Praxistest: Toyota bZ4X – Unaussprechlich elektrisierend

Woran denkt man, wenn man die Wörter „Toyota“ und „Subaru“ in einem Satz hört? Richtig, es sind beides japanische Autohersteller – aber eigentlich war die erfolgreiche Sportwagen-Kooperation der beiden Hersteller gemeint. Denn seit dem Jahr 2012 gibt es den Toyota GT86 (nun als GR86 bekannt) und den baugleichen Subaru BRZ im Angebot. Aus entwicklungstechnischer Sicht ein kluger Schachzug, da man das geballte Know-How in die Entwicklung einfließen lassen kann. Zudem macht es aus wirtschaftlicher Sicht ebenfalls Sinn, da man sich die Entwicklungskosten teilt.
Die beiden Hersteller haben nun den nächsten Schritt im Kapitel ihrer Zusammenarbeit gewagt und ihr erstes gemeinsames Elektroauto geschaffen – den Toyota bZ4X bzw. den Subaru Solterra. Somit ist den Japanern der Weg in die Elektromobilität gesichert.

Bitte Platz nehmen im Kampfjet

Zugegeben, an den Modellnamen des Toyota bZ4X muss man sich erst mal etwas gewöhnen – genauso wie an das futuristisch anmutende Cockpit, das etwas an einen Kampfjet erinnert. Der digitale Tacho ist eher minimalistisch gehalten und beschränkt sich daher auf die nötigsten Informationen – das ist auch gut so und gewährleistet eine möglichst ablenkungsfreie Fahrt. Für Spielereien kann man sich auf dem 8-Zoll großen Touchdisplay des Infotainmentsystem austoben. Neben Infos zum Fahrzeug- und Ladestatus bietet dieses natürlich auch ein modernes Navigationssystem und für die Smartphone Anbindung stehen Apple CarPlay und Android Auto zur Verfügung.
Was Ablagemöglichkeiten betrifft, so fehlt zwar das Handschuhfach, dafür gibt es in der Mittelkonsole einiges an Platz, wobei das freie Ablagefach definitiv am praktischsten ist.

Toyota ist für sein großzügiges Platzangebot bekannt und enttäuscht auch beim bZ4X nicht. Auf den ersten Blick wirkt es eher wie ein Kompakt SUV, doch der Eindruck täuscht. Egal ob man vorne oder hinten sitzt, das Gefühl von Enge kommt nicht auf. Selbst hinter einem größer gewachsenen Fahrer hat man ausreichend Beinfreiheit, lediglich die hohe Auflagefläche der Beine kann auf längeren Fahrten etwas störend werden – die Batterie in der Bodenplatte braucht eben ihren Platz. Auch der Kofferraum wurde recht großzügig dimensioniert, insbesondere in der Breite. Somit wird mit einem Ladevolumen von bis zu 452 Liter ausreichend Platz für den Kinderwagen, Einkäufe beim Baumarkt oder Reisegepäck geboten.
Isofix sei Dank, ist die Montage von Kindersitzen ein Kinderspiel und durch das gute Platzangebot braucht der Vordermann in der Sitzposition kaum Rücksicht auf die kleinen Fondpassagiere nehmen.

Die Qual der Wahl des passenden Antriebs

Da Subaru als Allradmarke bekannt ist, gibt es den Solterra ausschließlich in der Allradvariante. Beim Toyota bZ4X hingegen hat man die Wahl zwischen Front und Allradantrieb. Der Frontantrieb unseres Testwagens hat den Vorteil, dass eine höhere Reichweite erzielt werden kann. Was den Fahrspaß betrifft, kommt man bauartbedingt so oder so auf seine Kosten. Denn typisch Elektroauto befindet sich die Batterie im Fahrzeugboden. Bei Kurvenfahrten merkt man diesen tiefen Schwerpunkt recht deutlich, daher ist das Sicherheitsgefühl subjektiv recht hoch. Dieses Gefühl wird durch das sehr gut abgestimmte Fahrwerk noch zusätzlich verstärkt, da es Bodenunebenheiten problemlos wegschluckt. Bei flotteren Kurvenfahrten neigt der bZ4X dennoch nicht zum Wanken.
Der 204 PS starke Elektromotor leistet zuverlässig seine Dienste in punkto Gasannahme und Vortrieb. Das Drehmoment von 266 Nm liegt jederzeit an und wird Fahrern von Turbofahrzeugen ein Grinsen ins Gesicht zaubern. Bei Geschwindigkeiten jenseits von 100 km/h lässt die Intensität der Beschleunigung zwar spürbar nach, bei den Tempolimits auf unseren heimischen Autobahnen ist das aber halb so schlimm.
Für Freunde der feinfühligen Rekuperation gibt es leider nur einen Knopf in der Mittelkonsole, wodurch die Rekuperations-Intensität beim Loslassen des Gaspedals erhöht wird. Wie stark diese sein soll, kann man leider nicht selbst festlegen. Es wäre wünschenswert, wenn es eine Möglichkeit gäbe die Intensität über Wippen am Lenkrad einzustellen.

