Praxistest: Tesla Model X

Tesla Model X

In Warp-Speed der Konkurrenz um die Ohren!

Fast jeder Hersteller hat ja bereits ein Fahrzeug mit Elektroantrieb im Sortiment. Meist scheitert es bei diesen aber an der geringen Reichweite. Die Normreichweite dieser Fahrzeuge kann man bei Minusgraden nahezu halbieren, oder man friert eben, bis man das Ziel erreicht hat, auch angelaufene Scheiben sind keine Seltenheit in der Vergangenheit gewesen.

Tesla bietet hier schon andere Voraussetzungen. Der US-Produzent verspricht bei dem Model X, in unserem Fall die 100D-Variante, 565 Kilometer Reichweite.

Der Hersteller hat eine eigene Infrastruktur an Ladestellen aufgebaut, weltweit sprechen wir hier von 1.130 Superchargern, dies sind Ladestellen von Tesla, wo man in 30 Minuten 80 % des Akkus problemlos mit Energie füllen kann. Auch bei Einkaufszentren, Hotels und Restaurants ist das Laden ein Kinderspiel, jedoch muss man hier eben mehr Geduld haben, bis man wieder über die komplette Reichweite verfügt.

Um sich mit diesem Netzwerk genauer zu identifizieren hilft das 17 Zoll Display, welches leicht zum Fahrer ausgerichtet ist. Man tippt problemlos den Zielort ein und kann mithilfe des unten integrierten Blitz-Ikons die Supercharger und anderen Ladestationen auf einen Blick erkennen. Auch das Verkehrsaufkommen wird angezeigt. Um auf ein Head-up-Display zu verzichten wird die Navigation direkt in das Display hinter dem Volant integriert.

Up to date!

Bevor man sich mit den unzähligen Funktionen beschäftigt, macht es Sinn, ein eigenes Fahrerprofil zu erstellen, denn so werden Sitze, Spiegel etc. immer auf die gespeicherten Einstellungen angepasst.

Das Smartphone noch mit der Bluetooth-Schnittstelle verbinden und via Spotify die gewünschten Lieder streamen. Das Model X verfügt sogar über ein LTE-Netz, somit können die neuesten Gas Junky News also auch im Tesla gelesen werden.

Futuristisches Interieur:

Zuerst öffnet man mittels des futuristischen Schlüssels die Türen, auch die sogenannten Falcon-Wing-Flügeltüren, der Kofferraum und das Staufach (Platz für ein Köfferchen), wo normalerweise der Motor verbaut ist, können auf diese Art und Weise geöffnet werden. Die Fahrertür schwingt automatisch auf, natürlich sensorunterstützt. Erstaunt erklimmt man das Volant und kann die Größe der Frontscheibe nicht in Worte fassen, der Überblick ist gigantisch – ähnlich einem Raumschiff.

Das fünf Meter lange und über zwei Meter breite SUV verfügt leider über eine sehr bescheidene Übersichtlichkeit nach hinten, aber spätestens, wenn man den Wahlhebel auf R stellt, erscheint die Rückfahrkamera in der wohl besten Qualität.

Der Innenraum des höhergestellten Flaggschiffs ist mit sehr edlem hellen Premium Material ausgestattet und wurde als Siebensitzer konfiguriert – die dritte Reihe dient dann wohl eher für die futuristischen Kids, falls diese aufgrund der atemberaubenden Beschleunigung doch eine Reihe weiter vorne oder dann doch am Co-Pilot-Sportsitz Platz nehmen wollen, können die dritte Reihe-Stühle umgeklappt werden – ganz schön clever gelöst!

Der Einstieg in zweiter Reihe ist anfangs ein wenig gewöhnungsbedürftig, aber spätestens nach ein paar Versuchen problemlos zu meistern. Über Bein- und Kopffreiheit scheitert es keinesfalls. Auch Fahrer- und Beifahrer können klaglos Platz nehmen und den Trip genießen. Die Sportsitze mit integrierter Kopfstütze sind auch auf längeren Strecken sehr bequem und bieten in schnell durchfahrenen Kurven ausgezeichneten Seitenhalt.

Mittels des 17 Zoll-Touchdisplays kann man die vielfältigen Menüs durchsurfen. Die Touchfunktion funktioniert zügig, dennoch benötigt das Bedienen während der Fahrt jede Menge Aufmerksamkeit.

Die Ablagemöglichkeiten sind sowohl in der Mittelkonsole als auch in den Türen großzügig gestaltet worden, endlich wieder einmal voluminöse Becherhalten, wo mehr Platz ist als für die Kaugummidose.

Auch das Kofferraumvolumen überzeugt mit reichlich Fassungsvermögen, nur die hohe Ladekante muss kritisiert werden.

