Praxistest: Renault Clio – Erwachsen geworden

Mit der bereits fünften Clio Generation lässt man den französischen Polo Gegner deutlich erwachsener wirken. Bereits das Außenkleid überrascht mit einem sehr dynamischen Auftritt, sodass man dem Mégane ganz schöne naherückt.
Hierfür sorgt bereits der verbreiterte Kühlergrill und die scharf geschnittenen C-förmigen Frontleuchten.
Zwar ist das Modell in der Länge im Generationenwechsel um 12 Millimeter kürzer geraten (4,05 Meter), dennoch überrascht der neue Clio mit breiteren Hüften – ganze 66 Millimeter beträgt der Zuwachs in der Breite. Selbiges gilt auch beim Kofferraumvolumen, denn hier verfügt man über ein Plus von 40 Liter. Ohne die Rückbank umklappen zu müssen verfügt man bereits über 391 Liter (VW Golf 7 – 380 Liter). Schade finden wir, dass der neue Clio über eine sehr hohe Ladekante verfügt, sodass besonders bei schweren Gütern das Einladen ein Fall für den Chiropraktiker werden kann.

Deutlich gesteigerte Haptik!

Bereits nach der ersten Proberunde sind wir begeistert, denn das Cockpit wirkt deutlich ergonomischer und hochwertiger. Großteils tastet man in erster Reihe auf Softtouch-Materialien, sodass Hartplastikeinheiten den Generationenwechsel nicht erlebt haben. Auch die Bedienung der Infotainment-Zentrale ist logisch aufgebaut und die Touch-Befehle werden zügig umgesetzt. Gleich darunter befinden sich Tasten im Klavier-Stil, welche die Bedienung diverser Funktionen vereinfachen. Großes Lob gilt auch den Drehreglern der Klima-Einheit, welche ja heutzutage fast schon als ausstrebende Rasse betitelt werden können. Apropos Klaviertasten: Echte Musikfans werden sich für das BOSE-Soundsystem entscheiden, da die Standard-Anlage hie und da schnell an ihr Limit gebracht wird.

Fernlicht-Assistent mit leichten Macken

Schade finden wir auch, dass der Fernlicht-Assistent in der „AUTO-Stellung“ nicht mittels Knopfdruck oder über ein Untermenü am Touchscreen deaktivierbar ist. Dies hat zur Folge, dass besonders auf Freilandstraßen andere Verkehrsteilnehmer oftmals geblendet werden, da das Assistenzprogramm nur teilweise sehr spät oder gar nicht abblendet. Um dieses Prozedere zu entschärfen muss man den Schalter in die Abblendlicht-Position stellen, sodass die Fernlicht-Automatik stillgelegt wird.

Primzahl-Aggregat mit hoher Effizienz und erstklassigen Fahrleistungen

Um Welten besser schlägt sich der Einliter-Turbobenziner. Auch wenn sich unsere Freude bei Downsizing-Aggregaten in Grenzen hält, sorgt das Primzahl-Motörchen für einen durchaus positiven Eindruck. In der Testversion koppelte man den Dreizylinder an ein 5-Gang Schaltgetriebe. Damit ist man besonders im urbanen Bereich bestens versorgt, auf längeren Autobahn-Etappen würde man sich hie und da einen Gang mehr wünschen.
Zwar muss man den Benziner einmal auf Drehzahl bringen, aber spätestens dann hängt das Aggregat fein am Gas, sodass man dem Herzstück deutlich mehr als 100 PS zutrauen würde. Erstaunlich ist auch der Verbrauch, denn trotz einigen dynamischen Etappen ist man mit 5,8 Liter auf 100 Kilometer unterwegs.

Neben dem zügig ansprechenden Aggregat ist den Ingenieuren auch die direkte Abstimmung der Lenkung als auch die deutliche Verbesserung des Fahrwerks gelungen, wodurch auch der Fahreindruck deutlich präziser und erwachsener wirkt. Hier hat sich bereits die Vorfreude auf den neuen Clio R.S. bemerkbar gemacht. Aber kommen wir zurück zu den restlichen Fahreindrücken.
Trotz Trommelbremsen an der Hinterachse packt der Clio im Alltag ohne Tadel zu und lässt niemals Fading aufkommen, darüber hinaus ist die Bremsanlage auch gut dosierbar. Die eher altmodische Version der Bremsanlage an der Hinterachse hat aber auch den Vorteil, dass man noch über eine manuelle Handbremse verfügt.

Faire Preispolitik

Und zuletzt müssen wir natürlich auch die Preispolitik des französischen Herstellers loben. Im Vergleich zur deutschen Konkurrenz punktet man mit umfangreichen Ausstattungspaketen und deutlichen faireren Preisen.

Was uns gefällt:

Das Downsizing Aggregat inkl. Testverbrauch
Das deutlich bulligere Design
Die hochwertige Materialwahl

Was wir noch verbessern würden:

Den Fernlicht-Assistenten
Die hohe Ladekante
Die Musikanlage in der Basisausstattung

Factbox: Renault Clio TCe 100 ITENS

Motor/Antrieb

Motor: Dreizylinder-Benziner mit Turboaufladung
Hubraum: 999 ccm
Leistung kW/PS: 74 kW / 100 PS
Drehmoment: 160 Nm bei 2.750 U/min
Antrieb: Front
Getriebeart:5-Gang Schaltgetriebe
0-100 km/h: 11,8 Sekunden
V-Max: 187 km/h

Verbrauch/Umwelt

Werksangabe – kombiniert: 4,3 – 4,5l/100 km
Gas-Junky-Test – Durchschnitt: 5,8 l/100 km
CO2 Emissionen/Abgasnorm:  99-102 g/km / Euro6d-Temp

Bremsen/Felgen/Reifen

Bremsen: VA: Scheibenbremsen innenbelüftet HA: Trommelbremsen
Felgen/Reifen: 205/45 R17 88 H XL

Gewicht und Maße

Leergewicht:  1.178 kg
L/B/H: 4,050 m / 1,798 m / 1,440 m
Radstand: 2,583 m
Kofferraumvolumen: von 391 – 1.069 Liter
Tankinhalt: 42 Liter
Kraftstoff: Super 95

Preise

Renault Clio SCe 75 LIFE erhältlich ab: € 12.490,-
Renault Clio TCe 100 ITENS zu haben ab: € 18.490,-
Preis Testfahrzeug inkl. NoVA und MWSt: € 20.625,-

Sonderausstattung:

Dekor-Paket innen „Touch“ – Rot € 183
Komfort Paket Plus: Beheizbares Lenkrad, Innenspiegel aut. Abblendbar und Mittelarmlehne € 366
Black Pack: Abgedunkelte Scheiben hinten, 17-Zoll Leichtmetallräder „Vivastella“, B-Säule schwarz glänzend, etc. € 610
Reserverad € 122
Sitzheizung vorne € 244
Spezial-Métallisée-Lackierung Dezir Rot € 610

(c) Bilder: Gas Junky, sp & fr