Ford Mustang Mach-E im Test: Pony unter Strom!

Als vor knapp fünf Jahren der Ford Mustang Mach-E auf den Markt kam, war der Aufschrei unter den Petrolheads groß. Wie kann es nur sein, dass ein Elektrofahrzeug die Modellbezeichnung „Mustang“ bekommt? Immerhin steht dieser Name doch für den Inbegriff von V8 Muscle Cars. Mittlerweile hat sich der Aufschrei etwas gelegt, die Kritik kann man aber grundsätzlich nachvollziehen. Weniger aufgrund der Emotionalität, sondern schlichtweg weil das Pony-Logo optisch auf dem Fahrzeug stört.
Das Erscheinungsbild wäre auch ohne dem Pony schick genug und als „Mach-E“ wohl nicht schlechter angekommen. Und eine Erscheinung ist der Mustang Mach-E ohnehin im Straßenbild, noch dazu wenn man mit dieser Lackierung aus der Masse hervorsticht. Denn die Farbe „Eruption Green“ des Testwagens war der Eyecatcher schlechthin während der Testphase und kam bei zahlreichen Passanten sehr gut an. Aufgrund der coupéhaften SUV-Karosserieform bietet er im Innenraum viel Platz, sofern man den Einstieg schafft. Denn klassische Türgriffe gibt es nicht, stattdessen lassen sich die Türen nur mittels Knopfdruck öffnen. Bei den vorderen Türen gibt es als Unterstützung zwar eigene Griffschalen, deren Gestaltung ist aber etwas misslungen.

Im Cockpit angekommen wird man von einem aufgeräumten Armaturenbrett begrüßt. Auffällig ist der 15,5-Zoll große Infotainment-Bildschirm, extrem verspielte Designelemente gibt es jedoch nicht.
Der Mustang Mach-E ist für ein Elektroauto fast schon schlicht gestaltet, punktet dafür mit einer guten Verarbeitungsqualität und komfortablen Sitzen, was im Endeffekt auch das Wichtigste ist.
Stauraum ist im gesamten Fahrzeug ausreichend vorhanden, wobei der – trotz Allradantrieb – 100 Liter große Frunk besonders erwähnt werden muss. Falls man nasse Schuhe oder Regenschirme hat, kann man diese hier gut verstauen, da ein eigener Abfluss am Boden die Nässe ableitet – genial und praktisch zugleich!

Ein Mustang auf Steroiden?

Dass der Mustang Mach-E über 2,2 Tonnen auf die Waage bringt merkt man ihm kaum an, auch in engen Straßen und Parkhäusern ist er überraschend wendig. Klar, bei 375 PS in der getesteten Premium Variante hat der Motor mit dem Gewicht leichtes Spiel, ähnlich schwere Fahrzeuge fühlen sich dennoch behäbiger an. Das dürfte hauptsächlich an der das Fahrwerksüberarbeitung im Zuge des Facelifts liegen, dieses wurde bei den ersten Modellen kritisiert. Einerseits werden Bodenunebenheiten recht sanft abgefedert, andererseits liegt das Fahrzeug satt in Kurven und verleitet – auch dank Allrad – zu noch flotteren Kurvenfahrten.

Dabei hat man die Wahl zwischen drei Fahrmodi, wobei man getrost beim normalen Fahrmodus „Aktiv“ bleiben kann, da die Unterschiede zu den anderen beiden Fahrmodi nicht extrem ins Gewicht fallen.
Bei der Rekuperation hat man die Wahl zwischen einer automatischen Rekuperation oder dem One-Pedal-Modus.

Lenkradwippen zur Einstellung der Intensität gibt es keine, wobei die automatische Rekuperation bereits sehr gute Arbeit leistet und es kaum Feintuning bedarf. Das schlägt sich auch im Verbrauch nieder, der angesichts der Leistung und Fahrweise mit 19 kWh/100 km sehr effizient ausfällt. Allgemein bietet diese Motorvariante den idealen Kompromiss aus Vortrieb und Verbrauch, sportlich ambitioniertere Fahrer brauchen also nicht zwingend auf die leistungsstärkere GT-Variante zurückgreifen. Wenn man in die andere Richtung blickt, so hält sich der Mehrverbrauch im Vergleich zu den schwächeren Heckantriebsvarianten im überschaubaren Rahmen, weshalb wir guten Gewissens die getestete Extended Range Variante empfehlen können.

