Praxistest: Ford Fiesta EcoBoost Hybrid: Der City-Flitzer mit Elektro-Jauckerl

Der Ford Fiesta ist schon seit geraumer Zeit fixes Mitglied im Club der beliebtesten Kompaktwagen. Wir durften ihn als Einliter-EcoBoost mit Mild-Hybrid-Unterstützung testen und erhielten währenddessen eine klare Vorstellung, für welche Anwendungsgebiete und Käufergruppe er eine passende Mobilitätslösung bietet.

Exterieur: Elegantes Understatement

Unser in „Boundless Blue Metallic“ gehaltener Testwagen verfügt an der Front über einen mit Chrom umrandeten Kühlergrill, welcher waagrechte Chrom-Streifen und das Ford-Emblem in sich trägt. Während der unter der Nummerntafel liegende Lufteinlass tatsächlich eine Funktion erfüllt, sind die beiden seitlich positionierten Einlässe schon von weitem als rein optisches Element zu erkennen. Das ist sehr schade, denn die Kunststoffabdeckungen wirkten nicht übermäßig hochwertig und werten somit auch leicht die sie umgebenden Bereiche der Front ab.

An den Seiten findet sich eine harmonische Mischung aus Kanten und Rundungen, welche die Tür-Partien deutlich interessanter wirken lassen. Unterhalb der Glasflächen zieht sich ein verchromter Zierstreifen mit der Silhouette der Scheiben mit, welcher diese Form optisch hervorhebt.

Am Heck des Fiesta ist im Vergleich, zu dem des Vorgängers, kaum etwas passiert, was allerdings alles andere als negativ zu werten ist. Die Kanten, welche sich von den hinteren Kotflügeln bis in die Heckstoßstange ziehen und dort mit dieser teilweise verschmelzen, verpassen dem Auto den passenden sportlichen Touch. Leider haben bei den Heckleuchten bisher keine LED-Leuchtmittel Verwendung gefunden, welche für eine markante Lichtsignatur am Heck sorgen hätten können.

Interieur: Aufgeräumt und praktisch

Im Inneren des Ford Fiesta gibt es ein Cockpit zu entdecken, welches wohl eher als konservativ beschrieben werden könnte. Hartplastik spielt hier die Hauptrolle und findet sich an allen Ecken und Enden des Interieurs wieder. Mittig darauf befindet sich der freistehende 8-Zoll große Touchscreen, auf welchem Medien und Apple CarPlay bzw. Android Auto zu steuern sind. Darunter positioniert ist die Steuereinheit der Klimaautomatik und der Sitz-, Lenkrad- und Scheibenheizung, welche allerdings reif für eine optische Überarbeitung ist.

Das Lederlenkrad liegt dank des massiven Kranzes gut in der Hand und sieht dabei auch stimmig aus. Am Instrumentenbrett befinden sich tatsächlich – neben einem kleinen Display für alle möglichen Fahrwerte – auch zwei „reale“ Tachonadeln, welche Geschwindigkeit und Motordrehzahl anzeigen. Hier würde sich unserer Meinung nach das digitale Instrumentenbrett sehr gut machen, welches allerdings in dieser Ausstattungsvariante nicht verfügbar ist.

Klar ist jedoch, dass die Bedienung während der Fahrt dank der großzügigen Verwendung von physischen Knöpfen sehr leicht fällt.

Da die Ausstattungslinie Titanium eher für Komfort steht, ist es nicht überraschend, dass die Sitze eher gemütlich und mit wenig Seitenhalt ausgelegt sind. Auch wenn es nicht so scheinen mag, verfügt der Kompakte tatsächlich über genug Platz in der zweiten Reihe, um jedenfalls vier Erwachsene zumindest über kürzere Distanzen transportieren zu können und der Kofferraum kann in der Basis 292 Liter unterbringen.

Fahrverhalten: Effizient, aber nicht langweilig

Der von uns getestete Fiesta ist mit dem wohl bekannten 1,0-Liter EcoBoost Motor ausgestattet, welcher kombiniert mit dem 48V-Mild-Hybrid-System 125 PS (92 kW) und 170 Nm zwischen 1.400 und 4.500 U/min leistet. Da das Eigengewicht nur 1,2 Tonnen beträgt, ist die Leistung somit allemal ausreichend. Die Kraft wird hier über ein 6-Gang-Schaltgetriebe an die Vorderräder übertragen.

Wenn man sich strikt an die im Armaturenbrett angezeigte Schaltempfehlung hält, sind deutliche Vibrationen und Dröhnen wahrzunehmen, da sich der Motor bei diesen Drehzahlen sehr anstrengen muss. Nutzt man allerdings die Drehfreudigkeit des Motors aus, so kommt spritziges Fahrverhalten zustande und auch die Geräuschkulisse wird deutlich entspannter.

