Maserati Levante Hybrid: Volere è potere!

Dass die Wende der Mobilität für Automobil-Hersteller eine deutliche Herausforderung darstellt, soll natürlich kein Geheimnis sein. Immerhin ist man von Strafzahlungen in unvorstellbarer Höhe betroffen, wenn man seinen Flottenverbrauch nicht auf einen vorgegebenen Wert, der sich von Jahr zu Jahr reduziert, hinbiegt.

Der erste Schritt der italienischen Sportmarke ist hierbei auf zwei Zylinder zu verzichten und einen E-Boost mittels Mildhybrid-Technologie zu setzen. Bevor man also tatsächlich das Ladekabel und zusätzliches Mehrgewicht mit sich schleppt, setzt man auf die „zarte“ Seite der Elektrisierung, welche auch schon im Quattroporte seine Dienste leistet und beim Spritsparen Wunder bewirken soll. Ganz nach dem Motto: „Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg“.

Wir können uns noch an den Test mit dem Maserati Levante in der Version mit sechs Brennräumen erinnern, damals hat er mit 430 PS und Biturbo Aufladung gute Dienste geleistet. Auch das Orchester der vierflutigen Abgasanlage hat die Nachbarschaft auf Trab gehalten, dennoch war es ein äußerst eleganter Klang, ganz und gar nicht provokant oder gar protzend.

Ein kleines Update und zwei Zylinder weniger

Einige Jahre später und zwei Zylinder weniger, wirkt der Levante als Hybrid Version gar ein wenig ökologisch angehaucht. Erst im Sport-Modus kann er mit ähnlich eleganter Soundkulisse und den Emotioni der stärkeren Version punkten, die der Sechsender bereits standardmäßig an den Tag gelegt hat.
In puncto Design hat man dem Levante ein feines Update spendiert, dieses sollte keinesfalls als Facelift betitelt werden. Es wurden also nur minimale optische Änderungen an Schürzen und Räder vorgenommen. Das ist natürlich ein gutes Zeichen, denn das SUV-Modell mit Dreizack war schon von Beginn an ein Blickfänger mit dem entsprechenden Alleinstellungsmerkmal.

Interieur: Intuitive Bedienung, Old-School Tacho und sehr hochwertige Haptik…

Größere Überarbeitungsarbeiten hat man im Innenraum des Levante vorgenommen, denn hier fasst man auf nochmals gesteigerte Materialwahl und blickt auf ein Infotainment-Display mit 8,4-Zoll. Dass man sich mit dieser Größe nicht am Puls der Zeit bewegt, wird wohl keine große Überraschung darstellen.
Sowohl der Tacho als auch Drehzahlmesser erscheinen in analoger Optik, das stört unserer Meinung keinesfalls, schon gar nicht bei solch sportlichem Modell. Auch an die XXL-Schaltwippen in Alu, die den Blinker verdecken, gewöhnt man sich von Ausfahrt zu Ausfahrt mehr.
Sehr zu schätzen wissen wir, dass es sogar noch Knöpfe und Drehregler gibt, die insbesondere die Bedienung während der Fahrt deutlich erleichtern.
Wie bereits erwähnt überrascht der Levante Hybrid mit erstklassiger Haptik und den blauen Kontrastnähten, die als Eye-Catcher zu werten sind.

Fahrverhalten: Downsizing für gesteigerte Effizienz?

Die Erfolgsformel lautet also zwei Zylinder weniger und zugleich weniger Verbrauch (zumindest im Vergleich zum Sechszylinder) bei kaum veränderten Fahrdaten. Aber es steckt mehr dahinter als lediglich ein kleineres und damit auch leichteres Aggregat. Die Rede ist von einem Mildhybrid, wobei hier der Startergenerator nicht direkt anschiebt, sondern sozusagen als zusätzlicher Verdichter agiert.

Unter der langen Haube des Dreizacks arbeitet im Falle der Hybrid Version ein 2-Liter Benziner mit 243 kW / 330 PS und 450 Nm. Dieser leitet die Kräfte mittels 8-Gang-Automatik an alle vier Räder weiter.
Diese Technik stellt im Normal-Modus keine allzu großen Probleme dar, denn hier pendelt sich der Verbrauch zwischen neun bis zehn Liter pro 100 Kilometer ein. Hier punktet der Levante mit einem hohen Komfortfaktor, der mir für ein Maserati Modell fast schon too much ist.