Unsere Fahreindrücke:

Auf den ersten Metern fühlt man sich wie von einem anderen Stern, wenn nicht Planeten. Der Wahlhebel nach unten gedrückt auf D, das Bremspedal in Slow-Motion ausgelassen und schon kann es los gehen. Komplett geräuschlos und ohne das Gaspedal zu berühren strömt der Kalifornier los. Die Breite eines Sportwagens und die Länge eines Luxusliners bereitet anfangs Kopfzerbrechen. Aber auch im urbanen Bereich lässt sich das Model X bewegen, natürlich mit Feingefühl, dennoch problemlos.

Am Heimweg, raus aus der City und rauf auf die Autobahn, der Beschleunigungsstreifen bescherte mich erstmals mit der Warp-Geschwindigkeit eines Teslas. Das Drehmoment steht bereits im untersten Drehzahlkeller an – und schiebt den schweren Koloss nach vorne, als wäre alles zu spät. Andere Hersteller sorgen mit Sechs- oder Achtzylindern für sensationelle Kraftentfaltung, dennoch ist die Beschleunigung der über 500 elektrischen Pferdchen kein Vergleich, nicht einmal annähernd. Massen an Nm drücken die Passagiere in die Sporthocker und sorgen für Adrenalin pur. Die beiden E-Motoren (vorne und hinten) sorgen für sensationelle Beschleunigungswerte. Der Sprint auf Landstraßentempo ist unter fünf Sekunden absolviert und das mit über zwei Tonnen Leergewicht. Aber dieses Gewicht muss auch wieder gestoppt werden. Dies funktioniert Großteils über die sogenannte Rekuperation (Energie-Rückgewinnung). Muss man aufgrund von Staubildung ein wenig schneller zum Stillstand kommen, merkt man jedoch, dass die Bremsanlage ein wenig unterdimensioniert ist und das Fahrzeug mit dem hohen Gewicht zu kämpfen hat.

Serienmäßig schluckt die Luftfederung etwaige Schläge, der Reisekomfort leidet aber ein wenig unter der sehr straffen Abstimmung, welche Querfugen oder Kanaldeckel nicht ganz so smooth bügelt. In flott gefahrenen Kurven schiebt das Model X aber dann doch wesentlich über die Vorderachse, da haben eben andere Hersteller schon bessere Fahrwerke verbaut, die auch im Grenzbereich stabil bleiben.

Aber nach mehreren Tagen rein elektrischer Mobilität spart man sich die Energie, um der Werksangabe so nahe als möglich zu kommen. Knapp 400 Kilometer sind aber auch bei diesen sibirischen Verhältnissen kein Problem.

Aber spätestens nach dieser Reichweite ist es dann Zeit in die Garage zu fahren und das SUV mittels Starkstrom für den nächsten Trip wieder aufzuströmen. Natürlich spart man sich an den sogenannten Superchargern jede Menge Zeit, man benötigt in etwa eine Stunde, um wieder über die gesamte Reichweite zu verfügen. Ob noch ein Platz frei ist, erkennt man jederzeit auf dem riesigen mittig platzierten Display.

Aber auch an der Starkstromleitung ist das Aufladen keine Hexerei, zwischen fünf und sechs Stunden benötigt der Ami.

Die Infrastruktur der Supercharger ist in erster Linie an Autobahnen sehr gut entwickelt. In deren Umgebung ist man noch ein wenig an die Heim-Steckdose gebunden, aber spätestens in ein paar Jahren werden sich die Stromtankstellen auch vervielfachen und das emissionsfreie Fahren noch attraktiver machen.

Fazit:

Elon Musk ist mit dem Model X anderen Herstellern Autolängen voraus. Die Beschleunigung ist für dieses übergewichtige Flaggschiff unbeschreiblich.

Die vielen Funktionen, welche über den riesigen Bildschirm abgerufen werden, sind zu Beginn ein wenig ablenkend, aber bereits nach kurzer Eingewöhnung logisch aufgebaut. Das wir über keinen Auspuffsound verfügten war unsere größte Sorge, dennoch müssen wir gestehen, das uns das tolle Soundsystem diese Last abgenommen hat. Die Anschaffung ist somit wohl die größte Last, dennoch profitiert man von der eingesparten motorbezogenen Versicherungssteuer und natürlich auch von der enormen Reichweite, welche auch bei sibirischen Verhältnissen keinesfalls enttäuscht.

(c) Bilder: xsbpx, pmzg

Technische Daten: Tesla Model X 100D

Motor: Permanentmagnet-Synchronmotor

0-100 km/h: 4,9 Sekunden

Reichweite (NEFZ): 565 km

cw-Wert: 0,24

V-Max: 250 km/h

Leergewicht: 2.459 kg

L/B/H: 5,037 /2,271 / 1,684 (Meter)

Radstand: 2,965 (Meter)

Kofferraumvolumen: 2.180 Liter bei Sechssitzerkonfiguration

Basispreis 100D: € 111.650,-

Testfahrzeug: € 127.530,-

 

Ausstattung:

  • Midnight Silver Metallic Lackierung

€ 1.200,-

  • Innenausstattung Weiß Premium

€ 3.800,-

  • Premium Upgrade Paket

€ 6.800,-

  • Siebensitzer Innenraum

€ 3.100

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