Honda HR-V e:HEV Praxistest: Auch andere Wege führen zum Ziel

Honda HR-V e:HEV, so viele Abkürzungen und ebenso viele Fragezeichen. Die japanische Automobilmarke Honda hat selbstverständlich auch den Trend zur ökologischen Mobilität nicht verschlafen. Honda bietet jedoch nicht nur ein herkömmlich bekanntes Mildhybrid System an, welches durch Drehmomentunterstützung für einen Verbrennungsmotor, sondern stellt nun ihre neue, jedoch deutlich kompliziertere, Variante eines Antriebkonzeptes nach dem CR-V nun auch im HR-V vor. Der e:HEV Antriebsstrang, welcher seit bereits drei Jahren auf dem Markt ist zeigt, dass der eingeschlagene Weg Effizienz und Fahrfreude vereint.

Antriebstrang: Das Grundprinzip

Doch wie funktioniert diese Technologie? Zuerst wurde dem bereits bekannten sparsamen 1,5 Liter i-VTEC Vierzylinder Benziner nicht nur ein, sondern gleich zwei Elektroaggregate zur Seite gestellt. Das eine, welches mit 131 PS mehr als der 107 PS starke Verbrenner Leistung abgibt, ist die vorrangige Antriebsquelle. Die zweite E-Komponente dient ausschließlich als Generator und somit rein als Stromlieferant für das gesamte System.

So wird der HR-V primär immer über den 131 PS Elektromotor angetrieben. Erst bei höheren Geschwindigkeiten (zum Beispiel bei Autobahn-Etappen) wird über eine Kupplung direkt an der Kurbelwelle der Verbrenner für den Vortrieb allein aktiviert. Vor allem im urbanen Raum dient der Benziner so gut wie immer rein als Antrieb für den Generator. Jedoch nicht nur ausschließlich durch den Generator, sondern auch durch Rekuperation, welche beim HR-V in vier Stufen einstellbar ist, kann elektrische Energie für den Antrieb gewonnen werden und in Folge Treibstoff gespart. Zusätzlich wird damit auch noch fast ein entspanntes One-Pedal-Driving ermöglicht. Zum völligen Stillstand kann der Honda letztendlich nur durch Einsatz der Bremse gebracht werden.

Interieur: Auch hier clevere Lösungen

Man hat mehr Platz im Honda als vorab die nüchternen Zahlen der Abmaße vermuten lassen. Die Bein- und Kopffreiheit fällt recht luftig aus, wobei für großgewachsene Nutzer die Sitze in der ersten Reihe ein wenig tiefer positioniert sein könnten. Die sehr wertigen Leder-Stoff-Sitze bieten viele, jedoch nicht alle Annehmlichkeiten, sind jedoch verbunden mit gutem Seitenhalt und hohem Wohlfühlfaktor. Dasselbe Bild spiegelt sich dank der Honda Magic Seats im Fond wider. Die erweiterte Beinfreiheit von 35 mm und die um zwei Grad neigbaren Rückbanklehnen machen das Reisen für jeden Passagier äußerst komfortabel. Der Kofferraum bietet bei voller Besetzung immer noch 304 Liter Fassungsvolumen und ist bis zu 1.290 Liter durch Umklappen der 60:40 teilbaren Rückbanklehne erweiterbar. Praktisch und eine der markantesten cleveren Lösungen im Innenraum des HR-V sind die nach oben klappbaren Sitzflächen der Rückbank. Somit entsteht in Kombination mit dem ebenen Fahrzeugboden ein völlig neuer Stauraum ohne Einbuße des Kofferraumes. Dafür ist die an der an der Heckklappe befestigte Hutablage nur als Sichtschutz zu betrachten.

Auch die Armaturenlandschaft hat einiges zu bieten. Neben der interessanten Kombi von volldigitalem Fahrerdisplay, über die per Drehknopf einstellbaren Lufteinlässe steht auch ein einfach und schnell bedienbarer 9-Zoll großer Touchscreen mittig gut erreichbar zur Verfügung. Wobei es besonders gefällt, das Raumklima noch über manuelle Drehknöpfe bedienen zu können!

Und an das Auge wurde mit einigen farblichen Akzenten, wie zum Beispiel die Mittelablage mit induktiver Lademöglichkeit, die sauberen Nähte der Ledersitze und des Multifunktionslenkrades in dezentem Mattrot, auch noch gedacht.

Exterieur: Gefälliger, japanischer Crossover

Der HR-V e:HEV ist kein Poser, ganz im Gegenteil, die Design Besonderheiten sind gewollt dezent und schlicht ausgefallen. Die goldene Mitte sozusagen, wobei die Frontansicht dem Heck dann doch irgendwie den Schneid abkauft und dominant und äußerst gefällig auftritt. Die Alu 18-Zöller passen wie die Faust aufs Auge und bilden so wie das sich über die gesamte Fahrzeugbreite erstreckende Hecklichtband mit dem Rest des Fahrzeuges ein stimmiges Gesamtbild.

