Porsche Boxster 25 Jahre Praxistest: Der Geburtstagskracher!

Man sollte die Feste feiern wie sie fallen. Das tut Porsche und spendiert der Kundschaft mit der streng limitierten Boxster Version gleich doppelt Freude. Man weiß nicht recht, ob man sich eigentlich aufgrund des Vierteljahrhunderts oder eher aufgrund des legendären, freisaugenden Vierliter Benziners mehr freuen soll.

Aber beschäftigen wir uns mal näher mit dem Jubiläum des Porsche Boxster, der seit 1996 bereits mehr als 357.000-mal vom Band gelaufen ist.
Aller Anfang ist schwer, so auch der des Porsche Boxster. Er musste anfangs jede Menge Kritik einstecken: „Die billige Elfer-Version“, „Frauenporsche“ und noch vieles mehr. Aber all diese Stammtisch Sprüche können nach einem Vierteljahrhundert – beziehungsweise drei Generationen inklusive einer Modellpflege später getrost ignoriert werden.
Denn in der aktuellen Version (intern 982 genannt, mit dem Zusatz 718) beeindruckt sogar die S-Version mit Vierzylinder und ist auf der Piste noch dazu sauschnell und klingt auch gut, sofern man die Vierliter-Version noch nicht gefahren ist.

Fahrverhalten: Große Feste zum Jubiläum!

Aber ein noch besseres Erlebnis spendiert einem die GTS Version mit dem legendären, freisaugenden Vierliter Benziner. Und genau diesen haben die Zuffenhausener in der Jubiläumsedition platziert. Es sollte natürlich erwähnt werden, dass es sich hier um eine auf 1.250 Exemplare weltweit limitierte Version handelt.
Bereits der Kaltstart in der Tiefgarage lässt so manche Blicke äußerst streng ausfallen, das mag einem hinter dem Steuer des limitierten Boxster 25 Jahre wohl passend kommen. Man sollte eben die Feste feiern wie sie fallen, denn das Vierteljahrhundert feiert man schließlich nicht alle Tage, dann aber ordentlich.
Und wenn es Porsche mal ordentlich meint, dann ist es für die schmale Käuferschicht des Modells umso schöner.

Also, Verdeck auf Knopfdruck öffnen, Navi in Richtung kurvige Freiland-Passagen programmieren und bereits in der Warmlaufphase den herrlichen Klang des Saugers genießen. Zwischendurch kann mittels Drehregler am Volant in die Sport-Stellung gewechselt werden, womit die Gangwechsel deutlich später erfolgen und der Boxster seine röhrende Stimme nochmals ändert.
Das merkt man auch bei der Autobahn-Abfahrt, wenn der Boxster beim Anbremsen nochmals einen Gang zurückschaltet und die Abgasanlage dir ein Konzert der Sonderklasse spendiert. Somit kann man sich auch gerne mit den knapp € 4.100 teuren Aufpreis für die PDK Version anfreunden, denn unserer Meinung nach ist diese jeden Cent wert, ohne die Freunde der Handschaltung verärgern zu wollen.

Und nun ist Party-Feeling angesagt, sodass man dem Sport plus Modus nicht mehr widerstehen kann. Die Lenkung ist unglaublich präzise ausgelegt und sorgt für eine großartige Rückmeldung der Fahrbahn. Sogar minimale Gasstöße werden in Millisekunden umgesetzt und spendieren neben dem Chiropraktiker Besuch eine unheimliche Gaude. Kombiniert man dieses Prozedere, so muss man die Fahreindrücke der Kurvenfahrt loben, hier hat Porsche eben das größte Talent.
Kurz mal anbremsen, das PDK fetzt nochmals zwei Gänge zurück und hinterlässt deinen Ohren bereits jetzt ein Akustiklevel der Sonderklasse. Aber spätestens beim Scheitelpunkt, wenn du dann wieder die Fahrt freigibst und den 400 PS starken Vierliter Sauger knapp über 7.000 U/min drehst, spendiert er dir Freudentränen und Gänsehaut-Feeling der Sonderklasse. Spätestens hier bleibst du kurz mal stehen und gönnst den Ingenieuren einen Extra-Applaus.
Oder du bemühst dich kurzzeitig das freisaugende Kraftpaket mit „Freudesgeschrei“ zu übertönen, wobei das wohl nicht mal der besten Opernsängerin gelingen würde.

Der Boxster 25 Jahre sprintet dank serienmäßigen Sport Chrono Paket in nur vier Sekunden auf Tempo einhundert und läuft auf deutschen Autobahnen maximal 288 Sachen. Große Arbeit leisten bereits serienmäßig das sogenannte Porsche Active Suspension Management Sportfahrwerk (PASM) mit 10 mm Tieferlegung, das Porsche Torque Vectoring (PTV) inklusive Hinterachs-Quersperre und das bereits erwähnte Sport Chrono Paket.

