Praxistest ALPINE A110 Pure – Fahr-Purismus neu definiert!

Sie sterben aus, die Autos, die noch Spaß machen. Heute will man hoch sitzen, alles überblicken, sieben Assistenten hier, drei Assistenten da, alles digitalisiert, vernetzt, leise und komfortabel. Ja, man arbeitet sogar mit Hochdruck daran, dass die Fahrzeuge in Zukunft sogar selber fahren. Ohne Fahrer – der kann derweilen hinten auf der Rückbank Platz nehmen und seine Mails am Laptop checken.

Ich kann mir durchaus vorstellen, dass ein Großteil der Menschen dies sogar begrüßen und den Sprung zu dieser Technik kaum abwarten können.
Doch was ist mit jenen, die gerne Auto fahren? Diejenigen für denen das Autofahren Leidenschaft bedeutet? Freiheit, Genuss und Emotionen? Ich darf mich – ob glücklicherweise oder nicht, sei dahingestellt – zu diesen Personenkreis zählen. Für mich ist ein Auto mehr als ein Gebrauchsgegenstand, um von A nach B zu kommen. Für mich ist ein Auto mehr – genauso auch das Fahren. Nie käme ich auf die Idee mir ein SUV zuzulegen. Ein hoher Schwerpunkt, schlechte Aerodynamik, bei der ersten engen Kurve und drei Vater unser, bleibt nur zu hoffen, dass die Seitenneigung nicht gar so schlimm ist. Fahrspaß? Fehlanzeige.

Die ersten Buh-Rufe?

Schon klar, jetzt kommen wieder Argumente wie: Dann fahr eben auf einer Rennstrecke.
Und ja, wenn es die Zeit erlaubt, mache ich das auch.
Wobei es mir grundsätzlich ja nicht darum geht, schnell zu fahren oder mit 200 Sachen über die Autobahn zu brettern – was nebenbei bemerkt auch nicht erlaubt ist. Es geht mir schlicht weg um das Gefühl und die Leidenschaft ein Auto zu bewegen. Sich auf das Wesentliche zu fokussieren und zu konzentrieren. Ohne viel Schnickschnack und diverse Helferlein. Einfach nur das Auto und ich – wenn man so will. Das mag vielleicht etwas philosophisch klingen, aber das ist es, was uns Enthusiasten eben so viel Freude bereitet. Die Beschleunigung, die Kurvenlage, der Auspuffsound und so weiter.
Und genau DAS setzt die neue ALPINE A110, sogar in der heutigen Zeit, noch immer fantastisch um – dieses grandiose Fahrgefühl mit allem was dazugehört.

Das Auge „isst“ mit…

…sagt ein Sprichwort. Ist bei Autos natürlich auch ein wenig so. Sollte also schon gut aussehen, so ein Flitzer.
Das haben die Ingenieure bei der neuen ALPINE A110 meiner Meinung nach auch sehr gut hinbekommen. Das Design der französischen Fahrmaschine ist ein gelungener Mix aus Retro, Sportlichkeit und Moderne.

Vor allem die Front erinnert stark an die ALPINE A110 Berlinetta aus den 60er und 70er Jahren. Die Motorhaube, mit der mittig gesetzten großen „Bügelfalte“ und auch die rundlichen Scheinwerfer sind ein sofortiges Erkennungsmerkmal.
Am Heck war man ein wenig mutiger – hier setzt man auf ein mittig platziertes Auspuffrohr bzw. eine Blende, mächtigen Diffusor und schmale LED-Heckleuchten.
Die Fahrzeugsilhouette verbreitert sich ganz leicht nach hinten – dies wirkt nicht nur sportlich und kraftstrotzend, auch dem Handling kommt dies zu Gute.
Obwohl sie in Bezug auf Performance eigentlich als Rennwagen durchgehen könnte, hat man es optisch doch eher bei Gediegenheit, Eleganz und zeitlosem Design belassen. Somit könnte auch diese Alpine in vielen vielen Jahren durchaus wieder als Klassiker überzeugen.

Schlicht und sportlich…

So würde ich das Interieur bezeichnen. Die Alpine ist eine echte Flunder und auch die Sitzposition ist so ziemlich das Gegenteil von derer in einem SUV. Man muss sich förmlich von oben herab in die, nur 14 Kilogramm leichten, Sabelt Schalensitze hinein hieven. Alleine hier  wird es vermutlich schon bei vielen Leuten scheitern, um dieses Kunststück beschwerdefrei zu bewältigen. Die Rennwagensitzposition lässt grüßen und diese ist: So nah wie möglich am Asphalt mit dem Allerwertesten. Für mich nebenbei bemerkt – perfekt. Perfekt ist aber nicht nur die Sitzposition, sondern generell das edle und vor allem sehr leichte Gestühl. Verstellen lassen sich die Sitze in der Pure-Edition allerdings nur in der Horizontalen.

