Erster Test: Der neue Volkswagen ID.3 – Der Stecker zum Erfolg?

Erster Test: Der neue Volkswagen ID.3 – Der Stecker zum Erfolg?

Bereits im Herbst 2016 wurde auf dem Pariser Autosalon erstmals eine Konzeptstudie des damals noch genannten Volkswagen ID. vorgestellt. Die offizielle Präsentation fand im September 2019 auf der IAA in Frankfurt statt. Ursprünglich sollte der ID.3 bereits im Sommer 2020 ausgeliefert werden. Softwareprobleme haben jedoch den Marktstart um einige Wochen verzögert.
ID ist das Kürzel für „Intelligentes Design“ und warum gerade 3?
Nach den Modellen VW Käfer und VW Golf soll der ID.3 an deren Erfolgsgeschichte anknüpfen. Produziert wird der ID.3 in dem eigens umgebauten Werk für E-Fahrzeuge in Zwickau.
Nun war es soweit und wir hatten die Möglichkeit den ID.3 im Zuge des nationalen Fahrtags unter die Lupe zu nehmen.

Design: Back to the roots!

Der VW ID.3 präsentiert sich mit komplett neuem Design sowie neuster Innovation aus dem Hause Volkswagen. Der neue ID.3 wirkt sehr bullig, das sei natürlich der neuen Plattform, dem riesigen Radstand von 2,765 Meter und den kurzen Überhängen des Fahrzeugs geschuldet.

Als erstes E-Fahrzeug basiert das neue Modell auf der MEB-Plattform, welche auch die Basis des ID.4 und weiterer E-Modelle (bis zu 75 reine E-Modelle bis 2029 sind geplant) bilden wird.

MEB steht für „Modularen E-Antriebsbaukasten“, von welchem sich künftig alle E-Autos des Volkswagen-Konzerns bedienen werden.

Auf den ersten Blick wirkt der VW ID.3 fließend weich aber dennoch auch straff, der niedrige Cw-Wert von nur 0,27 spendiert dem neuen ID.3 eine Reichweite von bis zu 549 Kilometer.
Die Front wird vom mittig platzierten VW Logo geziert, jedoch ohne Kühlergrill – sozusagen „back to the roots“.
Beeindruckend fanden wir auch die großen Schweinwerfer in LED-Technologie, welche beinahe wie menschliche Augen wirken – optional findet man im Design-Paket sogar LED-Matrix Scheinwerfer.

Mit 4,26 Meter Außenlänge distanziert sich das neue, elektrifizierte Modell lediglich um zwei Zentimeter von der aktuellen Golf Generation.

Interieur: Luftig, aber steinhart.

Nimmt man auf der Rückbank Platz, wird man erkennen, dass durch den gestreckten Radstand es ganz schön luftig zugeht, eigentlich verfügt man über Kopf- und Beinfreiheit, die man aus einer Klasse höher gewohnt ist.

Sogar 385 bis 1.267 Liter Gepäck schluckt der Laderaum, wobei man kleine Koffer auch locker zwischen den beiden vorderen Sitzen verstauen könnte.
Dadurch dass der Mitteltunnel wegfällt, bleibt wirklich viel Platz zwischen den beiden vorderen Sitzen frei.

Im Innenraum hat man einen schönen Rundumblick durch die großzügigen Fenster. Das Cockpit ist allerdings sehr schlicht und aufgeräumt gehalten.
Die Bedienelemente kennt man bereits vom Golf 8. Für jemanden, der sich gerne mit Technik befasst, ist das Interieur des neuen ID.3 bestimmt das absolute Highlight. Selbst Personen, die sich nicht am neuesten Stand der Technik befinden, werden sich in den Untermenüs des ID.3 relativ rasch orientieren.

Hat man nun im neuen VW ID.3 Platz genommen, blickt man zunächst auf den eher mickrigen 5,3 Zoll Digitaltacho, welcher hinter dem gut in den Händen liegenden Volant platziert ist. Von diesem kann man die gefahrene Geschwindigkeit, den gewällten Gang, die Batterie Reichweite die Navigation (falls eingeschaltet) und vieles mehr ablesen.

Die mittig platzierte Infotainment-Einheit bildet sozusagen das Highlight: Der 10-Zoll große Touchscreen bietet ausschließlich Touch Oberflächen, Tasten oder Drehregler (beispielweise für die Klimaeinheit) sucht man vergebens. Natürlich gewöhnt man sich an diese Art der Bedienung, ob diese nun mehr oder weniger ablenkt im täglichen Getümmel, sei dahingestellt – optional kann bei Bedarf ein Head-up-Display geordert werden.

Sowohl Temperatur als auch die Lautstärke des Radios werden mittels Touch-Oberflächen – wie man es bereits auf der neuesten Golf Generation kennt, geregelt.

An Bord des VW ID.3 befindet sich auch eine Sprachsteuerung, welche auf das Signalwort „Hallo ID.“ reagiert und viele Begriffe aus dem täglichen Sprachgebrauch versteht. Diese funktioniert erstklassig und erlöst uns von den teilweise sehr futuristischen Touch-Oberflächen, welche ruhig noch intensivere Rückmeldung abliefern könnten.