Das Fahrwerk ist zwar durchaus als komfortabel zu beschreiben, jedoch ist es jedenfalls straff genug, um dem Fahrer gutes Feedback zu geben und starke Wankbewegungen zu verhindern. Man wird sich also weder in der Stadt, noch auf der Autobahn unwohl fühlen und hat das Fahrzeug gut unter Kontrolle. Auch wenn das Bremsverhalten markentypisch als feinfühlig beschrieben werden kann, hat man nach wenigen Kilometern den Dreh raus und hat auch die Entschleunigung unter Kontrolle.

Der wahre Kracher ist aber, dass wir über den gesamten Testzeitraum hinweg einen Durchschnittsverbrauch von 5,4 Litern pro 100 Kilometern erzielt haben, was bestimmt zu einem guten Teil der Mild-Hybrid-Unterstützung zu verdanken ist. Das System spart aber nicht nur Kraftstoff, sondern macht sich auch beim Entschleunigen via Motorbremse und starken Beschleunigen merkbar.

Sicherheit und Technik: Die Summe macht´s aus

Vorweg ist lobenswert zu erwähnen, dass die LED-Frontscheinwerfer ihre Arbeit wie erwünscht verrichten und einen wesentlichen Beitrag zur Sicherheit leisten.

Bei der Bedienung kam es zu mehreren Ärgernissen, was wohl fehlerhafter Software zu verschulden ist. Da unser Tester nicht über ein integriertes Navi verfügte, war es nur logisch, Apple CarPlay als hervorragende Alternative heranzuziehen, das die Abwesenheit des Navigationssystems perfekt kaschiert hätte. Besonders ärgerlich war es, dass die ordnungsgemäße Verbindung von Smartphone und Auto nur so selten funktioniert hat, dass man es an einer Hand abzählen kann. Dazu kam, dass einmal das gesamte System mitten während der Fahrt einen Totalausfall hatte und nur noch die Lautstärke steuerbar war.

Auch die Verkehrszeichenerkennung hat mehrmals versucht uns mit Fehlinformationen zu täuschen, da sie öfters die falschen Schilder erkannt hat.

Fazit:

Die aktuelle Generation des Ford Fiesta ist der ideale Begleiter für all jene, die ein Fahrzeug suchen, welches kostengünstig und effizient zugleich ist. Das Fahrwerk macht einen ordentlichen Job und sorgt für einen guten Kompromiss zwischen straff und komfortabel. Gerade als Alltagsfahrzeug und für Kurz- bis Mittelstrecken macht sich der Fiesta hervorragend, wobei dann auch die Ausstattung der niedrigeren Ausstattungslinien ausreicht. Bei der Software wären allerdings noch einige Feinarbeiten gut, um die nervigen Fehlerlein zu korrigieren.

Was uns gefällt:

  • Der effiziente Antrieb
  • Die kompakten Maße (gerade in der Stadt)
  • Die Alltagstauglichkeit

Was wir noch verbessern würden:

  • Optimierung und Überarbeitung der Software
  • Verwendung von LED-Elementen in den Heckleuchten

Factbox: Ford Fiesta EcoBoost

Motor/Antrieb
Motor: Dreizylinder-Turbobenziner
Hubraum: 999 ccm
Leistung kW/PS: 125 PS (92 kW)
Drehmoment: 170 Nm
Antrieb: Frontantrieb
Getriebeart: 6-Gang-Schaltgetreibe
0-100 km/h: 9,4 Sekunden
V-Max: 200 km/h

Verbrauch/Umwelt

Werksangabe – kombiniert: 6,0-5,0 l/100 km
Gas-Junky-Test – Durchschnitt: 5,4 l/100 km
CO2-Emissionen: 136-114 g/km

Reifen/Felgen/Bremsen

Bremsen: VA: Scheibenbremsen HA: Trommelbremsen
Felgen/Reifen: 195/55 R 16

Gewicht und Maße

Leergewicht: 1.211 kg
L/B/H: 4.048/1.941/1.490 m
Radstand: 2.493 m
Tankinhalt: 42 Liter
Kraftstoff: Super 95
Kofferraumvolumen: 292-1.093 Liter

Preise

Ford Fiesta zu haben ab: € 15.800,-
Ford Fiesta Titanium zu haben ab: € 18.900,-
Preis Testfahrzeug inkl. NoVa und MwSt: € 23.380,-

Sonderausstattung:

Winterpaket € 400,-
Seitenscheiben ab 2. Sitzreihe getönt € 300,-
4 Leichtmetallräder 195/55 R16 6×2 Speichen Design € 500,-
Lackierung „Boundless Blue Metallic“ € 700,-

(c) Bilder: Sebastian Poppe