Praxistest: Kia Sportage Mildhybrid – Sanfter Reise(be)gleiter

Kia Sportage Mildhybrid

Praxistest: Kia Sportage Mildhybrid – Sanfter Reise(be)gleiter

Also die Farbe Canyon Silver des Kia Sportage wäre jetzt nicht unsere erste Wahl gewesen. Aber einem geschenkten Gaul (und wohl auch einem geborgten) schaut man nicht ins Maul. Oder etwa doch? Denn im Rahmen unseres Praxistests nahmen wir diesmal den Kia Sportage als Mildhybrid-Variante unter die Lupe.

Downsizing mit Teilelektrifizierung

Unter der Motorhaube werken dank Teilelektrifizierung gleich zwei Motoren: ein 100 kW (136 PS) Selbstzünder und ein 12 kW (16 PS) Riemenstartergenerator (RSG), der die Lichtmaschine ersetzt. Seitdem es den Zweiliter-Diesel nicht mehr gibt, haben die beiden 1.600-er Selbstzünder dessen 48 Volt-Mildhybrid-System geerbt. Damit sorgt man zwar für E-Unterstützung beim Anfahren bzw. Beschleunigen und nützt die wiedergewonnene Bremsenergie beim Rekuperieren; beim Verbrauch merkt man davon allerdings wenig.
Im April 2019 haben wir den gleich stark motorisierten Vorgänger (als reinen Diesel) mit ähnlichen Verbrauchswerten bewegt. Was der Mildhybrid aber schafft, ist ein Vorteil in Sachen Steuerbegünstigung und smoother arbeitender Start/Stopp-Automatik.
Ersteres wird man mit der neuen Regelung der motorbezogenen Versicherungssteuer bestimmt genauer unter die Lupe nehmen, wenn man auf der Suche nach einem neuen Flitzer ist.

Gemütlich unterwegs

Zu viel erhoffen sollte man sich nicht vom sportlich klingenden Namen: Obwohl wir in der Version mit der stärksten Diesel-Motorisierung unterwegs waren, wirkt der Motor nicht so wirklich spritzig – Hubraum ist eben durch nichts zu ersetzen.
Das Ansprechverhalten des Downsizing-Diesel bessert sich zwar, wenn man den Sport-Modus wählt, zu flott unterwegs sein sollte man ob der durchschnittlichen Bremsen allerdings nicht. Die Lenkung ist relativ direkt abgestimmt, die Federung dafür wieder – für unseren Geschmack – etwas zu hart – zumindest wenn man auf 19-Zöllern unterwegs ist. Vermutlich ist dies aufgrund des Allrads, der für gute Traktion sorgt, aber so gewünscht: Man möchte auf Offroad-Pisten schließlich spüren, worüber man gerade drüberrollt. Generell lädt der Sportage eher zum Cruisen ein und ist dann auch ein angenehmer Begleiter auf Langstrecken.

Oberklasse Features und logische Bedienung!

Wer sein Ziel noch nicht so genau kennt, wird sich über die wunderbar funktionierende Sprachsteuerung beim Navi freuen. Dieses ist auch ohne Anleitung bedienbar und kann ebenso über einen 8-Zoll großen Touchscreen mit Infos gefüttert werden. Auf diesem findet man auf der rechten Seite einen Drehregler fürs Navi (um die Größe der Karte blitzschnell zu ändern), auf der linken Seite ist (wie früher in jedem Auto üblich) der Drehregler fürs Radio. Schön ist auch, dass Kia uns die Tasten gelassen, hat, damit wir während der Fahrt alles, was wir brauchen, rasch und vor allem einfach umsetzen können. Ein besonderes Highlight war angesichts der Temperaturen beim Abholen unseres Testfahrzeugs (da hatte es 35 Grad) die Taste für die Sitzkühlung – da ist nicht mehr viel Luft zur Oberklasse!

Großzügiges Raumgefühl, hohe Sitzposition!

Die fest gepolsterten Ledersitze der ersten Reihe sind zwar 8-fach elektrisch verstellbar, allerdings nicht unbedingt für groß gewachsene Menschen geeignet. Sitzt man doch in der tiefsten Position noch immer recht hoch. Anderseits ist das Raumgefühl im Inneren überwältigend großzügig angelegt: Vier Erwachsene finden problemlos Platz, wobei auf keinem der Sitze die Knie eingezogen werden mussten. Die Kopffreiheit steht dem in nichts nach.

