Ford Mustang Mach 1 Praxistest: Die wilden Pferde!

Bereits seit 1964 zählt der Ford Mustang zu den wahren Größen am US-Markt und klarerweise als Blickfänger in europäischen Kreisen. Kaum zu glauben, dass es in politisch korrekten Zeiten wie diesen nach mehr als 15 Jahren wieder ein Mach 1 Modell gibt. Auch wenn die steuerliche Belastung in Österreich mehr als nur lächerlich zu betiteln ist, sorgt der Mach 1 für einen sensationellen Auftritt, der in den meisten Fällen zuerst akustisch wahrgenommen wird.

Immerhin sprechen wir in der Basis von einem Aufpreis von exakt 12.500 Euro zur herkömmlichen Fünfliter GT-Version. Das ist natürlich eine Stange Geld, dennoch sind wir der Meinung, dass hier jeder Cent sinnvoll investiert ist, ganz abgesehen vom Wertsteigerungspotenzial in den nächsten Jahren. Immerhin stecken neben der umfangreichen Serienausstattung zahlreiche Teile des Shelby GT drinnen, die echten Fans regelmäßig Gänsehaut-Feeling spendieren. Beispielweise die Ansaugung inklusive Sportluftfilter in der Größe eines Downsizing-Aggregats.

Interieur: Schalensitze und typisch amerikanisches Feeling

Dass bereits nach dem Einstieg die optionalen Recaro-Sportsitze sofort ins Auge stechen, soll ja kein Geheimnis sein. Diese gelten nicht nur als Eye-Catcher, sondern bieten auch im kurvigen Hinterland besten Seitenhalt, ohne dabei den Piloten einzuquetschen.
Es möge wohl nicht allen gefallen, dass auch bei der aktuellen Generation bzw. im aktuellen Modelljahr die Infotainment-Einheit erhalten blieb und man lediglich die digitale Einheit hinter dem großen Volant modernisierte.
Uns stört dies weniger, denn das System kann mittels Apple Car Play oder Android Auto gekoppelt werden, womit man das Layout ein wenig auffrischt. Auch die Bedienung wirkt logisch und man verfügt Gott sei Dank noch über reichlich Kippschalter und Drehregler, womit alles intuitiv bedienbar ist. Keinesfalls Kritik gibt es auch an der Musikanlage mit 1.000 Watt auszusetzen, die meist auf längeren Etappen zum Einsatz kommt, wenn der V8 nur im Hintergrund sein Konzert abliefert. Ob man über die schmale Rückbank meckert, wohl kaum, denn diese steht nur für kürzere Strecken oder kleinere Personen im Notfall zur Verfügung. Hingegen das Kofferraumvolumen mit 408 Liter in der Basis fast schon als alltagstauglich bezeichnet werden darf.

Fahrverhalten: Eine Melodie der Sonderklasse!

Sofern man die letzten Wochen hinter dem Lenkrad so mancher Dreizylinder-Modelle oder gar reinelektrischer Modelle verbrachte, wird man bereits beim Kaltstart des Mustang Mach 1 in die Knie gehen.
Man muss auch nicht großartig die Modi wechseln, um den sonoren Klang des Fünfliter-Saugers aufs Limit zu bringen, denn dieser klingt in jeder Tonlage einfach einzigartig und mächtig.
Dazu gesellt sich ein unglaublich präzise abgestimmtes Sechsgang-Schaltgetriebe (mit Zwei-Scheiben-Kupplung), welches mit kurzen Schaltwegen und dem legendären Billiard-Schaltknauf auftrumpft.
Die zehn PS mehr des Mustang Mach 1 werden wohl das letzte Kaufargument sein, wohl eher die vier faustdicken Endrohre, die bereits erwähnten, verbauten Shelby Teile oder gar die V-Max Aufhebung auf 267 km/h, wodurch sich der Mach 1 zum schnellsten Mustang aller Zeiten krönt.
Unterm Strich sprechen wir von 338 kW / 460 PS und 529 Nm die knapp unter 5.000 U/min zur Verfügung stehen. Das klassische Ansprechverhalten eines hubraumstarken Achtzylinders liefert nicht nur unglaublichen Fahrspaß, sondern fordert auch jede Menge Erfahrung. Kaum ein Fahrzeug hierzulande lässt im oberen Drehzahlbereich von einer auf die andere Sekunde dieses hohe Drehmoment auf die Hinterachse los. Mittels der präzisen Sechsgang-Handschaltung entscheidet man dann nun selbst zwischen flotter Fortbewegung oder teilweise völliger Eskalation. Der Mach 1 liefert unglaubliche Kräfte, die der Fahrer dann mittels Lenkrad und Schalthebel einigermaßen gleich verteilen muss. Dass in manchen Situationen ein wenig das Heck schwankt oder die Schaltanzeige blinkt, lässt natürlich noch mehr Adrenalin-Momente aufkommen. Natürlich gibt es flottere Sportwagen, die zahlreiche Rundenrekorde abliefern – dennoch sind diese auch deutlich leichter. Soll aber keinesfalls heißen, dass der Mach 1 beim Kurventanz hinten nachhinkt. Denn mittels serienmäßiger adaptiv Dämpfer, strafferen Federn und härteren Stabis meistert das Power Pony seine Aufgaben äußerst präzise.

