Praxistest: Kia XCeed – Beim Wort genommen

Nach dem Kia Ceed und Ceed Sportswagon, folgte mit dem ProCeed der erste kompakte Shooting Brake, dessen Karosserieform uns auch schon begeistert hat. Mit dem XCeed durften wir die vierte Ausprägung in Form eines Crossovers testen.

Bereit für Neues

Wir finden: Der Name hätte nicht besser gewählt werden können. Zumindest kann es kein Zufall sein, dass das Englische „exceed“ (auch) für „übertreffen“ steht. Ein (laut Wörterbuch ebenfalls zutreffendes) „überschreiten“ betrifft auf jeden Fall nicht das Budget, sondern eher das Verlassen gewohnter Pfade: Allerdings nicht in dem Sinn, dass man sich auch ins Gelände begeben könnte (als Allrad gibt es den XCeed nicht), sondern eher in die Richtung gehend, dass man Lust bekommt, Neues auszuprobieren.

Scharf gezeichnet

Egal, wo wir mit dem XCeed aufgetaucht sind: Wir haben überall Komplimente für sein hübsches Blechkleid bekommen. Das ist mit der sportlichen Seitenansicht, der coupéartigen Dachlinie und der bulligen Heckansicht aber wirklich gut gelungen – ein bisschen ähnelt er ja dem Mercedes GLA.
Dafür verantwortlich zeichnet Kias europäisches Designzentrum in Frankfurt, das auch für die anderen Modelle in dritter Generation den Griffel schwingen durfte. Eine Kategorie unter dem Sportage angesiedelt (weiterer Praxistest folgt), wirkt der XCeed emotionaler und dynamischer. Dies nicht zuletzt aufgrund der Frontpartie mit neu gestalteten Scheinwerfern in LED-Technologie (schon ab der Basisversion), dem im Vergleich zum Ceed markant veränderten Kühlergrill mit großem Lufteinlass und den kraftvollen, horizontalen Linien der Heckklappe in Verbindung mit der schlanken LED-Signatur der neu designten Rückleuchten.
Schade finden wir, dass auch der XCeed über eine Fake-Auspuff-Attrappe verfügt – hier qualmt es an kalten Tagen darunter hervor.

Interieur: Erstklassige Haptik und logische Bedienung überzeugen!

Besonders fein: Die 42 Millimeter höhere Bodenfreiheit erleichtert das Ein- und Aussteigen ungemein. Einmal am Fahrersitz Platz genommen, ist man begeistert von der tollen Verarbeitung der zur Ausstattungsvariante Platin gehörenden perforierten Ledersitze (Sitzheizung und -kühlung inklusive). Man braucht sich nur kurz umsehen – und es kann losgehen. Danke an Kia, dass wir nicht nur einen freistehenden 10,25 Zoll großen Touchscreen für Infotainment und Navi (sogar mit Sprachsteuerung) bekommen haben, sondern vor allem dafür, dass man uns die Tasten und Drehregler (z.B. für die Klimaanlage) nicht weggenommen hat. Kein umständliches Suchen in irgendwelchen Untermenüs oder Bedienfehler aufgrund der (wie eine meiner Kolleginnen zu sagen pflegte) „dicken Finger“.

Drei Benziner, zwei Diesel, Mild- und Plug-in-Hybrid

Bei Kia hat man wirklich den Eindruck, dass die Person, die hinterm Lenkrad sitzt, im Mittelpunkt aller Betrachtungen steht. Dafür, dass man diesen Platz gerne einnimmt, sorgen nicht nur die gestochen scharfen und gut ablesbaren Digitalanzeigen, die beim Wechsel in den Sport-Modus auf Knopfdruck noch ansprechender gestaltet werden, sondern vor allem die 136 Diesel-Pferde, die man uns mit an den Start gegeben hat. Kia zählt zu jenen Herstellern, die den Kunden die Wahl lassen, für welchen Antrieb sie sich entscheiden wollen. So stehen neben drei Benzinern und zwei Selbstzündern seit Anfang des Jahres auch Mildhybrid- und Plug-in-Hybridsysteme zur Verfügung.

Der XCeed steht für stabiles Fahrverhalten und agiles Handling. Kia gibt an, das Chassis auf so vielen verschiedenen Straßenbelägen und unterschiedlichen Witterungsbedingungen getestet zu haben, wie bei keinem anderen Modell zuvor. Nun, wir müssen das glauben, hatten wir zum Testzeitpunkt doch beste Frühlingswetter-Bedingungen mit trockenen Straßen und Sonnenschein. Durch den tieferen Schwerpunkt und das für den XCeed maßgeschneiderte Fahrwerk (gute Kombination zwischen komfortabel und sportlich) macht er auf jeden Fall Spaß: Lenkung und Fahrwerk stehen für agiles Handling und direktes Ansprechverhalten, letzteres trifft auch auf die Bremsen zu. Irgendeine Spaßbremse muss ja auch mit an Bord sein.