Sicherheit: Honda Sensing

Das erstmals im HR-V verbaute Sicherheitspaket bietet eine Fülle von Sicherheits- und Fahrassistenzsystemen, um die Fahrt so angenehm und sicher wie möglich zu gestalten. Ein starkes Paket, welches unter anderem mit adaptiver Geschwindigkeitsregelung, aktivem Spurhalteassistent mit Lenkunterstützung, Kollisionswarnsystem mit Bremsassistent, intelligentem Geschwindigkeitsbegrenzer und vielen mehr aufwarten kann.

Antrieb und Fahreindrücke: Sparsam und einfach

So kompliziert das Antriebskonzept scheint, so einfach ist das Fahren mit dem neuen Honda HR-V. Den Fahrtwahlhebel auf D eingelegt, und schon geht es rein elektrisch und völlig lautlos zur Sache. Man merkt einfach nichts von den automatischen Prozessen im Hintergrund. Der Verbrenner gesellt sich immer wieder geräuschlos dazu, bis man entweder eine höhere Geschwindigkeit erreicht (ab 80 Km/h) oder, wenn man mittels Kickdown die Reserven entlockt. Der Verbrenner wird dann mitunter schon etwas zu vorlaut und übernimmt dann das Zepter.

Laut WTLP-Zyklus soll der japanische Vollhybrid sich mit 5,4 Liter Superbenzin auf 100 Kilometer begnügen. Das ist eine Mischung aus Stadt, Land und Autobahn. Bleibt man mit den e:HEV Antrieb in seinem Revier, sprich abseits der Autobahn, liegt der Testverbrauch sogar unter fünf Liter. Genau waren es im Test 5,2 Liter, jedoch fast hauptsächlich Stadt und Bundesstraße mit geringem Autobahnanteil. Ein sensationeller Wert, welcher den Konkurrenzkampf noch spannender ausfallen lässt.

Und dort gehört der HR-V e:HEV auch hin. Er ist ein Stadt-Cruiser mit höherer Sitzposition, angenehm homogener Federung und großer Alltagstauglichkeit.

Überholmanöver sollten jedoch nicht zu gewagt ausfallen und die Kurven nicht zu aggressiv genommen werden, denn ein Sportler ist er keiner. Für diese Kategorie hat Honda ganz andere Modelle im Programm.

Testfazit

Der sparsame Wegbegleiter im urbanen Raum mit modernster Technik, guter Ausstattung und ganz ohne Ladekabel. Wer genau das sucht, sollte mal beim Honda Händler des Vertrauens vorbeischauen. Ein stimmiges Gesamtpaket mit cleverer und zugleich effizienter Technik spricht für das Crossover-Modell aus Fernost.

Was uns gefällt:

  • Clevere, technische Lösungen
  • Platzangebot, Magic Seats

Was wir noch verbessern würden:

  • Sitzhöhe Fahrer
  • Vorlauter Benziner

Factbox: Honda HR-V e:HEV 1.5 i-MMD Hybrid Advance Style

Motor/Antrieb

Motor: 1.5 Liter i-VTEC i-MMD Intelligent Multi Mode Drive (Hybridantrieb)
Hubraum:  1.498 ccm
Benzin-Aggregat: Leistung kW/PS: 79 kW / 107 PS
Elektro-Aggregat: Leistung kW/PS: 96 kW/ 131 PS
Drehmoment Benzin-Aggregat: 131 Nm zwischen 4.500 U/min und 5.000 U/min
Drehmoment Elektro-Aggregat: 253 Nm
Antrieb: Vorderradantrieb
Getriebeart: Automatik (e-CVT)
0-100 km/h: 10,7  Sekunden
V-Max: 170  km/h

Verbrauch/Umwelt

Werksangabe – kombiniert: 5,4 l/100 km
Gas-Junky-Test – Durchschnitt: 5,2 l/100 km
CO2 Emissionen/Abgasnorm:  122 g/km / Euro 6d

Bremsen/Felgen/Reifen

Bremsen: VA: Scheibenbremsen innenbelüftet HA: Scheibenbremsen
Felgen/Reifen: 225/50 R18 95 V

Gewicht und Maße

Leergewicht:  1.452 kg
L/B/H: 4,340 m /1,790 m /1,582 m
Radstand:  2,610 m
Kofferraumvolumen: 304 bis 1.290 Liter
Tankinhalt:  40 Liter
Kraftstoff: Super 95

Preise

Honda HR-V e:HEV (Basismodell) erhältlich ab: € 31.790,-
Honda HR-V e:HEV 1,5 i-MMD Hybrid Advance Style ab: € 36.990,-
Preis Testfahrzeug inkl. MWSt: € 40.780,-

Sonderausstattung

Sand Khaki/Crystal Black Pearl Premiumlackierung € 650,-

Obscura Black Paket € 1.750,-

Privacy Glass € 1.390,-

(c) Bilder: Sebastian Poppe