Die Aluminium-Pedalerie ist optional, ebenso die Aluminiumfußstütze für den Beifahrer. Das Kreuzerl ist dies aber allemal wert, es verleiht der Alpine nochmals eine extra Portion Rennwagenfeeling.
Das Volant ist hochwertig, liegt bestens in beiden Händen – man will es gar nicht loslassen. Die Schaltpaddles – ich vermute Aluminium – sind fix auf der Lenksäule integriert und lassen sich nicht mitlenken. Ich würde darüber noch hinwegsehen, sofern diese größer wären und weiter nach unten reichen würden. Tun sie aber nicht. Somit ist schnelles, enges Kurvenfahren leider mit viel Arbeit verbunden, indem man dauernd die Hand vom Lenkrad nehmen muss, um den nächsten Gang einzulegen oder gegebenenfalls herunterzuschalten.

Die Tachoeinheit ist übersichtlich und mit allen Informationen gespickt, welche man benötigt. Übrigens ändert sich die Tachoanzeige je nach ausgewähltem Fahrmodus (Normal, Sport oder Track).
Die Gangwahl für das 7-Gang-Doppelkupplugsgetriebe erfolgt über drei Knöpfe in der Mittelkonsole, die Einstellungen für das Raumklima, übersichtlich und einfach mittels Drehregler und Knöpfe unterhalb des 7-Zoll –Multimedia-Touchscreens. Einfach und übersichtlich, so wie es einst in vielen Autos war, aber nur mehr selten ist.

Weniger gut gefällt, dass an einigen Stellen der verbauten Interieur-Elemente schon recht viel mit Hartplastik kaschiert wurden. Man könnte dies natürlich folgend argumentieren: dem Gewicht eventuell zu Liebe?
Ebenfalls optional mit an Bord war ein Focal Audiosystem in Leichtbauweise mit vier Lautsprechern und einem Subwoofer hinter dem Fahrersitz.
Ist meiner Meinung nach nicht unbedingt notwendig, denn den besten Klang zaubert die Alpine selbst aus dem Heck.

Auto und Fahren, neu definiert

Die Alpine A110 von damals war ein erfolgreicher Rennwagen. Ein kleiner Motor, viel Leistung und wenig Gewicht. Wer kurz nachdenkt, dem wird auffallen, dass dies beispielsweise auch die Zutaten in der Formel eins sind. Klar ist die Alpine kein Formel 1-Renner, aber sie vermittelt einem ein Fahrgefühl das beinahe konkurrenzlos ist. Eventuell kleine, englische Sportwagen oder die viel teurere Konkurrenz aus Zuffenhausen kommen hier noch auf ein ebenbürtiges Niveau, was das Fahren angeht.

Und wer jetzt meint, 252 Pferde sind doch gar nichts, das hat ja mein Kombi auch, der sollte schleunigst mal zu einer Probefahrt antanzen. Diese Leistung reicht, um die zu 98% aus Aluminium gefertigte Karosserie und somit nur knapp 1.100 Kilo schwere Alpine, in nur 4,5 Sekunden auf Tempo einhundert zu beschleunigen. Hinzu kommt ein absolut perfektes Doppelkupplungsgetriebe und ein 1,8 Liter-Turbo-Motor, welcher bis in die letzten Drehzahlen Dampf abliefert und ohne jeglichen Turboloch auskommt. Schub in jedem Gang und bei jeder Drehzahl – Sportwagenenthusiasten kommen hier voll auf ihre Kosten. Man steigt mit einem Lächeln ein und der Ausstieg geschieht mit einem noch breiteren Lächeln.

Bei der Alpine gibt es keine Kompromisse – es ist kein Alltagsauto, mit dem man schnell mal den Wochenendeinkauf erledigt, zumal auch der vordere „Kofferraum“ wie auch die Verstaumöglichkeiten im Heck, platzmäßig sehr begrenzt sind.
Fahren und Fühlen lautet hier die Devise.
Obwohl das Fahrwerk sehr gelungen abgestimmt ist, bietet es für meinen Geschmack sogar noch ein wenig zu viel Restkomfort. Bei einem Rennwagen für die Straße dürfte dies ruhig noch einen kleinen Ticken härter ausfallen.
Bitte nicht falsch verstehen – ich meckere jetzt schon auf sehr hohem Niveau.
Mit den Bremsen darf man zufrieden sein, wenn auch nicht gelocht oder geschlitzt, hier stört nur das Gequietsche, sofern diese nicht auf „Racing-Temperatur“ sind.

