Praxistest: Citroën C5 Aircross – Call it magic!

Bereits in den 50er Jahren entwickelte Paul Magès die sogenannte Hydropneumatik für den französischen Automobilhersteller Citroën.
Mittels Hydraulik und Pneumatik wurde also der Komfort der Fahrzeuge mit dem Doppelwinkel um eine weitere Stufe gesteigert, sodass selbst Fahrten auf schlechtem Untergrund kaum wahrgenommen wurden.
Diese Technik blieb den „älteren“ Gefährten beibehalten – die neuen Modelle federn aber mindestens genauso komfortabel, wenn nicht sogar besser.
So hat man also auch dem getesteten C5 Aircross die sogenannte Advanced Comfort Federung spendiert. Es handelt sich um eine Stahlfederung mit hydraulischen Anschlagdämpfern. Kollege Wierzbowski hat bereits im Vorjahr den C4 Cactus und meine Wenigkeit den C3 Aircross mit selber Technik unter die Lupe genommen. Und beide Fahrzeuge haben mit utopischem Komfort die Rüttelpisten weggebügelt. Nun war es also an der Zeit auch das SUV-Flaggschiff der französischen Marke auf Punkt und Beistrich zu testen.

Eigenständiges Design sorgt für anziehende Blicke

Der Tiguan-Konkurrent hebt sich mit seinem eigenständigen Design deutlich von der Konkurrenz ab. Bereits die Frontpartie lässt mit dem breiten Doppelwinkel, den schmalen Tagfahr-LEDs und den darunter platzierten Scheinwerfern auf ihn aufmerksam machen. Die rot eingefassten Elemente und die zweifarbigen Dachträger peppen den Franzosen zusätzlich auf. Die breiten, zweigeteilten Rückleuchten lassen den Kompakt-SUV nochmals deutlich bulliger, dennoch niemals zu aufdringlich wirken.

Schade finden wir, dass man dieses schöne Heck mit Fake-Auspuffblenden zierte – das ist anscheinend gerade voll im Trend, dennoch hätte sich der C5 zumindest in der Topversion zwei „echte“ Auspuffendrohre verdient, aber dazu später mehr.

Omas Schaukelstuhl

Bereits bei der ersten Begegnung wurde klar, dass hier Komfort eine andere Bedeutung findet. Denn bereits nach der ersten Fahrt merkt man, dass dieses Gestühl wohl mehr Gemütlichkeit zulässt als der Schaukelstuhl in Omas Wohnzimmer und dies ist keine leichte Nummer! Auch das digitale Cockpit kostet der älteren Generation einen Grinser, denn der sogenannte Lupentacho war damals ein echt trendiges Feature. Somit heben sich die Franzosen mit Retroelementen von der dann doch eher öden Konkurrenz deutlich ab.

Die Schnitzeljagd in den zahlreichen Untermenüs

Ein wenig bekritteln müssen wir das Infotainment-System, welches ausschließlich über einen Touchscreen bedient werden kann – hier würde man dann doch lieber ein paar Drehregler zur Verfügung haben, um nicht in zig Untermenüs die gewünschten Einstellungen vornehmen zu müssen. Dies stellt auch eine gewisse Sicherheitslücke dar, da man stetig vom Verkehrsgeschehen abgelenkt ist. In puncto Haptik würden wir uns dann doch ein Armaturenbrett aus Softtouch wünschen, dies macht nicht nur mehr her, sondern würde auch dieser Preisklasse entsprechen.

Deutlich positiver schlägt sich der C5 Aircross in puncto Ablagemöglichkeiten. Dezent die Türablagefächer ignoriert, ist man reichlich mit dem tiefen Fach unter der breiten Mittelkonsole versorgt, dass selbst die 1,5-Liter-Flasche verschwindet. Deutlich weniger Platz hat Citroën den Passagieren im Fond spendiert – das Panoramadach schränkt die Kopffreiheit ein und die Gesamtlänge von 4,50 Meter reduziert auch die Beinfreiheit in zweiter Reihe ein wenig. Deutlich gemütlicher haben es Fahrer und Beifahrer – diese verfügen in der Testversion neben großzügigen Abmessungen sogar über eine erstklassige Massagefunktion. Ebenso opulent fällt das Kofferraumvolumen aus. In der Basis verfügt man über 580 Liter, maximal stehen bei umgeklappter Rückbank 1.630 Liter Fassungsvermögen zur Verfügung.

Wie fährt sich der C5 Aircross?

Mit dem Zweiliter-Turbodiesel, welcher an die Achtgang-Wandlerautomatik von Aisin gekoppelt ist – wird in jeder Situation der richtigen Gang parat gehalten, keine Anzeichen von hektischen Lastwechseln. Das Aggregat steht ausreichend im Futter und befördert den C5 Aircross in 9,4 Sekunden auf die 100er-Marke, mit 7,5 Liter könnte man das 1,6-Tonnen SUV problemlos als Sparfuchs einstufen.
Die Kräfte werden ausschließlich an die Vorderachse weitergeleitet – Allradtechnik folgt erst bei der Plug-in-Hybrid-Version, welche bereits Ende des Jahres zu den Händlern rollt. Stattdessen kann mithilfe der sogenannten Grip-Control, welche bereits aus anderen Modellen des PSA-Konzerns bekannt ist, die Kräfte mithilfe gezielter Bremseingriffe verteilen. Dies wirkt sich natürlich auf den Verbrauch und die Anschaffungskosten aus.
Apropos Bremseingriffe: Der C5 Aircross verfügt über eine angenehm, dosierte Bremsanlage, welche jederzeit einwandfrei zupackt. Dem Einlenkverhalten könnte man noch deutlich mehr Rückmeldung verleihen. Hingegen der mickrige Wendekreis dem Franzosen eine gewisse Portion Leichtigkeit spendiert.

