Praxistest: Suzuki Vitara Hybrid – Für das kleine Abenteuer zwischendurch

Wann sind Sie das letzte Mal Slalom gefahren? Also mit dem Auto, nicht auf Skiern. In der Fahrschule? Bei einem Fahrtechnik-Training oder einem Driving Camp? Mit dem Suzuki Vitara findet man auch abseits dieser geschützten Zonen die Möglichkeit, seinem Spieltrieb nachzugeben: Für Offroader im Wald, für Asphalt-Tiger auch in der Stadt. Da verwandeln sich die Laternenmasten auf einem Parkplatz ganz schnell in einen abgesteckten Parcours, durch den der wendige Kleine dank seiner kompakten Außenmaße perfekt hindurchflitzt.

Durch sein vergleichsweise geringes Gewicht und die für diese Klasse ausreichende Motorisierung liegt er in Verbindung mit dem Allrad-Antrieb sehr gut in den Kurven. Schon alleine dieses Gefühl vermittelt echte Fahrfreude. Dazu kommt eine knackige Schaltung, die ihren Dienst äußerst präzise versieht. Alles in allem eine spritzige Kombination, die Lust auf mehr macht. Dann also ab in den Sport-Modus – und wieder eine Überraschung mehr für uns: Sowohl vom Fahrgefühl als auch von der Beschleunigung her bemerkt man einen spürbaren Unterschied.

Erfahrene 30 Jahre

Wieso fahren wir den Vitara eigentlich erst jetzt, wo es ihn doch schon seit über 30 Jahren gibt? Seit dem Facelift 2018 wirkt er sportlicher, aber nach wie vor robust. Zudem gehört er zu den wenigen Autos, die nicht bei jedem Modellwechsel automatisch wachsen (müssen): So findet man auch ganz leicht einen Parkplatz – und würde (um dort hineinzukommen) nicht mal die in unserem Testfahrzeug an Bord befindliche Rückfahrkamera benötigen, so übersichtlich ist der Vitara – und das in alle Richtungen. Das ist heutzutage doch eher selten.

Auch schon eine seltene Spezies sind echte Tasten, die man auch ohne lang hinzusehen bedienen kann. Manche Dinge sollte man einfach nicht anpassen, nur weil sie gerade trendy sind oder sie nur dort einsetzen, wo es auch Sinn macht: So z.B. auf dem 7-Zoll-großen Touchscreen, der als Kommandozentrale für Kommunikation, Navigation und Audiosystem mit Smartphone-Anbindung fungiert. Apropos Navigation: Da haben wir uns schon in teureren Autos damit herumgeärgert, egal, ob durch händische Eingabe oder Sprachbedienung. Hier war das alles kein Problem: Der Vitara ist von seiner Bedienung her so logisch aufgebaut, dass ein kurzer Blick zur Orientierung reicht – und schon kann’s losgehen.

Gut gemeint

Bevor wir unseren Allerwertesten auf die schön verarbeiten und im Rautenmuster abgesteppten festen Sitze geschwungen haben, wurde uns bei der Abholung kurz das Auto sowie im Besonderen der Bremsassistent erklärt: „Den können S‘ da ausschalten.“ Aha. Bei der ersten, gut einsehbaren Kreuzung, auf die wir etwas schneller zufuhren (weil der Abbieger vor uns eigentlich freie Fahrt hatte), ermahnte uns das Ding zum Bremsen – und das obwohl wir bereits das Bremspedal gedrückt hielten. Spätestens da war klar, dass andere vor uns wohl ähnliche Erfahrungen gemacht hatten. Die Bremsen selbst packen gut zu und zwar unabhängig davon, ob es trockene oder nasse Fahrbahnverhältnisse gibt.

Die anderen mitgebrachten Helferleins, wie Spurhalte- oder Verkehrszeichenassistent versehen ihren Dienst da unaufgeregter: Ersterer deutet nur sanft durch ein vibrierendes Lenkrad an (und schickt zusätzlich eine Meldung über das Armaturenbrett), zweiterer agiert zuverlässiger als bei anderen, teureren Japanern. Ein bisschen nervöser sind da schon die rundherum verbauten Piepser, was gerade bei Fahrten in hohem Gras etwas störend wirkt. Offroad deutlich spürbar sind diverse Bodenunebenheiten, das Fahrzeug ist doch recht straff gefedert.

Ende Gelände? Im Gegenteil!

Dafür sitzt man nach wie vor in einem echten SUV und kann aus vier verschiedenen Fahrmodi den passenden wählen. Bei „Auto“ werden ausschließlich die Vorderräder angetrieben, um den Spritverbrauch zu reduzieren. Haben die Vorderräder keinen Grip mehr, mischt sich Allgrip Select ein und steuert automatisch und stufenlos die Hinterachse hinzu. Daneben stehen noch „Snow“ und der bereits erwähnte Sportmodus zur Verfügung sowie „Lock“, um das Fahrzeug aus misslichen Lagen (wie Schnee oder Schlamm) zu befreien.

Pfiat di Selbstzünder, grias di Mild Hybrid und Single Otto! 

