Alfa Romeo Giulia Veloce Q4: Rote Begierde

Taufrisch ist der Alfa Romeo Giulia nicht mehr, jedoch bietet die italienische Sportlerin so viel Emotion, dass es für eine komplette Neuauflage bis dato noch keine Notwendigkeit gab. Die letzte Überarbeitungskur brachte nur Feinheiten mit sich, womit dieses Thema bereits für ein nahezu perfektes und zugleich elegantes Fahrzeug spricht. Dadurch hat das gelungen stilvolle und vor allem zeitlos sportliche Auftreten niemals an ihrem Reiz verloren.
Außerdem ist das neue Modelljahr 2023 – bei dem es dann doch ein paar signifikante Änderungen gibt – bereits bestellbar, darüber wird unser Chefredakteur nächste Woche berichten.

Exterieur: Mehr Alfa geht nicht

Sportlichkeit und italienische Eleganz zeichnen das Erscheinungsbild der Alfa Romeo Premium-Mittelklasselimousine aus. Von vorne unverkennbar, die von allen Alfa Fans so geliebte, einzigartige Schreibweise der Designer. Diese Ansicht überzeugt wahrscheinlich auch noch in 50 Jahren und entbehrt jeglicher zusätzlicher Worte. Die Fortsetzung über die Flanken bis hin zur Heckpartie strotzt förmlich vor Sucht nach Blicken. Und die perfekt dazu passenden Alufelgen Classico, welche den Blick zu den rot lackierten Bremssätteln nur dezent verwehrt, müssen einfach die Kontaktstelle zum Asphalt bilden. Es geht fast nicht anders eine andere Kombi zu wählen, um sich einen optisch perfekt abgestimmten Alfa Giulia vorzustellen.

Antrieb: Q4 Allrad mit turbogeladenen 280 PS

Die Rosso Lackierung der Giulia lässt die italienische Schönheit nicht nur sportlich aussehen. Die Sportlimousine wird über alle vier Räder angetrieben und über eine Achtgang-Automatik von ZF geschalten . Befeuert wird der Antriebsstrang über ein 2,0-Liter 16V Turbobenziner Aggregat mit satten 206 kW/280 PS Leistung. Dieses ist zusätzlich über einen Drehwählschalter in drei Leistungsstufen (DNA) abstimmbar, um sich den jeweiligen Gegebenheiten perfekt anpassen zu können. Das Vierzylinderaggregat ist sehr drehfreudig, jedoch nicht teilelektrifiziert (optimale Leistung bei 5.250 U/min), was zur Folge hat, dass der Spritverbrauch etwas höher ausfällt. Im Test sind knapp 10 Liter pro 100 Kilometer Super durch die Einspritzanlage geflossen, wobei man das bei dieser sportlichen Fortbewegung gerne in Kauf nimmt.

Die Auspuffanlage, welche in je eine dicke, echte Auspuffröhre endet, ist im Klang satt, jedoch etwas zu zurückhaltend für den restlichen Auftritt. Hier würde man sich auch gerne eine optionale Abgasanlage inklusive Klappensteuerung wünschen – ähnlich wie bei der Topversion Quadrifoglio mit dem legendären Kleeblatt.

Interieur und Sicherheit: Es fehlt nur mehr die Sonnenbrille

Bei dieser italienischen Schönheit entschied sich Alfa Romeo auf die große Karte zu setzen, und so wurde das Ausstattungspaket Veloce verbaut. In der Giulia herrscht südländischer Flair mit einem gesunden Mix aus modernen und klassischen Elementen mit hoher Qualität und Nutzen. Die roten Sport-Ledersitze duften nach italienischem Leder und die Armaturenlandschaft bietet einen tiefen Einblick in die südländische, zum Teil verspielte Seele. Das Glasdach, welches sich zweigeteilt über das ganze Dach erstreckt, sorgt in der Kombination mit der 3-Zonen Klima und Sitzheizung für ein perfektes Raumklima. Die Bedienung fällt auch neben den noch üppigen verbauten Schaltern und Reglern auf dem ausreichend großen 8,8-Zoll Display einfach und selbsterklärend aus. Vieles kann auch über den Dreh- und Drückregler an der Mittelkonsole bedient werden, wobei das Navigationssystem per Touch-Befehl am Display deutlich schneller gestartet wird.

Zeitgemäß ist auch das Sicherheitsangebot in der Giulia Veloce. Dieses wurde zwar mit einem aufpreispflichtigen Fahrassistenz Plus Paket aufgemöbelt, enthält dadurch aber sämtliche Features, die auch in modernsten Fahrzeugen verbaut sein sollten, um Material und Leben zu schützen.  