Aber kommen wir wohl zum wichtigsten Punkt des Fahrzeugs, nämlich der Federung.

Grundsätzlich ist es atemberaubend, welch hohen Komfort die Ingenieure mit dieser Technik und trotz Verzicht einer herkömmlichen Luftfederung erzielen konnten, Coldplay hätte „Call it magic“ gesungen, denn es ist uns tatsächlich ein technisches Rätsel.
Querrillen, Fahrbahnunebenheiten als auch das holprige Kanaldeckelnetz werden problemlos weggefiltert. Die Kehrseite dieses hohen Komfortfaktors stellt sich im täglichen Stau auf der A23 unter Beweis. Anfahren, bremsen und dies gefühlte tausend Mal, sodass die Kombination aus Zug- und Druckstufe das Fahrzeug dauerhaft zum Wippen verleitet. Auch die Dosierung der Bremse wird dadurch sehr schwammig – hier ist irrsinniges Feingefühl gefragt. Trotz dieser kleinen Feinheiten hat uns der C5 Aircross im 14-tägigen Testintervall überzeugt. Besonders die Kombination aus Motor und Getriebe sind eine Probefahrt mit dem SUV-Flaggschiff der französischen Marke Wert.

Was uns gefällt:

Das eigenständige Design
Die perfekte Kombination aus Motor und Getriebe
Das digitale Display im trendigen Retro-Design

Was wir noch verbessern würden:

Die Haptik des Armaturenbretts
Die Bedienung des Infotainmentsystems
Das Wipp-Verhalten bei niedrigem Tempo

Factporn: Citroën C5 Aircross SHINE BlueHDi 180 EAT8

Motor / Antrieb

Motor: Reihenvierzylinder Turbodiesel mit Direkteinspritzung
Hubraum: 1.997 ccm3
Leistung  kW /PS: 130 kW / 177 PS
Drehmoment: 400 Nm bei 2.000 U/min
Antrieb: Frontantrieb
Getriebeart: 8-Gang Wandlerautomatik
0-100 km/h: 9,4 Sekunden
V-Max: 211 km/h

Verbrauch / Umwelt

Werksangabe – Stadt/Land/kombiniert, l/100 km: 5,3 / 4,6 / 4,8
Gas-Junky-Test – Durchschnitt l/100 km: 7,5
CO2 Emissionen: 124 g/km Euro 6d-TEMP

Fahrwerk / Reifen / Bremsen

Vo. Achse: Einzelradaufhängung, McPherson-Federbeine mit Dreieckslenkern, Schraubfedern, hydraulische Teleskop-Stoßdämpfer mit Stabilisator
Hi. Achse: Einzelradaufhängung, Achse mit gezogenen Schwingarmen und verformbarer Hinterachse, Schraubfedern und hydraulischen Teleskop-Stoßdämpfern
Bremsen: VA: innenbelüftete Scheibenbremsen, HA: Scheibenbremsen
Felgen / Reifen: 235/55 R18 (7,5 x 18)

Gewicht und Maße

Leergewicht: 1.611 kg
L/B/H: 4,50 / 1,969 / 1,689 (Meter)
Radstand: 2,73 m
Wendekreis: 10,7 m
Kofferraumvolumen: 580 Liter
Kofferraumvolumen bei umgeklappten Rücksitzen: 1.630 Liter
Tankinhalt:
53 Liter
Kraftstoff:
Diesel

Preise

Citroen C5 Aircross zu haben ab: 25.490,- €
Basispreis Citroen C5 Aircross SHINE BlueHDi 180 EAT8:
39.890,- €
Preis Testfahrzeug inkl. NoVA (7 %) und Mwst: 44.836,65,- €

Sonderausstattung

Sonderlackierung Nacré-Weiß  640,- €
Innenraum „Hype Brown“ 950,- €
Advanced Comfort Sitze
Nappa Leder in Braun/Schwarz & Zierstreifen mit hellgrauem Alcantara Leder
Fahrersitz mit elektrischer Einstellung
Memory-Funktion
Fahrer- und Beifahrersitz mit Massagefunktion – Sitzheizung vorne
Fußmatten vorne

Style Paket Red 80,- €
Dachreling Bi-Tone Schwarz/Rot
Airbump mit Umrandung der ersten Kapsel in rot
Dekor an der Frontschürze Rot

Panoramaschiebedach 1.040,- €

Grip Control mit Bergabfahrhilfe 250,- €

Motorisierte und sensorgesteuerte Heckklappe 380,- €

Citroen Connect Nav mit DAB Funktion 170,- €
Citroen Connect Box
USB und AUX Anschluss
Bluetooth Freisprecheinrichtung
Mirror Screen Funktion

Park Assist 360 Paket 290,- €
360 Grad-Park-Assist Paket (selbstständiges Einparken) mit 360 Grad Kamera
LED-Scheinwerfer mit LED-Blinklichtern

Notrad 95,- €

(c) Bilder: Gas Junky – sp, ms