Dauertest: Suzuki Vitara Hybrid – Das Fahrverhalten

Der Vitara Hybrid ist bereits seit 1. Dezember letzten Jahres zu Gast bei uns, er zählt mittlerweile als zuverlässiges Mitglied des Test-Fuhrparks. Besonders in Zeiten wie diesen erfreut es, wenn man in einem Fahrzeug Platz nimmt, welches noch mehr als Auto und weniger als fahrende Rechenzentrale durchgeht. Der Suzuki konnte in der ersten Hälfte des Dauertest besonders mit seiner simplen Bedienung und seinem ehrlichen Charakter punkten. Außerdem überzeugt er auch im Gelände mit einer ausgereiften Allrad-Technologie, die auch Extremsituationen erstklassig meistert.

In den drei Monaten haben wir knapp 5.600 Kilometer mit dem VITARA Hybrid heruntergespult und nahezu die Hälfte davon können wir auf diverse Wintersport-Trips zuordnen. Perfekte Testbedingungen herrschen eben genau dort, wo sich Väterchen Frost so richtig ausgetobt hat. Und dabei ließ sich der Suzuki Allrounder nicht zweimal bitten und bescherte zahlreichen Konkurrenzmodellen, welche sich ebenfalls als winterfest bezeichnen (meist verfügen diese nicht mal über eine Allradversion) im Vergleich ein böses Erwachen.

Mit Allgrip immer sicher und effizient unterwegs!

Das sogenannte Allgrip-Allradsystem hat uns hier keine Sekunde im Stich gelassen. Die sogenannte Haldex-Kupplung ermöglicht eine elektronische Steuerung der Kräfte zwischen den beiden Achsen.
Via Drehregler an der Mittelkonsole stehen hier vier verschiedene Programme zur Verfügung, wobei der Auto-Modus nach jedem Neustart automatisch zur Verfügung steht – hier wird die Kräfteverteilung meist ausschließlich auf die Vorderachse weitergeleitet, um über die bestmögliche Kraftstoffeffizienz zu verfügen. Sollte hier Schlupf entstehen, werden die Kräfte zusätzlich auf die Hinterachse geschupft.
Der Sport-Modus steht ganz klar für kurvenreiche Strecken, um die Drehmomentverteilung zwischen den beiden Achsen bestmöglich zu verteilen und so auch die bestmögliche Kurvenstabilität zu erzielen.
Der Snow-Modus wurde bereits mehrmals in den diversen Schigebieten gewählt, hier werden die Kräfte auf die beste Traktion und Kurvenstabilität abgestimmt und meist auf beide Achsen je nach Bedarf aufgeteilt.
Wenn trotz der großen Bodenfreiheit (185 mm) und dem Allradantrieb ein gewisses Unbehagen vor einer starken Steigung oder tiefem Geläuf aufkommen sollte, kann sich der entspannte Suzuki Vitara Besitzer noch zusätzlich mittels der Lock-Taste die Differenzialsperre aktivieren und Unmögliches möglich machen. Darüber hinaus steht auch noch eine Berganfahrhilfe und eine per Knopfdruck aktivierbare Bergabfahrhilfe zur Verfügung, womit sich der Vitara Hybrid Allgrip selbst im Gebirge tapfer schlägt und sich zahlreiche Pluspunkte ergattert. Richtig viel Technik zum leistbaren Preis.

Safety first!

Die zahlreichen Assistenzsysteme sind für einen Fahrzeughersteller heutzutage schon ein Pflichtpunkt, da es sonst Abzüge bei der NCAP-Wertung gibt. Wir sind keinesfalls gegenüber diversen Sicherheitstechnologien abgeneigt, jedoch sollten diese assistieren und nicht den Autofahrer zum Passagier degradieren bzw. durch ruckartig eingreifen den Lenker in eine Tachykardie versetzen.
Sehr gut gefällt uns der gesunde Mix und die eher sanfte Abstimmung der Sicherheitssysteme des Vitara Hybrid. Man hat hier jederzeit das Gefühl, dass im Notfall natürlich die Elektronik eingreift, jedoch nicht Chef über das Fahrzeug ist – auch die Art der Eingriffe ist sehr feinfühlig abgestimmt und manche Systeme können auch per Knopfdruck deaktiviert werden (somit muss nicht nach jedem Neustart darauf geachtet werden).
Im urbanen Bereich erhält der Blind-Spot-Assistent (Totwinkel-Warner) großes Lob, denn mittels Radarsensoren wird ein Bereich von ca. 70 Meter des benachbarten Fahrstreifens hinter dem Fahrzeug überwacht. Sollte in diesem Bereich ein Fahrzeug unterwegs sein, wird man beim Blinken auch durch ein akustisches Signal gewarnt.
Darüber hinaus ist auch die Verkehrszeichen-Erkennung ein geniales Feature, welches den Fahrkomfort speziell auf Langstrecken fördert – dies natürlich nur deswegen, weil Suzuki hier zuverlässige Technologie verbaut hat.
Der Notbremsassistent ist unter der Bezeichnung Dual Sensor Brake Support bekannt. Von zahlreichen anderen Marken sind hier ungewollte Eingriffe speziell in zugeparkten Straßen keine Seltenheit, dies ist beim Vitara nur sehr selten der Fall.
Zu viel Sicherheit bietet mir die Zentralverriegelung, denn um alle Schlösser zu entriegeln muss zwei Mal auf der Funkfernbedienung gedrückt werden. Bei dem ersten Druck wird ausschließlich die Fahrertür freigegeben.
Dies ist auch beim Druck auf die Kofferraumtaste der Fall – hier wird ausschließlich das Schloss des Ladeabteils entriegelt – aber eventuell gibt es hier ja einen Trick, den wir uns von Suzuki Profis noch abschauen müssen.

