage eines Fußballfeldes durchgehen würden.

Auch das Heck wirkt bei Wahl der optionalen IQ-LED-Matrix Lights noch eine Spur dynamischer und die Umrandung in Tröpfchenform geht als äußerst sexy durch.
Weitere Änderungen der Heckpartie?
Ganz klar das neue VW Logo und natürlich der nun zentralisierte Modellschriftzug direkt darunter.

Schade finden wir, dass auch die Nummer acht mit den schnöden Fake-Auspuffblenden versehen wurde – das passt so rein gar nicht zur dem hohen Coolness-Level des neuen Golf 8.

Interieur: Digitalisierung der Sonderklasse mit deren Vor- und Nachteilen

Wie auch bei der Konkurrenz (Mercedes A-Klasse und 1er BMW) spendieren die Wolfsburger dem Segmentgründer und mehrfachen Millionär eine digitale Infotainment-Landschaft.
Das wirkt natürlich alles auf den ersten Blick verdammt cool, denn auch das Bedienkonzept ist nach einer kleinen Übungsphase, logisch aufgebaut.
Dennoch finden wir es sehr schade, dass alle Drehregler (beispielweise für die Klimaeinheit) rausflogen und man diese Steuerung nun auch mittels Touch-Oberflächen bedient.
Das ist nicht nur auf schlechten Straßen ein klarer Nachteil, es minimiert unserer Meinung nach auch die Aufmerksamkeit im Verkehr.
Große Hilfe bietet hier die Sprachsteuerung, womit man zahlreiche Funktionen ohne großartige Ablenkung abrufen kann (beispielweise die Temperatur regeln oder die Sitzheizung aktivieren). Anderenfalls verfügt man über sogenannte Sliderflächen für die Regelung der Lautstärke als auch der Temperatur im Innenraum – nach einer kurzen Eingewöhnungsphase ganz ok.
Drüber hinaus finden wir es sehr nervig, dass man erstmals die einzelnen Menüs durchswitchen muss, um die Start/Stopp-Automatik zu deaktivieren – auch hier hätten wir uns ein simples Knöpfchen gewünscht – ja wir wissen, es würde nicht zu diesem futuristischen Interieur passen – aber es wäre eben deutlich simpler.
Cool finden wir, dass man nun endlich den altbekannten Licht-Drehregler aussortierte und diese Einstellung nun auch per Touch – gleich neben der digitalen Tachoeinheit bedient.
Großes Lob verdienen die Ergo-Sitze, welche das perfekte Maß zwischen Komfort und Sportlichkeit bieten. Auch Kopf- und Beinfreiheit und das Kofferraumvolumen (380 bis maximal 1.237 Liter) gehen ganz klar für dieses Segment in Ordnung und das trotz der etwas sinkenden Außenhöhe.

Unter der Haube: Zylinderabschaltung sorgt für Fabelwerte! 

Die Testversion verfügte über den 1,5-Liter Turbobenziner mit 130 PS gekoppelt an ein Sechsgang-Schaltgetriebe. Dieser Antriebsstrang bietet besonders für Automatik-Verweigerer wohl die attraktivste Variante.
Der Vierzylinder-Otto verfügt über eine Zylinderabschaltung im Teillastbetrieb, diese macht sich ausschließlich am digitalen Display bemerkbar und quittiert mit gesteigerter Effizienz – wir konnten auf längeren Strecken sogar mal die fünf Liter Marke unterbieten. Im Alltag ist man meist knapp unter sechs Liter unterwegs.
Das Aggregat wirkt im unteren Drehzahlbereich ein wenig zurückhaltend, daher ist es von Nöten, dass man im Sechsgang-Schaltgetriebe ein wenig umrührt, um das Otto-Aggregat auf Touren zu halten. Besonders im oberen Drehzahlbereich wirkt der Motor niemals angestrengt, sondern unterstreicht den Fahrspaß mit einem kernigen Klangbild.

Der Fahrkomfort konnte im Generationenwechsel nochmals um eine Spur gesteigert werden, sodass der Wolfsburger Querrillen und Schläge noch smoother wegsteckt. Die Testversion verfügte hinten über eine Verbundlenkerachse, die 150 PS Version ist mittels Mehrlenker-Konstruktion ausgestattet.
Auch die Dämmung quittiert besonders auf längeren Strecken mit einer deutlichen Verbesserung, sodass man auch auf Autobahn-Etappen gerne mal ein paar hundert Kilometer hinunterspult.
Schade finden wir, dass die Lenkung noch immer sehr wenig Feedback dem Lenker verleiht und es auch an straffer Abstimmung fehlt – aber wer es hier eben ein wenig sportlicher möchte, ist ja demnächst bestens mit der GTI Version gewappnet.
Deutlich dynamischer fühlt sich die Lenkung an, wenn der Spurhalte-Assistent aktiviert ist, denn dieser greift nicht sehr sanft in das Geschehen ein – die Deaktivierung funktioniert ausschließlich per Touch über das 10-Zoll Infotainment-System. Das finden wir schade, denn der hohe Komfort mittels adaptiven Tempomaten verleitet in jeglicher Hinsicht zum Cruisen, womit dem neuen Golf jegliche Art von OberACHT gebührt.

