Audi RS3 Sportback quattro Praxistest: Das Beste kommt zum Schluss!

Keine Frage! Der Audi RS3 war niemals eine lahme Krücke, nicht einmal in seiner ersten Version mit dem internen Kürzel 8P, er war schon immer eine Legende unter den Kompaktraketen. Zusätzliche Pferdestärken und weniger untersteuernd überraschte die zweite Generation, als Facelift sogar mit bis zu 400 PS Serie. Doch man hatte bei schneller Kurvenfahrt immer wieder gemerkt, dass der Kollege über die Vorderachse schiebt.
Und nun nehmen wir in der wohl letzten aber sicherlich besten Version des A45 Gegners Platz.

Motor & Antrieb: Nicht neu erfunden, aber deutlich verbessert!

Aber reden wir nicht lange um den heißen Brei herum, denn die Technik, die dahinter steckt ist echt beeindruckend und die Fahrleistungen umso mehr.
Audi Sport hat sich bei der neusten Generation des Audi RS3 von der eingestaubten Haldex Lösung endgültig verabschiedet und den sogenannten Torque Splitter verbaut.
Bedeutet also, dass pro Antriebswelle eine elektronisch gesteuerte Lamellenkupplung zum Einsatz kommt und somit die Kräfte auch zwischen den Hinterrädern verteilt werden, sodass höhere Performance und kaum noch Untersteuern im Kurventanz möglich sind. Apropos tanzen: Der neue Audi RS3 bekommt auch einen speziellen Drift-Mode spendiert, dieser verwandelt den Hot Hatch auf abgesperrten Strecken in ein Driftmonster, das in wenigen Minuten einen ganzen Reifensatz problemlos in rauchende Wolken verwandelt. Bei Bedarf kann man auch spezielle Semi Slicks gegen Aufpreis ordern. Mit diesen hat die kompakte Fahrmaschine aus Ingolstadt einen neuen Rekord für Kompaktsportler am Nürburgring mit 7:40,748 Minuten in den Asphalt gezaubert.

Der legendäre 2,5-Liter Fünfzylinder leistet weiterhin 294 kW / 400 PS, lediglich das Drehmoment wurde um 20 Nm auf 500 erhöht. Es bleibt also auch bei der Zündreihenfolge 1-2-4-5-3, sodass bereits bei geschlossener Auspuffklappe der Gänsehaut artige Klang für Glücksgefühle sorgt. Die Klappenauspuffanlage ist bereits Serie, die Sportabgasanlage der Testversion findet man in der Optionsliste.

Diese Glücksgefühle kommen auch auf, wenn man die Launch Control aktiviert und die Werksangabe von nur 3,8 Sekunden übertrifft und das sogar mit Winterbereifung. Mittels optionaler Keramik-Bremsanlage läuft der Ingolstädter Hot Hatch sogar 290 Sachen und verzögert auch bei flotter Kurvengaudi deutlich präziser als die Vorgängermodelle, natürlich muss die Keramikanlage erstmal auf Temperatur gebracht werden, um unglaubliche Verzögerungswerte zu spendieren.

Aber nicht nur auf langen Geraden und bei der präzisen Entschleunigung punktet der neue RS3 mit Glanzleistungen. Auch im Kurvengetümmel hält der Ingolstädter seine Versprechen und überrascht mit deutlich gesteigerter Querdynamik und reduziertem Untersteuern im Vergleich zu seinen Vorgänger-Modellen. Klar würde man sich noch mehr Feedback von der Progressivlenkung wünschen und das adaptive Fahrwerk dürfte besonders in den scharfen Einstellungen noch ein wenig mehr die Muskeln anspannen. Das 7-Gang Doppelkupplungsgetriebe leistet bei sportlicher Fahrweise unglaublich präzise Arbeit, im Alltag wirkt es mir ein wenig zu holprig. Dies zählt auch für das Ansprechverhalten, welches bei normaler Fahrweise im Alltag zu spät anliegt, ohne ungewollt das Gaspedal dann doch stärker durchzudrücken.

Wechselt man in die flottere Abteilung der sieben verfügbaren Fahrmodi, so spannt der RS3 seine Muskeln an, präzisiert die Lenkung und aktiviert auch für die Gasannahme den Raketenmodus. Die 1,6-Tonnen Kompaktrakete klebt auf der Fahrbahn, dass beinahe alles zu spät ist. Der Einsatz des sogenannten Torque Splitters verbessert die Querdynamik erheblich, speziell wenn man mit höheren Tempi am Kurveneingang ankommt. Kurz nochmals rauf auf die Bremse, einlenken und nun muss man nur mehr den richtigen Moment erwischen, um die 400 Rösser und die 500 Nm gegen die Regeln der Physik ankämpfen zu lassen. Die 265er Pneus an der Vorderachse krallen sich in den Asphalt und harmonieren mit den 245er an der Hinterachse erstklassig, selbst bei der Wintergarnitur. Das hohe Grip-Level, die Sportwagen artige Beschleunigung und der unglaubliche Motorsound (speziell im oberen Drehzahlbereich bzw. bei flotteren Gangwechsel) lassen Freudentränen fließen, die ganz klar dem besten Audi RS3 geschuldet sind.

Exterieur: Großes Kino der Fünfzylinder-Legende!

