Praxistest: SsangYong Korando – Der den Marsch bläst

Eines vorweg: Wer viel Auto um vergleichsweise wenig Geld sucht, der ist bei SsangYong richtig. Die koreanische Marke ermöglicht den Einstieg in die SUV-Welt bereits ab 26.190 Euro (2WD). Wer die Antriebskraft lieber auf alle vier Räder verteilt hat, legt nur unwesentlich mehr drauf und ist ab 28.690 Euro dabei. Ein Top-Angebot?

Umfangreiche Basisausstattung

Dabei verwöhnt uns SsangYong im Korando bereits in der Basisausstattung „Road“ mit Features, die bei anderen Herstellern erst in der Optionsliste zu finden sind  (z.B. abgedunkelte Scheiben ab der 2. Reihe, Regen- und Lichtsensor oder Rückfahrkamera). Wir durften den Korando in der „Premium“-Variante mit 1.5-T-GDi-Turbo-Benzinmotor mit 120 kW (163 PS) und soften Kraxel-Eigenschaften testen. Daneben gibt es ihn auch als 1.6-Liter-Diesel und in Kürze (so der Plan) als reinen „Stromer“. Interessant fanden wir, dass die Start-Stopp-Automatik nur dem Fronttriebler vorbehalten ist.

Unbekannte Herkunft?

Wer den Korando zum ersten Mal sieht, findet für sein Außenkleid nur lobende Worte. Kein Wunder, zeichnet für das Design doch seit 2016 die Designschmiede Pininfarina verantwortlich. Das SUV gefällt alt wie jung und ziemlich bald kommt die Frage: „Was ist das für ein Auto?“ Bei SsangYong handelt es sich um Südkoreas viertgrößten Automobilhersteller, der eine Technologie-Partnerschaft mit Daimler-Benz eingegangen ist. Seit 2010 ist der indische Mahindra-Konzern Eigentümer.

Das SsangYong-Logo ist in unseren Breiten noch eher unbekannt. Würde man es entfernen, wäre die imaginäre Zuordnung noch schwieriger; vielleicht würde man den Korando fälschlicherweise sogar anderen oder sogar deutschen  Marken zuschreiben? Das Logo selbst symbolisiert zwei Drachen (koreanisch für „ssangyong“) und ist ganz klassisch an Kühlergrill und Heck angebracht.

Neues, ausdrucksstarkes Design

Durch die abfallende Dachlinie wirkt der Korando außen sehr sportlich, auch die Sicken sind gekonnt gesetzt. Vom eher biederen Design der Vorgänger ist da nichts mehr zu spüren – zumindest außen. Innen hat uns der Korando ein wenig an frühere Japaner erinnert – allerdings, und das muss man ihm zugute halten – in einer sehr hochwertigen Verarbeitung. Das Design ist durchgängig und sehr stilvoll gehalten. So findet sich die schwarz-braune Farbkombination der Premium-Version nicht nur auf den Ledersitzen, sondern auch am Volant (Ziernähte) und der gesamten Armaturenlandschaft wieder. Auch sehr schön: Es gibt noch echte Regler zum Angreifen; in dem für die Klima-Anlage ist sogar die Innentemperatur des Fahrzeugs ersichtlich.

Digitale Anzeigen, wie die 10,25-Zoll große Instrumententafel oder der 9,2-Zoll große Touchscreen in der Mittelkonsole, sind sehr gut ablesbar und wirken, wie die Rückfahrkamera, gestochen scharf. Irgendwie ein „Break“ zwischen Retro und Moderne, aber dadurch auch ein unverwechselbarer Arbeitsplatz. Besonders schön fanden wir die Ambiente-Beleuchtung, die an den vorderen Türtafeln und beifahrerseitig ins Armaturenbrett integriert ist. Je nach Laune (oder Lieblingsfarbe) kann diese individuell gesteuert werden – ein netter Hingucker. Gut gefallen hat uns auch die tolle Konnektivität von Apple CarPlay und Android Auto (bereits in der Basisversion vorhanden), das TomTom-Navi würde man da eigentlich gar nicht brauchen.

Sing-Sang mit SsangYong

Überrascht hat uns die Begrüßungsmelodie, die sowohl beim Starten als auch beim Abstellen erklingt. Überhaupt scheint der Korando ein sehr musikalisches Auto zu sein: Das Blinkergeräusch dürfte eher für amerikanische Ohren designt worden sein. Dafür erinnert die akustische Warnung des Spurhalteassistenten, auf den man sich besser nicht verlassen sollte, an die ersten paar Takte des Radetzkymarsches und animiert dazu, ihn selbst weiter zu trällern.