Ein Performance-Fahrzeug darf natürlich nicht nur nach Performance aussehen, es muss selbstverständlich auch so klingen – und das haben die Alpine-Ingenieure genau auf den Punkt gebaracht. Der Klang, den der Auspuff dem 1.8 Liter Turbo Aggregat entlockt ist absolut einmalig – sofern man natürlich im Track-Modus unterwegs ist.  

FAZIT:

Die Alpine ist für die Straße und für die Leidenschaft am Autofahren gebaut. Nicht mehr und nicht weniger. Verbrauchstechnisch schlägt man sogar die ein oder andere 3-Zylinder-Konkurrenz, denn man kann die Alpine auch tatsächlich mit nur sieben Litern problemlos bewegen.

Die exakte Lenkung, der toll ansprechende und turbo-zischende Motorklang, der sonore Auspuffsound, die Sitzposition – so direkt über dem Asphalt, dass man ihn beinahe spüren kann. Aber auch das Fahrwerk, welches im Trackmodus auch gerne mal zulässt, dass man mit dem Heck spielt, das perfekte Doppelkupplungsgetriebe und die Leichtigkeit – all das sorgt dafür, dass Autofahren mehr sein kann, als nur schnöde von A nach B zu fahren. Es sorgt für Gefühle, Serotoninausschütung – jedoch besser als bei einer Tafel Schokolade – und bringt einem das Gewisse Feuer zurück, welches man in keinem SUV der Welt verspüren wird.

ALPINE CENTER WIEN

Falls Sie jetzt, in Gedanken versunken, die Vorstellung hegen ein Auto zu fahren, beziehungsweise, erleben zu wollen, wo es nicht darum geht von A nach B zu kommen, sondern wahre Emotionen zu verspüren – und vielleicht sogar die Leidenschaft am Autofahren neu entdecken, dann gibt es hierfür nur eine Adresse:
Das neue Alpine Center in Wien: Laaerbergstraße 66, im 10. Bezirk.
Ihr perfekter Ansprechpartner ist ebenfalls vor Ort:
Herr Marcus Stanzel.
Er wird Sie nicht nur über Geschichtliches zur Alpine aufklären, er wird Ihnen auch sämtliche Infos und Details über die neue A110 näher bringen. Gegebenenfalls steht auch einer Probefahrt nichts im Wege.

Für all jene, die nun tatsächlich mit dem Gedanken spielen sich einen Sportwagen zuzulegen, kommen grundsätzlich an der Alpine und somit auch am Alpine Center in Wien nicht vorbei. Ein Besuch lohnt sich auf alle Fälle – glauben Sie mir!

Was mich begeistert:

Die Agilität und die Schnelligkeit bei „geringer Leistung“
Der einmalige und unverkennbare Klang
Die Sitzposition und das Handling

Was ich mir noch wünschen würde:

Ein klein wenig strafferes Fahrwerk
Eine hochwertigere Materialauswahl im Innenraum
Schaltpaddles am Lenkrad und nicht auf der Lenksäule

Technische Daten –Alpine A110 Pure

Motor / Antrieb

Motor: 4-Zylinder-Reihe, Mitte-quer eingebaut, Abgasturbolader (maximaler Ladedruck: 1,2 bar) und Ladeluftkühlung, Antrieb Kette, Direkteinspritzung
Hubraum: 1.798 cm³
Leistung  kW /PS (Gesamt): 185 kW / 252 PS bei 6.000 U/min
Drehmoment: 320 Nm bei 2.000 U/min
Antrieb: Heckantrieb
Getriebeart: 7-Gang Doppelkupplungsgetriebe
0-100 km/h: 4,5 Sekunden
V-Max: 250 km/h

Verbrauch / Umwelt

Werksangabe – kombiniert, l/100 km: 6,4
Gas-Junky-Test – Durchschnitt l/100 km: 8
CO2 Emissionen: 144g/km Euro 6d-TEMP, WLTP

Fahrwerk / Reifen / Bremsen

Vo. Achse: Doppelquerlenkerachse
Hi. Achse: Doppelquerlenkerachse
Bremsen:
VA:
Scheibenbremsen 296 mm
HA: Scheibenbremsen 296 mm
Felgen / Reifen: Vorne 205/40 R18   Hinten: 235/40 R18

Gewicht und Maße

Leergewicht: 1.098 kg
L/B/H: 4,180 x 1,798 x 1,252 (Meter)
Radstand: 2,420 (Meter)
Kofferraumvolumen: 196 Liter
Tankinhalt:
45 Liter
Kraftstoff:
Super Plus


Preise

Alpine A110 Pure zu haben ab 59.900,- €

(c) Bilder: Sebastian Poppe