Jeep Renegade 4xe Trailhawk: Jenseits des Asphalts

4×4 und V8 waren gestern, heutzutage ist 4xe das Kürzel, welches bei Jeep die Offroad-DNA mit PHEV-Technologie verschmelzen lässt, um auch unwegsames Gelände zu bewältigen. Auch der Kleinste der Familie, der Renegade, kann mit seinen größeren Geschwistern im hügeligen Hinterland problemlos mithalten. Die Allradversion erhält man ausschließlich bei Wahl der Plug-in-Hybrid Version, da der Selbstzünder in Rente geschickt wurde. Kann der Öko-Renegade mit ähnlicher Offroad-Manier und selbiger Effizienz punkten?

Exterieur: Böse Blicke und scharfe Kanten

Das Außenkleid des Renegade kann auch im Jahr 2023 noch unüberlegt einem Jeep zugeordnet werden. Die Front zieren, neben dem Kühlergrill mit sieben Waben, die Voll-LED-Scheinwerfer, die von runden Tagfahrlichtern umrahmt werden, welche nur obenrum abgeschnitten und von der Kante der Motorhaube tangentiert werden. Umrahmt wird die gesamte Partie von dunkelgrauem Kunststoff. Die kantige Form hat der Renegade über die Jahre behalten, doch die Überarbeitung der Fahrzeugbeleuchtung rundum haben dieses kompakte Modell doch deutlich modernisiert. So sind auch die neuen Heckleuchten nun mit dreidimensionaler Architektur ausgestattet, welche zwar immer noch die X-Form in gewissen Maßen erhalten, doch gleichzeitig deutlich zeitgemäßer aussehen.

Die fließenden Formen der Seitenpartien werden von den kantigen, trapezförmigen Radkästen aufgebrochen. Rechtecke sind nicht nur bei den Seitenspiegeln, sondern auch bei den Seitenfenstern die vorherrschende Figur. Auf der Motorhaube ist eine Folie mit rauer Struktur angebracht, welche den Offroad-Charakter nochmals verstärken soll.

Aufgrund der Trailhawk-Version ist die Felgengröße auf 17 Zoll verringert worden, was natürlich beim Fahren abseits der befestigten Straßen seine Vorteile mit sich bringt, aber auch im Alltag kann der Komfort somit ein wenig gesteigert werden.

Interieur: Mit der Hartplastikwüste über Stock und Stein

Der Innenraum des neuen Renegade besticht nicht gerade mit großzügiger Unterbringung von Softtouch- oder Leder-Elementen. Kunststoff ziert hier große Teile der Türtafeln und des Armaturenbretts. Jedoch sehen wir dies als zweckmäßig und leicht zu reinigen an. Die Ledersitze bieten leider nur minimalen Seitenhalt und auch die Sitzauflage ist für größere Passagiere etwas zu kurz geraten. Der Fahrersitz ist 8-fach elektrisch verstellbar und verfügt über eine 2-fach verstellbare Lendenwirbelstütze. Auch das Lederlenkrad liegt gut in der Hand, da es etwas stärker geformt ist.

Das Instrumentenbrett besteht aus zwei Zeigern, die die Motordrehzahl und die prozentuelle Leistungsabgabe beziehungsweise Aufnahme angeben. Dazwischen befindet sich ein Display, auf dem die diversen Fahrdaten, wie auch die aktuelle Geschwindigkeit, unübersichtlich dargestellt werden. Die Lautsprecherumrandung und einige weitere Akzente des Interieurs sind in satiniertem Rot ausgeführt. Der Touchscreen in der Mitte des Armaturenbretts ist von einem Rahmen in diesem Farbton umfasst und dient zur Steuerung von diversen Funktionen, Apps und auch für Apple CarPlay. Die Responsivität des Displays lässt jedoch zu wünschen übrig. Die Steuerung der Klimaautomatik erfolgt teilweise über physische Knöpfe, was die Bedienung erleichtert. Auch die Wahl des Fahrprogramms, wo man zwischen Auto, Sport und diversen Offroad-Programmen wählen kann, erfolgt über einen Drehregler, in dessen Mitte weitere Knöpfe verbaut sind. Hier kann man die Differenzialsperre, die Bergabfahrhilfe und die Geländeuntersetzung einfach und schnell zuschalten.

Während genügend Kopffreiheit zu den Stärken des Renegade zählt, muss man auf der Rückbank mit wenig Beinfreiheit gelebt werden. Auch der Kofferraum ist mit 330 Litern sehr überschaubar und macht Urlaubsfahrten mit der Familie nicht gerade sehr attraktiv.