Fazit:

Natürlich handelt es sich auch bei der neuen Generation um den besten Golf, der je in die Verkaufsräume rollte. Anfangs muss man sich noch ein wenig an die Digitalisierung des Interieurs gewöhnen, aber nach einer kurzen Eingewöhnungsphase ist man mit dieser Technik bestens vertraut. Der 130 PS Benziner mit Sechsgang-Schaltgetriebe dient in erster Linie für Sparfüchse, die gerne mal cruisen. Bei der Konfiguration sollte man unbedingt die Matrix-LED Scheinwerfer ordern. Ob Schalter, DSG, Benziner, Diesel oder gar Plug-In-Hybrid? Das sollte jeder für sich selbst entscheiden.

 

Was uns gefällt:

Das sehr effiziente Aggregat
Die logische Bedienung der Infotainment-Zentrale
Der hohe Fahrkomfort
Die Matrix LED-Scheinwerfer

 

Was wir noch verbessern würden:

Ein Knöpfchen für die Start/Stopp-Automatik
Einen sanfteren Spurhalte-Assistenten
Ein direkteres Einlenkverhalten

 

Technische Daten – Volkswagen Golf 8 Style TSI 4-türig First Edition

Motor / Antrieb

Motor: Vierzylinder Benzinmotor in Reihe mit Turboaufladung und Zylinderabschaltung
Hubraum: 1.498 ccm3
Leistung  kW /PS (Gesamt): 96 kW / 130 PS bei 4.000 U/min
Drehmoment: 200 Nm zwischen 1.400 U/min und 4.000 U/min.
Antrieb: Frontantrieb
Getriebeart: 6-Gang Schaltgetriebe
0-100 km/h: 9,2 Sekunden
V-Max: 214 km/h

Verbrauch / Umwelt

Werksangabe kombiniert: 5,5/100 km
Gas-Junky-Test – Durchschnitt l/100 km: 5,8
CO2 Emissionen: 124 g/km (Euro 6d-TEMP)

Fahrwerk / Reifen / Bremsen

Bremsen:
VA:
Bremsscheiben innen belüftet, HA: Bremsscheiben
Felgen / Reifen:
VA+HA: 225/45/ R17

Gewicht und Maße

Leergewicht: 1.315 kg
L/B/H: 4,284 / 1,789 / 1,491 (Meter)
Radstand: 2,619 m
Kofferraumvolumen: 381-1.237 Liter
Kraftstoff:
Super 95

Preise

VW Golf 8 zu haben ab: 21.490 €
VW Golf 8 Style TSI (130 PS) First Edition zu haben ab:
30.795 €
Preis Testfahrzeug inkl. NoVA (5 %) und MwSt: 34.279,56 €

Sonderausstattung (exl NoVa und MWSt.):

Farbe: Delfingrau Met. € 584,38
Markteinführungspaket € 2.692,54
Seitenscheiben hinten verdunkelt € 258,64
VW Garantie 5 Jahre 100.000 km € 299

Das Markteinführungspaket enthält:

Winterpaket Plus

Multifunktionslederlenkrad beheizbar

Vordersitze und äußere Rücksitze beheizbar

Scheibenwaschdüsen vorn automatisch beheizt

Diebstahlwarnanlage

mit Innenraumüberwachung, Back-up-Horn und Abschleppschutz

Schlüsselloses Startsystem „Keyless Start“ mit Safe-Sicherung

Proaktives Insassenschutzsystem inkl.

Seitenairbags hinten

Proaktives Insassenschutzsystem in Verbindung mit „Front Assist“

Seitenairbags für die äußeren Rücksitze, inkl. Seitenairbags vorn sowie Kopfairbagsystem

IQ Light

LED-Matrix-Scheinwerfer mit LED- Tagfahrlicht, Kurvenlicht und dynamischer Blinkleuchte

Dynamische Fernlichtregulierung „Dynamic Light Assist“ für LED-Matrix-Scheinwerfer

Leuchtweitenregulierung dynamisch

mit dynamischen Kurvenfahrlicht

LED-Rückleuchten

mit dynamischer Blinkleuchte

Telefonschnittstelle Comfort

mit induktiver Ladefunktion

(c) Bilder: Gas Junky – Sebastian Poppe & Florian Richter