P mit Pfeil? => Parkplatz!

Ebenso aktiv zeigen sich die diversen Fahrassistenzsysteme, wie Spurhalteassistent, Spurwechselassistent, Verkehrszeichenerkennung für Tempolimits oder der Tote-Winkel-Assistent. Dieser versieht seine Arbeit für unseren Geschmack etwas zu übereifrig, was beim Spurwechsel im Stadtverkehr schon mal für nervöses Gepiepse sorgen kann. Begeistert waren wir hingegen von der Rückfahrkamera und der – auch, wenn wir sie eher selten brauchen – Einparkhilfe in Parallelparkplätze. Bevor man das Objekt seiner Begierde erspäht hat, drückt man einfach den Knopf in der Mittelkonsole, setzt den Blinker und lässt sich bei reduzierter Geschwindigkeit in die Parklücke navigieren. Einfach den Anweisungen folgen, beim 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe die gewünschte Richtung wählen, Gas geben und bremsen – und schon waren wir drin.

Raus wollten wir dann eigentlich nicht mehr, denn sowohl in der ersten als auch in der zweiten Reihe hat man ausreichend Kopf-, Schulter- und (doch eher unüblich in dieser Klasse) Beinfreiheit. Wenn man nicht gerade einen ignoranten oder 2 Meter großen Menschen am Beifahrersitz Platz nehmen hat lassen (der seinen Fußraum wirklich braucht), sitzt man auch hinten durchaus noch kommod. Angenehm sind auch die verwendeten, hochwertigen Materialen, die deutschen Mitbewerber werden staunen.

Fazit:

Wer gerne als Hingucker unterwegs ist, wird sich im Kia XCeed auf Anhieb wohlfühlen: Neben einer gelungenen Mischung aus Neuem und Bewährten verwöhnt das Crossover-Modell auch mit agilen Fahrleistungen und börselschonenden Ausstattungsvarianten. Bleibt nur noch die Frage, für welche der zwölf Farben man sich entscheidet.

Was uns gefällt:

  • das eigenständige Design
  • echte Tasten und Drehregler
  • das Preis-/Leistungsverhältnis

Was wir noch verbessern würden:

  • ein bisschen mehr Coolness für den Toten-Winkel-Assistenten
  • die Strenge diverser Fahrassistenten
  • die Sprachsteuerung beim Navi (bei Adresseingabe per Hand wird man fündig)

Factbox: Kia XCeed Platin 1.6 CRDI SCR DC7

Motor/Antrieb

Motor: 4-Zylinder Turbodieselmotor mit SCR Katalysator und Partikelfilter
Hubraum: 1.598 ccm
Leistung kW/PS: 100 kW/136 PS bei 4.000 U/min.
Drehmoment: 320 Nm 2.000 – 2.250 U/min
Antrieb: Front
Getriebeart: 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe
0-100 km/h: 10,1 sec
V-Max: 198 km/h

Verbrauch/Umwelt

Werksangabe – kombiniert, l/100 km: 5,2-5,4
Gas-Junky-Test – Durchschnitt l/100 km: 6,3
CO2 Emissionen: 137 – 142 g/km Euro 6

Bremsen/Felgen/Reifen

Bremsen: VA + HA: Scheibe (vorne innenbelüftet)
Felgen/Reifen: 235/45 R18

Gewicht und Maße

Leergewicht: 1.365 – 1.496kg
L/B/H: 4,395 / 1,826 / 1,483 – 1,495 m
Radstand: 2.650 m
Kofferraumvolumen: 426 – 1.378 Liter
Tankinhalt: 50 Liter
Kraftstoff: Diesel

Preise

Kia XCeed Titan 1.0 T-GDI GPF ISG MT6 zu haben ab: € 22.490,-
Kia XCeed Platin 1.6 CRDI SCR DC7: € 37.290,-
Preis Testfahrzeug inkl. NoVA und MWSt: € 38.990,-

Sonderausstattung: 

P3 – Paket Platin € 1.700,-
– Außenspiegel mit schwarzer Hochglanzapplikation
– Intelligente, elektrische Heckklappe
– Glasschiebe-/Hubdach, elektrisch

(c) Bilder: Gas Junky, Sebastian Poppe