Praxistest: Suzuki Jimny – „Eck ned mit mir an!“

Kaum ein anderer Intensivtest würde dieses Jahr die Kalender der Redaktion mehr zücken, als genau dieser.

Die Offroad-Ikone im Mikroformat, noch dazu in einem knalligen Farbton (Kinetic Yellow), beeindruckt bereits auf den ersten Metern des Heimwegs einige Verkehrsteilnehmer, als wäre man mit einer limitierten Version des wohl schnellsten und teuersten Sportwagens unterwegs. Dabei will man ja gar nicht protzen und mit einem nicht mal vier Meter Offroader unauffällig in Richtung Feierabend tuckern. Ja, wir wissen doch, dass die Autobahn wohl nicht zu der Heimat des Japaners in bereits vierter Generation zählt, doch die Route über etwaige Feldwege wäre dann doch zu zeitraubend ausgefallen.

(c) Bild: Sebastian Poppe

Und bereits hier beginnt unsere #jimnychallenge

Denn es warten bereits einige Gepäckstücke im Vorraum, da am nächsten Tag eine Reise in den Westen ansteht – knapp vierhundert Kilometer, eine Strecke!
Aber wie sollen wir hier bloß zwei Koffer, eine Tasche und die neuen Carving-Latten mit 1,88 Meter verstauen?

Easy, man lege einfach die Rückbank um und verwandle mickrige 85 Liter Stauraum in mächtige 830. Auch die Rennlatten können problemlos durchgereicht werden, da man durch den retromäßigen Schalthebel in Ellenlänge sowieso niemals verhindert wäre, durch die kurzen Schaltgassen zu rühren.

Und wir sind überrascht wie trendig sich die Offroad-Ikone schlägt, zahlreiche Assistenzsysteme, LED-Scheinwerfer, Klimaautomatik, Tempomat und viele andere Features, welche den Wandel der Zeit wieder einmal auf den Punkt bringen. Einst noch mit Blattfedern und Zweitakter, heute mit Leiterrahmen und Schraubfedern und der hohe Querschnitt der Räder sorgen für reichlich Komfort.

Zwar überschreitet man bereits knapp über der dreistelligen Geschwindigkeitsmarke die 3.000 Umdrehungen und auf Teilstücken der A1 können auch bald mal die 4.500 locker erreicht werden, denn die V-Max Angabe des Herstellers können wir problemlos unterschreiben.

Der 1,5-Liter Saugbenziner ist ein rauer Geselle, der mit genügend Drehzahl eine vernünftige und zugleich ausreichende Motorisierung symbolisiert, dies verdankt man natürlich auch dem niedrigen Leergewicht von nur 1.090 Kilogramm.

Es ist zwar anfangs ein ziemlich mulmiges Gefühl, wenn man mit dem Micro G teilweise sogar auf der dritten Spur unterwegs ist, um herumschwirrende Verkehrsteilnehmer von der täglichen Smartphone-Sucht wieder zurück auf die Straße zu holen.
Einerseits spürt man durch den kurzen Radstand die knapp eintausend Querrillen der schon längst sanierbedürftigen Weststrecke, andererseits ist der Fahrtwind nicht gerade Jimnys bester Freund. Fühlt sich die Servolenkung schon ohne orkanartige Windböen nicht unbedingt direkt und rückmeldungsarm an, aber genau diese Dinge zeichnen einen waschechten Offroader eben aus. Und da sieht man schon gerne mal über eine komplette Hartplastiklandschaft oder die robusten Inbussschrauben ohne Abdeckung hinweg.

Sehr begeistert haben uns auch die serienmäßigen LED-Leuchten, welche man in der besten Ausstattungslinie spendiert bekommt – sogar ein Fernlichtassistent ist mit an Bord.

Spät abends haben wir dann unser Ziel erreicht und dies ganz ohne Rückenbeschwerden.

Bereits am nächsten Morgen will man nur mal kurz einen Blick aus dem Fenster werfen, haben bereits einige Passanten den knalligen Offroader umzingelt.

Und diese Menschenansammlung hat bis zum letzten Tag kaum abgenommen, sodass ich die kompletten technischen Fakten schon ganz ohne Datenblatt reintippen konnte.

Bereits die Hälfte des Heimwegs angetreten rätselte ich, ob die Strecke tatsächlich ohne Tankstopp möglich wäre. Aber der 40 Liter Tank ist eben eine der wenigen Schwächen des Nippon-Kraxlers. So musste ich nähe Sankt Pölten stoppen, um die #jimnychallenge ohne Abschlepp-Manöver vollenden zu können.

