Dacia Jogger Praxistest: Ein gesunder Mix

Die Preispolitik der Neu- als auch Gebrauchtfahrzeuge sorgt dafür, dass man meist schon ein Finanzierungsangebot unterzeichnen muss, um das gewünschte Fahrzeug erwerben zu können. Aber der Markt bietet auch in Zeiten wie diesen Fahrzeuge zum Diskontpreis, die mit Skills aus der Oberklasse auftrumpfen. Zum Beispiel den Dacia Jogger, der im Falle der umgelegten Rückbank mit einem Fassungsvolumen von bis zu 1.819 Liter punktet, damit nähert man sich aktuell einem BMW X5. Der gesunde Mix aus Kombi, Crossover und SUV verleiht dem Jogger seine symphytische Charakteristik, die besonders Familien sehr schätzen werden.
Wir sind mit dem Jogger nach Salzburg und retour gereist, um dem französischen Rumänen auch auf der Langstrecke auf den Zahn zu fühlen.

Interieur: Schlichtes Cockpit, gute Bedienbarkeit, aber schlechte Sitze

Bereits nach der Abholung merkt man, dass die Sitze kaum Seitenhalt bieten und auch äußerst weich gepolstert und die Auflagefläche viel zu kurz geraten ist. Natürlich muss man sich immer die Preispolitik der erfolgreichen Marke im Hinterkopf behalten. Klar gibt es bessere Materialien, dennoch jammern wir nicht über die Hartplastik-Landschaft am Armaturenbrett, denn deutlich teurere Fahrzeuge sind hier auch nicht besser bzw. softer verarbeitet.
Hinter dem Volant blickt man auf analoge Armaturen, wobei dazwischen ein digitales Display platziert wurde, welches die wichtigsten Infos spiegelt. Darüber hinaus verfügt man noch über Knöpfe und Drehregler, welche die Bedienbarkeit deutlich leichter ausfallen lassen, da man in der 8-Zoll Infotainment-Einheit nicht in mehreren Untermenüs stöbern muss, um endlich die gewünschte Funktion zu finden.
Schade finden wir, dass die Passagiere in zweiter Reihe über keine verschiebbare Rückbank verfügen. Diese müssen mit dann doch etwas schmaler Beinfreiheit auskommen. In der getesteten 5-Sitzer-Version wäre nämlich noch reichlich Platz, um die Rückbank zu verschieben.
Wie bereits erwähnt punktet der neue Dacia Jogger mit einem riesigen Ladeabteil, hier stehen zwischen 607 Liter bis zu 1.819 Liter (bei umgeklappter) Rückbank zur Verfügung, das reicht locker, um selbst sperrige Güter von A nach B zu transportieren bzw. kann man auch das Mountainbike problemlos verfrachten.

Motor und Fahrverhalten: Keine Wahl der Qual…

Bei anderen Modellen dauert es wohl mehrere Stunden bzw. Tage bis man die passende Motorisierung gefunden hat, dieses Problem entfällt beim Dacia Jogger, denn hier steht ausschließlich ein Dreizylinder-Benziner mit Handschaltung zur Verfügung.
Anfangs standen wir dem Downsizing-Aggregat äußerst kritisch gegenüber, denn der 4,55 Meter Jogger will doch teilweise auch spritzig bewegt werden. Keine Sorge, das Einliter-Aggregat mit Zwangsbeatmung hängt dank des geringen Leergewichts von knapp über 1,2 Tonnen echt zügig am Gas, der Motor offeriert knapp über 2.500 U/min seine Power und lässt den 100er Sprint aus dem Gas deutlich flotter wirken als die 10,5 Sekunden. Auch bei höheren Geschwindigkeiten liefert der Jogger einen plausiblen Durchzug, womit man das Tacho immer im Blickfeld haben sollte, Schluss ist bei 180 Sachen. Durchschnittlich genehmigte sich der Jogger 6,7 Liter pro 100 Kilometer, dieser Wert geht für das 110 PS Primzahl-Aggregat ganz in Ordnung.
Das 6-Gang Schaltgetriebe wirkt ein wenig hakelig abgestimmt, hier könnten die Ingenieure noch ein wenig Harmonie integrieren.
Das Fahrwerk siedelt sich eher an der strafferen Seite an, wobei es niemals zu wenig Restkomfort zulässt. Der Jogger bietet nämlich auch auf längeren Autobahn-Etappen reichlich Komfort, die Fahrzeugdämmung geht in Ordnung und der Gepäckraum ist sowieso Klassen höher angesiedelt.