Die optionalen Matrix-LED-Scheinwerfer zeigen bereits beim Öffnen des Fahrzeugs was Sache ist. Im rechten Scheinwerfer wird ein RS3 Schriftzug und im linken eine Zielflagge projiziert. Das ist aber nicht das einzige große Kino, das der RS3 bietet, denn auch mit seiner muskulösen, verbreiterten Karosserie kann er seine Sportlichkeit keineswegs abstreiten. Auch das Heck mit den schmalen, zweigeteilten Scheinwerfern und den beiden, ovalen Trompeten sprechen für sich. Im Vergleich zu der Basisversion des A3 wurde das Fahrwerk um 25 mm abgesenkt, womit noch reichlich Platz für die Sportpneus inklusive Leichtmetallräder zur Verfügung bleibt.

Interieur: Sportliche Akzente, wenig Seitenhalt

Das Interieur des neuen Audi RS3 sticht im Falle des Testwagens mit jeder Menge roten Akzente sofort ins Auge. Auch das Sportvolant in Alcantara-Bezug trägt deren Teil zum Blickfang bei, außerdem liegt es erstklassig in den Händen.
Die sofortige Raketen-Funktion kann mittels Druck auf die direkt am Volant angebrachte Taste aktiviert werden.
Hinter dem Lenkrad blickt man auf ein volldigitales Display mit 12,3-Zoll, mittels simpler Bedienung kann auch die Ansicht geändert werden.
Die Infotainment-Einheit misst 10,3-Zoll und liefert mittels scharfer Grafik und haptischer Rückmeldung ein sehr feines Bedienkonzept. Sehr löblich muss man auch die Klimabedieneinheit darunter erwähnen, die tatsächlich noch über richtige Tasten zur Bedienung verfügt. Für weniger Begeisterung sorgen die Sportsitze, die unserer Meinung nach deutlich mehr Seitenhalt bieten dürften.

Dass das Kofferraumvolumen in der Basis mit 282 Liter ein wenig schmäler ausfällt wird richtige Sportfans der Kompaktrakete nicht abschrecken. Die Preispolitik der langen Optionsliste hingegen schon. Dennoch würden wir jedem, der mindestens 73.000 Euro auf der Seite hat, einen Kauf ans Herz legen, denn der Wertzuwachs wird gewaltig ausfallen.

Was uns gefällt:

  • Die brachialen Fahrleistungen
  • Das Fahrverhalten dank Torque Splitter
  • Der unglaubliche Klang trotz OPF

Was wir noch verbessern würden:

  • Die Preispolitik der Optionsliste
  • Den Fünfzylinder weiterhin auf Wunsch des Kunden anbieten

Factbox: Audi RS3 Sportback quattro

Motor/Antrieb

Motor: Fünfzylinder-Turbobenziner
Hubraum:  2.480 ccm
Benzin-Aggregat: Leistung kW/PS: 294 kW/ 400 PS
Drehmoment Benzin-Aggregat: 500 Nm 2.250 – 5.600 U/min
Antrieb:
 Allrad
Getriebeart: 7-Gang-Automatik (Stronic)
0-100 km/h: 3,8 Sekunden
V-Max: 250-290 km/h

Verbrauch/Umwelt

Werksangabe – kombiniert, l/100 km: 8,8 – 8,3 (WLTP)
Gas-Junky-Test – Durchschnitt l/100 km: 9,5 l
CO2 Emissionen: 201-190 g/km (WLTP)

Bremsen/Felgen/Reifen

Bremsen: VA: Scheibenbremsen gelocht, HA: innenbelüftet
Felgen/Reifen: VA: 265/30 R19 M+S HA: 245/35 R19 M+S

Gewicht und Maße

Leergewicht: 1.645 kg
L/B/H: 4,389 / 1,851 / 1,436 m
Radstand: 2,631
Kofferraumvolumen: 282 – 1.104 Liter
Tankinhalt: ca. 55 Liter
Kraftstoff: Super 95-98

Preise

Audi RS3 Sportback quattro zu haben ab: € 73.073,-
Preis Testfahrzeug inkl. NoVA und MWSt: € 101.032,80,-

Sonderausstattung:

Farbe: tangorot met € 1.030,40
3-Zonen-Komfortkilmautomatik € 399
4-Wege-Lendenwirbelstütze € 359,80
Audi connect Navigation & Infotainment € 292,60
Audi connect Schlüssel € 133
Audi Garantie (5 Jahre oder 100.000 km) € 440
Audi phone box € 533,40
Audi pre sense basic € 266
Audi smartphone interface € 533,40
Audi sound system € 386,40
Außenspiegel elektrisch € 439,60
Dekoreinlagen Carbon € 1.065,40
Gepäckraumklappe elektrisch € 480,20
Halteassistent € 117,60
Innenspiegel automatisch abblendend € 235,20
Kamerabasierende Verkehrszeichenerkennung € 334,60
Komfortschlüssel mit Diebstahlwarnanlage € 1.143,80
Leder Feinnappa mit RS-Prägung € 1.331,40
Matrix LED-Scheinwerfer € 932,40
MMI Navigation plus mit MMI touch € 2.384,20
Motorraumabdeckung mit Carbonapplikationen € 666,40
Optikpaket schwarz plus € 399
Privacy Verglasung € 467,60
Räder 19-Zoll 5-Y-Speichen € 799,40
Reifendruck-Kontrollsystem € 266
RS-Designpaket plus rot € 932,40
RS-Dynamikpaket plus € 2.466,80
RS-Exterieurumfänge in Schwarz glänzend € 133
RS-Keramikbremsanlage € 6.594
RS-Sportabgasanlage € 1.331,40
Rückfahrkamera € 546
Sitzheizung vorne € 452,20
USB-Laden im Fond € 67,20

(c) Bilder: Sebastian Poppe