Interieur: Ein weiteres Fest!

Große Klasse finden wir, dass man beim Interieur auf die „trendige“ Digitalisierung verzichtet hat und die Rundinstrumente in analoger Form belassen hat. Auch der neue Wahlhebel des Elfers (992) kann mich bis heute noch nicht gänzlich überzeugen, der des Boxster 25 Jahre tut es auf Anhieb.
Es ist schon ein herrliches Gefühl, wenn man diesem Hebel blind vertrauen kann und sofort weiß, welche Richtung man eingelegt hat, außerdem fühlt sich dieser auch haptisch um Klassen besser an.
Apropos Haptik: An dieser gibt es im gesamten Fahrzeug-Innenraum nichts zu meckern, denn der Leder- und Alumix sorgt für großes Kino. Gerne streckt man die Finger hinter die Schalt-Paddles, obwohl man diese dank des perfekt abgestimmten PDKs niemals benötigt.
Ob man die Infotainment-Einheit für zu winzig oder gar eingestaubt hält, das bleibt jedem selbst überlassen. Das zählt auch für die Farbe der Leder-Innenausstattung inklusive des Verdecks, hier hat man die Qual der Wahl zwischen bordeauxrot und schwarz.

Exterieur: Hohe Extravaganz

Hier nimmt man natürlich die Boxster Studie von 1993 zur Brust. Sprich die Außenlackierung in GT-silbermetallic und die einzelnen Akzente in „Neodyme“.
Sogar im Verdeck findet man eine Prägung, die auf die 25 Jahre Edition des Porsche Boxster hinweist. Am Heck ragen – wie bei den herkömmlichen GTS Versionen – zwei Endrohre hervor, die sozusagen für die Akustik verantwortlich sind. Der Nachbarschaft zu Liebe können diese mittels Klappensteuerung in den frühen Morgenstunden auch geschlossen bleiben.

Viel weniger würde uns ein wütender Nachbar stören, den wir zum Jubiläum des Porsche Boxster aus den Federn werfen. Eher sind es die 125.605,58 Euronen, die das Jubiläumsmodell neben der limitieren Auflage so speziell machen.
Das Wertsteigerungspotential sollte man in Zeiten wie diesen natürlich nicht außer Betracht lassen, das mag auch wohl auch der Grund sein, wieso derzeit kaum Fahrzeuge auf den Straßen als auch im Netz zu finden sind.

Was uns gefällt:

Der wohl beste Klang eines Verbrenners
Die unglaubliche Performance
Der moderate Verbrauch

Was wir noch verbessern würden:

Unseren Kontostand

Factbox: Porsche Boxster 25 Jahre

Motor/Antrieb

Motor: 6-Zylinder (freisaugend)
Hubraum: 3.995 ccm
Leistung kW/PS: 294 kW / 400 PS be 7.000 U/min
Drehmoment:  430 Nm bei 5.500 U/min
Antrieb: Heck
Getriebeart: Porsche Doppelkupplungsgetriebe
0-100 km/h: 4,0 Sekunden
V-Max:  288 km/h

Verbrauch/Umwelt

Werksangabe – kombiniert: 10,1 l/100 km
Gas-Junky-Test – Durchschnitt 10,5 l/100 km:
CO2 Emissionen/Abgasnorm:  230 g/km / WLTP

Bremsen/Felgen/Reifen

Bremsen: VA: Scheibenbremsen (innenbelüftet, gelocht) HA: Scheibenbremsen (innenbelüftet, gelocht)
Felgen/Reifen: vorne 235/35 R20, hinten 265/35 R20
Gewicht und Maße

Leergewicht:  1.435 kg
L/B/H: 4,391 m /1,801 m /1,273 m
Radstand:  2,475 m
Kofferraumvolumen: vorne 150 Liter, hinten 120 Liter
Tankinhalt:  64 Liter
Kraftstoff: Super 98

Preise

Porsche Boxster (Basismodell) erhältlich ab: € 74.117,16,-
Porsche Boxster 25 Jahre zu haben ab: € 122.107,83
Preis Testfahrzeug inkl. NoVA und MWSt: € 134.811,28

Sonderausstattung

Porsche Doppelkupplungsgetriebe € 4.055,65
ParkAssistent vorne und hinten inkl. Rückfahrkamera € 816,35
Tempolimitanzeige € 414,70
Spurwechselassistent € 725,00
Abstandsregeltempostat € 1.928,50
adaptive Sportsitze Plus (18 Wege elektrisch) + Memory Paket € 1.260,05
2-Zonen-Klimaautomatik € 948,30
Sitzheizung € 519,10
Raucherpaket € 66,70
Fußmatten € 131,95
BOSE Surround Sound-System € 1.467,40
Apple CarPlay € 369,75

(c) Bilder: Sebastian Poppe