Infiniti Q50 S – Kraftentfaltung mit Stil

Infiniti Q50 S – Kraftentfaltung mit Stil 

Sonntagnachmittag – ich parke mit dem noblen Japaner mitten im ersten Bezirk. Trotz des Feiertags sind Unmengen an Passanten unterwegs. Nun gut, wir lassen den Luxusliner mal geparkt und beschäftigen uns mit einem anderen Testfahrzeug – natürlich halte ich die Ohren gespitzt. Plötzlich taucht hinter der Limousine ein Pärchen auf und ist der festen Überzeugung, dass es sich hier um die Nobelmarke von Lexus handelt. Die Hände vor die Augen geklatscht und dabei Kopfschüttelnd sitze ich also da und lausche weiterhin der Debatte. Dies schmerzt tief in meinem ausgereiften Autoliebhaber-Herz. Natürlich ist Lexus eine Luxusmarke, nämlich die von Toyota und wenn man jetzt auch noch lesen hätte können, wäre man klar im Vorteil, da das Heck mit dem Markenname  versehen wurde – in Großbuchstaben sogar. INFINITI.

Ja, dass es sich um die neue Giulia oder gar um einen Tesla mit dicken Endrohren handelt – all diese Kommentare lassen wir mal außen vor. Anscheinend waren an diesem Tagdie Motorprofis unter der Bevölkerung unterwegs.

Aber zurück zu unserem Q50 in der Top Ausstattung mit Hybrid Technik an Bord

Infiniti kann mit diesem Modell ganz klar in der Liga der deutschen Premium-Mittelklasse mithalten, aber eben auf eine andere Art und Weise. Außerdem ist es jedes Mal aufs neue ein Ereignis, solch ein selten gesehenes Fahrzeug auf Österreichs Straßen zu lenken – die Blicke mancher Passanten waren göttlich! 

Interieur-Skills – like a Boss 

Platz genommen wird auf äußerst komfortablen Ledergestühl, welches auch auf kurvigen Bergstraßen nicht mit dem nötigen Seitenhalt enttäuscht, aber dazu später mehr. Hat man die optimale Position hinter dem verdammt sportlichen Volant eingenommen – bezieht dieses als auch der Fahrersitz seine ausgewählte Position – elektrisch, versteht sich. Dann passiert mal gar nichts, irgendwie erschreckend, wenn man sich vor Augen hält, welch prächtiges Aggregat unter der Haube schlummert. Aber um den hubraumstarken Saug-Murl auch im unteren Drehzahlbereich zusätzliches Schmalz zu spendieren, packt hier ein Elektromotor an und verrichtet seine Dienste eben lautlos.

Somit ist man meist im urbanen Bereich emissionsfrei unterwegs und nutzt die nötige Energie, um die knapp zwei Tonnen Limo in Trab zu halten und natürlich auch den Verbrauch zu senken.

Aber zurück in den Innenraum des Nobel-Japaners. Man hat sich mit der Materialwahl auf deutschen Verhältnissen angesiedelt. So gibt es kaum mehr Stellen, wo man nachbessern müsste. Der Test Q50 ist zwar preislich von der Basisversion über 20.000 Euro entfernt, jedoch ist man den deutschen Konkurrenzprodukten in Sachen Preis/Leistung noch immer Welten voraus.

Der einzige Punkt im Lastenheft in puncto Innenraumdesign sind die zwei 8-Zoll-Touchbildschirme, welche verdammt elegant wirken, jedoch die Grafik ein wenig an die 90er erinnert, aber hier könnte man mit ein bisschen Software sicherlich nachhelfen. Das Navi ist nicht nur von der Grafik Autolängen von den momentanen Topprodukten entfernt, auch die Zielführung ist meist mit einem kleinen Umweg verbunden – stört am Wochenende bei kurvigen Freilandstraßen keinesfalls, ist aber in stressigen Arbeitswochen in der Innenstadt ein wenig nervend. In Zeiten der DSGVO erfreut es uns sehr, wenn Unternehmen dieses Thema äußerst sorgfältig behandeln und dementsprechend agieren, dennoch ist es mir unklar, wieso man nach jedem Motorstart den Zugriff aus Daten annehmen oder ablehnen und im Endeffekt im selbigen Menü landet.

