MG Marvel R Electric: Zeit für ein neues Image

Um die Marke MG war es längere Zeit still, doch nun wurde speziell mit dem Marvel R neben anderen Konzernbrüdern ein erneutes Lebenzeichen gesetzt. Futuristisches Design und E-Antrieb finden hier Platz in einem SUV, bei welchem man zweimal hinschauen muss, wenn man es das erste Mal auf der Straße sieht. Wir durften das Elektrofahrzeug aus Fernost in der Ausstattungslinie Luxury testen.

Exterieur: Willkommen in der Hypermodernen

Wenn man den Marvel R von außen betrachtet, wird ganz schnell klar, dass hier ein Statement gesetzt werden soll. Die Zeiten sind vorbei, wo man beim Namen dieser Marke an einen klassischen, britischen Roadster denkt, denn markante und moderne Elemente prägen das gesamte Außenkleid des chinesischen SUVs.

An der Front findet sich ein durchgängiges Lichtband, welches die C-Förmigen Tagfahrlichter verbindet. Dieses leuchtet jedoch leider nur, wenn auch das Abblendlicht aktiv ist. Die Hauptscheinwerfer befinden sich unterhalb davon und sind natürlich in Voll-LED-Ausführung verbaut. Die in Carbon-Optik gehaltene Frontspoilerlippe sieht zwar nicht schlecht aus, wirkt jedoch neben den Chrom-Elementen etwas aus dem Kontext gerissen und passt nicht ganz zum restlichen Äußeren.

Folgt man nun der leicht geschwungenen Kante, welche sich von den vorderen Kotflügeln, über die Türen bis hin zu den Heckleuchten zieht, findet man hinter den Vorderrädern die sportlich aussehenden Radkastenentlüftungen. Die in Chrom gehaltenen Türgriffe sind elektrisch versenkbar, was dem Cw-Wert zugutekommt.

Am Heck angekommen stechen sofort die Rücklichter, welche wie auch die Front, mit einem durchgehenden Leuchtband verbunden sind, hervor. Würde man es nicht wissen, wäre es hier nicht fern, wenn bei Nacht auf ein Fahrzeug der deutschen Premiumhersteller getippt werden würde.

Interieur: Erstklassige Optik und Haptik mit zweitklassiger Akustik

Nimmt man hinter dem Volant auf den gemütlich ausgelegten Teilledersitzen Platz, fällt sofort das angewinkelt positionierte Infotainmentdisplay mit dem dahinterliegenden Stauraum auf. Hier finden sich diverse Informationen über den Fahrzeugstatus und alle wichtigen Funktionen per Fingerdruck, doch während unseres Tests fiel leider immer wieder auf, dass die Responsivität etwas zu wünschen übriglässt.  Unterhalb dieses 19,4-Zoll großen Touchscreens findet sich der Drehregler für die Gangwahl, wie auch zwei Hebel in Alu-Optik für Rekuperation und Fahrmodi.

Am volldigitalen Instrumentendisplay, welches sich über 12,3-Zoll spannt und gut ablesen lässt, lassen sich Daten wie der Energieverbrauch, Navigationsdaten oder auch der Titel des widergegebenen Songs anzeigen.

Das Armaturenbrett, die Türen und sämtliche angreifbare Flächen sind mit hochwertigen Soft-Touch-Materialien bezogen und verleihen dem Interieur in Kombination mit Teilen in Alu-Optik ein hochwertiges Ambiente. Hierzu trägt auch besonders bei Nacht die in verschiedenen Farben einstellbare Ambientebeleuchtung bei.

Der Komfort wird durch beheizbare und belüftbare, elektrisch verstellbare Vordersitze und das Panoramaschiebedach sichergestellt, wobei letzteres auch über eine Sonnenrollo verfügt, falls man es etwas schattiger mag. Auf der Rückbank können problemlos weitere Passagiere untergebracht werden und über den Klang der Soundanlage erfreut man sich sowieso auf jedem Sitzplatz.

Leider ist es fast essenziell bei der Fahrt Musik zu hören, da es im Innenraum gut wahrnehmbare Verwindungsgeräusche gibt, welche die ansonsten hochwertige Verarbeitung des Interieurs in Frage stellen.

Wenn es um die Unterbringung von Gepäck geht, bietet der Marvel R gleich zwei Möglichkeiten – den Kofferraum und den Frunk, wobei letzter das Öffnen von Motorhaube und einer weiteren Klappe erfordert. Somit lassen sich im Heck 357 Liter und in der Front 150 Liter verstauen. Letztere Verstaumöglichkeit gilt aber nur für die getestete Heckantriebsversion.

Motor und Fahrverhalten: Gediegen durch die Welt reisen

Der Antrieb des Elektro-Cruisers erfolgt im Fall des Modells Luxury über zwei an der Hinterachse angebrachte Elektromotoren. Hier liefert der linke 109 PS (80 kW) und der rechte 71 PS (52 kW). Die Systemleistung beläuft sich somit auf 180 PS (132 kW), wobei die Kraft über ein 2-Gang-Automatikgetriebe an die Hinterräder weitergegeben wird. Den Sprint aus dem Stand auf 100 km/h schafft das 1.810 kg schwere SUV in 7,9 Sekunden und die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 200 km/h. Gespeist werden die Elektromotoren von einer 70 kWh großen Batterie, welche in etwa 43 Minuten von fünf bis 80 Prozent geladen sein soll.