Dass der Sprint auf Tempo einhundert in 4,8 Sekunden, sprich knapp eine halbe Sekunde langsamer als bei der Automatik-Version andauert, mag wohl keine Tragödie sein. Immerhin liefert das präzise Sechsgang-Schaltgetriebe zusätzliche Emotionen ab, die bestens zu dem Muscle-Car passen.
Ganz abgesehen von den Downshifts, die jeden Sportwagen-Fans in Freudentränen ausbrechen lassen.
Das Zusammenspiel zwischen Motor, Getriebe, deutlich direkterem Einlenkverhalten im Vergleich zur GT Version und der Entschleunigung sind ein Traum. Über das atemberaubende Akustiklevel wird wohl nur die schlafende Nachbarschaft meckern, wobei wir auch diese mittlerweile zu Pferdeliebhabern erzogen haben.
Große Sorge haben wir um den V8, der ja Gerüchten zufolge in der neuen Generation auch minimal mit etwas Strom versorgt werden soll, um die Abgaswerte nochmals zu verringern. Uns wäre das reine Donnerwetter aus dem hubraumstarken Achtende deutlich lieber, denn Surren wird es in Zukunft sowieso an allen Ecken.
Außerdem haben die Ingenieure bei Ford auch noch den Mustang Mach-E im Sortiment, der bei Bedarf auch als GT-Version erhältlich ist.

Was uns gefällt:

Die Klangkulisse des V8
Die kurzen Schaltwege
Die Recaro-Sportsitze

Was wir noch verbessern würden:

Die hohe Besteuerung in Österreich
Den Testzeitraum verlängern
Den selben Motor auch der nächsten Generation spendieren

Factbox: Ford Mustang Mach 1 (Coupé)


Motor/Antrieb

Motor:
 8-Zylinder-Saugbenziner (vorne, längs)
Hubraum: 5.038 ccm
Leistung kW/PS: 338 kW/460 PS bei 7.250 U/min
Drehmoment: 529 Nm bei 4.900 U/min
Antrieb: Heck
Getriebeart: 6-Gang Handschaltung
0-100 km/h: 4,8 Sekunden
V-Max: 267 km/h

Verbrauch/Umwelt

Werksangabe –kombiniert, l/100 km: 12,4
Gas-Junky-Test – Durchschnitt l/100 km: 11-14,5
CO2 Emissionen: 284 g/km

Bremsen/Felgen/Reifen

Bremsen:
 VA + HA: Scheibe (innenbelüftet)
Felgen/Reifen: VA: 255/40 R19 HA: 275/40 R19

Gewicht und Maße

Leergewicht: 
1.839 kg
L/B/H: 4,797 / 1,916 / 1,403 m
Radstand: 2,72 m
Kofferraumvolumen: 408 Liter
Tankinhalt: 61 Liter
Kraftstoff: Super Plus

Preise

Ford Mustang GT zu haben ab:
 € 69.900,-
Ford Mustang Mach 1 zu haben ab: € 82.400
Preis Testfahrzeug inkl. NoVA und MWSt: € 88.650,-

Sonderausstattung:

4 Leichtmetallräder 5-Speichen Y Design € 1.700
Recaro-Sportsitze vorn in Leder Optik € 2.500
Alarmanlage in autarker Stromversorgung € 550
Cyber Orange Metallic € 1.500

(c) Bilder: Sebastian Poppe