Und wenn wir schon bei der Technik sind: Der TFT-Bildschirm zwischen Tacho und Drehzahlmesser hätte dann schon einen eigenen Button am Multifunktionsbildschirm verdient – die verschiedenen Menüpunkte können ausschließlich mittels dem nadelförmigen Bedienelement abgerufen bzw. zwischen den einzelnen Punkten gewechselt werden. Ausbaufähig ist auch das Infotainment-System, welches trotz übersichtlichen Aufbaus – besonders im Navi-Register keinesfalls intuitiv ist und grafikmäßig eher ein wenig an die legendäre Game Boy Advance Zeit erinnert. Abhilfe kann man sich mittels Apple CarPlay schaffen – jedoch ausschließlich kabelgebunden.

Deutlich besser gefällt uns die gute Übersichtlichkeit als auch die Geräumigkeit, die das 4,18 Meter SUV-Modell bietet. Der doppelte Kofferraumboden kommt besonders auf längeren Reisen zugute, wobei man diesen sowieso auf die unterste Stufe und somit das beste Platzverhältnis anpasst.

Motor und Effizienz: Der Mildhybrid als Alltagsheld

Der 1,4-Liter Boosterjet-Turbobenziner mit vier Zylindern (K14D) steht mit seinen 129 PS gekoppelt an ein manuelles Sechsgang-Getriebe gut im Futter und verfügt auch über eine gute Geräuschdämmung. Mittels der verbauten 48-Volt-Mildybrid-Technik spricht der Hersteller von einer 19-21 Prozent gesteigerten Effizienz im Vergleich zum reinen Verbrenner ohne zusätzliche Elektrotechnik.
Derzeit genehmigt sich der VITARA Hybrid im Alltag rund 7,3 Liter Super pro 100 Kilometer, womit knapp ein Liter mehr als die Herstellerangabe durch die Spritleitung läuft.
Sehr erfreulich ist jedenfalls, dass man das 48-Volt Mildhybrid-System auch während der Fahrt wahrnimmt – aber keinesfalls ruckartig oder unangenehm. Außerdem ist im Zuge der Rekuperation ein Batterie-Symbol zu erkennen, hier wechselt der Vitara in die sogenannte Segelfunktion. Der Wechsel in den Verbrenner-Betrieb bleibt aber unbemerkt.
Die Torque-Fill-Steuerung kann bereits im unteren Drehzahlbereich ausreichend Drehmoment des Elektromotors zur Verfügung gestellt werden – erst bei ca. 2.000 U/min gesellen sich die 235 Nm des Verbrenners hinzu.
Im Alltag steht jedenfalls immer ausreichend Leistung und Drehmoment zur Verfügung, das 6-Gang Getriebe verfügt über exakte und nicht zu lange Schaltwege und das Allgrip-System liefert jederzeit ausreichend Grip auf die passende(n) Achse(n).
Im Vergleich zum Strong Hybrid hängt der Mildhybrid deutlich zügiger am Gas, das merkt man auch an den 0-100er Zeiten im Datenblatt – 10,2 Sekunden in unserem Testmodell inkl. Allrad und 13,5 im Strong Hybrid mit dem automatisierten 6-Gang Automatikgetriebe.
Ein deutliches Plus ergibt sich bei der Wahl des Mildhybrid-Modells auch beim Kofferraumvolumen (375-1.120 Liter im 48 Volt-MH vs. 289-1.046 Liter im Strong Hybrid). Wir freuen uns bereits auf die restliche Testdauer mit dem zuverlässigen Vitara Hybrid Allgrip – der uns ja bereits Ende Mai leider wieder verlässt.

Factbox: Suzuki Vitara Hybrid 1.4 DITC Mildhybrid 48 V

Motor/Antrieb

Motor: Vierzylinder-Turbobenziner inkl. Mildhybrid-Unterstützung
Hubraum:  1.373 ccm
Leistung kW/PS: 95 kW/ 129 PS bei 5.500 U/min.
Drehmoment: 235 Nm zwischen 2.000 U/min und 3.000 U/min
Antrieb: Allrad
Getriebeart: 6-Gang Schalter
0-100 km/h: 10,2 Sekunden
V-Max: 190 km/h

Verbrauch/Umwelt

Werksangabe – kombiniert: 5,8-6,1 l/100 km
Gas-Junky-Test – Durchschnitt: l/ 7,3 100 km
CO2-Emissionen: 131-136 g/km

Reifen/Felgen/Bremsen

Bremsen: VA+HA: Scheibenbremsen (vorne innenbelüftet)
Felgen/Reifen: 
215/55 R17

Gewicht und Maße

Leergewicht: 1.245 kg
L/B/H: 4,170/1,775/1,595 m
Radstand: 2,500 m
Tankinhalt: 47 Liter
Kraftstoff: Super 95
Kofferraumvolumen: 375-1.120 Liter

Preise

Suzuki Vitara zu haben ab: € 23.990,-
Suzuki Vitara 1.4 DITC Hybrid Allgrip flash zu haben ab: € 30.990,-
Preis Testfahrzeug inkl. NoVa und MwSt: € 31.840,-

Sonderausstattung:

Pearl- und Metallic-Lackierung € 490,-
Dachlackierung ab Werk € 360,-

(c) Bilder: Sebastian Poppe