Für manche mag es ein Wehrmutstropfen sein, dass es den Vitara nur mehr als Benziner gibt. Zur Auswahl stehen neben der 95 kW (129 PS) starken Mild Hybrid-Variante (mit 48-Volt-Batterie), die wir testen durften, der vom Suzuki-S bekannte wie beliebte 1.4-Liter-Boosterjet-Motor mit Direkteinspritzung und manuellem 6-Gang-Schaltgetriebe sowie der neue 1.0-Liter-Boosterjet-Direkteinspritzer mit manuellem 5-Gang-Schaltgetriebe. Eine Automatik-Version ist derzeit (Corona-bedingt) noch nicht verfügbar, wäre aber sicherlich eine interessante Alternative, zumal der Schaltweg beim Retourgang doch etwas gewöhnungsbedürftig ist.

Apropos Mild Hybrid: Sowohl im Vitara, SX4 S-Cross als auch im neuen Swift Sport kommt dieser neue Antriebsstrang zur Geltung – weitere Tests folgen.
Der 1,4-Liter Turbobenziner leistet statt 140 PS nun 129 PS – diese sich aber mindestens wie 150 PS anfühlen. Das Drehmoment wurde von 220 Nm auf 235 Nm erhöht.
Sehr erfreulich finden wir, dass man den Einsatz des Mild Hybrid Systems auch in der Praxis deutlich spürt und nicht nur auf einer Grafik zwischen Drehzahlmesser und Tacho schmackhaft gemacht bekommt. Im unteren Drehzahlbereich merkt man den zusätzlichen E-Boost und beim Zurückschalten eben die sogenannte Rekuperation (Energie-Rückgewinnung).
Noch erfreulicher finden wir, dass man mit der zarten Teilelektrifizierung nicht nur erstklassige Abgaswerte am Blatt Papier erzielt, sondern auch den Kraftstoffverbrauch in der Praxis reduziert. Sensationelle 6,7 Liter haben wir pro einhundert Kilometer verbraucht und das obwohl wir keinesfalls auf jegliche Art von Fahrspaß verzichtet haben.

Fazit:

Der Suzuki Vitara ist eine kostengünstige Einstiegsdroge in die Welt echter SUVs. Wer sich nicht an Hartplastik und blechern schließenden Türen stört, wird mit ihm seine Freude haben; ist er doch ein komfortables und zugleich praktisches Auto (beleuchteter Fußraum beim Einsteigen (fahrerseitig), zahlreiche Ablageflächen, insgesamt sechs Getränkehalter, doppelter Kofferraumboden, etc.) mit relativ wenig Spritverbrauch (insbesondere unter Ausnutzung der der Rekuperation). Nur eines sollte man nicht: Zu groß sein, da der Kofferraumdeckel nicht weit genug aufschwingt und man sich leicht den Kopf daran stoßen könnte. Groß zu sein, ist eben nicht immer von Vorteil, weswegen der Vitara seine kompakten und parkplatzfreundlichen Außenmaße auch beibehalten hat.

 

Was uns gefällt:

  • ein Auto gefahren zu sein, mit dem man überall hinkommt und zugleich Spaß haben kann
  • echte Tasten für alles, was wichtig ist
  • das Preis-/Leistungsverhältnis

 

Was wir noch verbessern würden:

  • die Art, wie der Retourgang eingelegt werden muss
  • den Öffnungsradius der Heckklappe
  • weniger Hartplastik verbauen

 

 

Factbox: Suzuki Vitara 1.4 DITC Hybrid Allgrip

Motor/Antrieb

Motor: wassergekühlter 4-Zylinder Benzinmotor mit Abgasturbolader, 2 oben liegenden Nockenwellen, Direkteinspritzung
Hubraum: 1.373 ccm
Benzin-Aggregat: Leistung kW/PS: 95 kW/129 PS
Elektro-Aggregat: 10 kW/13 PS
Drehmoment Benzin-Aggregat: 235 Nm 2.000~3.000 U/min
Antrieb: Allradantrieb
Getriebeart: 6-Gang Schaltgetriebe
0-100 km/h: 10,2 sec
V-Max: 198 km/h

Verbrauch/Umwelt

Werksangabe –kombiniert, l/100 km: 5,7 – 6,2
Gas-Junky-Test – Durchschnitt l/100 km: 6,7
CO2 Emissionen: 141 g/km Euro 6d-ISC-FCM

Bremsen/Felgen/Reifen

Bremsen: VA + HA: Scheibe (vorne innenbelüftet)
Felgen/Reifen: 215/55 R17

Gewicht und Maße

Leergewicht: 1.210kg
L/B/H: 4,170 / 1,775 / 1,595 m
Radstand: 2.500 m
Kofferraumvolumen: 375 – 1.120 Liter
Tankinhalt: 47 Liter
Kraftstoff: Benzin

Preise

Suzuki Vitara 1.4 DITC Allgrip zu haben ab: € 26.490,-
Suzuki Vitara 1.4 DITC Hybrid Allgrip: € 27.590,-

Preis Testfahrzeug inkl. NoVA und MWSt: € 30.440,-
Sonderausstattung:
Pearl- und Metallic-Lackierung: € 490,-
Dachlackierung ab Werk (Aufpreis): € 360,-

(c) Bilder: Gas Junky, sp, fr