Praxistest: Toyota Corolla Hybrid – Bestseller reloaded

Auch, wenn man es in unseren Breiten oft nicht so mitbekommt: Mit über 45 Millionen verkauften Fahrzeugen zählt der Toyota Corolla zu den beliebtesten und damit meist verkauftesten Fahrzeugen weltweit. (Im Vergleich dazu: Der VW Golf wurde 35 Millionen mal abgesetzt.) Nach der Markteinführung im Jahre 1966 lässt der Corolla in bereits zwölfter Generation die Herzen all jener höher schlagen, die scharfes Design und agiles Fahrverhalten schätzen.

Dynamische Linienführung

Der neue Corolla wirkt wesentlich moderner als sein Vorgänger, der Toyota Auris, der uns lediglich zwei Modellgenerationen lang begleitet hat. Während sich das Vorgängermodell – wie viele andere Toyota-Modelle zuvor – den Vorwurf gefallen lassen musste, zwar ein solides, aber optisch wenig aufregendes Auto zu sein, trifft das beim neuen Corolla keineswegs mehr zu. Seine Linienführung wirkt dynamisch und auch die einzelnen Akzente des Fahrzeugs wirken deutlich sportlicher.

Die Testversion in der Ausstattungsvariante Style hatte die Farbgebung royalrot metallic/schwarz in Bitone: Diese Lackierung steht dem Fahrzeug unheimlich gut und auch die zugehörigen Felgen können sich sehen lassen. Damit wirkt der Corolla zugleich elegant als auch sportlich. Der Kompakte ist auch so designt, dass sowohl Frauen als auch Männer eine gute Figur im Fahrersitz machen. (Man denke da an manch andere Autos, in denen Frauen aufgrund ihrer Größe verloren und Männer einfach deplatziert wirken.)

Flotter Flitzer mit erstaunlicher Effizienz!

Der Nachfolger des Auris macht wieder richtig Spaß hinter dem Volant. Modellwechsler werden den Power-Knopf vermissen, der unbedingt notwendig war, um beim Beschleunigen in Kürze ausreichend Speed zur Verfügung zu haben. Die gute Nachricht: Im neuen Corolla braucht man ihn nicht mehr. Die kombinierte Kraft aus Verbrennungs- und E-Motor ist in der Hybrid-Version immer dann zur Stelle, wenn man sie auch benötigt – und das ohne langer Nachdenkpause, wie man sie noch vom Auris kannte.
Der Zweiliter-Saugbenziner mit 152 PS wird von einem Elektro-Aggregat unterstützt, wodurch sich 180 PS Systemleistung ergeben. Damit macht auch das Befahren von Landstraßen wieder große Freude und das Flitzen durch enge Kurven kann gar nicht schnell genug gehen. Die Hybrid-Version ist auch mit einem 1,8-Liter-Saugbenziner erhältlich. Darüber hinaus kann man auch auf das zusätzliche E-Aggregat verzichten, indem man die 1,2-Liter Turbobenziner-Version wählt. Dies spart im Vergleich zur getesteten Version in gleicher Ausstattungslinie 6.800 Euro, dafür muss man auch auf das Automatikgetriebe verzichten.
Der neue Toyota Corolla bleibt traumhaft stabil – dies liegt natürlich an der neuen Plattform (TNGA), welche eine steifere Karosserie und einen niedrigeren Schwerpunkt bietet. Dazu gesellt eine Lenkung mit äußerst präzisem Einlenkverhalten und erstklassigem Feedback. Großes Lob gebührt auch dem erstklassigen Fahrwerk, welches den idealen Kompromiss zwischen Komfort und Sportlichkeit beherrscht.  
Nicht nur auf langen und kurvigen Strecken hinterlässt der Japaner einen kompetenten Eindruck – besonders im Stadtverkehr kann er seine Kernkompetenz, nämlich seine Sparsamkeit unter Beweis stellen. Und sollte man mal etwas flotter von der Ampel wegsprinten, so gesellen sich im Nu 202 Nm des Elektro-Aggregats recht unauffällig hinzu.
Trotz zahlreicher Autobahn-Etappen konnten wir den dynamischen Sparfuchs mit 4,8 Liter auf 100 Kilometer über eine Distanz von ca. 900 Kilometer bewegen, ein beachtlicher Wert!

