Praxistest: Kia Sportage GT-Line – Auffallend anders

Mit dem neuen Kia Sportage GT-Line ist Kia ein herausragender Auftritt gelungen. Durch sein futuristisch avantgardistisch wirkendes Design fällt er in jedem Fall auf. Oder wie Kia es nennt: „Gebaut um hervorzustechen“. Betrifft das nur die Optik oder hebt sich der Südkoreaner auch sonst von den vielen, am Markt befindlichen SUVs ab? Gas Junky hat zum Praxistest geladen.

Im Zentrum steht – ganz Kia typisch – die Tigernase, die sich die auffällige Front mit dem schwarzen Kühlergrill und edlem GT-Line Emblem teilt. Umgeben wird sie von LED-Tagfahrlichtern im Boomerang-Stil und LED-Nebelscheinwerfern. Neben den muskulösen Stoßfängern stechen auch die klaren Linien und die spezielle Form der Karosserie ins Auge. Unterstrichen wird das dynamische Seitenprofil von schwarzen Seitenschwellern und einer Zierleiste in Wagenfarbe. Der Knick in der C-Säule leitet das Auge weiter zum auffallend modernen Heck, das nicht nur den Heckscheibenwischer gekonnt im Dachspoiler versteckt (zuerst dachten wir, es gäbe keinen), sondern auch mit von Chrom umrandeten Reflektoren und Nebelschlussleuchten aufwartet. Komplettiert wird das äußere Finish von eigens für die GT-Line angebotene 19-Zoll-Felgen, die daneben nur für den Plug-in-Hybrid zum Einsatz kommen.

Welche Motorisierung darf’s denn sein?

Während Kias erste Modellgeneration 1994 als Benziner oder Diesel erhältlich war, geht Kia in der fünften Generation mit der Zeit und bietet den Sportage auch als Mild-, Voll- oder Plug-in-Hybrid an. Schön finden wir, dass auch weiterhin mehrere Diesel-Motoren im Angebot sind und einem die Wahl gelassen wird, ob man nur hoch sitzen (2WD) oder doch auch ab ins Gelände (4WD) will. Wir durften den Kia Sportage in der GT-Line als 1.6 T-GDI (Benziner mit 48-Volt Mildhybrid) mit DCT7 und AWD testen. Das 7-Gang-Doppelkupplungsgeriebe schaltet dabei so sanft, dass man erst gar nicht in Versuchung kommt, die Schaltpaddels zum Einsatz zu bringen. Die höchste Motorisierung passt mit 132 kW (180 PS) ausgezeichnet, selbst bergauf kommt der Südkoreaner beim Beschleunigen damit nicht ins Schnaufen. Einen reinen Elektroantrieb findet man beim Sportage zwar nicht; dafür gibt es innerhalb der Kia-Familie aber genügend andere elektrifizierte Alternativen, wie den Kia e-Niro, e-Soul oder EV6.

Aus diesem kennen wir nicht nur das Fahrer orientierte Cockpit, sondern auch den digitalen Rückspiegel, der beim Betätigen des Blinkers im Display hinter dem D-Cut-Lederlenkrad (entweder rechts oder links, entsprechend der gewählten Richtung) angezeigt wird. Das Zentrum bildet ein geschwungenes Display, das aus einem 12,3-Zoll-Kombi-Instrument und einem 12,3-Zoll-Touchscreen besteht und gut ablesebar ist. Nicht ganz so leicht in der Bedienung ist die Multimodus-Kontrollanzeige, über die Infotainment oder die Klimaanlage gesteuert werden können – „mit den Fingerspitzen“, wie Kia meint. Während der Fahrt kann das eine ganz schöne Herausforderung werden bzw. passiert es dann schon mal, dass man nicht das Radio lauter, sondern die Temperatur hinaufdreht. Trotzdem ist es von Vorteil, dass die Klimaanlage auch damit und nicht nur über diverse, im Touchscreen versteckte Untermenüs bedient werden kann.

Hochwertig verarbeitetes Interieur

Der Innenraum ist insgesamt sehr hochwertig verarbeitet und schafft nicht nur aufgrund des mehrfarbigen Stimmungslichts ein ganz besonderes Ambiente. Auch die Aluminiumoberflächen am Armaturenbrett oder an den Türen unterstreichen diesen Eindruck, ebenso die Lüftungsdüsen mit halbglänzenden Chromeinfassungen oder der zwar schön anzusehende, aber Kratzer und Fingerabdruck empfindliche Klavierlack der Mittelkonsole. Zum Wohlfühlen laden auch die wahlweise beheizbaren oder zu kühlenden Sitze ein, die ausreichend Seitenhalt bieten. Egal, auf welchem Platz man sich niederlässt: Beengt fühlt man sich nirgends. Der Kofferraum verfügt über eine Ladekapazität von 562 bis 1.751 Litern. Die Rückbank kann dreiteilig umgeklappt werden, wobei die jeweiligen Seitenteile vom Kofferraum aus mit einem einfachen Zug an einem Griff nach vorne gelegt werden können.

