Praxistest: Audi A1 Sportback – Bist du aber groß geworden!

Das letzte Treffen ist bereits Jahre her, endlich haben es die Terminplaner zugelassen, dass wir uns nach langer Zeit wiedersehen konnten.

Die Freunde meiner Eltern kennen mich bereits seit meiner Kindheit und als wir uns bei einem gemeinsamen Brunch trafen, waren sie ein wenig verwundert und begrüßten mich wie folgt: „Bist du aber groß geworden“. Wobei ich in den letzten Jahren eigentlich kaum an Größe gewonnen habe, sondern eher in der Breite zugelegt habe.
Diese Aussage schlummert mir auch bei der Abholung des neuen Audi A1 Sportback im Hinterkopf, wobei es hier eher umgekehrt war, denn der Polo Konkurrent wuchs 56 Millimeter auf 4,03 Meter in die Länge und die Breite blieb mit 1,74 Meter nahezu unverändert.
Die zweite Generation wirkt nicht mehr so „mopsartig“ – dies soll keinesfalls abwertend klingen, aber scharf gezeichnete Linien und erstklassiges Lichterdesign kombiniert mit großen Lufteinlässen und ein paar Details des legendären Ur-Quattro lassen den „Kleinen“ schon ganz schön erwachsen und bullig wirken.
Dies liegt in erster Linie an dem S line Paket des Exterieurs, welches das Fahrzeug noch deutlich sportlicher und breiter wirken lässt, sodass Anspielungen auf den neuen S1 keine Seltenheit waren.

Oberklasse Infotainment

Auch der Innenraum des kleinsten Ingolstädters wurde mit neuester Technik überarbeitet, hier geht es ans Eingemachte. Man muss tief in die Tasche greifen, wenn man auf Hightech-Infotainment nicht verzichten mag. Sowohl das Virtual Cockpit als auch die MMI-Navigation plus Touch-Funktion sind nur gegen Aufpreis erhältlich. Wir sind trotzdem der Meinung, dass mit dieser Technik im Kleinwagen-Segment nicht so schnell ein Konkurrent mithalten kann. Klar haben die Jungs bei Mini auch ähnliche Lösungen parat, aber der A1 erinnert nicht mehr an Mittel-, sondern teilweise in puncto Konnektivität schon an Oberklasse a la A6 und A7.

Eine ganz schön harte Nuss! Dank gewachsenen Radstand keine Anzeichen von Klaustrophobie.

Weniger nobel wirkt die Oberfläche der Türtafeln, welche man mit sehr harten Materialien zierte und Softtouch-Materialien ausschließlich die Armaturentafel aufwertet.
Hingegen das S line Interieur ein äußerst griffiges und hochwertiges Volant inklusive erstklassigem Gestühl mit perfekten Seitenhalt beinhaltet. Aufgrund des deutlich gewachsenen Radstands von neun Zentimeter lassen sich auch die Fondpassagiere keineswegs Anzeichen von Klaustrophobie anmerken.
Zwar fehlen dem Laderaum auf den Wolfsburger Konkurrenten ein paar Liter an Fassungsvermögen, dennoch ist hier keine Rede von einer kleinen Ladelücke.

Wie die Faust aufs Auge

Unter der Haube des kleinen Ingolstädter steckt ein großes Herz, zwar nicht ganz so groß, wie es die etwas verwirrende Modellbezeichnung des Heckdeckels symbolisiert, aber in Zeiten von Downsizing würde man dieses Aggregat durchaus als akzeptabel bezeichnen. Bereits nach den ersten einhundert Testkilometern merkt man, dass dieser Motor wie die Faust aufs Auge zu dem Baby-Ingolstädter passt. Ebenso muss man die 7-Gang-Doppelkupplung (s tronic) loben, denn das Getriebe hält immer den richtigen Gang parat und schindet nie den Eindruck von nervösen Lastwechseln.

Der Ton macht die Musik!

Der Test A1 verfügte über das optionale Dynamikpaket – welches eine Krux beinhaltet. Einerseits legt der deutsche Hersteller bei diesem Modell großen Wert auf eine äußerst sportliche Abstimmung, welche er mit reichlich Alltagstauglichkeit den perfekten Kompromiss unter Beweis stellt. Andererseits gelingt es leider nicht, dass man mittels Knopfdruck via drive select eine dynamische Note aus dem Endschalldämpfer gewinnt, demnach wurde zu einem Soundmodul gegriffen, welches besonders im schärfsten Modi den laufruhigen Charakter des Vierzylinders wiederspricht.

Vorsprung durch Technik

Aber genug gejammert – das 1,5-Liter Turbo-Benzinaggregat mit Direkteinspritzung lässt den Polo Konkurrenten brav am Gas hängen, denn bereits nach 7,7 Sekunden ist die 100er-Marke gebrochen. Nicht nur auf langen Geraden kann der neue A1 sein Talent unter Beweis stellen. Auch in engen Kehren macht der kleine Bruder des A3 mit den 150 PS richtig Laune.
Bestimmt gibt es den ein oder anderen, der die Meinung vertritt, dass ein Kleinwagen, sofern diese Bezeichnung noch korrekt ist, auf der Langstrecke nicht punkten kann. Aber auch hier überrascht der Ingolstädter mit ruhigem Motorlauf, auch im Falle der 18-Zöller mit einem Hauch Restkomfort – dies ist aber großteils dem gewachsenen Radstand zu verdanken.
Mittels der sogenannten cylinder on demand (COD), also einer Zylinderabschaltung werden zwei der vier Heferl deaktiviert und somit kann tatsächlich Treibstoff eingespart werden – bei zügiger Fortbewegung kommt man mit 7-Liter aus, auf Langstrecken können es auch mal 5,5-Liter sein.

