Es ist wie das Amen im Gebet, dass die Ingenieure im Zuge des Generationenwechsels bzw. Facelifts einen perfekten Sportwagen noch mehr Präzision, gesteigerte Effizienz und zugleich noch bessere Fahrdynamik spendieren. Wir nehmen im Porsche 911 Targa 4 GTS (992.2) Platz.
Auch wenn viele behaupten, dass es seit Jahrzehnten immer wieder das gleiche Spielchen sei, da müssen wir enttäuschen. Denn mit dem neuen T-Hybrid hat man bei Porsche ordentlich Technik im Zuge des Facelifts unter die Karosserie gepackt. Aber dazu später mehr.
Interieur: Erstklassige Haptik, sportliches Design und intuitive Bedienung
Platz genommen wird auf 18-fach elektrisch verstellbaren Sportsitzen mit integriertem Porsche Logo, die Sitzposition ist eine Klasse für sich – wir würden uns diese gerne für jedes Fahrzeug wünschen. Schade finden wir, dass man nun auch im Elfer einen Start Button für das Anlassen und Abstellen des Boxer-Triebwerk integriert hat. Der analoge Drehzahlmesser (den wir aus dem 992.1 kennen) musste weichen. Nun blickt man auf eine volldigitale Instrumententafel (12,6-Zoll Curved Display), die dennoch sehr intuitiv zu bedienen ist. Diesen Eindruck hinterlässt auch das Infotainment-System (10,9-Zoll), denn hier gibt es eine klare Bedienstruktur, die sozusagen selbsterklärend ist, dennoch sind noch einzelne Tasten und Drehregler vorhanden.
Über die Materialwahl brauchen wir hier kaum Worte verlieren, denn im GTS ist es ein Mix aus Race-Tex, Volllederausstattung und zahlreichen anderen hochwertigen Materialien. Die Rücksitzbank dient eher für Kurzstrecken, wobei hier auch niemand wegen der Platzverhältnisse meckern würde, sondern jeden Kilometer genießen wird.












Fahrverhalten: T-Hybrid sorgt für ordentlich Dampf! Zwischen GT3 und Turbo?
Die Porsche Ingenieure haben hier Erkenntnisse aus dem Motorsport einfließen lassen und zwischen zahlreichen, technischen Möglichkeiten wohl das beste Los für einen Elfer gezogen.
Die Rede beim T-Hybrid ist von EINEM neu entwickeltem Abgasturbolader, hier wurde eine E-Maschine integriert (zwischen Verdichter- und Turbinenrad), womit der Lader sofort und wir meinen SOFORT ansprechen kann. Darüber hinaus hat man in das verstärkte Achtgang-PDK eine permanente Synchronmaschine integriert – diese sorgt für eine Zusatzleistung von bis zu 40 kW und 150 Nm Drehmoment. Beide E-Motoren sind an eine kompakte Hochvolt-Batterie mit 400 Volt Spannung gekoppelt. Hauptakteur ist beim neune T-Hybrid ein 3,6-Liter Boxermotor mit 357 kW (485 PS) und 570 Nm – inklusive der elektrischen Unterstützung verfügt man über eine Systemleistung von sage und schreibe 398 kW (541 PS) und 610 Nm. Die zusätzlichen Komponenten bringen lediglich 50 Kilogramm mehr auf die Waage – und die Fahrleistungen können sich mehr als nur sehen lassen. Sensationell finden wir, dass der kleine Akku niemals leer wird, selbst bei der sportlichsten Fahrweise und man verfügt jederzeit über reichlich E-Power. Turboloch? Was ist das? Außerdem spendiert diese Technik so präzise Unterstützung, dass man dies niemals so richtig mitbekommt – andere Systeme (ja diese sind wohl mehr auf Effizienz programmiert) hinterlassen immer einen rauen Übergang, das hat Porsche mit unglaublicher Präzision umgesetzt.











Die Targa GTS-Version beschleunigt in nur 3,1 Sekunden aus dem Stand auf Tempo einhundert und die V-Max beträgt 312 km/h. Bei den GTS-Versionen zählt die Hinterachslenkung erstmals zur Serienausstattung, das Sportfahrwerk mit variablem Dämpfersystem (PASM) sorgt für 10 mm Tieferlegung und die Hinterachse ist mit 315er Pneus bestückt.
