Praxistest: Renault Kadjar – Extravaganz im Kompaktformat!

Das Segment der Kompakt-SUVs ist zweifelsohne ein hart Umkämpftes, welches inzwischen eine große Auswahl an Fahrzeugen anzubieten hat. Konkurrenz belebt bekanntlich das Geschäft, daher ergibt sich der Vorteil, dass sich die Hersteller keine großen Schnitzer in punkto Preis und Verarbeitungsqualität leisten dürfen. Die Speerspitze stellt bei der Facelift-Version des Renault Kadjar die „Black Edition“ dar.

Hoher Renault-Wiedererkennungswert und dezente Akzente

Knapp vier Jahre nach der Markteinführung hat man dem Kadjar also eine Facelift-Version spendiert. Modifizierte Stoßfänger mit C-förmigen Tagfahrlicht, Unterfahrschutz an der Front- als auch Heckpartie, Kunststoff-Beplankungen, Haifischantenne und bis zu 19-Zoll Räder zeigen, dass die äußeren Werte eher unberührt blieben.
Generell lässt sich an Form und Gestalt viel Ähnlichkeit zum kleineren Bruder Renault Captur erkennen, wenngleich der Kadjar natürlich in Länge und Breite etwas größer dimensioniert ist. Auch die Seitenführung mit den integrierten Chromspangen und die Heckgestaltung machen es einem auf den ersten Blick etwas schwer zu erkennen, ob man es mit einem Captur oder einem Kadjar zu tun hat.
Der Testwagen in der Black Edition und mit der edlen Metallic Lackierung „Iron-Blau“ stellt die Top-Ausstattung von insgesamt vier erhältlichen Ausstattungslinien dar, wobei im Unterschied zu den anderen die schicken schwarzen 19-Zoll-Alufelgen sofort ins Auge stechen. Um Design-Akzente zu setzen, wurden die Außenspiegelgehäuse schwarz gehalten, darüber hinaus wurde ein „Black Edition“-Schriftzug am vorderen Kotflügel angebracht. Damit sind die wesentlichen Unterscheidungsmerkmale grundsätzlich auch schon aufgezählt, aber wie bereits erwähnt halten sich die Änderungen des Exterieurs eher in Grenzen.

Sehen und Fühlen im aufgeräumten Innenraum

Worin der Kadjar punktet, ist definitiv der Innenraum und dessen Verarbeitungsqualität. So gibt es etwa eine eigene Alcantara Polsterung „Black Edition“ mit passenden roten Ziernähten. Wenn man in diesen Sitzen Platz gefunden hat, fallen einem die bequeme Polsterung und der gute Seitenhalt dank der gut geformten Seitenwangen auf. Leider lässt sich in der Top-Version nur der Fahrersitz elektrisch verstellen, der Co-Pilot muss weiterhin die passende Sitzposition mechanisch einstellen.

Für eine ansprechende Haptik und Optik sorgen die verwendeten Softtouch Oberflächen an den Türverkleidungen und dem Armaturenbrett. Leider beschränkt sich das geschäumte Material auf den vorderen Bereich, denn die Türverkleidungen der Fondpassagiere sind aus Hartplastik geformt.

Das moderne R-Link Infotainmentsystem findet auch im Kadjar Platz

Für das Infotainment ist das bekannte R-Link System von Renault in Verwendung, das hier in Kombination mit einem Bose-Soundsystem für satten Soundgenuss während der Fahrt sorgt. Das 7-Zoll große System lässt sich farblich individuell anpassen, um dem Fahrer eine gewisse persönliche Note seines Systems zu verleihen.
Das Bedienmenü ist übersichtlich gestaltet, leider spiegelt die Oberfläche bei tiefstehender Sonne relativ stark.

Für Urlaub und Ausflüge gibt es ausreichend Platz im Kofferraum

Mit 527 Liter (bzw. bei umgeklappten Sitzen 1.478 Liter) Kofferraumvolumen bietet der Kadjar reichlich Platz für eine kleine Familie. Großfamilien sollten dann doch lieber zum größeren Modell, dem Renault Koleos greifen.
Die Rücksitze in der Testversion lassen sich leider nicht zur Gänze umlegen, wodurch Transporte mit großen, sperrigen Ladegütern unter Umständen etwas mühsam werden könnten. Dies zählt auch für die hohe Ladekante des Cargo-Abteils. Dennoch kann man das Kofferraumvolumen dank des doppelten Ladebodens noch etwas vergrößern.

Der einzige Allrad seiner Art

Unter der Haube des getesteten Kadjars werkt ein 1.8-Liter- Turbodiesel mit 150 PS, 340 Nm und Allradantrieb. Das Besondere daran ist, dass dies die einzige Motorisierung des Kadjars ist, die über einen optionalen Allradantrieb verfügt. Bei allen übrigen Diesel- und Benzinmotoren werden die Kräfte ausschließlich an die Vorderräder weitergeleitet.
Wir schalten daher den Drehregler in der Mittelkonsole gemütlich auf „AUTO“, denn dabei wird der Allradantrieb je nach Fahrsituation automatisch dazugeschaltet. Wer besonders spritsparend unterwegs sein will, kann den Drehregler auch auf „2WD“ wenden, dann fährt der Kadjar als reiner Fronttriebler. Für unwegsameres Gelände und Schneegestöber eignet sich dann noch die dritte Option „LOCK“ für einen permanenten Allradantrieb.

