Hyundai i30 N Fastback (Facelift) Testbericht: Ist er zu stark, bist du zu schwach!

Auch die kompakten Raketen verspüren jede Menge Druck aufgrund der sehr peniblen Umweltmaßnahmen. Doch dann gibt es noch Modelle, wo selbst die OPF-Kur und andere Verschärfungen noch recht erwachsene Töne zulässt. Wir genießen den Test mit dem überarbeiteten Pulsbeschleuniger aus dem Hause Hyundai, denn auch hier wird bald das Verbrenner-Aus aufgrund politischer Maßnahmen greifbar sein.
Hyundai zeigt auch mit dem Facelift-Modell des Power-Verkaufsschlagers (25.000 abgesetzte Einheiten seit 2017) – in unserem Fall mit der Fastback-Version – dass eben der Ton die Musik macht.

Hyundai hat im Zuge des Facelifts nicht nur am atemberaubenden Klang des Modells getüftelt – das Außenkleid, das Aggregat, als auch das Getriebe wurden ebenfalls überarbeitet. Wobei man erwähnen muss, dass nun auch eine nasse 8-Gang Doppelkupplungsversion angeboten wird, ohne die 6-Gang Box zu eliminieren, bravo Hyundai! Sprich für die Kühlung der Kupplungskomponenten wird Öl verwendet, sodass ein noch höheres Drehmoment erreicht werden kann.

Exterieur: Sportliches Außenkleid, Gewichtsreduktion durch neue 19-Zöller und neue Trompeten

Aber eines nach dem anderen. Beginnen wir beim Außenkleid: Hier merkt man, dass die breitere Front und die V-förmigen LED-Leuchten sowohl an der Front als auch am Heck dem Fahrzeug einen noch sportlicheren Touch verleihen. Außerdem profitieren natürlich die einzelnen Komponenten von der gesteigerten Frischluftzufuhr, um so zusätzliche Fahrdynamik zu erlangen.
Der neue Diffusor und die größeren Trompeten schrecken wohl die Konkurrenz ab, um den Blinker zu setzen.
Für Begeisterung sorgen die neuen 19-Zoll Schmiederäder, welche nicht nur optisch überzeugen, sondern gleich ganze 14,4 Kilogramm einsparen.
Dahinter stechen in der getesteten Performance-Version rote Bremssättel mit 360er Scheiben hervor.

Interieur: Analoge Einheiten, sportliches Gestühl und mittelmäßige Materialwahl

Gewicht wird auch im Innenraum des Hyundai i30 N Fastback gespart, denn bei Wahl der optionalen N Performance Schalensitze werden nochmals 2,2 Kilogramm reduziert.
Klar sind die Rennschalen in der Leder-/Alcantara Optik noch ein wenig enger ausgeführt, dennoch ist man damit auch im Alltag problemlos unterwegs. Neben besten Seitenhalt und kaum geschmälerten Komfort ist das beleuchtete N-Logo bei Öffnen der Türen ein schickes Highlight.
Hinter dem Sportvolant blickt man noch auf analoge Einheiten, dazwischen kann man via Knopfdruck die wichtigsten Daten via TFT Display abrufen. Klar hätte man schon auf eine digitale Ansicht, wie beispielweise die Konkurrenz aus Wolfsburg umrüsten können, aber das ist natürlich Geschmackssache.
Die Infotainment-Einheit wird über einen 10,25-Zoll großen Touchscreen bedient, wobei die Klimabedieneinheit weiterhin mittels Drehregler und Tasten bestückt ist – auch dies sorgt für zusätzliche Pluspunkte.
Die Bedienung der Infotainment-Zentrale ist logisch aufgebaut und auch die Befehle werden recht zügig verarbeitet.

Über die Verarbeitung im Innenraum kann man streiten, denn letztendlich kauft man einen Kompaktsportler aus anderen Gründen.

