Alfa Romeo Stelvio Veloce Praxistest: Der Emotionsbeschleuniger!

Es ist schon eine Macht, wenn das erste SUV-Modell der Marke (in 110-jähriger Geschichte), welches 2017 den Marktstart feierte, nach einem Gebirgspass benannt wurde und seitlich an der Karosserie mittels der Ausstattungslinie „Veloce“ der Fahrzeugcharakter prangt. Außerdem verzichtet man gekonnt auf billig wirkende Fake-Auspuffblenden, wo es dann meist im Winter darunter hervordampft, wie wir diese von zahlreichen Mitbewerbern kennen, der Stelvio meint es ernst, das ist aber auch gut so.
Wie der Stelvio den Emotionskampf ganz klar gewinnt, verraten wir Euch hier.

Interieur: Teildigitalisiert, erstklassige Haptik!

Die Italiener schaffen es, dass sie mit der roten Lederausstattung sogar mich nach Jahren überzeugen. Keinesfalls würde ich mich ausschließlich für schwarze oder gar eine beige Innenausstattung entscheiden, die exklusiven Farben sind schon eine feine Sache, aber ich hätte mir niemals gedacht, dass ich jemals eine rote Tapezierung befürworten würde. Ganz abgesehen davon überrascht mich die Verarbeitungsqualität (sogar das Armaturenbrett wurde mit Leder veredelt) und auch an anderen Stellen des Cockpits findet man keine harten Materialien. Nichts knarrt oder scheppert, selbst wenn man auf älteren Straßen unterwegs ist und die Dämpfer ein wenig anspannt.
Im Vergleich zu einigen Premium-Herstellern fahren die Finger hinter riesige Paddles aus Alu – und hier meinen wir nicht nur einen Teil oder die Vorderseite, nein es handelt sich um das ganze Teil aus hochwertigstem Material. Zwar schaltet die 8-Gang Automatik so tadellos, dass man diese riesigen Alu-Instrumente erst beim Kurventanz im Hinterland zückt oder beispielweise, wenn man zwischen dem Retour- und Vorwärtsgang wechselt. Natürlich könnte man das auch mittels dem Gangwahl-Hebel erledigen, aber es sieht eben eleganter und sportlicher aus, wenn man das Schaltpaddle zückt.

Apropos Sportlichkeit: Die Sitze in Reihe eins lassen bereits den Charakter des Fahrzeugs anmuten, denn diese bieten besten Seitenhalt, aber auch auf Langstrecken hält man es auf den Sitzen problemlos aus, die Schenkelauflage versüßt diese Etappen.

Auch die zweite Reihe darf keinesfalls über Kopf- und Beinfreiheit jammern, und auch das Kofferraumvolumen geht mit 525-1.600 Liter mehr als nur in Ordnung. Hier würden wir obendrein auch noch die dann doch recht niedrige und zugleich praktische Ladekante erwähnen, wodurch selbst größere Elemente praktisch verstaut werden können.

Dieses Adjektiv trifft auch die Bedienung des Premium-SUV Modells genau auf den Punkt. Klar, gibt es bereits einen Konkurrenzkampf, welcher auf Volldigitalisierung und Reduktion der Knöpfe und Drehregler sorgt. Großteils scheint es ein Wettkampf zu sein, welcher von jenem Hersteller gewonnen wird, der noch ein paar zusätzliche Funktionen in Untermenüs packt, aber hier gesellen wir uns lieber auf die Seite des Stelvio, denn wir bevorzugen die intuitive Bedienung.
Die Italiener schließen sich hier aber nicht an und das ist auch gut so. Der bereits bekannte Dreh- und Drückregler lässt auch während der Fahrt die Bedienung des Infotainments äußerst clever vom Band laufen. Dass die Armaturen hinter dem Sportvolant noch in analoger Form abgebildet sind passt ideal zum sportlichen Charakter des Italo-Modells. Außerdem sieht man hier nach dem Abstellen des Motors noch immer die eleganten Elemente, welche sich bei anderen Modellen in ein schwarzes Display verwandeln.

Motor und Fahrverhalten: Der Sportler mit Stil!

