Praxistest: Jeep Compass – Die Nadel weist den Weg

Der Jeep Compass ist unter den Kompakt-SUVs eine Kampfansage an die Konkurrenz, immerhin vereint er eine umfangreiche Ausstattung mit hohen Fahrkomfort und bei Wahl der Allradversion – erstklassige Offroad-Eigenschaften. Wo andere Hersteller Kompromisse bei einem nicht erhältlichen Allradantrieb oder der Verarbeitungsqualität im Innenraum eingehen, bietet der Compass eine ganze Palette an Antriebsformen, Motorisierungen und Ausstattungslinien. Zudem stellt er das ideale Bindeglied zwischen dem kleineren Jeep Renegade und dem größeren Jeep Cherokee dar.

Kompakte Maße im schicken Blechkleid

Die markante Jeep Front lässt den Compass deutlich größer und vor allem breiter wirken, als er tatsächlich ist. Dabei besticht auch die äußerliche Verwandtschaft zum Flaggschiff Grand Cherokee, denn auf den ersten Blick besteht hier eindeutig Verwechslungsgefahr. Der kompaktere Compass ist dann aber doch um gut einen halben Meter kürzer und zehn Zentimeter schmaler als sein größter Bruder – somit eignet er sich bestens für heimische Straßen und ihren teilweise engen Parklücken. Das Design ist durchaus gefällig, nur etwas mehr Detailliebe wünscht man sich dann doch bei der ein oder anderen Stelle. Beispielsweise hatte ich beim Tankdeckel den Eindruck, dass dieser nie vollständig geschlossen war, da er relativ weit herausragt. Auch die unterschiedlichen Spaltmaße beim Kofferraumdeckel werden Perfektionisten stören – für alle anderen gilt: einen Schritt zurücktreten, schon ist der Effekt nicht mehr sichtbar.

Selbstzünder steht gut im Futter, Automatik mit ruckeligen Gangwechseln

Der Testwagen wurde mit der „zweitbesten Ausstattungslinie“ „Limited“ bestückt. Das Herzstück stellt ein 2,0-Liter Dieselmotor mit 140 PS dar, der meiner Meinung nach den besten Kompromiss aus Leistung und Verbrauch bietet. Zwar wird man beim Start des Motors kurz etwas durchgeschüttelt, dafür glänzt der Diesel während der Fahrt mit seiner Laufruhe. Die 9-Stufen-Automatik ist hervorragend beim Cruisen durch Ortschaften oder bei Überlandfahrten. Sobald das Gaspedal etwas mehr in Anspruch genommen wird, wirkt die Automatik jedoch leicht überfordert. Man bekommt des Öfteren den Eindruck, dass diese nicht sicher ist, welchen Gang sie nun wählen soll und quittiert mit teils sehr ruckeligen Gangwechseln. Da der Jeep Compass auch mit einem manuellen 6-Gang Schaltgetriebe erhältlich ist, würde ich in diesem Fall daher das Schaltgetriebe bevorzugen. Übrigens die stärkste Variante mit 170 PS ist ausschließlich mit der 9-Stufen-Automatik erhältlich. Diesem Top Diesel ist auch der Kriechgang vorbehalten, da nur dieser über das spezielle „Active Drive Low“ Allradsystem verfügt.

Großes Lob gebührt dem Allradantrieb! 

Worüber man sich im Alltag aber dann doch regelmäßig freuen wird ist der Allradantrieb. Zum einen zieht er den Compass sauber durch die Kurven, zum anderen gibt dieser einem das gute Gefühl einer stets verfügbaren Traktion. Fahrten im Regen oder auf verschneiten Straßen steht mit diesem Allrad nichts im Wege. Für schlammigen und sandigen Untergrund gibt es zudem noch jeweils eigene Fahrmodi, zwischen denen man bequem hin und her switchen kann.

Zwei in eins.. 

Was mich leider etwas zur Verzweiflung getrieben hat, war die Start/Stopp Funktion in Verbindung mit der Zündung, da beides in einem Knopf vereint wurde. Wenn das Fahrzeug geparkt wurde und die Start/Stopp-Automatik den Motor abstellt, ist die Zündung nach wie vor aktiv. Möchte man diese abschalten, wird zuerst der Motor wieder aufgedreht, da man nur die Start/Stopp Automatik deaktiviert hat. Erst beim erneuten Betätigen des Knopfes ist die Zündung abgeschaltet. Es ist also schon nachvollziehbar, weshalb die Konkurrenz für die Start/Stopp Funktion üblicherweise eigene Knöpfe vorsieht.

Interieur punktet mit guter Materialwahl!

Beim Interieur lässt der Compass kaum Spielraum für Kritik, denn hier fühlt man sich auf Anhieb wohl. Die schicken Ledersitze könnten für meinen Geschmack zwar noch einen Hauch mehr Seitenhalt bieten, dafür erfreut sich das Auge an der Materialwahl im Cockpit. Diese wird von einem stylischen Schwarz dominiert.
Dennoch sollte man bei dieser Konfiguration immer den Swiffer-Staubmagnet dabei haben, da die Klavierlackoberflächen so gut wie jedes Staubkorn anziehen.