In puncto Sicherheitsfeatures hat man nur die wichtigsten reingepackt, wodurch auch die NCAP Bewertung deutlich schlechter ausfällt. Das heißt aber keinesfalls, dass der neue Jogger kein sicheres Fahrzeug ist, denn es fehlen hier lediglich ein paar Assistenzprogramme an Bord. Für viele unter uns ein tolles Erlebnis, denn hier muss man nicht jedes Mal nach dem Start unzählige Programme in den Untermenüs finden und deaktivieren, der Jogger ist ein Fahrzeug mit simpler Bedienbarkeit, die man bereits nach kurzer Zeit sehr zu schätzen lernt.

Fazit:

Der Dacia Jogger kann nicht nur mit seinem einzigartigen Preisgefüge punkten, er überzeugt auch mit einem quirligen Downsizing Aggregat, riesigem Ladevolumen und simpler Bedienbarkeit. Außerdem punktet er mit seinen doch recht sportlichen Elementen und nur den nötigsten Assistenzprogrammen. Abstriche gibt es für die Sitze, die Beinfreiheit in zweiter Reihe und die Scheinwerfer, welche einen Mix aus LED und Halogen (im Falle des Fernlichts) bieten.

Factbox: Dacia Jogger TCe 110 5-sitzig Extreme

Motor/Antrieb

Motor: Dreizylinder-Turbobenziner
Hubraum:  999 ccm
Leistung kW/PS: 81 kW/ 110PS
Drehmoment: 200 Nm zwischen 2.900 U/min und 3.500 U/min
Antrieb: Front
Getriebeart: 6-Gang Schalter
0-100 km/h: 10,5 Sekunden
V-Max: 180 km/h

Verbrauch/Umwelt

Werksangabe – kombiniert: 5,7-5,6 l/100 km
Gas-Junky-Test – Durchschnitt: 6,7 l/ 100 km
CO2-Emissionen: 130-127 g/km

Reifen/Felgen/Bremsen

Bremsen: VA+HA: Scheibenbremsen; Trommelbremsen
Felgen/Reifen: 
205/60 R16 H

Gewicht und Maße

Leergewicht: 1.233 kg
L/B/H: 4,547/1,784/1,632 m
Radstand: 2,897 m
Tankinhalt: 50 Liter
Kraftstoff: Super 95
Kofferraumvolumen: 607-1.819 Liter

Preise

Dacia Jogger zu haben ab: € 16.890,-
Dacia Jogger Extreme zu haben ab: € 19.890,-
Preis Testfahrzeug inkl. NoVa und MwSt: € 20.724,40,-

Sonderausstattung:

Media Nav: Navigationssystem mit 8-Zoll-Touchscreen und DAb+-Radio inkl. Smartphonereplikation mittels Wifi , Bluetooth und zusätzlichem USB-Anschluss, 6 Lautsprechern (4Lautsprecher und 2 Hochtöner) (Kartenmaterial Westeuropa) € 496
City-Paket: elektrische Parkbremse, erhöhte Mittelkonsole, Einparkhilfe vorne, Toter-Winkel-Warner € 620
Reserverad – Entfall Reifenreparaturset € 111,60
Sitzheizung vorn € 210,80
Métallisée-Lackierung € 496

(c) Bilder: Sebastian Poppe