Bereits der Startvorgang zeigt, dass Alfa Romeo hier die Sportlichkeit in Großbuchstaben betitelt, denn der Vierzylinder-Turbo Benziner wird via Druck auf die am Volant platzierte Starttaste geweckt. Mit sportlichem Klang meldet sich dieser zu Wort, ohne dabei lästig oder gar aufdringlich zu sein.
Außerdem finden wir es erstklassig, dass man in Zeiten wie diesen noch Diesel-Aggregate im Portfolio hat und auch weiterhin das Spitzmodell (Quadrifoglio) anbietet und nebenbei auf eine Plug-in-Hybrid Version verzichtet. Demnach hat man aber auch hierzulande das Problem, dass aufgrund der NoVA die Fahrzeugpreise enorm steigen. Wie auch bei anderen Modellen summieren sich nicht die Kosten des Fahrzeugs selbst, sondern sind ganz klar der Besteuerung zuzuordnen.

Uns wurde der Stelvio als Veloce mit 280 PS (206 kW) mit hecklastigem Allrad und Achtgang-Automatik zur Verfügung gestellt. Das Drehmoment des längsverbauten Benzin-Aggregats liegt bei 400 Nm, welche bereits ab 2.250 U/min. zur Verfügung stehen. Man fühlt sich in keiner Lage untermotorisiert, ganz im Gegenteil, denn der Italiener hängt erstklassig am Gas (das zeigen auch die 5,7 Sekunden aus dem Stand auf Tempo einhundert) und liefert für ein Fahrzeug dieser Größe mit einem durchschnittlichen Verbrauch von 10,5 Liter pro 100 Kilometer auch akzeptable Verbrauchswerte ab.
Er bevorzugt flotte Richtungswechsel und kann dank adaptivem Fahrwerk die Mischung aus Komfort und Sportlichkeit auf Knopfdruck jederzeit ideal unter Beweis stellen.
Dazu gesellt sich eine sehr präzise und straff abgestimmte Lenkung, die man besonders auf kurvigen Strecken sehr zu schätzen lernt.
Ein wenig schade finden wir, dass erst mit dem großen Facelift die Scheinwerfer getauscht werden und man in der Testversion noch über die Bi-Xenon Leuchten verfügte, das ist besonders zu späterer Stunde ein klarer Nachteil.

Deutlich besser gefällt uns die Arbeit der Assistenzprogramme, denn weder ruckartig noch lästig greifen die Helferlein ein und lassen sich via Knopfdruck äußerst intuitiv bedienen – so zum Beispiel der adaptive Tempomat. Aber auch die Fahrmodi-Wahl gelingt gleichermaßen unkompliziert via DNA-Regler.
Genießen wir also noch die Momente, wo man deutlich unkomplizierter und mit weniger Ablenkung die entsprechenden Einstellungen auch während der Fahrt wählen kann. Beim Stelvio gesellt sich eben noch eine mächtige Ladung Sportlichkeit dazu, die man bereits nach wenigen Stunden sehr zu schätzen lernt.  

Was uns gefällt:

  • Diese präzise und straff abgestimmte Lenkung
  • Das erstklassige Fahrwerk
  • Die perfekte Haptik
  • Die intuitive Bedienung

Was wir noch verbessern würden:

  • Die Bi-Xenon Scheinwerfer gegen LED-Technik ersetzen
  • Die Besteuerung des Fahrzeugs in Österreich

Factbox: Alfa Romeo Stelvio Veloce 2.0 16V 280 AT8 Q4

Motor/Antrieb:

Motor: 4-Zylinder Turbobenziner, vorne längs
Hubraum: 1.995 ccm
Leistung kW/PS: 206 kW/280 PS bei 5.250 U/min.
Drehmoment: 400 Nm bei 2.250 U/min
Antrieb: Allrad
Getriebeart: 8-Gang-Wandlerautomatik
0-100 km/h: 5,7 Sekunden
V-Max: 230 km/h

Verbrauch/Umwelt

Werksangabe – kombiniert, l/100 km: 8,4-8,9
Gas-Junky-Test – Durchschnitt l/100 km: 10,5
CO2 Emissionen: 189-201 g/km Euro 6d-Final

Bremsen/Felgen/Reifen

Bremsen: VA + HA: Scheiben (innenbelüftet)
Felgen/Reifen: 255/45 R21

Gewicht und Maße

Leergewicht: 1.605 kg
L/B/H: 4,686 / 1,903 / 1,693 m
Radstand: 2,818 m
Kofferraumvolumen: 525-1.600 Liter
Tankinhalt: 64 Liter
Kraftstoff: Super 95

Preise

Alfa Romeo Stelvio zu haben ab: € 61.800,-
Alfa Romeo Stelvio Veloce 2.0 16V 280AT Q4 zu haben ab: € 79.100,- (inkl. 18 % NoVA und 20 % MWSt)

(c) Bilder: Sebastian Poppe