Aber genug genörgelt – das Bose-Soundsystem mit 16 Lautsprechern lässt selbst bei den Lieblingssongs nichts anbrennen, keine Seitenverkleidung übertönt die Melodie und auch der Verkehrsfunk brüllt dir zwischendurch nicht ins Ohr, dass du gleich mal die nächste rechts nimmst.

Platzverhältnisse und Stauraum 

Fahrer- und Beifahrer verfügen über reichlich Bein- und Kopffreiheit. Auch die hinteren Passagiere sind keinerlei Einschränkungen ausgeliefert. Langstrecken sind mit vier Insassen problemlos zu meistern. Einziges Manko bei der Hybrid-Variante die zwischen Rückbank und Kofferraum verbaute Batterie, welche das Ladevolumen auf 400 Liter einschränkt und die Sitzbank im Fond nicht umlegen lässt – einzige Lösung für begeisterte Schifahrer ist dann wohl nur mehr die zusätzliche Dachbox oder der Verzicht auf die Hybrid-Variante.

Auch ein Rücken kann entzücken!

In Sachen Außendesign haben sich die Jungs bei Infiniti noch nie ein Blatt vor dem Mund genommen und schon gar nicht vor den Kühlergrill. Mit der markentypischen Front im Wabendesign mit Chromelementen umrandet, trifft der Q50 äußerst aggressiv in die Rückspiegel der Vorrausfahrenden ein. Die Flaps an der Front verleihen dem dynamischen Eindruck noch mehr Stärke und Aggressivität. Die abfallende Dachlinie mit dem markentypischen Knick an der C-Säule und das äußerst breitwirkende Heck sorgen für ein äußerst elegantes, zugleich aber auch dynamisches Gesamtpaket. Das Highlight sind die nicht gerade schmal dimensionierten Endrohre und der dazwischen platzierte Heckdiffusor, welcher für noch bessere Aerodynamik sorgt. Und nicht zu vergessen die mächtigen 19 Zoll Alus, die zwar den Abrollkomfort ein wenig reduzieren, dafür die brachiale Optik nochmals pushen.

Zwei Gesichter, die man gerne mal wechselt 

Keineswegs ist es nötig das Gaspedal des noblen Japaners stetig durchzudrücken. Klar macht das mächtig Spaß und der Sechszylinder aus dem 350 Z spendiert dir einen herrlich seidigen Klang, welchen man bei manch anderen Herstellern vergeblich sucht und sowieso um kein Geld der Welt mehr kaufen kann.

Am Rande muss man auch das tadellose Zusammenspiel der beiden Aggregate loben, ganz unauffällig schummelt sich das E-Aggregate bei niedriger Drehzahl dazu und spendiert dem Verbrenner ein wenig Erholung. Tritt man das rechte Pedal wieder mit mehr Elan gegen die Bodenplatte, harmoniert die Kooperation beider Aggregate tadellos – besonders im höheren Drehzahlbereich teilt der Nobel-Asiate unerwartete Knackwatschn aus – selten hat eine Limousine so verdammt viel Freude am Fahren ausgelöst.

Dennoch ist man nach der ersten Fahrt im urbanen Bereich gewillt, den Spritverbrauch immer weiter zu senken und somit die Restreichweite zu steigern. Sozusagen die Challenge den Tankwart in zwei Wochen nur mal einen kurzen Besuch abzustatten.

Jedoch funktioniert das ausschließlich in der Stadt und im Morgenstau – hier habe ich auch schon hie und da eine sechs vor dem Komma abgelesen – bei 364 PS Systemleistung bitte sehr!