Der Komfort des Innenraums findet sich auch beim Fahrverhalten wieder, denn das Fahrwerk verrichtet ordentliche Arbeit und dämpft Unebenheiten in der Fahrbahn gut aus, ohne dabei ins Wanken zu geraten. Der Vortrieb erfolgt typisch für ein Elektrofahrzeug prompt und beschleunigt das SUV konstant und souverän auf das gewünschte Tempo.

Die Rekuperation ist auf der aggressivsten der drei Stufen zwar gut merkbar, doch am Display kann man ablesen, dass gerade mal 25 Prozent der Nennleistung zurückgewonnen werden, wenn man den Fuß komplett vom Gaspedal nimmt. Das Resultat ist, dass der Betrieb des Fahrzeugs mit nur einem Pedal nicht möglich ist, wie es bei anderen Konkurrenten der Fall ist.

Auch wenn der Marvel R bestimmt kein reinrassiger Sportwagen ist, lassen sich Kurven problemlos durchschlingeln und die Lenkung ist präzise und angenehm abgestimmt, besonders wenn man einfach entspannt von einem Ort zum anderen reisen möchte.

Sicherheit und Technik: Augen auf

Der Marvel R wird standardmäßig mit 15 Assistenzsystemen ausgeliefert, welche die Sicherheit und den Komfort der Insassen und insbesondere des Fahrers erhöhen sollen. Ein Türöffnungswarner zeigt beispielsweise an, wenn sich ein Fahrzeug nähert und das Öffnen der Tür einen Zusammenstoß zur Folge haben könnte. Die anderen Assistenten beziehen sich auf das Fahren an sich, so werden verschiedenste Faktoren für eine sichere Fahrt überwacht und wenn nötig ein Eingriff vorgenommen. Hier ist zu erwähnen, dass die Systeme prinzipiell gut funktionieren, doch dann kommt der Notfall-Spurhalteassistent – das schwarze Schaf der Familie sozusagen. Dieser greift nicht nur besonders früh und ohne Vorwarnung ein, sondern reagiert dabei auch noch völlig über, sodass die Frage aufkommen könnte, ob er nicht homozidale Absichten hat, wenn er mal wieder das Steuer herumreißt.

Ein Feature, was vielleicht nicht die Welt verändern wird, doch in seltenen Situationen den Tag retten könnte, ist, dass man die Ladung der Batterie nutzen kann, um elektrische 220 Volt-Geräte über einen Adapter zu betreiben.

Fazit:

Der Marvel R Electric zeigt, dass MG, auch wenn die Marke nicht mehr dieselbe wie früher ist, sehr wohl ihre Daseinsberechtigung hat. Das Image ist neu, das Design modern und das Gesamtbild stimmig. Klar gibt es noch Verbesserungspotential, wobei dieses das Preis-Leistungs-Verhältnis nahezu wieder ausgleicht.

Was uns gefällt:

  • Das moderne Design
  • Die Materialwahl und Gestaltung im Innenraum
  • Das Preis-Leistungs-Verhältnis

Was wir noch verbessern würden:

  • Die Responsivität des Touchscreens
  • Die Geräusche des Interieurs beim Fahren
  • Den Spurhalteassistent

Factbox: MG Marvel R Electric Luxury RWD

Motor/Antrieb

Motor: 2 Elektromotoren in Serie an der Hinterachse, Batteriekapazität 70 kWh
Getriebe: 2-Gang-Automatikgetriebe
Leistung kW/PS: links: 109 PS / 80 kW; rechts: 71 PS/52 kW
Drehmoment: links: 255 Nm; rechts: 155 Nm
Antrieb: Heckantrieb
0-100 km/h: 7,9 Sekunden
V-Max: 200 km/h

Verbrauch/Umwelt

Werksangabe – kombiniert: 19,4 kWh/100 km
Gas-Junky-Test – Durchschnitt: 18,6 kWh/100 km
Reichweite nach WLTP: bis zu 402 km

Ladedauer

DC-Ladedauer: ca. 43 Min. (5%-80% der Batterie)

Bremsen/Felgen/Reifen

Bremsen: VA: Scheibenbremsen HA: Scheibenbremsen
Felgen/Reifen: 235/45 R19

Gewicht und Maße

Leergewicht: 1.810 kg
L/B/H: 4,674m / 1,919 m / 1,618 m
Radstand: 2,804 m
Kofferraumvolumen vorne: 150 Liter
Kofferraumvolumen hinten: 357-1396 Liter

Preise

MG Marvel R Electric Comfort zu haben ab: € 44.990,-
MG Marvel R Electric Luxury zu haben ab: € 49.490,-

(c) Bilder: Sebastian Poppe