Platzangebot: Kleine Abstriche im Fond

Trotz der vier Türen stellt die italienische Limousine ihren sportlichen Charakter jederzeit unter Beweis. Das merkt man bereits beim Ein- und Aussteigen. Nahezu mit dem Asphalt verbunden sind die Sitzflächen der mit perfekten Seitenhalt durch verstellbarer Seitenpolster ausgestatten Ledersitze angesiedelt. Dafür fällt die Kopffreiheit auch für große Personen entsprechend auf allen Plätzen großzügig aus. Leider sieht das bei der Beinfreiheit im Fond nicht mehr ganz so rosig aus. Hier muss mit einigen Abstrichen gerechnet werden oder die erste Reihe muss durch Vorrutschen etwas an Komfort einbüßen. Der Kofferraum fasst 480 Liter und bietet somit reichlich Ladevolumen, um deutlich mehr als die Badesachen mitnehmen zu können. Zusätzlich lässt sich auch noch die Rückbanklehne geteilt per Hebel im Kofferraum umklappen.

Fahreindruck, Fazit: Sportlich, kraftvoll

Hier verstecken sich die größten Stärken der flotten Italienerin. Der kraftvolle Turbo-Benziner setzt zwar aufgrund der fehlenden elektrischen Unterstützung mit dem eines herkömmlichen Turboverbrenners gewohnten leichten Verzögerung ein, jedoch dies dann mit entsprechendem Nachdruck. Gut, dass die Giulia als Veloce Version serienmäßig über einen Q4 Allradantrieb verfügt und über alle Vieren mit dem Asphalt verbunden ist. Dank des guten Zusammenspiels steht einer knapp über fünf Sekunden auf Tempo einhundert nichts mehr im Wege. Das rote Teil der Begierde wiegt inklusive Fahrer nur knapp 1,6 Tonnen und verfügt wie bereits erwähnt über einen tiefen Schwerpunkt, den wir in Zeiten wie diesen sehr zu schätzen wissen.
Dadurch wird es zur wahren Freude, sobald eine kurvige Strecke in Angriff genommen werden kann. Das straffe Sportfahrwerk schont zwar die Bandscheiben, doch ansonsten merkt man, wo die sportliche Reise hingehen soll.
Dank der perfekt anpassbaren Sportsitze, bleibt bei der rasch einsetzenden Querdynamik jeder Insasse in den Sportsitzen eingeklammert. Die Bremsen sind ebenso sportlich ausgelegt, innenbelüftet und zielgenau dosierbar. Somit ist alles angerichtet, um mit einem großen Grinser hinter dem Sportvolant die Emotion, Leistung und das Fahrverhalten der Alfa Romeo Giulia Q4 Veloce ausführlich zu genießen.

Was uns gefällt:

  • Das zeitlose Design als auch die erstklassige Markenidentität
  • Das Fahrvergnügen
  • Die keinesfalls kitschige Lederausstattung

Was wir noch verbessern würden:

  • Die Verbrauchswerte bei flotter Fahrt
  • Die hohen Steuern in Österreich
  • Das Platzangebot im Fond

Factbox: Alfa Romeo Giulia 2.0 16V Veloce Q4 AT8

Motor/Antrieb

Motor:
4-Zylinder Turbobenzinmotor Reihe
Hubraum: 1.995 ccm
Leistung kW/PS: 206 kW/280 PS bei 5.250 U/min
Drehmoment: 400 Nm 2.250 U/min
Antrieb: Allradantrieb
Getriebeart: 8-Stufen Automatikgetriebe
0-100 km/h: 5,2 Sekunden
V-Max: 240 km/h

Verbrauch/Umwelt

Werksangabe –kombiniert, l/100 km: 7,7-8,1
Gas-Junky-Test – Durchschnitt l/100 km: 9,5
CO2 Emissionen: 175 – 183 g/km Euro 6d-Final

Bremsen/Felgen/Reifen

Bremsen:
VA + HA: Scheibe innenbelüftet
Felgen/Reifen: VA 225/40 R19,HA 255/35 R19

Gewicht und Maße

Leergewicht fahrbereit inkl. Fahrer:
1.605 kg
L/B/H: 4,650 / 1,860 / 1,438 m
Radstand: 2,820 m
Kofferraumvolumen: 480 Liter
Tankinhalt: 58 Liter
Kraftstoff: Super

Preise

Alfa Romeo Giulia zu haben ab:
€ 51.900,-
Alfa Romeo Giulia Veloce zu haben ab: € 65.200,-
Preis Testfahrzeug inkl. NoVA und MWSt: € 74.650,-


Sonderausstattung:

Glasschiebedach € 1.400,-

Bremssättel rot lackiert € 300,-

Premium Interieur und Sound Paket € 2.000.-

Fahrassistenz Plus Paket € 1.250.-

(c) Bilder: Sebastian Poppe