Eco-Modus nur was für Sparmeister? Von wegen!

Als Fahrmodus steht nur „Eco“ zur Verfügung. Aktiviert man diesen nicht, fährt man mit einem etwas straffer abgestimmten Standard-Setup. Doch selbst im Eco-Modus sind genug Kraftreserven für wieselflinke Beschleunigungen vorhanden und die Gasannahme ist nur minimal weniger aggressiv. Daher können selbst sportlich ambitionierte Lenker ruhigen Gewissens im Eco-Modus bleiben, um dann potentiell doch das ein oder andere Prozent in der Ladeleistung einzusparen.

Hält die Reichweite was sie verspricht?

Die 71,4 kWh große Batterie erreicht laut Toyota im vollgeladenen Zustand eine Reichweite von rund 500 km. In der Praxis schaut das leider etwas anders aus, denn während unserer Testphase zeigte der Bordcomputer des bZ4X selbst im vollgeladenen Zustand eine kalkulierte Reichweite von knapp 400 km an. Wie weit man tatsächlich kommt, hängt natürlich stark vom Fahrer, dem Streckenprofil und der Außentemperatur ab. Dennoch, realistisch betrachtet liegt die Wahrheit bei rund 300-350 km. Wenn ausreichend Schnellladestationen in der Nähe vorhanden sind, stört das nicht allzu sehr. Bei längeren Autobahnfahrten wird man sich dennoch davor hüten, die Tachonadel zu stark in den oberen dreistelligen Bereich zu treiben. Was die Ladegeschwindigkeit betrifft, so wurde in der Testphase auf eine 50 kW Schnellladestation zurückgegriffen. Nach einem kurzen Spaziergang wurde in weniger als 40 Minuten eine Ladeleistung von 80 Prozent erreicht hat – das Wetter hat zum Glück bei jedem Ladevorgang mitgespielt.

Fazit

Wer sich den Kauf eines Elektroautos überlegt, dem kann definitiv ein Blick auf den Toyota bZ4X nahe gelegt werden. Die Kombination aus Ausstattung, Platzangebot und solider Verarbeitungsqualität machen einem die Entscheidung zu Gunsten des Toyotas nicht schwer.

Was mich begeistert:

  • Das moderne Elektro-SUV-Design
  • Die umfangreiche Serienausstattung
  • Die Fahrwerksabstimmung

Was ich mir noch wünschen würde:

  • Etwas lauteren Motor Soundgenerator – den Kindern und Tieren zuliebe
  • Mehr Spielraum bei der Rekuperation
  • Etwas mehr Reichweite (speziell im ländlichen Raum)

Factbox: Toyota bZ4X (2WD) Comfort Paket

Motor/Antrieb

Motor/Akku: Drehstrom-Synchronmotor, 71,4 kWh Lithium-Ionen-Akku
Leistung kW/PS: 150 kW / 204 PS
Drehmoment: 266 Nm
Antrieb: Front
Getriebeart: 1-Stufen-Automatik
0-100 km/h: 7,5 Sekunden
V-Max: 160 km/h

Ladedauer

Min. Ladedauer AC: 10% – 80% 04:30 Stunden
Min. Ladedauer DC: 10% – 80% 00:30 Stunden

Verbrauch/Umwelt

Werksangabe – kombiniert kWh/100 km: 14,4-16,7
Werksangabe – Reichweite: 442 – 513
Gas-Junky-Test – Durchschnitt kWh/100 km: 20

Bremsen/Felgen/Reifen

Bremsen: VA: Scheibenbremsen innenbelüftet HA: Scheibenbremsen
Felgen/Reifen: 235/60 R18

Gewicht und Maße

Leergewicht: 1.895 – 2.065 kg
L/B/H : 4,690 m / 1,860 m / 1,600 m
Radstand: 2,850 m
Kofferraumvolumen: 410 – 452 Liter

Preise

Toyota bZ4X zu haben ab: € 48.290,00
Preis Testfahrzeug inkl. MWSt: € 54.290,00

Sonderausstattung

Comfort Paket: € 4.920,00
Lackierung Precious Metal Metallic: € 1.080,00

(c) Bilder: Gas Junky, Andreas König