Jeep Gladiator Testbericht: Komm hol‘ das Lasso raus!

Hierzulande vermisst man Fahrzeuge dieser Kategorie immer mehr. Political Correctness ist hier wohl das Stichwort. Downsizing, Mildhybrid, Vollhybrid, Plug-in-Hybrid oder reine E-Fahrzeuge werden derzeit als Umweltretter betitelt.
Dass aber auch ein Pick-up mit 5,6 Meter Außenlänge recht sparsam unterwegs sein kann? Ja, für ein Fahrzeug mit knapp 2,5 Tonnen, 5,6 Meter Außenlänge und einem Radstand von 3,49 Meter sorgt der Dreiliter-Selbstzünder mit 264 PS und 600 Nm Drehmoment für einen unangestrengten und zugleich effizienten Vortrieb und wird auf österreichischen Straßen als klarer Blickfänger wahrgenommen.

Exterieur: Ein waschechter Offroader im amerikanischen Pick-up Design

Die Basis bildet der Jeep Wrangler (dieser ist nur mehr als PHEV-Version erhältlich), jedoch folgt nach der Fahrerkabine eine 1,53 Meter lange Ladefläche, die den Offroader zum idealen Lastesel verwandeln. 5,6 Meter misst Jeep in der Länge und 1,90 Meter in der Breite – die Höhe mit 1,85 Meter macht natürlich bei der Einfahrt in Parkgaragen weniger Probleme – jedoch Länge und Breite fordern Fingerspitzengefühl, wobei dies auch an den teilweise in die Jahre gekommenen Garagen liegt. Auch der Einstieg hinter das recht große Volant sollte geübt sein. Die klassischen Jeep Details: beispieleiweise die idente Front des Wrangelers und die klassischen eckigen Heckleuchten und ein paar Offroad-Embleme erhöhen den Herzschlag von Jeep-Fans sofort.

Interieur: Simple Bedienung und hochwertige Haptik

Auch im Innenraum geht es noch recht klassisch zu. Beispielweise blickt man noch auf eine analoge Tachoeinheit (digitales TFT-Display zwischen Drehzahlmesser und Tacho). Auch in puncto Bedienung ist der Gladiator noch auf der simplen Seite platziert, da man über reichlich Knöpfe und Drehregler verfügt. Auch beim Infotainment-Display darf keinesfalls gemeckert werden, da dieses über große Symbole und durchdachte Bedienung verfügt. Bei der Verarbeitung würde man die Messlatte bei einem Pick-up nicht gerade recht hoch legen, dennoch überrascht der Gladiator mit nahezu Premium-Haptik.
Wie bereits erwähnt muss der Einstieg geübt werden, dann nimmt man aber sehr komfortabel hinter dem großen Volant und der steilen Frontscheibe Platz.
Seinen Offroad-Charakter offeriert der Gladiator nicht nur über diverse Embleme, denn neben dem Gangwahlhebel der 8-Stufen Automatik findet man auch einen Hebel für die Geländeuntersetzung bzw. die Wahl der Kräfteverteilung der Achsen.
Somit scheint schon mal klar, dass der Gladiator nicht als „herkömmlicher“ Pick-up mit soften Offroad-Skills durchgeht, ganz im Gegenteil. Er zählt zu den Offroad-Legenden und sticht in der inneren Stadt neben zahlreichen G-Klassen heraus.
Noch mehr Blickfang gewinnt man mit dem Gladiator, wenn man die Dachelemente entfernt und somit ein wenig Cabrio-Feeling weckt, besonders an heiteren Frühlings- und Sommertagen ein echtes Highlight. Abzüge gibt es bei der Beinfreiheit in zweiter Reihe, wobei dies nur für längere Strecken und für erwachsene Personen zählt.

Fahrverhalten und Motor: Kräftiger Selbstzünder und klassisches Pick-up Feeling mit Premium-Charakter

Für den Gladiator hat man nochmals einen hubraumstarken, V6 Dreiliter-Selbstzünder Multijet (früher aus dem Grand Cherokee bekannt) unter der Haube verbaut. Der Start gelingt schlüssellos und dann doch recht brummig, aber das wünscht man sich auch in dieser Fahrzeugkategorie. Der Diesel leistet 194 kW / 264 PS und 600 Nm. Die Kräfte werden via Achtstufen Wandlerautomatik von ZF an die Hinterräder weitergeleitet.
Das Aggregat stellt reichlich Kraft zur Verfügung, sodass man in jeder Lage ausreichend motorisiert ist. Auch der Verbrauch mit knapp 10 Liter pro 100 Kilometer geht völlig in Ordnung.
Pick-up typisch fühlt sich die Lenkung an, denn von dieser würde man sich deutlich mehr Feedback wünschen. Dies gilt auch beim Geradeauslauf.
Erstaunlich alltagstauglich schlägt sich das Fahrwerk, welches natürlich eher auf Offroad-Passagen abgestimmt wurde.
Schade finden wir, dass die Zuladung mit 430 Kilogramm und auch die Anhängelast mit 2.721 Kilogramm recht mager ausfällt.

Deutlich schlimmer finden wir aber den – aufgrund der hierzulande exorbitanten Steuern – hohen Basispreis. Immerhin kommt die getestete Overland Version auf knapp 90.000 Euro (davon bezahlt man ca. ein Drittel nur an Steuern).

Fazit:

Trotz der Preispolitik und der eher schwammigen Lenkung konnte uns der Jeep Gladiator überzeugen. Sein Offroad-Charakter, der kräftige Diesel, die simple Bedienung als auch der einzigartige, elegante Look sprechen ganz klar für den Premium Jeep Pick-up.

Was uns gefällt:

  • Die abnehmbaren Dachelemente
  • Die simple Bedienung
  • Der kräftige und zugleich sparsame Diesel
  • Der einzigartige Look

Was wir noch verbessern würden:

  • Die hohen Steuern
  • Die recht schwammige Lenkung

Factbox: Jeep Gladiator Overland 3.0 V6 AT8 4WD

Motor/Antrieb

Motor: V6-Diesel
Hubraum: 2.987 ccm
Leistung kW/PS:
194 kW/ 264 PS bei 3.600 U/min
Drehmoment: 
600 Nm bei 1.400-2.800 U/min
Antrieb: 
Allrad
Getriebeart: 
8-Gang-Automatikgetriebe
0-100 km/h: 
8,6 Sekunden
V-Max: 
177 km/h

Verbrauch/Umwelt

Werksangabe – kombiniert: 9,8 L/ 100 km
Gas-Junky-Test – Durchschnitt: 
10 L/ 100 km
CO2-Emissionen: 
257 g/km

Reifen/Felgen/Bremsen

Bremsen: VA: Scheibenbremse innenbelüftet HA: Scheibenbremse
Felgen/Reifen: 
255/70 R18

Gewicht und Maße

Leergewicht: 2.403 kg
L/B/H: 
5,591/1,894/1,843 m
Radstand: 
3,488 m
Tankinhalt: 
71 Liter
Bodenfreiheit: 253 mm
Kraftstoff: 
Diesel
Ladefläche L/B/H:
 1,531 m (geschlossen)/2,067 m (offen)
1,442 m (gesamt)/1,137 m (zwischen Radkästen)
Höhe innen 44,5 cm

Preise

Jeep Gladiator zu haben ab: € 90.975,-

(c) Bilder: Sebastian Poppe