Praxistest: Kia Ceed – Wer hat die schönsten Krähenfüße?

Für 2022 hat sich Kia etwas Neues ausgedacht: So haben die Koreaner drei von vier Erfolgsmodellen zu einem neuen Auftritt verholfen. In den Genuss der neuen Optik kommen Kia Ceed, der Kombi Kia Ceed Sportswagon und der Kia Shooting Brake ProCeed. Einzig der Kia X-Ceed muss draußen bleiben und darf nicht am Facelift teilhaben.

Facelift sei Dank

Neben dynamischem Design von Front- und Heckpartie, sind es vor allem die neuen Leichtmetallfelgen (15, 16 oder 17 Zoll), die aktuelle Lichtsignatur (ausstattungsabängig Voll-LED) sowie mehr als ein Dutzend frischer Farben die das neue Äußere des Ceed markieren. An prominenter Stelle prangt – zum einen auf der Motorhaube, zum anderen auf der Heckklappe – das neue Kia-Logo. Statt des bisher bekannten Ovals prägen nun drei zusammenhängende Buchstaben das neue Bild der Marke. Das A ist im 45 Grad Winkel und wirkt, wie auch das K und das I, irgendwie flüchtig. Zudem gibt es eindeutig eine Tendenz nach oben: Das passt gut, denn Kia bedeutet „aufstrebend“.

Die neue Frontansicht sorgt für ein kraftvolles und modernes Erscheinungsbild. Der bisherige Chromrahmen musste weichen und ist nun durch zwei markante Chromelemente ersetzt, die aktuell für Kias typische „Tigernase“ verantwortlich zeichnen. Im Zuge es überarbeiteten Frontdesigns sind nun auch die Ausstattungslinien GT-Line und GT auf den ersten Blick erkennbar. Diese müssen nämlich ohne „Krähenfüße“ (schwarze Applikationen im Frontbereich – bei den herkömmlichen Versionen) auskommen, sind dafür aber mit deutlich größer dimensionierten Lufteinlässen versorgt. Wer sich für die Plug-in-Hybrid Version entscheidet, bekommt einen geschlossenen Kühlergrill.

Antriebsstrang: Von allem ein bisserl was

Unser Testwagen in der Hinguckerfarbe „Splash Lemon“ war mit einem 4-Zylinder Benzinmotor mit 117,5 kW (160 PS) und einem 48-Volt Mildhybrid-System in Kombination mit einem 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe ausgestattet, wobei der Elektromotor 12,2 kW (17 PS) zusteuert. Derart motorisiert hatten wir – auch in flotten Kurven – stets Spaß mit dem wendigen Kia, besonders im Sport-Modus, in dem sich alles ein bisschen straffer anfühlt. Standardmäßig startet der Ceed jedoch – jedes Mal wieder – im Eco-Modus.

Wir haben den Eindruck, dass Kia uns einfach dazu erziehen will, verbrauchsoptimiert zu fahren. Genau das kann man auch, sofern man sich darauf einlässt. Im Eco-Modus kann der Ceed nämlich „Segeln“. Allerdings wirkt die Schaltung im Eco-Mode leicht holprig. Smoother läuft es zum Glück im Comfort-Modus ab. Damit man die Unterschiede auch optisch erkennt, ändert sich jeweils die digitale Anzeige von türkis-blauem Eco über lila-rosa-farbenen Comfort bis hin zu rotem Sport. Die Lila-Töne dominieren auch den gut funktionierenden Touchscreen.

Neben dem 4-Zylinder-Benziner (mit Handschaltung oder Automatik) stehen zwei 3-Zylinder-Benziner-Motorisierungen mit 73,6 kW (100 PS) und 88,3 kW (120 PS), beide mit Schaltgetriebe, zur Verfügung. Die von uns getestete Variante mit 117,5 kW (160 PS) und Doppelkupplungsgetriebe gibt es ebenso mit Schaltgetriebe. Der mit 150 kW (204 PS) stärkste Benziner ist ausschließlich mit Doppelkupplungsgetriebe erhältlich. Beim 4-Zylinder Turbodiesel überlässt Kia einem die Wahl, ob man lieber 100 kW (136 PS) mit Schalt- oder Doppelkupplungsgetriebe ordern möchte. Der Plug-in Hybrid leistet 77,2 kW (105 PS) und eine Sechsgang-Doppelkupplung übernimmt den Gangwechsel.

