Kia Sorento Diesel Praxistest: Ende im Gelände

Erstaunlich, dass wir nach langer Durstpause wieder mal in einem Modell mit Selbstzünder Platz nehmen dürfen. Der Teilzeit-Stromer ist nun der neue Trend, bevor uns gar die reinelektrische Welle einholt. Diese Wende mögen wohl viele aus verschiedenstem Blickwinkel betrachten, dennoch sollte man auch den Wirkungsgrad eines Selbstzünders mit einbeziehen, überhaupt wenn dieser als Langstreckenfahrzeug eingesetzt wird. Denn genau hier würden sich viele Kunden bei anderen Herstellern eine breite Antriebspalette wünschen und gerne auf diverseste Problemchen der E-Mobilität verzichten.
Wer mit dem Sorento knapp 850-1.000 Kilometer ohne Tankstopp zurücklegt, der wird bald an meine Worte denken.
Schön, dass es doch noch Hersteller gibt, die dem Kunden selbst die Entscheidung übriglassen für welchen Antriebsstrang sie sich letztendlich entscheiden. Dennoch wird auch hier bald Ende im Gelände sein, sodass man den wohl effizientesten Antriebsstrang vergebens sucht, ein Trauerspiel!

Fahrverhalten: Drehmomentstarker Diesel mit erstklassiger 8-Gang Automatik

Kia meistert hier große Arbeit, denn in der bereits vierten Generation bietet das größte SUV-Modell einen Selbstzünder der nun komplett aus Alu besteht und somit knapp 40 Kilogramm einspart. Ja, die Diesel-Version gibt es in Österreich ausschließlich in der Top Ausstattung Platin, wobei wir das eher als Vorteil sehen (aber dazu später mehr).
Weiterhin handelt es sich um einen hubraumstarken 2,2-Liter Vierzylinder Diesel mit 201 PS und 440 Nm die bereits aus dem Drehzahlkeller mächtig anschieben. Man sollte sich hier nicht zu sehr von dem eher mau wirkenden Beschleunigungswert am Papier abschrecken lassen, denn die 9,2 Sekunden wirken deutlich agiler, trotz seines hohen Leergewichts von nahezu zwei Tonnen.
Sehr große Arbeit leistet die 8-Gang Doppelkupplung, die immer den richtigen Gang parat hält und selbst bei hastigem Gastritt niemals überfordert wirkt, die Fahrstufe wird mittels flachen Drehreglers eingelegt.
Trotz des hohen Leergewichts packt die Bremsanlage gut zu und lässt sich auch bei höherem Tempo gut dosieren. Trotz der 20-Zoll Räder filtert der Sorento in vierter Generation erstklassig Unebenheiten weg, die Abstimmung des Fahrwerks wurde hier genau auf den Punkt getroffen. Auch der Allradantrieb leistet gute Arbeit, wechselnde Witterungsverhältnisse bekommt man hinter dem Ledervolant erst gar nicht mit. Die Lenkung hat im Vergleich zu seinem Vorgänger deutlich an Präzision dazugewonnen, dennoch würde man sich hie und da noch ein wenig direkteres Einlenkverhalten wünschen.

Interieur: Hochwertige Materialwahl und jede Menge Platz!

Dies würden wir auch über die Materialwahl des Interieurs bestätigen, hier sollten so manch deutsche Hersteller zittrige Knie bekommen – Hartplastik sucht man vergebens. Die Koreaner haben den Sorento mit äußerst hochwertigen Materialien tapeziert, wo das Auge hinreicht wurde mit Liebe zum Detail gearbeitet, lediglich die inneren Türschnallen würde man sich in Alu wünschen.
Sofern man die utopischen Platzverhältnisse in erster und zweiter Reihe wahrnimmt, fragt man sich wie Kia diese fürstlichen Abmessungen hinbekommen hat, dies hat schon ein wenig amerikanischen Flair, besonders in Reihe zwei die integrierten Getränkehalter.
Tja, das liegt an der neuen Plattform N3, die den Radstand um 35 Millimeter streckt und man somit auf Beinfreiheit der Ober- und Luxusklasse zurückgreift. Optional bietet der neuen Sorento auch eine dritte Sitzreihe, die auch für Erwachsene auf kürzeren Strecken genügend Platz bietet, auf längeren Etappen wird es dann schon kuschelig, wodurch wir auf die Extra-Reihe verzichten würden. Demnach bietet das Fassungsvolumen des Kofferraums 910 bis 2.011 Liter, bei der Fahrt mit sieben Personen bleiben noch immer 187 Liter übrig.