Logisch bedienbares Infotainment!

Mein persönliches optisches Highlight im Innenraum stellt jedoch das 8,4-Zoll große Infotainmentsystem „UConnect“ dar, bei dem einen sofort das Pentagon als stilbestimmende Form ins Auge sticht. Von der Optik abgesehen entspricht der Funktionsumfang des Infotainmentsystems dem aktuellen Stand der Technik. Die Bedienung ist intuitiv und neben Aux-In, USB und 3D-Navigation kann man sein Smartphone mittels Apple CarPlay und Android Auto verbinden. Eine induktive Ladestation wäre ein guter Tipp für die Facelift-Version – eventuell in den höheren Ausstattungslinien auch ohne Aufpreis.

Durchschnittliches Raumangebot, 40:20:40 teilbare Rückbank

Das Platzangebot des Jeep Compass ist typisch für ein Kompakt-SUV, wobei vor allem auf den vorderen Sitzen kein Gefühl der Enge aufkommt. Großgewachsene Fondpassagiere werden auf längeren Fahrten jedoch öfter mal um eine Pause an der Raststation bitten. Der Kofferraum bietet mit 438 Litern ausreichend Platz für Reisegepäck und Transportgegenstände, die Rücksitze verfügen über eine Armauflage und lassen sich somit im Verhältnis 40:20:40 teilen.

Mein Fazit

Der getestete Jeep Compass Limited kostet in dieser Konfiguration zwar fast 50.000 Euronen, dafür wird einem ein umfangreiches Paket an Assistenzsystemen, Innenausstattung und Antrieb geboten.
Um diesen Preis wünscht man sich an gewissen Stellen zwar eine etwas genauere Detailverarbeitung, der Compass ist in einer anderen Ausstattungslinie aber auch um einen deutlich günstigeren Preis erhältlich.
Die 140 PS des Dieselmotors sind eine ausreichende Motorisierung, Punkteabzug gibt es hingegen für die gewöhnungsbedürftige 9-Gang-Automatik.
Wer genug von deutschen und asiatischen Kompakt-SUV Modellen hat, ist mit einem Jeep Compass bestens bedient.

Fazit Chefredakteur: 

Mit dem Jeep Compass hebt man sich von den „klassischen“ Kompakt-SUV deutlich ab und sorgt bei Wahl der Allradversion für ein unschlagbares Kraxel-Talent. Die Verarbeitung des Interieurs als auch das Infotainment verdienen großes Lob. Auch der 140 PS Diesel steht gut im Futter. Verbesserungsbedarf gibt es ganz klar bei dem 9-Gang-Automatik-Getriebe.

Was mich begeistert:

  • Der gut abgestimmte Allradantrieb
  • Das moderne Infotainmentsystem

Was ich mir noch wünschen würde:

  • Eine feiner abgestimmter Automatik
  • Eine induktive Ladestation für das Smartphone
  • Per Fernbedienung verschließbare Seitenfenster

Factbox: Jeep Compass Limited 2.0 MultiJet

Motor/Antrieb

Motor: Reihen 4-Zylinder Dieselmotor
Hubraum: 1.956 ccm
Leistung kW/PS: 103 kW / 140 PS
Drehmoment: 350 Nm bei 1.750 U/min
Antrieb: Allrad
Getriebeart: 9-Stufen-Automatik
0-100 km/h: 9,9 Sekunden
V-Max: 190 km/h

Verbrauch/Umwelt

Werksangabe – kombiniert l/100 km: 7 l
Gas-Junky-Test – Durchschnitt l/100 km: 7,7 l
CO2 Emissionen/Abgasnorm: 185 g/km / Euro 6d-TEMP

Bremsen/Felgen/Reifen

Bremsen: VA: Scheibenbremsen innenbelüftet HA: Scheibenbremsen
Felgen/Reifen: 225/55 R18 98H

Gewicht und Maße

Leergewicht: 1.619 kg
L/B/H : 4,394 m /1,819 m / 1,647 m
Radstand:  2,636 m
Kofferraumvolumen: 438 Liter
Tankinhalt: 60 Liter
Kraftstoff: Diesel

Preise

Jeep Compass Sport erhältlich ab: € 28.340,-
Jeep Compass Limited 2.0 Multijet AWD 9AT 140 zu haben ab: € 45.240,-
Preis Testfahrzeug inkl. NoVA und MWSt: € 49.203,40

Sonderausstattung

Metallic Lackierung: € 824,60
Parkpaket: € 1.010,80
Premiumpaket: € 904,40
Leder Interieur Paket: € 1.223,60

(c) Bilder: Gas Junky, Andreas König