Fahrverhalten: Der Kurzstrecken-Offroader mit Doppelantrieb

Das Doppelherz des Renegade besteht aus einem 1,3-Liter Turbobenziner mit 180 PS (132,4 kW) an der Vorderachse, welcher von einem Riemen-Starter-Generator unterstützt wird, und einem Elektromotor mit 60 PS (44 kW) an der Hinterachse. Insgesamt stehen maximal 240 PS und 520 Nm zur Verfügung, die den Sprint von 0-100 km/h in 7,1 Sekunden ermöglichen. Ein 6-Gang-Automatikgetriebe verbindet die Kombination aus Vierzylinderverbrenner und Riemen-Starter-Generator mit den Vorderrädern und leistet dabei tolle Arbeit. Auch das Zu- und Wegschalten des Verbrenners erfolgt so unauffällig, dass man zeitweise auf den Drehzahlmesser achten muss, um zu wissen, was gerade unter der Haube passiert. Bissig wird der nahe Verwandte des Fiat 500X aber erst, wenn man den Modus „Sport“ aktiviert. Dann meldet sich der Vierzylinder auch akustisch zu Wort, die Gänge werden ausgefahren und die Leistung des E-Antriebs wird gänzlich ausgeschöpft. Aber selbst, wenn die Energie des Speichers erschöpft ist, sorgt der RSG für die Versorgung des Stroms, sodass auch in diesem Fall der Allradantrieb aktiv bleibt, wenn dieser benötigt wird.

Was den Verbrauch betrifft, schlägt sich der Renegade 4xe dann doch deutlich durstiger als gedacht. Die elektrische Reichweite ist aufgrund des eher kleinen Akkus (11,4 Kilowattstunden, 8,4 Kilowattstunden netto) auf ca. 30 Kilometer im Alltag begrenzt, dann dauert es fünf Stunden an der Haushaltssteckdose bzw. weniger als zwei Stunden an der Wallbox bis der Speicher wieder vollgeladen ist. Auf der Autobahn standen bei 130 km/h rund neun Liter pro 100 Kilometer auf der digitalen Anzeige, immerhin bringt der kleine Teilzeit-Stromer beachtliche 1,7 Tonnen auf die Waage, die der Verbrenner permanent mitschleppen muss. Deutlich besser sieht es auf kürzen Etappen aus, wenn der Renegade überwiegend rein elektrisch unterwegs ist, hier wird der Verbrauchswert nahezu halbiert. Der springende Punkt ist eben die permanente Ladedisziplin, die besonders auf Kurzstrecken den Verbrauchswert attraktiver erscheinen lässt. Besonders auf Offroad-Passagen freut man sich über das hohe Drehmoment, welches völlig geräuschlos zur Verfügung gestellt wird.

Fazit:

Der Jeep Renegade 4xe Trailhawk ist ideal für Menschen, die einen kurzen Arbeitsweg haben, welcher über Stock und Stein führt. Seine Stärken präsentierte der kompakte SUV abseits der Straße, wo er einen durchaus kompetenten Eindruck machte. Besonders das zusätzliche Drehmoment kommt dem talentierten Allradler mit Doppelherz zugute. Weniger Gefallen brachte das geschmälter Kofferraumvolumen, die rein elektrische Reichweite als auch die Beinfreiheit in zweiter Reihe.

Was uns gefällt:

  • Der nahtlose Übergang von Elektro- zu Hybridbetrieb
  • Das robuste Design
  • Die Offroadtauglichkeit

Was wir noch verbessern würden:

  • Die elektrische Reichweite
  • Das geschmälerte Kofferraumvolumen
  • Die Beinfreiheit in zweiter Reihe

Factbox: Jeep Renegade 4xe PHEV Tailhawk

Motor/Antrieb

Motor: Vierzylinder-Turbobenziner
Hubraum: 1.332 ccm
Benzin-Aggregat: Leistung kW/PS: 180 PS / 132,4 kW
Elektro-Aggregat: Leistung kW/PS: 44,1 kW / 60 PS
Systemleistung kW/PS: 176,5 kW / 240 PS
Drehmoment Benzin-Aggregat: 270 bei 1.850 U/min
Drehmoment: 520 Nm
Elektrische Reichweite laut Hersteller: 43 km
Antrieb: e-Allrad
Getriebeart: 6-Gang-Automatikgetriebe
0-100 km/h: 7,1 Sekunden
V-Max: 199 km/h

Verbrauch/Umwelt

Werksangabe – kombiniert: 2,0-2,1 l/ 100 km
Gas-Junky-Test – Durchschnitt: 7,2 l/ 100 km
CO2-Emissionen: 46-47 g/km

Reifen/Felgen/Bremsen

Bremsen: VA: Scheibenbremsen innenbelüftet HA: Scheibenbremsen
Felgen/Reifen: 235/55 R17

Gewicht und Maße

Leergewicht: 1.770 kg
L/B/H: 4.236 / 1.805 / 1.718 mm
Radstand: 2.570 mm
Tankinhalt: 36,5 Liter
Kraftstoff: Super 95
Kofferraumvolumen: 330 Liter
Elektrische Speicherkapazität in Kilowattstunden: 11,4 kWh

Preise

Jeep Renegade zu haben ab: € 33.561,-
Jeep Renegade 4xe Limited (190 PS) zu haben ab: € 44.890,-
Jeep Renegade 4xe Trailhawk zu haben ab: € 48.190,-

(c) Bilder: Sebastian Poppe