Teilautonomes Fahren dank BlueCruise

Der Testwagen verfügt über die neue (aufpreispflichtige) BlueCruise Technologie. Dahinter steckt ein System für teilautonomes Fahren auf definierten „Blue Zone“ Autobahnabschnitten, wobei der Großteil der heimischen Autobahnen abgedeckt ist. Man kann also den Tempomat aktivieren und BlueCruise erkennt automatisch, ob teilautonomes Fahren möglich ist oder nicht. Falls ja, übernimmt BlueCruise die Spurhaltung und passt sich auch automatisch an die Geschwindigkeitsbeschränkungen an. Was leider nicht unterstützt wird, ist ein automatischer Spurwechsel. Und teilautonom bedeutet in dem Fall auch, dass freihändiges Fahren zwar möglich ist, das Lenkrad aber dennoch berührt werden muss, falls die Innenraumüberwachung der Meinung ist, dass der Fahrer nicht aufmerksam genug ist.
Zudem zieht es den Mustang Mach-E bei der Kurvenfahrt zu sehr an den Rand der Spur, was andere Verkehrsteilnehmer irritieren könnte und teilweise auch ein mulmiges Gefühl hinter dem Steuer auslöst. Baustellenmarkierungen werden dafür sehr gut erkannt und bei längeren Baustellen bietet sich das System zum entspannten Durchfahren an. Wer sich für dieses System entscheidet, kann es 90 Tage lang gratis verwenden, anschließend kostet es im Abo entweder monatlich € 24,99 oder jährlich € 280,-.
Für gelegentliche Autobahnfahrten macht dieses Abo meiner Meinung nach wenig Sinn, Vielfahrer hingegen sollten sich zumindest die 90 tägige Testphase gönnen und dann für sich selbst entscheiden, ob es ihnen das Abo wert ist oder nicht.

Stabile Ladeleistung mit Luft nach oben

Steuert man mit dem Mustang Mach-E eine Schnellladestation an, wird man sich nach dem Beginn des Ladevorgangs über den raschen Anstieg der Ladeleistung freuen. Diese erreicht schon nach kurzer Zeit den Peak mit den versprochenen 150 kW, fällt aber bereits kurze Zeit später linear ab. Bei einem Ladevorgang von 21%-80% ergab das eine durchschnittliche Ladeleistung von 108 kW und hat 30 Minuten gedauert. Aufgrund des großen Akkus ist die Ladeleistung für gelegentliche Langstrecken wohl ausreichend, Vielfahrer werden damit vermutlich weniger Freude haben. Mittlerweile ist man bei vergleichbaren Fahrzeugen deutlich höhere Ladeleistungen gewohnt, Ford dürfte hier also gerne noch etwas nachbessern.

Fazit

Der Ford Mustang Mach-E ist mit seiner neuen BlueCruise Technologie um eine Facette erweitert worden, welche das Fahrzeug nochmal interessanter macht. Zudem bieten die Fahrleistungen und der Ausstattungsumfang der Premium Variante ein optimales Gesamtpaket für jedermann. Zwar gibt es Abstriche bei der Ladeleistung, angesichts des großen Akkus und des guten Verbrauchs kann man aber selbst darüber hinwegsehen.

Was mich begeistert:

  • Der trotz Allradantrieb große Frunk
  • Das Dynaudio Soundsystem
  • Der Sitzkomfort

Was ich mir noch wünschen würde:

  • Ein Rebranding auf „Mach-E“
  • Eine höhere, durchschnittliche Ladeleistung
  • Bessere, haptische Türgriffe

Factbox: Ford Mustang Mach-E Extended Range AWD

Motor/Antrieb

Motor: Permanentmagnet-Synchronmotor
max. Leistung kW/PS: 276 kW / 375 PS
Dauerleistung kW/PS: Vorderachse 32 kW / Hinterachse 92 kW
Drehmoment: 675 Nm
Antrieb: Allrad
Getriebeart: Eingang-Automatikgetriebe
0-100 km/h: 4,8 Sekunden
V-Max: 180 km/h

Verbrauch/Umwelt

Werksangabe – kombiniert kWh/100 km: 19,3
Werksangabe – Reichweite: 550
Gas-Junky-Test – Durchschnitt kWh/100 km: 19

Bremsen/Felgen/Reifen

Bremsen: VA+HA: Scheibenbremsen innenbelüftet
Felgen/Reifen: 225/55 R19

Gewicht und Maße

Leergewicht: 2.245 kg
L/B/H: 4,713 m / 1,881 m / 1,624 m
Radstand: 2,984 m
Kofferraumvolumen: 519-1.420 Liter
Frunk: 100 Liter
Batterietyp: Lithium-Ionen (NMC)
Batterie Energiegehalt:
88 kWh
Kraftstoff: Elektro
Ladedauer Wallbox 11kW: 10% – 80% 10,16 Stunden
Gleichstrom-Schnelllader bis zu 150kW: 10% – 80% 36 Minuten

Preise

Mustang Mach-E zu haben ab: € 43.390,00* / € 55.100,00
Mustang Mach-E ER AWD 99 kWh Premium zu haben ab: € 59.954*/€ 70.900
Preis Testfahrzeug inkl. MWSt: € 62.254*/ € 73.200,00

Sonderausstattung

Panoramadach: € 1.200,00
Eruption Green Lackierung: € 1.100,00

*Aktionspreis

(c) Bilder: Andreas König