Sehr enttäuschend fällt die Verarbeitung des Interieurs aus, denn hier fasst man Großteils auf Hartplastik-Elemente, die teilweise an deutlich günstigere Modelle erinnern.

Die erste Fahrt im neuen ID.3

Der Mythos, dass reinelektrischen Fahrzeugen nur schnell der Strom ausgeht und diese nicht gut am Gaspedal hängen, ist längst widerlegt. Der ID.3 knackt die 100er Marke in 7,3 bzw. 7,9 Sekunden. Bei einer grünen Ampel hat man also meist die Nase vorne, dabei geht es hier aber gar nicht. Blickt man in die technischen Daten, so steht der ID.3 mit 204 PS und 310 Nm immer gut im Futter, er könnte also, wenn er wolle.
Wie bereits erwähnt kehrt Volkswagen mit dem ID.3 zu seinen Wurzeln zurück – wie einst beim Käfer sitzt der Motor im Heck und treibt die Hinterräder an. Die Höchstdrehzahl der E-Maschine liegt bei 16.000 U/min, diese sitzt kurz vor der Radmitte über der Hinterachse und leitet die Kräfte an das 1-Gang Getriebe inklusive Differential weiter.

Ein sehr cooles Feature ist der Wahlhebel, der rechts neben dem Digitaltacho platziert wurde, ähnlich wie beim BMW i3. Man merkt also, dass die Wolfsburger auch andere Fahrzeuge in diesem Segment unter die Lupe genommen haben, um noch raffinierte Lösungen anzubieten. Aber zurück zum Wahlhebel: Dieser muss gedreht werden, um die gewünschte Fahrtrichtung einzulegen. In der Fahrstufe B (Brake) wird anständig rekuperiert, bis zu 0,3 g (hier übernimmt der Elektromotor die Verzögerung). Man muss lediglich den Fuß vom Gaspedal nehmen, um die Geschwindigkeit zu verringern – dieses sogenannte One-Pedal-Feeling ist besonders im urbanen Bereich ein nützliches Extra.
Das Fahrverhalten ist, wie man es schon von vielen anderen Volkswagen-Modellen kennt, sehr komfortabel abgestimmt – hier trägt natürlich der enorm lange Radstand seinen Teil dazu bei. Die Geräuschkulisse im Innenraum ist beinahe rekordverdächtig, wir würden beinahe behaupten man würde sogar eine fallende Nadel hören.

Sicherheit spielt beim ID.3 auch eine große Rolle. Quer durch das Cockpit zieht sich ein LED-Band (ID. Light), welches diverse Funktionen signalisiert: Gleich nach dem Einsteigen zeigt es, dass das Fahrzeug bereits fahrbereit ist, im Zuge der Navi Route wandert das Licht nach links oder rechts, in kritischen Situationen (wenn der Fahrer bremsen sollte) warnt der Lichtbalken in Rot und während des Ladevorgangs baut sich ein Balken von links nach rechts auf, um den Ladezustand zu signalisieren.

Zwei Modelle

Derzeit sind zwei Modelle des ID.3 erhältlich. Man unterscheidet lediglich aufgrund der Batterie-Kapazität.
Der ID.3 Pro Performance verfügt über 58 kWh Energieinhalt und dies reicht für eine Reichweite bis zu 426 Kilometer (laut Hersteller, WLTP) bei Vollladung.
Beim ID.3 Pro S beträgt der Energieinhalt 77 kWh und damit soll es zu einer Reichweite von bis zu 549 Kilometer (laut Hersteller, WLTP) kommen, womit auch längere Etappen planbar wären.

Erhältlich sind die beiden Modelle neben der Basisausstattung in insgesamt sieben Konfigurationen (Life, Business, Family, Style, Treck, Max und Tour).

Der ID.3 Pro Performance ist in der Basisvariante ab EUR 34.090 erhältlich und der ID.3 Pro S ab EUR 39.190.

Ladedauer

Beim Laden zu Hause kann die ID. Charger Wallbox sehr hilfreich sein, dann benötigt man 6 bis 7,5 Stunden bis die Batterie vollgeladen ist.

Anders sieht es schon unterwegs aus. An öffentlichen Ladestellen über We Charge gib es 150.000 Stationen in Europa. Zugang dazu hat man mit der We Charge Karte und es werden je nach Nutzung drei Tarife angeboten.

Ist man längere Zeit auf der Autobahn unterwegs, so ist der ID.3 serienmäßig mit einem CCS-Ladenschluss (Combined Charging System) ausgestattet, mit welchem er auch Gleichstrom laden kann.
Beim ID.3 Pro Performance beträgt die mögliche DC-Ladeleistung bis zu 100 kW, beim ID.3 Pro S sind es 125 kW – so dauert die 80 prozentige Ladung in etwa eine halbe Stunde.

 

Unser Fazit:

Der ID.3 wird den Markt der grünen Mobilität aufmischen. Pluspunkte sammelt der neue Volkswagen ID.3 im Raumangebot und dem sehr komfortablem Fahrverhalten.
Abzüge gibt es unsererseits für die durchschnittliche Verarbeitung im Innenraum.

Ob der ID.3 nun tatsächlich der Stecker zum Erfolg ist und die Erfolgsphilosophie von Käfer und Golf fortsetzen kann? Wir sind gespannt!

(c) Bilder: Volkswagen / Christian Houdek