Praxistest: Porsche Taycan Plus – Der Spannungsträger

Bereits seit 2019 zählt der Porsche Taycan zu den fixen Größen am Markt der reinelektrischen Performance-Modelle. Meine erste Begegnung fand nach einem legendären Ritt mit dem Porsche 911 GT3 RS statt, die Rede ist von einer kurzen Fahrt mit dem leistungsstärksten Taycan-Modell, dem Turbo S.
Klar gibt es hier Besserwisser, welche der Meinung sind, dass diese Bezeichnung auf einem reinelektrischen Modell nichts verloren habe. Wir hatten jedenfalls andere Gedanken als wir im Zuge einer Launch Control die 761 PS und über 1.000 Nm abgerufen haben und uns der Taycan nahezu eine Wirbelverletzung zufügte. In nur 2,8 Sekunden sprintet das Topmodell auf Landstraßentempo, ein ganz schön wildes Gefährt.  

Mit 800 Volt steigt die Spannung!

Nun nehmen wir im „Basis“ Modell des Schwaben Platz, sprich ein Elektromotor an der Hinterachse und alle Kräfte werden ausschließlich an diese weitergeleitet. Nur wenige Hersteller verfügen derzeit über die 800 Volt-Technologie, welche natürlich deutliche Vorteile mit sich bringt, denn höhere Spannung bedeutet natürlich auch schnelleres Laden und eine gesteigerte Rekuperationsleistung.

Halbe Leistung der Topversion, dennoch vernünftige Fahrleistungen!

An der 50 kW Ladesäule lädt man mit dem „Basis“ Taycan in ca. 26 Minuten 100 Kilometer Reichweite, die getestete Performance Plus Version kann mit bis zu 270 kW gefüttert werden. Damit ist der 93,4-kWh-Akku in nur 22 Minuten und 30 Sekunden von fünf auf 80 Prozent geladen.
Weitere Vorteile des größeren Akku-Pakets machen sich natürlich auch beim Abruf der maximalen Leistung bemerkbar, denn hier stehen statt 300 kW (408 PS) bis zu 350 kW (476 PS) im Overboost Modus während eines Launch Control Starts zur Verfügung. Die Nennleistung beträgt beim Basismodell 240 kW (326 PS) und im Falle der Performance-Batterie Plus 280 kW (380 PS).
Das ist sozusagen die halbe Leistung der Topversion, aber dennoch schiebt der Porsche Taycan bereits in der „Basisversion“ ordentlich an und erweckt dank Heckantrieb deutlich mehr Fahrspaß als die Allradversionen.

Hohes Traktionslevel und Rekordhalter des längsten Drifts

Das enorme Traktionslevel der Einstiegsversion trotz Heckantrieb ist schon eine Klasse für sich. Der niedrige Schwerpunkt in Kombination mit dem nicht gerade leichten Akku drücken den Taycan gekonnt auf die Straße. Wobei der heckgetriebene „Basis“ Taycan auch ordentlich Striche auf den Asphalt zeichnen kann, dies wurde bereits im Zuge eines Eintrags in das Guinness Buch der weltweiten Rekorde unter Beweis gestellt. Damals wurde der Porsche Taycan 42,171 Kilometer durchgehend im Drift bewegt. Diese Rekordfahrt nahmen wir natürlich nicht in Angriff, dass der heckgetriebene Performance-Stromer quergeht glauben wir den Profis der Zuffenhausener natürlich aufs Wort.
In nur 5,4 Sekunden erreicht man das in Österreich vorgeschriebene Landstraßen-Tempo, der Launch Control Start ist natürlich auch in der „Basisversion“ ein Spektakel.
Viel mehr beeindruckt natürlich die Fahrt auf kurvenreichen Strecken, denn hier ist man Porsche typisch auf dem höchsten Dynamiklevel unterwegs.
Soll heißen: eine sehr präzise Abstimmung der Lenkung, ausreichende Rekuperation in Kombination mit einer fein abgestimmten Bremsanlage und dem erstklassig arbeitenden Fahrwerk.

Reichweite und Aerodynamik

Die wohl größte Challenge für die Ingenieure bestand neben den erstklassigen Fahrleistungen und den sehr dynamisch abgestimmten Komponenten, den Kunden auch vernünftige Reichweite zu bieten. Dies gelingt natürlich aufgrund der sportlich gezeichneten Karosserie mit einem vorbildlichen cw-Wert von nur 0,22 und der bereits erwähnten 800 Volt-Technologie.
Wir haben in der Praxis zwischen 390 und 420 Kilometer zurückgelegt, wobei man bei flotter Fahrweise mit vorausschauendem Lademanagement auch schon wieder die halbe Miete gewinnt.
Mittels Navi werden auch immer die verfügbaren (Schnell)Lader eingeblendet, sodass auch diese Aufgabe der Taycan mit Bravour übernimmt. Defekte oder bereits besetzte Ladestationen gehören derzeit leider noch zum Alltag der E-Mobilität.

