Praxistest: Mitsubishi L200 – Beauty-Kur steht auch Arbeitern gut!

Was Pickup Fahrzeuge betrifft, so prägt der Mitsubishi L200 zweifelsohne auch das österreichische Straßenbild. Für das vergangene Jahr 2019 entschlossen sich die Japaner dazu, dass die seit 2014 erhältliche Generation ein Facelift verpasst bekommt. Dieses viel recht umfangreich aus, denn vielen gefiel die rundliche Gestaltung der Karosserie nicht – das Resultat ist ein L200 mit deutlich weniger ausgeprägten Rundungen. Das hört sich zwar sehr radikal an, wenn man dem aktuellen Tenor Gehör schenkt, war das aber genau die richtige Entscheidung. Um sich aber auch von den inneren Werten und den Fahreigenschaften überzeugen zu können, durfte ich den neuen Mitsubishi L200 in der Top Ausstattung Diamond ausgiebig auf die Probe stellen.

Außenmaße, die Respekt verleihen

Die bereits erwähnte Neugestaltung der Karosserie führt zu dem Effekt, dass der neue L200 deutlich bulliger auftritt. Wer diese mächtige Front im Rück- bzw. Seitenspiegel erblickt, überlegt es sich wohl zwei Mal ob er nicht lieber Platz machen will – also bloß auf keine Konfrontation eingehen. Verstärkt wird der Auftritt auch durch die C-förmigen Chromspangen unter den LED-Hauptscheinwerfern, welche sich bis unter die Nebelleuchten ziehen.

Das Facelift ist auch am Heck gut erkennbar, da hier einige geschwungene Designlinien entfernt wurden. Hier stechen einem die modern gestalteten LED-Heckleuchten ins Auge, die durch die breite Heckklappe begrenzt sind.

Der von mir getestete L200 umfasste aufgrund der Diamond Variante bereits standardmäßig über die praktische Doppelkabine. Verzichtet man auf diese, so muss man auf die Klubkabine der kleinen Work Edition zurückgreifen, da nur diese über eine Auswahlmöglichkeit der Kabinenformen verfügt.
Die meisten Käufer werden sich aber wohl für die Doppelkabine entscheiden, wobei bauartbedingt der Einstieg hinten und das Platzangebot für größere Fondpassagiere etwas beengend ist.

Der L200 ist nur bedingt ein Parkplatzschreck

Für einen Pickup typisch fällt beim Mitsubishi L200 der Radstand mit drei Meter aus – dementsprechend lang ist auch die Fahrzeuglänge mit 5,3 Meter. Die Parkplatzsuche sollte im städtischen Gebiet daher beispielsweise in engen Seitengassen gut überlegt sein, damit man keinen Schrägparkplatz erwischt bei dem das Heck extrem vorsteht.
Doch da sich die Fahrzeugbreite mit etwas mehr als 1,8 Meter auf einem üblichen PKW-Niveau bewegt, braucht man zumindest hier keine Angst haben an den Seiten zugeparkt zu werden (abgesehen von den Parkplätzen, die von Haus aus zu klein dimensioniert sind).

Funktionales Interieur mit einem Hauch Luxus

Beim Schwung hinter das Lenkrad des L200 erkannte ich schnell, dass es sich trotz der luxuriöseren Ausstattungslinie „Diamond“ um ein echtes Arbeitstier handelt. Davon zeugen beispielsweise der lange Schalthebel und diverses Hartplastik an den Türen und dem Armaturenbrett. Angesichts der Einsatzgebiete des japanischen Pickups finde ich das aber überhaupt nicht schlimm – übertriebener Luxus wäre hier sowieso fehl am Platz. Denn welcher Arbeiter möchte sich auch Sorgen um mögliche Verschmutzung des Innenraums machen müssen? Ein bisschen Luxus darf es dann aber doch sein, wie die mit Kunstleder bezogenen Teile der Türverkleidung und der Mittelkonsole beweisen. Zudem gibt es Keyless Go, eine Sitzheizung, eine Lenkradheizung, Ledersitze und einige nützliche Assistenzsysteme wie den Spurhalte- und Toten-Winkel-Assistenten.