Umfangreiche Ausstattung

Kia hat dem Ceed bereits ab der Basisversion Titan einen piepsfreudigen Spurhalte- und -folgeassistent spendiert, auch ein Notbremssystem mit Fußgänger-Erkennung ist mit an Bord. Für Automatikmodelle gibt es den Autobahnassistent (Highway Drive Assist, HDA), mit dem Kia teilautonomes Fahren ermöglicht: Die Lenkvorschläge (doch recht mittig) muss man allerdings mögen, Bremsen und Beschleunigen funktioniert dagegen gut. Ebenso einwandfrei war die Unterstützung durch den Sprachassistenten, egal ob für Navi (sogar mit Restaurantsuche) oder die Bedienung des Radios. Positiv zu erwähnen ist auch die gute Konnektivität (USB- oder 12-Volt-Anschlüsse).

Hervorheben möchten wir auch die Ergonomie: Einmal hinter dem (in unserem Fall beheizbaren) Lenkrad – natürlich mit dem neuen Logo – Platz genommen, fühlt man sich sofort wohl und findet alles ohne lange Eingewöhnungszeit in angenehmer Distanz vor. Dazu tragen sicher auch die vielen (rot-orange beleuchteten) Tasten bei, die zwar etwas old-fashioned wirken, aber auch und gerade während der Fahrt problemlos erreicht und bedient werden können. Dafür, dass man auch nach längeren Strecken ausgeruht ans Ziel kommt, sorgen die festen, gut geformten und elektrisch verstellbaren Ledersitze, die im Testwagen beheizbar bzw. belüftbar waren. In Reihe eins wird man zudem mit ausreichend Kopf- und Beinfreiheit verwöhnt, im Fond geht es da (klassengemäß) enger zu (vor allem für langbeinige Menschen).

Fazit

Viel Auto für wenig Geld mit toller Ausstattung, der Kia 7-Jahres-Garantie (oder 150.000 km), 12 Jahre Garantie gegen Durchrosten, 5 Jahre Lackgarantie (oder 150.000 km) uvm. Bei so vielen Pluspunkten eigentlich verwunderlich, dass Kias Marktanteil in Österreich im einstelligen Prozentbereich liegt. Doch auch hier: Tendenz aufstrebend.

Was uns gefällt:

  • rein setzen und wohlfühlen
  • die umfangreiche Serienausstattung
  • die Möglichkeit, ganz einfach verbrauchsoptimiert fahren zu können

Was wir noch verbessern würden:

  • die holprige Schaltung im Eco-Modus
  • das Piepsen (z.B. bei Spurhaltung) deaktivieren
  • eine Memory-Funktion für den gewählten Fahrmodus anbieten

Factbox: Kia Ceed 1.5 T-GDI GPF ISG 48V DCT7 Platin

Motor/Antrieb

Motor: 4-Zylinder Benzinmotor mit Direkteinspritzung, Abgasturbolader, 3-Wege Katalysator und Partikelfilter
Hubraum: 1.482 ccm
Benzin-Aggregat: Leistung kW/PS: 117,5 kW/ 160 PS
Elektro-Aggregat: 12,2 kW/ 17 PS
Systemleistung kW/PS: 129,7 kW/ 177 PS
Drehmoment Benzin-Aggregat:
253 Nm 1.500 – 3.500 U/min
Antrieb:
Vorderradantrieb
Getriebeart: 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe
0-100 km/h: 8,6 Sekunden
V-Max: 210 km/h

Verbrauch/Umwelt

Werksangabe – kombiniert, l/100 km: 5,6 – 6,0 (WLTP)
Gas-Junky-Test – Durchschnitt l/100 km: 6,8 l
CO2 Emissionen: 126 – 136 g/km Euro 6d (WLTP)

Bremsen/Felgen/Reifen

Bremsen: VA + HA: Scheibenbremsen, vorne innenbelüftet
Felgen/Reifen: 225/45 R17

Gewicht und Maße

Leergewicht: 1.315 – 1.434 kg
L/B/H: 4,310 / 1,800 / 1,447 – 1.457 m
Radstand: 2,650
Kofferraumvolumen: 357 – 1.253 Liter
Tankinhalt: 50 Liter
Kraftstoff: Benzin (95 ROZ)

Preise

Kia Ceed Titan 1.0 T-GDI GPF ISG zu haben ab: € 18.840,-
Kia Ceed 1.5 T-GDI GPF ISG 48V DCT7 Platin: € 35.540,-
Preis Testfahrzeug inkl. NoVA und MWSt: € 37.340,-

Sonderausstattung:

Glasschiebe-/Hubdach: € 1.200,-
Metallic-Lackierung: € 500,-

(c) Bilder: Gas Junky, sp