In der Praxis liefert der GTS eine Mischung aus GT3 und Turbo – das Fahrverhalten könnte besser nicht abgestimmt sein. Im Normal Modus unterhält die GTS-Version lediglich die Passanten mit einem edlen Boxer-typischen Kaltstart. Der Pilot wird hier mit einem sportlichen, dennoch keinesfalls zu scharfen Einlenk- oder Federverhalten bestraft, eine noble Abstimmung für den dynamischen Alltag eben.
Wechselt man in den Sport oder Sport Plus Modus erweckt die Targa-Version mit dem sportlichen Kürzel (Allrad ist bei allen GTS Versionen Serie) die Passagiere und zeigt welche Perfektion die Ingenieure wieder mal geliefert haben.
Das Einlenkverhalten könnte präziser und passgenauer nicht ausfallen, das Fahrwerk inklusive der Mischbereifung performt unglaublich. Geballt mit dem hubraumstärkeren Aggregat inklusive zarter E-Unterstützung (die an erster Stelle mehr Performance liefert) ist hiermit jede einzelne Kurve ein Traum.
Das PDK sorgt für Gangwechsel, da sind andere Automatik-Getriebe noch im Dauerschlaf unterwegs. Unter Last ist das Konzert des Sechszylinder-Boxers eine einzige Symphonie der Extraklasse, wenn der GTS aus seinen beiden Endrohren nur so rausposaunt – zwischen Gänsehaut und Adrenalin pur.
Wer tatsächlich die volle Systemleistung abrufen mag, der sollte die rote Taste am Fahrmodi-Regler betätigen (Sport-Respone-Button) für rund 20 Sekunden liefert der GTS maximale Performance, mehr davon erhält man nur im neuen GT3 oder Turbo (S).
Wobei man sich dies nur schwer vorstellen kann, denn die aktuelle GTS-Version wirkt im Praxistest beinahe schon als Sperrspitze in puncto Performance, die auch im Alltag Sinn macht.
Auch bei der Entschleunigung hinterlässt der Targa 4 GTS einen unglaublich präzisen Eindruck, denn die Sport-Stopper sind erstklassig dosierbar und selbst bei flotter Fahrweise bleibt dieser Eindruck unverändert.
Für uns bleibt das Halbdach-Cabrio mit dem Überrollbügel ganz klar die eleganteste und zugleich schönste Version des Neunelfers. Dass all diese Technik und Präzision der Sportlichkeit seinen Preis haben, das sollte kein Geheimnis sein. Hierzulande gesellt sich dann noch ein ordentlicher Brocken an Steuern hinzu, dennoch gibt es für uns aktuell keinen besseren Sportwagen.
Factbox: Porsche 911 Targa 4 GTS (992.2)
Motor/Antrieb
Motor: 6-Zylinder Boxermotor Single Turbo inkl. Hybrid Unterstützung
Hubraum: 3.591 ccm
Leistung kW/PS Verbrenner: 357 kW / 485 PS
Leistung E-Motor: 41 kW / 56 PS
System-Leistung kW/PS: 398 kW/ 541 PS
System Drehmoment: 610
Antrieb: Allrad
Getriebeart: 8-Gang PDK
0-100 km/h: 3,1 Sekunden
V-Max: 312 km/h
Verbrauch/Umwelt
Werksangabe – kombiniert: 10,9 L/ 100 km
Gas-Junky-Test – Durchschnitt: 12,2 L/ 100 km
CO2-Emissionen: 248-242 g/km
Reifen/Felgen/Bremsen
Bremsen: VA+HA: Scheibenbremsen innenbelüftet und gelocht
Felgen/Reifen: 245/35 R20 und 315/30 R21
Gewicht und Maße
Leergewicht: 1.771 kg
L/B/H: 4.553/ 1.852/ 1.302 mm
Radstand: 2.450 mm
Tankinhalt: 64 Liter
Kraftstoff: Super plus
Kofferraumvolumen: 135 Liter (vorne) + 163 Liter (hinter Vordersitzen)
Preise
Porsche 911 Targa GTS zu haben ab: € 251.918,55,-
Testwagenpreis inkl. Steuern: € 276.572,05,-
Sonderausstattung:
Außenfarbe: Kreide € 4.861,50
Adaptive Sportsitze Plus (18-Wege,elektrisch) mit Memory-Paket € 3.649,50
Sitzbelüftung vorn € 1.374
HD-Matrix LED-Hauptscheinwerfer abgedunkelt € 3.850,50
Privacy-Verglasung € 711
Porsche Wappen auf Kopfstützen € 387
Bremssättel in Schwarz (hochglanz) € 1.065
BOSE Surround Sound-System € 1.905
(c) Bilder: Sebastian Poppe