Überzeugender Dieselmotor mit mächtig Zugkraft

Wer Pickups mit amerikanischen V8-Maschinen in Verbindung bringt, der wird beim L200 leider etwas enttäuscht werden – auch wenn die Außenmaße mehr Leistung vermuten lassen. Denn unter der Haube steckt ein Dieselmotor mit knapp 2,3 Liter Hubraum und einer Leistung von 110 kW (150 PS). Im ersten Moment hört sich das nicht berauschend an, doch die Diesel-Maschine mit ihrem mächtigen Drehmoment von 400 Nm sorgt nach Überwinden des Turbolochs für einige Überraschungen sobald man in den Sitz gedrückt wird. Doch geht das am eigentlichen Zweck vorbei, denn der Nippon-Pickup ist in erster Linie ein Lasttier. Dieseldrehmoment sei Dank kommt er mit praktisch jeder Ladung zurecht, die durch die große Ladefläche sowie der Anhängevorrichtung entsprechend schwer ausfallen kann. Durch den großen Hubraum lässt es sich mit dem L200 aber auch gemütlich cruisen.
Und natürlich gibt es da noch das besondere Einsatzgebiet im Gelände, denn durch den Fahrmodusregler kann man zwischen vier Fahrmodi wählen. Neben dem spritsparendem Heckantrieb gibt es noch drei Allradmodi, welche je nach Wahl auch eine Mitteldifferenzialsperre und eine normale oder kurze Übersetzung umfassen. Ich bin zwar leider kein passionierter „Offroad-Hirsch“, dennoch konnte ich mich bei einer Fahrt im Gebirge etwas von der Geländetauglichkeit des L200 überzeugen.

Zu guter Letzt ist die Fahrsicherheit eine Erwähnung wert, denn das ESC und die Gewichtsverteilung sind für einen Pickup optimal auf Sicherheit ausgelegt. Andere Pickups neigen im Heckantriebsmodus viel mehr zum Übersteuern, was beim L200 nie der Fall war, wodurch ungewollte Drifts kaum möglich sind.

Mein FAZIT:

Der Mitsubishi L200 ist auf alle Fälle eine gelungene Gesamtkomposition aus Optik, Antrieb, Verarbeitung und Platzangebot. Das bevorzugte Einsatzgebiet liegt natürlich in unseren schönen Wäldern und Bergen, doch auch vor Fahrten in urbanere Gebiete braucht man keine Scheu haben. Egal ob Arbeiter, Jäger, Förster oder begeisterter Offroad-Fahrer – jeder wird vom Gesamtpaket des Mitsubishi L200 begeistert sein.

Was mich begeistert:

  • Das Design der bulligen Fahrzeugfront
  • Das spursichere Fahrverhalten im Heckantriebsmodus
  • Das erstklassige Traktionsverhältnis auf jedem Untergrund

Was ich mir noch wünschen würde:

  • Etwas mehr Platz im Fußraum
  • Dass der größere 2,4 Liter Motor auch bei uns angeboten wird
  • Einen eigenen Berg zum Austoben

Factbox: Mitsubishi L200 Diamond DI-D 2,2 4WD

Motor/Antrieb

Motor: 4-Zylinder Common-Rail-Diesel
Hubraum: 2.268 ccm
Leistung kW/PS: 110 kW / 150 PS
Drehmoment: 400 Nm bei 2.000 U/min
Antrieb: Heck und Allrad (gesperrtes Mitteldifferenzial und normale oder kurze Übersetzung)
Getriebeart: 6-Gang Schaltgetriebe
0-100 km/h: keine Angabe (ca. 11 Sekunden)
V-Max: 174 km/h

Verbrauch/Umwelt

Werksangabe – kombiniert l/100 km: 8,8
Gas-Junky-Test – Durchschnitt l/100 km: 9,5
CO2 Emissionen/Abgasnorm: 231 g/km / Euro 6d-TEMP-EVAP

Bremsen/Felgen/Reifen

Bremsen: VA: Scheibenbremsen (innenbelüftet) HA: Trommelbremsen
Felgen/Reifen: 265/60 R18 110H

Gewicht und Maße

Leergewicht: 2.030 kg
L/B/H : 5,305 m / 1,815 m / 1,775 m
Radstand: 3 m
Ladefläche L/B/H : 1,520 m / 1,470 m / 0,475 m

Tankinhalt: 75 Liter
Kraftstoff: Diesel

Preise

Mitsubishi L200 Work Edition erhältlich ab: € 26.990,-
Mitsubishi L200 Diamond zu haben ab: € 40.690,-
Preis Testfahrzeug inkl. NoVA und MWSt: € 40.690,-

(c) Bilder: Gas Junky, Andreas König