Der Dieselmotor ist angenehm laufruhig, was sich besonders positiv auf Autobahnfahrten bemerkbar macht, wobei hierfür auch die gute Geräuschdämmung im Innenraum verantwortlich ist.

Mit seinen 150 PS ist der Kadjar für jede Alltagssituation bestens gewappnet und verfügt über ausreichende Kraftreserven. Wem die relativ direkte Gasannahme zu dynamisch ist, der kann auch in den Eco Fahrmodus wechseln.

Das 6-Gang-Schaltgetriebe punktet mit komfortablen Schaltwegen, nur die Getriebeübersetzung in den ersten beiden Gängen ist sehr kurz ausgelegt.

Holprige Start/Stopp-Automatik

Etwas gewöhnungsbedürftig war das Verhalten der Start/Stopp- Automatik. Es kam nämlich ein paar Mal vor, dass es zu Überschneidungen des Kupplungsvorganges und des Start/Stopp-Systems kam. Denn, wenn man gerade auf die Kupplung tritt und sich genau in diesem Moment die Start/Stopp-Automatik aktiviert hat, muss man zuerst vollständig auskuppeln, damit der Motor wieder anspringt. Das hat zu den ein oder anderen längeren Ampelaufenthalten mit hupenden Nachfolgeverkehr geführt, bis einem dieses Verhalten bewusst wurde. Fahrer im Stop-and-Go Verkehr sollten das daher beachten, oder aber das System vorübergehend deaktivieren.

Hingegen die Fahrwerksabstimmung für einen Kompakt-SUV großes Lob erntete. Der Spagat zwischen Komfort und der nötigen Sportlichkeit, um in engen Kehren grobe Wankbewegungen zu vermeiden, wurde von den Ingenieuren ideal getroffen. Trotz der 19-Zoll-Räder bietet der Gallier noch reichlich Restkomfort.

Mein FAZIT:

Für alle Pärchen und Jungfamilien mit dem Hang zu etwas besserer Fahrzeugausstattung, ist der Renault Kadjar Black Edition definitiv eine Empfehlung wert. Wenn man zu zweit oder zu dritt unterwegs ist gibt es ausreichend Platz im Kofferraum und der zuschaltbare Allrad ist für einen Ausflug in die Alpen zu jeder Jahreszeit bestens geeignet.

Was mich begeistert:

  • Der laufruhige Dieselmotor
  • Die Verarbeitungsqualität im vorderen Bereich
  • Die ideale Fahrwerksabstimmung

Was ich mir noch wünschen würde:

  • Eine bessere Getriebeübersetzung
  • Weniger Hartplastik im Fondbereich
  • Eine smoother arbeitende Start/Stopp-Automatik

Technische Daten – Renault Kadjar Blue dCi 150 4WD Black Edition:

Motor / Antrieb

Motor: 4 Zylinder Turbo Dieselmotor
Hubraum: 1.749 ccm3
Leistung  kW /PS: 110 kW / 150 PS bei 4.000 U/min
Drehmoment: 340 Nm bei 1.750 U/min
Antrieb: Allrad
Getriebeart: 6-Gang Schaltgetriebe
0-100 km/h: 11,2 Sekunden
V-Max: 197 km/h

Verbrauch / Umwelt

Werksangabe – Stadt/Land/kombiniert, l/100 km: 6,3 / 4,7 / 5,2
Gas-Junky-Test – Durchschnitt l/100 km: 6,5 L
CO2 Emissionen: 139 g/km Euro 6d-TEMP

Fahrwerk / Reifen / Bremsen

Vo. Achse: McPherson Federbeine, Stabilisatoren, Teleskopstoßdämpfer, Schraubenfedern
Hi. Achse: Verbundlenkerachse, Teleskopstoßdämpfer, Schraubenfedern
Bremsen: VA: innenbelüftete Scheibenbremsen; HA: Scheibenbremsen
Felgen / Reifen: 225/45 R19

Gewicht und Maße

Leergewicht: 1692 kg
L/B/H: 4,489 / 1,836 / 1,613 (Meter)
Radstand: 2,646 m
Wendekreis: 10,72 m
Kofferraumvolumen: 527 Liter
Kofferraumvolumen bei umgeklappten Rücksitzen: 1.478 Liter
Tankinhalt:
55 Liter
Kraftstoff:
Diesel

Preise

Renault Kadjar zu haben ab: 22.890,- €
Basispreis Renault Kadjar 150 4WD Black Edition:
38.890,- €
Preis Testfahrzeug inkl. NoVA und Mwst: 40.274,50 €

Sonderausstattung

Park-Premium-Paket: 650,- €
Reserverad: 117,- €
Metallic-Lackierung Iron-Blau: 617,50 €

(c) Bilder und Text: Gas Junky, Andreas König, Sebastian Poppe