Können die Fahreindrücke mit dem bisher sehr stimmigen Gesamtpaket mithalten? Wie bereits erwähnt passt die Motorisierung sehr gut zum Auto, in Verbindung mit AWD sind flotte Kurven natürlich ein besonderer Spaß. Nicht zuletzt deshalb, weil auch die Lenkung recht direkt agiert; wobei sie gern einen Tick straffer – so, wie im Sport-Modus – sein könnte. Standardmäßig startet der Kia Sportage GT-line aber im verbrauchsschonenden Eco-Modus. Da jeder Modus eine eigene Anzeige im Armaturenbrett hat, erkennt man den Unterschied nicht nur bei den Fahrleistungen, sondern auch im Display hinterm Volant. Das adaptive Fahrwerk, das in dieser Klasse nicht selbstverständlich ist, trägt seinen Teil dazu bei, dass im Kia auch die Langstrecke entspannt und komfortabel abgespult werden kann.

Alles perfekt?

Also alles perfekt? Eigentlich ja, wenn es Kia nicht zu gut bei den mitgegebenen Assistenzsystemen gemeint hätte. An Bord ist die „DriveWise Technologie für Rundum-Sicherheit“, das sind 360-Grad-Surround-View-Monitor, Highway Driving Assist (automatischer Abstandshalter auf Autobahnen), Toter-Winkel-Kollisionsverhinderungs-Assistent und ein Kollisionsverhinderungsassistent (sammelt und analysiert Informationen über andere Fahrzeuge, Radfahrer oder Fußgänger).

In der Praxis hat uns das die eine oder andere Schrecksekunde gekostet: Etwa, wenn beim Rückwärts-Einparken eine „Notfallbremsung“ (natürlich mit akustischer und schriftlicher Warnung am Display) vor einem Strauch gemacht wird oder das Auto beim Ausparken aus einem parallel zur Fahrbahn verlaufenden Parkplatz selbstständig bremst, um eine Kollision zu verhindern – nicht wissend, dass es dies erst dann macht, wenn es schon zur Hälfte in die Fahrbahn hineinragt. Zur Gewohnheit wurde schon „Kollisionsgefahr“ im Stop-&-Go-Verkehr oder beim Zufahren auf Kreuzungen, bei denen schon Autos zum Abbiegen standen. Spannend haben wir auch gefunden, dass wir scheinbar magische Hände haben, denn obwohl das Lenkrad vorschriftsmäßig gehalten wurde, meinte der Kia: „Lenkrad nicht loslassen“.

Fazit

Der Kia Sportage GT-Line ist eine schöne Alternative zu vielen anderen SUVs: Wer also nicht markenfixiert ist, sollte ihn durchaus in Erwägung ziehen. Insbesondere deshalb, weil es ihn in vielen unterschiedlichen Antrieben, Motorisierungen und wahlweise als Allrad gibt. Mittlerweile ein „Luxus“, den man bei anderen Herstellern immer weniger findet. Zudem ist der Innenraum hochwertig verarbeitet und wenn das Design zusagt, könnte es Liebe auf den ersten Blick werden.

Was uns gefällt:

  • die mutige Designsprache
  • die hochwertige Verarbeitung
  • die 7 Jahres- oder 150.000 km Werksgarantie

Was wir noch verbessern würden:

  • die Bedienung ist die Multimodus-Kontrollanzeige
  • die Assistenzsysteme ein bisschen gechillter einsetzen
  • den Verbrauch (trotz Mildhybrid)

Factbox: Kia Sportage GT-Line 1.6 T-GDI (48-Volt Mildhybrid) AWD

Motor/Antrieb

Motor:
4-Zylinder Benzinmotor mit Direkteinspritzung, Abgasturbolader, 3-Wege Katalysator und Partikelfiter
Hubraum: 1.598 ccm
Benzin-Aggregat: Leistung kW/PS: 132 kW/180 PS
Elektro-Aggregat: 12 kW/9 PS
Drehmoment Benzin-Aggregat: 265 Nm 1.500-4.500 U/min
Drehmoment Elektro-Aggregat: k.A.
Antrieb: Allradantrieb
Getriebeart: 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe (MHEV)
0-100 km/h: 9 Sekunden
V-Max: 201 km/h

Verbrauch/Umwelt

Werksangabe –kombiniert, l/100 km: 6,9 – 7,2
Gas-Junky-Test – Durchschnitt l/100 km: 8,4
CO2 Emissionen: 156 – 163 g/km Euro 6d

Bremsen/Felgen/Reifen

Bremsen:
VA + HA: Scheibe (vorne innenbelüftet)
Felgen/Reifen: 235/50 R19 (Testversion)

Gewicht und Maße

Leergewicht:
1.573-1.722 kg
L/B/H: 4,515 / 1,865 / 1,645 m
Radstand: 2,680 m
Kofferraumvolumen: 562 – 1.751 Liter
Tankinhalt: 54 Liter
Kraftstoff: Benzin

Preise

Kia Sportage zu haben ab:
€ 30.590,-
Kia Sportage GT-line AWD zu haben ab: € 52.390,-
Preis Testfahrzeug inkl. NoVA und MWSt: € 53.140,-

Sonderausstattung:

Außenfarbe Experience Green € 750,-

(c) Bilder: Gas Junky, sp