Am Ende bleibt neben ein paar Feinheiten nur mehr das doch gehobene Preisgefüge übrig, wobei es jedem selbst überlassen bleibt, ob man nicht einen der Konzerngeschwister-Modelle wählt. In puncto Vorsprung durch Technik führt eben der Ingolstädter die Speerspitze an.

Was uns gefällt:

Das spritzige Aggregat
Das Infotainment-System
Die präzise Abstimmung

Was wir noch verbessern würden:

Entfall des Soundmoduls
Materialwahl der Oberflächen der Türtafeln
Preispolitik

Technische Daten – Audi A1 Sportback 35 TFSI S line:

Motor / Antrieb

Motor: Reihen-4-Zylinder-Ottomotor mit Direkteinspritzung und Turboaufladung, Lambda-Regelung, Klopfregelung
Hubraum: 1.498 ccm3
Leistung  kW /PS (Gesamt): 110 kW / 150 PS bei 5.000-6.000 U/min
Drehmoment: 250 Nm bei 1.500-3.500 U/min
Antrieb: Frontantrieb
Getriebeart: 7-Gang Doppelkupplung (S tronic)
0-100 km/h: 7,7 Sekunden
V-Max: 222 km/h

Verbrauch / Umwelt

Werksangabe – Stadt/Land/kombiniert, l/100 km: 6,5-6,5 / 4,2-4,3 / 5,0-5,1
Gas-Junky-Test – Durchschnitt l/100 km: 6,0
CO2 Emissionen: 115-116 g/km Euro 6d-TEMP

Fahrwerk / Reifen / Bremsen

Vo. Achse: McPherson-Federbeine vorne
Hi. Achse: Verbundlenkerachse hinten
Bremsen:
VA:
Faustsattel, Bremsscheibe innenbelüftet
HA:
Faustsattel mit integrierter Parkbremse
Felgen / Reifen: VA + HA: 195/55 R16 (Serie), Testwagen: 215/40 R18 89Y – Bridgestone Turanza T005

Gewicht und Maße

Leergewicht: 1.240 kg
L/B/H: 4,029 / 1,940 / 1,409 (Meter)
Radstand: 2,563 m
Wendekreis: 10,6 m
Kofferraumvolumen: 335 Liter
Tankinhalt:
40 Liter
Kraftstoff:
Super 95

Preise

Audi A1 Sportback zu haben ab: 21,590,- €
Basispreis Audi A1 Sportback 35 TFSI zu haben ab:
29.900,- €
Preis Testfahrzeug inkl. NoVA und MwSt: 45.509,25,- €

Sonderausstattung:

Farbe: Misanorot Perleffekt (N90E, TV) 655,- €

Adaptiver Geschwindigkeitsassistent (PCG) 655,- €

Aluminiumoptik im Interieur (QJ1) 83,75,- €

Audi connect Navigation & Infotainment (IT3) 261,25,- €

Audi connect Notruf und Service (EL5) 0,- €

Audi phone box (9ZE) 417,50,- €

Audi smartphone interface (UI2) 636,25,- €

Audi virtual cockpit (9S1) 178,75,- €

Bang & Olufsen Premium Sound System (9VS) 892,50,- €

Dachkuppel in Kontrastfarbe (6H4) 476,25,- €

Dynamikpaket (PA2) 892,50,- €

Einparkhilfe plus (7X2) 821,25,- €

Frontscheibe in Wärmeschutzverglasung (4GP) 83,75,- €

Gepäckraumpaket (3GD) 60,- €

Innenspiegel automatisch abblendend (4L6) 178,75,- €

Interieurelemente in Kunstleder (PLH) 178,75,- €

Komfortklimaautomatik 2-Zonen (9AK) 476,25,- €

Kontrastpaket 2 (6FE) 298,75,- €

Kontur-Ambiente-Lichtpaket, mehrfarbig (QQ2) 356,25,- €

LED-Scheinwerfer (PX2) 867,50,- €

Mittelarmlehne vorne (6E3) 178,75,- €

MMI Navigation plus mit MMI touch (PNQ) 2.320,- €

Multifunktionslederlenkrad plus mit (1XX) 417,50,- €

Räder „7-Speichen-Rotor-Design“ 7,5Jx18 (CV1) 1.487,50,- €

Rückfahrkamera (KA2) 417,50,- €

S line Alcantara® Frequenz/Kunstleder (N7K) 595,- €

S line Interieur (WQS) 1.368,75,- €

Sitzheizung vorne (4A3) 356,25,- €

1 Audi Garantie 5 Jahre 100.000 km 298,- €

(c) Bilder: Gas Junky, sp