Da kam auch schon ein Herr mit gut motorisiertem Elfer Targa neugierig hinter der Tanksäule hervor. „Tschuldigens, ist das bereits der Neue? Ich hatte in meiner Studienzeit mal einen Samurai“, rief mir der Herr zu.

Nach dem kleinen Rundgang um den knalligen Offroad-Cube habe ich noch die letzten Meter auf der Autobahn genossen.

Aber wir haben den mickrigen Kraxler doch noch gar nicht im Hinterland bewegt, wo er seine Talente so richtig ausüben kann.

Wie gefällt die Allradikone dem Waidmann?

Nun gut, diese Frage lassen wir mal Walter beantworten, er ist bereits seit einigen Jahrzehnten begeisterter Waidmann. Wir machten uns also gemeinsam auf die Pirsch zu seinem ruhigen Ort, wo er bestimmt schon unzählige Nächte verbrachte. Aber bereits bei der ersten Begegnung merkte man, dass er ein waschechter Jäger ist und mit der Leuchtstift-artigen Lackierung kaum leben wolle – aber keine Sorge es gibt ihn ja auch in „Jungle Green“.

„Der foaht jo no wie a Auto vo friara“, teilte mir Walter voller Begeisterung mit – und hier muss man ihm zustimmen. Zwar verfügt man in der besten Ausstattungslinie über zahlreiche Assistenzsysteme – diese können aber bei Bedarf problemlos deaktiviert werden.

Nicht ganz so unauffällig rumpeln wir also in sein Revier, wo man mittels einem kleinen Schalthebel die Kräfte auf alle Viere weiterleitet, oder sogar mittels Geländeuntersetzung den restlichen Allrad-Ikonen um die Ohren fährt. Man sollte also niemals mit dem Jimny im Gelände anecken, denn hier ist er die Koryphäe.

Jagdleiter Walter ist begeistert, wie wendig sich der Kleine um die Kurve jagen lässt und auch die, doch eher robuste, Materialwahl stört ihn kein bisschen. Von Minute zu Minute merkt man, dass bereits nach kurzer Eingewöhnungsphase die beiden einwandfrei harmonieren, denn beim Abschied kam dem Waidmann ein ordentlicher Grinser aus – über den Jäger und den Gejagten kann man also noch diskutieren.

Was uns gefällt:

  • Der quirlige Saugbenziner
  • Die Fahreigenschaften
  • Der Retro-Look

Was er nicht so mag:

  • Seitenwind
  • Lange Autobahnetappen
  • Kurvige Strecken

Technische Daten: Suzuki JIMNY flash ALLGRIP (5-Gang-Schaltgetriebe)

Motor / Antrieb

Motor: Wassergekühlter Vierzylinder-Benzinmotor, zwei obenliegende Nockenwellen mit variabler Ventilsteuerung (VVT), Multipoint-Einspritzung
Hubraum: 1462 ccm3
Leistung kW /PS (Gesamt): 75 kW / 102 PS bei 6.000U/min
Drehmoment: 130 Nm bei 4.000 U/min
Antrieb: Heckantrieb/zuschaltbares Allradsystem
Getriebeart: 5-Gang Handschaltung
0-100 km/h: k.A. Sekunden
V-Max: 145 km/h

Verbrauch / Umwelt

Werksangabe: Stadt/Land/kombiniert, l/100 km: 7,7 / 6,2 / 6,8
Gas-Junky-Test: Durchschnitt l/100 km: 7,5
CO2 Emissionen: 154 g/km (EURO 6d-TEMP)

Fahrwerk / Reifen / Bremsen

Vo. Achse + Hi. Achse: Starrachse mit Schraubfedern
Bremsen: VA: Scheibenbremsen; HA: Trommelbremsen
Felgen / Reifen: 195/80 R15

Gewicht und Maße

Leergewicht: 1.090 kg
L/B/H: 3,645 / 1,645 / 1,705 (Meter)
Radstand: 2,25 m
Kofferraumvolumen: 85 – 830 Liter
Tankinhalt:  40 Liter
Kraftstoff: Super 95

Preise

Suzuki Jimny zu haben ab: € 17.990,- (ALLGRIP pure)
Suzuki Jimny flash ALLGRIP (5-Gang Man.): € 21.490,-
Preis Testfahrzeug, inkl. NoVA und Mwst: € 22.240,-

Sonderausstattung:

Pearl- und Metallic-Lackierung (Kinetic Yellow) € 390,-
Dachlackierung ab Werk € 360,-

(c) Bilder: Sebastian Poppe

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