Speziell die Luftfederung – sofern diese mal in die richtige Position gelangt ist – federt gefühlt jeden Kieselstein weg, sodass speziell auf der Langstrecke der GT Touch nicht mehr verleugnet werden kann. Auch die Gangwechsel der 8-Gang Automatik werden feinfühlig und flott umgesetzt, lediglich die Lenkung könnte deutlich mehr Feedback spendieren.

Maserati Fans wollen trotz hoher Sitzposition tutto completti mit Emotionen und Fahrspaß verwöhnt werden.
Dieses Gefühl kommt klarerweise im Sport-Modus auf, wenn der Levante seine Muskeln anspannt und mit vorhin beschriebenem Klang selbst als Vierzylinder dir den Tag bzw. das Gehör versüßt.
Aber genau in diesem Moment muss man sich schon anstrengen, dass man den Verbrauch unter 10 Liter hält. Wenn man mittels der XXL-Schaltpaddles aus Alu die Gänge der Achtgang-Automatik hochdreht und durchsortiert, stehen auch gerne 13-14 Liter auf der Tachoeinheit. Das mag wohl nicht ausschließlich dem Fahrstil, sondern auch dem Leergewicht von nahezu 2,1 Tonnen geschuldet sein. Immerhin ist der Levante über fünf Meter lang und nahezu zwei Meter breit.  

Verbesserungsbedarf gibt es bei der Stufenwahl der Luftfederung. Die Höhe des Chassis wird hier deutlich spürbar pro Achse gewählt, oftmals wechselt der Levante auch seine Höhe. Dies könnte ein wenig smoother bzw. unauffälliger gelingen, immerhin gibt es fünf verschiedene Stufen, also von der Basis Einstellung zwei nach oben (für Offroad-Passagen) und zwei nach unten, um bei flotter Fahrt einen besseren cw-Wert zu erzielen.

Aber spätestens, wenn der Motor läuft und die gewählte Chassis-Höhe erreicht wurde, stellt sich der Levante ohnehin als Blickfänger unter Beweis.
Klar gibt es Marken, die eine bessere Fahrdynamik bieten, für größere digitale Flächen im Interieur sorgen oder eine weniger schwungvolle Luftfederung einbauen. Aber der Maserati Levante sorgt mittels Italo-Flair und äußerst hochwertiger Verarbeitung für eine gewisse Eigenständigkeit, die man letztendlich zu schätzen und auch zu lieben weiß. Bei der Preispolitik sieht es etwas anders aus.

Was uns gefällt:

Die Liebe zum Detail (Interieur)
Das Bedienkonzept
Der Klang im Sport Modus

Was wir noch verbessern würden:

Die Preispolitik
Die Größe des Infotainment-Displays
Die Effizienz im Sport Modus

Factbox: Maserati Levante Hybrid

Motor/Antrieb

Motor: 4 Zylinder Benziner mit Turboaufladung und Mildhybrid-Technik
Hubraum:  1.995 ccm
Benzin-Aggregat: Leistung kW/PS: 243 kW / 330 PS bei 5.750 U/min
Drehmoment Benzin-Aggregat: 450 Nm zwischen 2.250 U/min
Antrieb: Allrad
Getriebeart: 8-Gang Automatik
0-100 km/h: 6,0 Sekunden
V-Max: 240 km/h

Verbrauch/Umwelt

Werksangabe – kombiniert: 9,7-10,7 l/100 km
Gas-Junky-Test – Durchschnitt: 13 l/100 km
CO2 Emissionen/Abgasnorm:  220-243 g/km / WLTP

Bremsen/Felgen/Reifen

Bremsen: VA: Scheibenbremsen gelocht und innen belüftet HA: Scheibenbremsen innen belüftet
Felgen/Reifen: VA: 265/45 R20 HA: 295/40 R20

Gewicht und Maße

Leergewicht:  2.090 kg
L/B/H: 5,005 m /1,981 m / 1,693 m
Radstand:  3,004 m
Kofferraumvolumen: 580 Liter
Tankinhalt:  80 Liter
Kraftstoff: Super 95

Preise

Maserati Levante erhältlich ab: € 109.485,-
Preis Testfahrzeug inkl. NoVA und MWSt: € 119.900,-

(c) Bilder: Sebastian Poppe