Aber wir haben den Q50 selbstverständlich auch durch die Kurven im Hinterland gejagt. Diese Freiheit genießt der 4,81 Meter Riese und hängt gierig am Gas. Den Sprint von null auf die dreistellige Geschwindigkeitsmarke vollendet der Japaner bereits nach nur 5,4 Sekunden. Mit ein paar Gedenksekunden hat die 7-Gang Automatik im Sportmodus zu kämpfen, besonders wenn man mit den Paddles eingreift, würde man sich etwas zügigere Gangwechsel wünschen. Die erstmals elektronische „Steer by Wire“ Lenkung gibt wenig Feedback ab. Zwar wirkt sie im Sportmodus direkt, dennoch ein wenig angestrengt und rückmeldungsarm. Das Fahrwerk ist eher auf der strafferen Seite angesiedelt, passt aber gut zu dem Charakter des Fahrzeugs, Querfugen und Unebenheiten werden dennoch tadellos weggebügelt.

Der Infiniti verfügt nicht nur über ein Duo beim Antriebsstrang, ihn vereinen auch zwei Gesichter, die man je nach Tagesverfassung und Streckenwahl gerne mal auskostet – ein verdammt gelungener Geheimtipp neben den deutschen Premiumfahrzeugen – wir werden ihn vermissen, den Tesla mit den Trompeten am Heck.

Mein FAZIT: 

Mit dem Q50S als Hybridversion haben die Jungs bei Infiniti ein verdammt emotionales Auto auf die Räder gestellt, welches mit unbeschreiblicher Kraftentfaltung die Mundwinkel nach oben zieht, dennoch fallen diese auch beim Verbrauch in der Stadt nicht herab, denn hier kann der Japaner mit dem Hybrid-Strang seine Vorteile klar ausspielen. Hie und da müsste man noch etwas nachbessern, aber das Preis/Leistungsverhältnis ist ein klares Machtwort. Jetzt fehlt es tatsächlich nur mehr am Bekanntheitsgrad.

Was mich begeistert:

  • Das Zusammenspiel zwischen V6 und Elektromotor
  • Der seidige Klang des Verbrenners
  • Dieses edle aber zugleich auch dynamische Design

Was ich mir noch wünschen würde:

  • Eine Lenkung mit mehr Feedback
  • Eine umlegbare Rückbank trotz der Hybrid-Variante
  • Ein Systemupdate des Infotainment-Systems

Factporn:

Modell: Infiniti Q50 3.5h Sport Tech AWD
Motor: Sechszylinder-Benziner (60˚) mit zusätzlichem  Elektromotor (346 V/ Lithium-Ionen-Akku)
Hubraum / Verdichtung: 3.498 ccm
3 / 10,6:1
Leistung (V6)  kW /PS: 225 kW / 306 PS bei 6.800 U/min
Drehmoment: 350 Nm bei 5.000 U/min                                                            Leistung (E-Aggregat)  kW/Nm: 50 kW/270 Nm
Systemleistung: 268 kW/364 PS – 564 Nm
Antrieb: Allrad
Getriebeart: 7-Gang-Automatik
0-100 km/h: 5,4 Sekunden
V-Max: 250 km/h
Verbrauch Werksangabe – Stadt/Land/kombiniert, l/100 km: 9,6 / 5,3 / 6,8
Verbrauch Test – Durchschnitt l/100 km: 9,3 Liter 
Leergewicht:
1936 kg
L/B/H: 4,81 / 1,82 / 1,445 (Meter)
Radstand: 2,85 (Meter)
Wendekreis: 11,2 (Meter)
Kofferraumvolumen: 400 Liter
CO2 Emissionen:
159 g/km
Tankinhalt:
70 Liter
Kraftstoff:
Super 95-98
Infiniti Q50 zu haben ab: 40.285 €
Basispreis Infiniti Q50 3.5h Sport Tech AWD :
67.550 €
Preis Testfahrzeug inkl. NoVA und Mwst: 68.500 €

Sonderausstattung:

Metalliclack Iridium Blue – 943 €

(c) Text und Bilder: Gas Junky

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