Aber wieder zurück in Reihe eins, denn dort gibt es noch deutlich mehr zu erzählen.
Hinter dem Volant blickt man auf ein volldigitales 12,3-Zoll Display, welches das wohl cleverste Feature integriert hat. Betätigt man den Blinker, so bekommt ein Bild neben dem Fahrzeug präsentiert, sodass nicht nur vor dem Toten Winkel gewarnt, sondern dieser auch in Action eingeblendet wird – daran würde man sich gerne bei größeren Fahrzeugen gewöhnen.
Der Sorento bietet natürlich zahlreiche Assistenz-Systeme, die erstklassige Dienste leisten – in Erinnerung bleibt neben den Toten-Winkel-Kameras der adaptive Tempomat, der besonders auf Langstrecken Sinn macht und zuverlässige Arbeit verrichtet. Interessant wirkt auch, dass man den Sorento in mit dem Fahrzeugschlüssel rein- oder rausrangieren kann, sodass hier nochmals das Oberklasse-Level unterstrichen wird.

Gleich neben dem vorher erwähnten volldigitalen Display sorgt man für eine 10,25-Zoll Toucheinheit, wodurch das Infotainment-System bedient wird. Ein wenig gewöhnungsbedürftig erscheint, dass auf Seite eins keine Befehle umgesetzt werden, sondern man mit einem Slide in die Menüebene kommt.
Lässig finden wir, dass man unter der Infotainment-Einheit die Klima-Bedieneinheit noch mit Knöpfen ausgestattet hat, sodass man diese simpel während der Fahrt bedienen kann.
Die Ablagefächer sind in beiden Reihen auf XXL-Format abgestimmt.

Exterieur: Ein wenig amerikanisch

Das Außenkleid des größten SUV-Modells von Kia wirkt in vierter Generation äußerst elegant. Das Heck wirkt ein wenig amerikanisch, wobei uns die Fake-Auspuffblenden deutlich schwerer ins Gewicht fallen. Die Frontpartie wirkt mit den LED-Leuchten und dem Tigernasen-Grill sehr dynamisch.

Dass solch ein SUV-Modell in serienmäßiger Vollausstattung unter dem Strich auch bezahlt werden muss, spricht für sich. Der Sorento Diesel ist ab € 62.490 zu haben und verfügt über eine umfangreiche Serienausstattung, die bei Premiumherstellern das Budget sprengt. Obendrein erhält man auch sieben Jahre Garantie, hier wird dann die Luft sehr dünn…

Fazit:

Der Kia Sorento konnte schon in dritter Generation überzeugen, nach dem Generationenwechsel konnte er seine Skills nochmals deutlich aufwerten. Der Sorento überrascht mit fürstlichen Raumverhältnissen, einer nahezu Vollausstattung und einem gelungenen Diesel-Aggregat. Und natürlich die breit aufgestellte Antriebspalette: Diesel, Hybrid und Plug-in-Hybrid stehen zur Wahl.
Löblich sind auch die hochwertige Materialwahl, die Totwinkel-Kamera und das Preis/Leistungsverhältnis zu bewerten.
Schade finden wir, dass die Sprachsteuerung holprig arbeitet und man dem Heck Fake-Auspuffblenden spendierte.

Was uns gefällt:

  • Die hochwertige Materialwahl
  • Die Kombination des 2,2-Liter Diesel und der 8-Gang Automatik
  • Die fürstlichen Platzverhältnisse
  • Die Totwinkel-Kamera

Was wir noch verbessern würden:

  • Die Sprachsteuerung
  • Die Fake-Auspuffblenden
  • Das Einlenkverhalten

Factbox: Kia Sorento Diesel Platin

Motor/Antrieb

Motor: 2,2-Liter Vierzylinder-Turbodiesel
Hubraum: 2.151 ccm
Leistung kW/PS: 148 kW / 201 PS
Drehmoment:  440 Nm zwischen 1.750 U/min und 2.750 U/min
Antrieb: Allrad
Getriebeart: 8-Gang Doppelkupplung
0-100 km/h:  9,2 Sekunden
V-Max:  202 km/h

Verbrauch/Umwelt

Werksangabe – kombiniert l/100 km: 6,5-6,8 l
Gas-Junky-Test – Durchschnitt l/100 km: 8,2
CO2 Emissionen/Abgasnorm:  169-179 g/km

Bremsen/Felgen/Reifen

Bremsen: VA: innenbelüftete Scheibenbremsen, HA: Scheibenbremsen
Felgen/Reifen: 255/45 R20

Gewicht und Maße

Leergewicht:  1.819 – 1.954 kg
L/B/H: 4,810 m /1,900 m /1,695-1,700 m
Radstand:  2,815 m
Kofferraumvolumen:  910-2.011 Liter (187 Liter bei 7 Personen)
Tankinhalt:  67 Liter
Kraftstoff: Diesel

Preise

Kia Sorento (Hybrid) erhältlich ab: € 45.890,-
Kia Sorento Diesel zu haben ab: € 62.490,-
Preis Testfahrzeug inkl. NoVA und MWSt: € 64.390,-

Sonderausstattung

Snow White Pearl Lackierung € 900,-
3. Sitzreihe mit 2 Sitzen € 1.000, –

(c) Bilder: Sebastian Poppe