Deutlich einen höheren Puls verspürt man, wenn man mittels der N-Taste die Muskeln des GTI-Gegners anspannt. Insgesamt stehen fünf Fahrmodi zur Verfügung: Eco, Normal, Sport, N und N Custom. Letzterer kann vom Lenker individuell angepasst werden.

Fahrverhalten: Erstmals mit 8-Gang Doppelkupplung, zusätzlicher Power und ordentlich Drehmoment!

Kurz nach Knopfdruck erwacht der Zweiliter-Turbobenziner mit einem ganz schön rotzigen „Servus“. Die erste Challenge besteht aus dem „Alltagstest“.
Keine leichte Aufgabe, wenn wir zurückdenken, welch „brettelhartes“ Federverhalten die Vorfacelift-Version an den Tag gelegt hat.
Bereits nach den ersten Metern merkt man, dass die Facelift Version deutlich smoother mit den adaptiven Dämpfern ans Werk geht und sogar bei starken Unebenheiten reichlich Restkomfort für einen Kompaktsportler spendiert.
Wechselt man in den Sport-Modus, wird klar, dass Dämpfer, Lenkung, Gasannahme, als auch der Klang deutlich schärfer ausfallen – diese Abstimmung würden wir uns auch bei anderen Modellen wünschen.
Speziell auf kurvigen Hausstrecken ist diese Charakteristik reiner Genuss, wenn es nicht noch den N-Modus geben würde.
Dieser ist keinesfalls nur für die Rennstrecke gedacht, denn auch im kurvigen Weinviertel macht er ordentlich Laune. Für zusätzlichen Boost drückt man die am Volant angebrachte NGS Taste, welche für 20 Sekunden eine Overboost Funktion bietet – es wird auch ein Countdown am Display eingeblendet.
In letzter Zeit haben wir kaum eine Kompaktrakete unter die Lupe genommen, welche dementsprechende Emotionen wecken konnte.
Nicht nur die Fehlzündungen und der kehlige Klang überzeugen, auch die 8-Gang Doppelkupplung und der Zweiliter-Benziner leisten hervorragendes Teamwork. Keine Verzögerung, kein Rucken trotz verdammt flinker Gangwechsel, aber auch keine Schläge in den Nacken – hier hat man echt große Arbeit geleistet.
Schade finden wir, dass die 8-Gang-Doppelkupplung im Komfort-Modus ein wenig zu hochdreht bis dann endlich der Gangwechsel erfolgt – dies ist speziell im urbanen Bereich ein klarer Nachteil, denn das Potential zum Daily-Driver hat der geliftete i30 N Fastback alle mal. Eventuell klappt das im Eco-Modus deutlich smoother, diesen haben wir aber nur gewählt, um die Nachbarschaft nicht zu wecken, wenn es mal ein bisschen später wurde.

N-thusiastisch!