Wir sind die Coolsten, wenn wir cruisen

Eher gemütlich geht es dann beim Fahren zu. Der Korando ist doch sehr weich gefedert, das merkt man auch an seiner unausbalancierten Zug- und Druckstufe. In Kurven sind wir vorsichtshalber um ca. 10 km/h langsamer gefahren als sonst üblich, was in Verbindung mit der leider doch sehr schwammigen und indirekt wirkenden Lenkung sicher kein Nachteil war. Von seiner ganzen Aufmachung her verleitet der Koreaner in Verbindung mit der sanft schaltenden 6-Gang-Automatik eher zum Cruisen. Bei einem Blick auf den Verbrauch fällt einem das auch nicht schwer: Mit einem Durchschnitt von ca. 10 Liter auf 100 Kilometer ist der Durst doch ein sehr großer, da würden wir eher zur Dieselversion raten.

Großzügiges Raumangebot

Positiv hervorheben müssen wir aber auf jeden Fall noch das großzügige Raumangebot, das sowohl in den vorderen Reihen als auch im Fond spürbar ist. Während sich der Einstieg auf Fahrer- und Beifahrerseite durch den breiten Steg etwas schwerer als hinten gestaltet, ist in Reihe zwei vor allem die Kopf- und Beinfreiheit phänomenal. Das 4,45 Meter lange und 1,87 Meter breite SUV bietet einen zweigeteilten Kofferraum mit doppeltem Boden. Für unseren Geschmack sollte stets das gesamte Volumen genützt werden, um alle Einkäufe gut unterzubringen. Leider ist die Ladekante (SUV-bedingt) doch eher hoch angesetzt; dafür kann die Heckklappe auf Wunsch auch elektrisch geöffnet werden.

Elektrisch verstellt werden kann auch der Fahrersitz. In der Premium-Version gibt es diverse Einstellungsmöglichkeiten, inkl. Lendenwirbelstütze. Trotzdem war es uns irgendwie nicht möglich, eine für uns geeignete Sitzposition zu finden. Das mag nicht zuletzt daran gelegen haben, dass die tiefste Position für groß gewachsene Menschen noch immer als zu hoch empfunden wird. So gut die Kopffreiheit auf den hinteren Plätzen ist, so nah am Dachhimmel sitzt man(n) dann doch in der ersten Reihe.

Fazit:

Die Qualität der verarbeiteten Materialen ist sehr hochwertig, man findet sich auch leicht zurecht. Das Design ist vor allem außen sehr ansprechend. Bei den Fahreigenschaften wie beim Verbrauch besteht noch Verbesserungspotenzial. In Anbetracht des relativ günstigen Preises in einer Kombination mit 5-Jahres-Garantie (oder 100.000 km – je nachdem, was zuerst erreicht wird) aber ein komfortabler Einstieg in die Welt der SUVs.

Was uns gefällt:

  • das großzügige Platzangebot, insbesondere im Fond
  • die unendlichen Tiefen der Ambiente-Beleuchtung
  • das neue, schnittige Pininfarina-Design

Was wir noch verbessern würden:

  • die leider sehr indirekte Lenkung
  • die Federung (für unseren Geschmack etwas zu weich)
  • den Spurhalteassistenten

Factbox: SsangYong Korando (C300) 1,5 4WD A/T Premium

Motor/Antrieb

Motor: Benzinmotor 4 Zylinder (Reihe) mit Turboaufladung
Hubraum: 1.497 ccm
Leistung kW/PS: 120 kW/163 PS bei 5.000 U/min.
Drehmoment: 260 Nm bei 1.500 – 4.000 U/min.
Antrieb: Allrad
Getriebeart: 6-Gang-Automatik
0-100 km/h: k.A.
V-Max: 193 km/h

Verbrauch/Umwelt

Werksangabe – Stadt/außerstädtisch/kombiniert, l/100 km: 10,2/ 7,2 / 8,3
Gas-Junky-Test – Durchschnitt l/100 km: 10,0
CO2 Emissionen: 190 g/km Euro 6d-TEMP

Bremsen/Felgen/Reifen

Bremsen: VA + HA: Scheibe (vorne innenbelüftet)
Felgen/Reifen: 235/50R19

Gewicht und Maße

Leergewicht: 1.600 kg
L/B/H: 4,450 / 1,870 / 1,620 m
Radstand: 2.675 m
Kofferraumvolumen: 551 – 1.248 Liter
Tankinhalt: 50 Liter
Kraftstoff: Super

Preise

SsangYong Korando (C300) zu haben ab: € 26.190,-
SsangYong Korando (C300) 1,5 4WD A/T Premium: € 38.690,-
Preis Testfahrzeug inkl. NoVA und MWSt: € 39.040,-

Sonderausstattung:

Metallic-Lackierung: Dandy Blue € 700,-
– NoVA Bonus € 350,-

(c) Bilder: Gas Junky, sp