Interieur: Unglaubliches Feingefühl!

Auch das Cockpit des Porsche Taycan begeistert bereits in der Einstiegsversion mit dem höchsten Level der Materialwahl und einer erstklassigen Ergonomie.
Hinter dem Sportvolant blickt man auf ein freistehendes, gebogenes Kombiinstrument, welches zugleich auch den höchsten Punkt der Instrumententafel bildet. Das Infotainment misst 10,9-Zoll und ist – wie auch in anderen Porsche Modellen – ausschließlich mittels Touch-Befehlen zu bedienen. Dies ist aber keinesfalls ein Nachtteil, denn das System ist logisch und intuitiv aufgebaut. Ein weiteres Display findet man in der Mittelkonsole, auch hier können einzelne Funktionen abgerufen und eingestellt werden.

Großes Lob verdienen natürlich auch die Sportsitze des Porsche Taycan, denn diese bieten nicht nur hochwertiges Material, sondern verfügen auch über den idealen Spagat zwischen Komfort und Sportlichkeit.

Dass das Ladevolumen wohl eher ein wenig schmal bemessen ist – vorne 85 Liter und hinten 407 Liter – wird Käufer eines solchen Modells keinesfalls abschrecken.
Schade hingegen finden wir, dass der Spurhalte-Assistent auf Straßen ohne Mittelmarkierung den Taycan großteils in die Mitte des Fahrstreifens manövriert, aber es ist eben „nur“ ein Assistenzsystem, hier muss eben vom Lenker nachgeholfen werden. Wir haben das Assistenzprogramm deaktiviert und die äußerst präzise Lenkung im kurvigen Hinterland zu schätzen gelernt.

Fazit:

Selbst in der „Basis“ Version überrascht der Porsche Taycan mit einer unglaublichen Querdynamik, erstklassiger Haptik und dank 800 Volt-Technologie auch in puncto Lademanagement und Reichweite. Ob der Taycan nun der bessere Panamera ist? Das sollte jeder für sich selbst entscheiden.

Was uns gefällt:

  • Das sehr präzise Fahrverhalten
  • Die Launch Control
  • Die erstklassige Verarbeitung des Innenraums

Was wir noch verbessern würden:

  • Die Preispolitik
  • Die teilweisen Lücken der E-Mobilität (defekte Ladestationen, besetzte Ladestationen, etc.)

Technische Daten: Porsche Taycan Plus

Motor/Antrieb

Motor: Elektromotor, Batteriekapazität 93,4 kWh (Netto 83,7 kWh)
Leistung kW/PS:  279,41 kW/380 PS (Overboost 300 kW / 408 PS)
Drehmoment: 357 Nm
Antrieb: Heckantrieb
Getriebeart: Zweigang-Automatik
0-100 km/h: 5,4 Sekunden
V-Max: 230 km/h

Verbrauch/Umwelt

Werksangabe – kombiniert: 20,4 bis 24,8 kWh/100 km
Gas-Junky-Test – Durchschnitt: 22,5 kWh/100 km
Reichweite nach WLTP: 407-484 km (Performance Batterie Plus)
CO2 Emissionen: 0 g

Ladedauer (Herstellerangabe)

Wechselstrom (AC) mit 11 kW (0-100 %): 9 Stunden
Gleichstrom (DC) 50kW (für bis zu 100 km): ca. 26 Minuten

Fahrwerk/Reifen/Bremsen

Bremsen: VA + HA: Scheibenbremsen
Felgen/Reifen: VA: 245/45 R20 / HA: 285/40 R20

Gewicht und Maße

Leergewicht: 2.130 kg
L/B/H: 4,963 /1,966 /1,395 m
Radstand: 2,900 m
Kofferraumvolumen: vorne 85 Liter, hinten 407 Liter

Preise

Porsche Taycan zu haben ab: € 88.868,-
Testversion inkl. Sonderausstattung: € 111.558,-

Sonderausstattung:

Farbe: vulkangraumetallic € 1.129,20
Abstandsregeltempomat € 3.165,60
BOSE Surround Sound-System € 1.393,20
Elektrische Heckklappe € 644,40
Komfortsitze vorne (14 Wege, elektrisch) € 1.705,20
Ladekabel Mode 3 € 306
LED Hauptscheinwerfer inkl. PDLS € 1.190,40
Lenkradheizung bei SportChrono + Leder € 276
Mobile Charger Connect € 1.117,20
On-Board AC-Lader mit 22 kW € 1.717,20
Park Assistent inkl. Surround View € 1.460,40
Performance Batterie Plus € 5.900,40
Porsche Intelligent Range Manager € 294
20-Zoll Räder Taycan Turbo Aero Räder € 2.220
Radnabenabdeckung mit farbigen Porsche Wappen € 165,60
Raucherpacket € 55,20
Seitenscheibenleisten in Schwarz hochglanz € 355,20
Sitzheizung vorne € 447,60
Sport Chrono Paket € 1.147,20

(c) Bilder: Sebastian Poppe