Wer den Kopf in den Nacken legt, kann sich über das Hub-/Schiebe-Panoramaglasdach freuen. Dieses bringt – besonders an grauen Tagen – mehr Licht ins Fahrzeug. Dass man sich am Fahrersitz nur im Stand auf diese Weise entspannen sollte, liegt auf der Hand. Allerdings verwöhnt Kia seinen Lenker auch während der Fahrt mit viel Rundumblick: Es gibt keine störenden Säulen oder hoch gezogene Fenster, die von außen zwar stylish aussehen, meist aber doch die Sicht nach hinten (z.B. beim Abbiegen auf nachkommende Fahrräder oder Fußgänger) behindern. Serienmäßig an Bord ist ab der günstigen Ausstattungsvariante auch eine Rückfahrkamera, leider wirkt ihr Bild etwas unscharf.

Dieses scheint aber nur das menschliche Auge zu stören, denn die Einparkhilfe funktioniert, wie auch schon im Kia X-Ceed, einwandfrei. Wer auch beim Wetterdienst auf elektronische bzw. digitale Unterstützung angewiesen ist, kann Siri via Apple CarPlay befragen, auch Android Auto ist mit an Bord – und dazu gibt’s eine induktive Lademöglichkeit für Smartphones. Kia verwöhnt seine Kunden sowohl bei der Ausstattung als auch den verarbeiteten Materialien – und ab der Ausstattungsvariante Gold auch die Ohren: JBL-Lautsprecher sorgen für feinen Klang.

Ebenso typisch bei Kia: Es gibt eine Menge gut funktionierender Assistenzsysteme. Einzig der Müdigkeitswarner wollte uns zu einem Mittagsschläfchen animieren, das unserer Meinung nach nicht nötig gewesen wäre. Vielleicht ist’s aber auch nur an der Farbe gelegen, zu der meistens die eher ältere Käuferschicht greifen wird.
Der eingangs erwähnte Farbton Canyon Silver ist mit dem Modellwechsel übrigens in Rente geschickt worden. Wer sich dennoch für einen solchen entscheiden will, ist aktuell bei „Copper Stone“ gut aufgehoben.

Fazit:

Seit seiner Markteinführung im Jahre 1995 ist der Kia Sportage an der Spitze seines Segments zu finden. Kein Wunder, wenn man sich die bereits in der Basisversion verfügbare Ausstattung ansieht. Rennfahrer werden wohl eher zu einem anderen Modell greifen, für den alltäglichen Gebrauch ist der Sportage jedoch gut geeignet, die hohe Sitzposition wird nur großgewachsene Personen stören.

Was uns gefällt:

  • dass man mit dem Sportage so herrlich cruisen kann
  • die bei Kia typische hochwertige Verarbeitung des Innenraums
  • Drehregler und Tasten für alles, was wichtig ist

Was wir noch verbessern würden:

  • die Spritzigkeit des Motors
  • die Sitzposition etwas tiefer anlegen
  • die Heckklappe weiter aufschwingen lassen

 

Factbox: Kia Sportage Platin 1.6 CRDi SCR ISG AWD (DCT7)

Motor/Antrieb

Motor: 4-Zylinder Turbodieselmotor mit SCR-Katalysator
Hubraum: 1.598 ccm
Benzin-Aggregat: Leistung kW/PS: 100 kW/136 PS
Elektro-Aggregat (RSG): 10,8 kW/14,7 PS
Drehmoment Benzin-Aggregat: 320 Nm (2.000 bis 2.250 U/min)
Antrieb: Allrad
Getriebeart: Automatik
0-100 km/h: 12,0 Sekunden
V-Max: 180 km/h

Verbrauch/Umwelt

Werksangabe –kombiniert, l/100 km: 5,9-6,2 (WLTP)
Gas-Junky-Test – Durchschnitt l/100 km: 7,7
CO2 Emissionen: 154-162 g/km Euro 6d-TEMP

Bremsen/Felgen/Reifen

Bremsen: VA + HA: Scheibe (vorne innenbelüftet)
Felgen/Reifen: 225/55 R18

Gewicht und Maße

Leergewicht: 1.623-1.746 kg
L/B/H: 4,495 / 1,855 / 1,645 m
Radstand: 2.670 m
Kofferraumvolumen: 439 – 1.428 Liter
Tankinhalt: 58 Liter
Kraftstoff: Diesel

Preise

Kia Sportage zu haben ab: € 24.590,-
Kia Sportage Platin 1.6 CRDi DCT7 AWD : € 43.490,-
Preis Testfahrzeug inkl. NoVA und MWSt: € 46.490,-

Sonderausstattung:

Metallic/Pearl-Lackierung € 600,-
P3 – Paket Platin Komfort € 2.400,-
elektrisches Panorama-Glasschiebe-/Hubdach
Querverkehrsassistent
Smart Parking Assist System
Totwinkelassistent

(c) Bilder: Gas Junky, sp, fr