Infotainment-System mit Luft nach oben

Ein wenig Feinschliff würde man sich in puncto Infotainment wünschen, besonders für die Sprachsteuerung, das Navi und die Multimedia Einheit. Wer viel Zeit und gute Nerven hat, kann versuchen, sich mit der netten Dame, deren Stimme man aus deutschen Premiummarken kennt, zu unterhalten. Das von ihr gefundene Ergebnis (sofern es denn eines gibt), stimmt allerdings in den seltensten Fällen mit dem überein, welches man selbst auswählen wollte.
Am besten, man hat einen Co-Piloten an Bord, der das gewünschte Ziel oder den Lieblingsmusiktitel manuell über das Multifunktionsdisplay auswählt. Steht man nicht gerade im Stau, ist es unmöglich, die virtuellen Tasten während der Fahrt ohne größere Ablenkung zu bedienen. (Android Auto oder AppleCar Play sind leider nicht verfügbar.) Diverse Fahrassistenzsysteme und ein adaptiver Tempomat (mit wählbarer Abstandsregelung) leisten gute Arbeit.

Sportliches Feeling

Ansonsten hat es Toyota mit dem Fahrer mehr als gut gemeint: Die A-Säule ist nicht mehr so wuchtig und ermöglicht einen breiteren Blick über das Geschehen vor der Windschutzscheibe. Für das Treiben hinter einem kann man wahlweise durch die Heckscheibe oder in die Rückfahrkamera blicken. Diese könnte eine etwas höhere Auflösung vertragen, ist aber durchaus zweckmäßig. Sowohl Fahrer- und Beifahrersitz sind gut verarbeitet und ausreichend gepolstert. Man möchte sogar so tief als möglich sitzen, um das sportliche Feeling dieses Autos noch besser genießen zu können. Etwas dürftiger geht es in zweiter Sitzreihe zu – hier würde man sich deutlich mehr Kopf- und Beinfreiheit wünschen. Ein wenig eingeschränkt fällt auch das Kofferraumvolumen mit 361 bis 1.052 Liter aus, bei Wahl der Hybrid-Version verzichtet man auf 48 Liter Ladevolumen als bei der herkömmlichen Benziner-Version. Dennoch bieten die Japaner den Corolla auch als Kombiversion (TS) an, diese werden wir demnächst zum Test laden.

Fazit

Fahrwerk, Straßenlage und das agile Handling stehen ganz klar für den Spaßfaktor im neuen Toyota Corolla, aber auch in puncto Effizienz hat er die Schnauze vorne. Wer hauptsächlich allein oder zu zweit unterwegs ist, wird sich im Corolla auf Anhieb wohl fühlen und ihn nicht so schnell wieder hergeben wollen. Besonders, wenn man den durchschnittlichen Verbrauch im Auge behält!

Was uns gefällt:

  • das frische Design
  • das Fahrwerk
  • die hohe Effizienz

Was wir noch verbessern würden:

  • die Beinfreiheit auf den hinteren Plätzen
  • die Bedienung des Infotainment-Displays
  • die Sprachsteuerung für Handy und Navi

Technische Daten

Motor/Antrieb

Motor: Benzinmotor Reihe 4 Zylinder
Hubraum: 1.798 ccm
Benzin-Aggregat: Leistung kW/PS: 112 kW/152 PS
Elektro-Aggregat kW/PS: 48 kW/65 PS
Systemleistung kW/PS: 132 kW/180 PS
Drehmoment Benzin Aggregat: 142 Nm bei 3600 U/min
Drehmoment Elektro-Aggregat: 202 Nm
Antrieb: Frontantrieb
Getriebeart: kontinuierliches variables Getriebe (E-CVT)
0-100 km/h: 10,9 Sekunden
V-Max: 180 km/h

Verbrauch/Umwelt

Werksangabe – Stadt/Land/kombiniert, l/100 km: 3,5/ 3,8/ 3,6
Gas-Junky-Test – Durchschnitt l/100 km: 4,8
CO2 Emissionen: 83 g/km Euro 6d-TEMP

Fahrwerk/Reifen/Bremsen

Vo. Achse: MacPherson-Federbeine
Hi. Achse: Doppelquerlenker
Bremsen: VA + HA: Scheibenbremsen (vorne innenbelüftet), ABS
Felgen/Reifen: 17×7 1/2J / 225/45R17 91W

Gewicht und Maße

Leergewicht: 1.465 kg
L/B/H: 4,370/1,790/1,435 m
Radstand: 2,640 m
Wendekreis: 10,6 m (Räder) bzw. 11,4 m (Wand)
Kofferraumvolumen: 361 – 1.052 Liter
Tankinhalt: 50 Liter
Kraftstoff: Benzin

Preise

Toyota Corolla erhältlich ab: € 24.690,-
Toyota Corolla 2,0 HSD HB Style/BiTone zu haben ab: € 33.790,-
Preis Testfahrzeug inkl. NoVA und MWSt: € 35.390,-

Sonderausstattung

Navigationssystem Toyota Touch 2 & Go € 900,-
Premium-Lackierung € 700,-

(c) Bilder: Gas Junky, sp