Kommen wir zur artgerechten Bewegung des i30 N Fastback. Das Duo aus Vierzylinder-Turbobenziner mit 206 kW / 280 PS, einem deutlichen Plus an Drehmoment (plus 39 Nm auf 392 Nm) und der flott schaltenden 8-Gang Doppelkupplung ist schon eine große Show. Ob man die zusätzlichen fünf Pferde tatsächlich spürt? Wohl kaum. Das deutlich gesteigerte Drehmoment ganz klar!
Bereits bei der ersten langgezogenen Kehre merkt man, dass man keinesfalls mit den Kunststoff-Paddles in das Geschehen eingreifen muss, denn je nach Fahrmodi weiß die 8-Gang-Doppelkupplung ganz genau, was Sache ist.
In nur 5,4 Sekunden zischt die Tachonadel auf die 100er Marke, demnach bewegt man sich bei starkem Tritt aufs Gaspedal in null Komma nichts in den eher kriminellen Bereich. Aber es benötigt keinesfalls utopische Geschwindigkeiten, um den enorm hohen Fahrspaß des Koreaners zu erproben – man verspürt auch bei erlaubtem Tempo dementsprechende Fahrfreude.
Im Sport- oder N-Modus lenkt der GTI-Jäger unglaublich präzise ein, die Rückmeldung der Lenkung, als auch die straffe Abstimmung lernt man zu schätzen, das können eben nicht viele Hersteller.
Zu frühe Gasstöße? Diese hat man dem i30 N auf den unzähligen Testkilometern auf der Nordschleife eingetrichtert. Das elektronisch gesteuerte Sperrdifferenzial lässt kaum Untersteuern zu, womit die unglaubliche Power bereits sehr früh in engen Kurven abgerufen werden kann. Speziell aus dem Stand kämpft man meist mit Traktionsproblemen, aber hier wird eben klar, dass knapp 300 PS und 400 Nm schon ordentlich Vortrieb bedeuten. Und auch bei der Entschleunigung gibt es nichts zu meckern, die auf 360 mm vergrößerten Scheiben packen erstklassig zu, auch die Dosierung gefällt.
Mit Albert Biermann, dem ehemaligen BMW M Technikboss, hat Hyundai eben ein gutes Los gezogen, welches die riesige N-Community zu schätzen weiß. Bleibt nur zu hoffen, dass im Zuge des Generationenwechsels der Verbrenner überlebt.

Fazit:

Mit dem gelifteten Hyundai i30 N – in unserem Fall der Fastback-Version – haben die Koreaner einen nochmals emotionaleren Kompaktsportler auf die Räder gestellt. Trotz OPF (Ottopartikelfilter) haben die Techniker unglaubliche Arbeit geleistet. Auch die erstmals optionale 8-Gang-Doppelkupplung überzeugt sogar eingefleischte Fans eines sportlichen Schaltgetriebes.
Über die Materialwahl des Innenraums lässt sich streiten.

Was uns gefällt:

Das unglaublich dynamische Fahrverhalten
Die Abstimmung der 8-Gang Automatik
Das Preis-/Leistungsverhältnis
Der Klang der Abgasanlage
Die erstklassigen Sportschalensitze

Was wir noch verbessern würden:

Die Materialwahl des Innenraums
Einen Dauertesttermin vereinbaren
Einen Verbrenner für die nächste Generation

Factbox: Hyundai i30 Fastback N (Facelift)

Motor/Antrieb

Motor: 4-Zylinder Turbobenziner, quer vorne
Hubraum: 1.998 ccm
Leistung kW/PS: 206 kW / 280 PS zwischen 5.500 U/min und 6.000 U/min
Drehmoment:  392 Nm zwischen 2.100 U/min und 4.700 U/min
Antrieb: Front
Getriebeart: 8-Gang Doppelkupplung
0-100 km/h: 5,4 Sekunden
V-Max:  250 km/h

Verbrauch/Umwelt

Werksangabe – kombiniert: 8,4 l/100 km
Gas-Junky-Test – Durchschnitt: 10,5 l/100 km
CO2 Emissionen/Abgasnorm:
  191 g/km

Bremsen/Felgen/Reifen

Bremsen: VA: Scheibenbremsen (belüftet) HA: Scheibenbremsen
Felgen/Reifen: 235/35 R19

Gewicht und Maße

Leergewicht:  1.474-1.554 kg
L/B/H : 4,455 m /1,795 m / 1,419 m
Radstand:  2,650 m
Kofferraumvolumen: von 436 bis 1.337 Liter
Tankinhalt:  50 Liter
Kraftstoff:  ROZ 95/98

Preise

Hyundai i30 N Fastback erhältlich ab: € 42.990,-
Hyundai i30 N Fastback 8DCT erhältlich ab: € 44.990,-
Preis Testfahrzeug inkl. NoVA und MWSt: € 47.110,-

Sonderausstattung:

N Performance Sitzpaket € 700,-
Panorama Glas-/Hubschiebedach € 1.200,-
Außenfarbe Polar White € 220,-

(c) Bilder: Sebastian Poppe