Ford Ranger Wildtrak im Test – Angriff aus dem Unterholz

Es gibt Lifestyle Pick-ups und dann gibt es Arbeitstiere. Zu letzterem zählt wohl der Ford Ranger Wildtrak (zumindest in der Einstiegsversion), denn während die Ranger Versionen MS-RT und Raptor aufgrund ihrer sportlicheren Eigenschaften kaum befestigte Straßen verlassen werden, fühlt sich der Ranger Wildtrak dort umso wohler und lässt auch mit zahlreichen Komfort- und Luxusfeatures nichts anbrennen. Verspricht doch der Wildtrak ein geländegängiges Arbeitsauto zu sein, welches ein hohes Maß an Komfort bietet. Um uns einen Eindruck davon machen zu können, wurde uns ein Ranger Wildtrak mit dem Top Diesel in der aufsehenerregenden Metallic Lackierung Cyber Orange zur Verfügung gestellt.

Understatement gibt es nicht – schon gar nicht beim Wildtrak!

Dass man es mit einem Wildtrak zu tun hat, erkennt man rasch beim Blick auf das Heck und die Türen, da an besagten Stellen ein entsprechender Schriftzug angebracht ist. Wobei das auffälligste Merkmal des getesteten Rangers ist die schrille orange Wagenfarbe, die ihn wie ein bunter Hund aus dem Verkehr herausstechen lässt. Im Zusammenspiel mit den schwarzen Akzenten rund um das Fahrzeug passt ihm diese Lackierung außergewöhnlich gut. Und sollte man im Wald verloren gehen, wird man dank der Farbe bestimmt schneller gefunden. Die Außenmaße sind typisch Ranger-üppig dimensioniert, alleine die Länge von fast 5,4 Meter sprengen den Rahmen zahlreicher Parkplätze. Für Parkkünste ist er zugegeben auch nicht konzipiert, denn einen wesentlicher Anteil an der Länge nimmt die Ladefläche mit ihren mehr als 1,5 Metern in Anspruch, die aufgrund der Doppelkabine um 74 Zentimeter kürzer ist als bei der Einzelkabine. Egal wie lange die Ladefläche nun ist, große wie kleine Buben haben hier hinten ihre Freude mit dem Ranger, alleine der erste Aufstieg kann etwas abenteuerlich sein. Oben angekommen findet man zahlreiche Befestigungshaken, eine Steckdose für einen Outdoor Einsatz und eine Ladeklappe als Mini-Sprungschanze. Die wuchtig wirkende Anhängerkupplung macht nicht nur auf dicke Hose, sondern leistet auch einiges. Bis zu stattlichen 3,5 Tonnen Anhängerlast sind für viele Käufer wohl das Kaufargument schlechthin. Während der Testphase konnte ich einen Teil dieser Anhängelast gut für einen Schottertransport nutzen, welchen der Ranger erwartungsgemäß mühelos gemeistert hat. Wobei wenn man sich die Größenverhältnisse zwischen dem Ranger und meinem 750 kg Anhänger betrachtet, wundert einen das noch weniger.

Arbeit und Komfort sind kein Widerspruch

Im Innenraum angekommen wird man ebenfalls von einigen Wildtrak Schriftzügen begrüßt, welche sich in einem optimalen Mix aus robust verarbeiteten Materialien mit stellenweise lederbestückten Flächen wiederfinden. Da der getestete Wildtrak über eine Doppelkabine verfügt, gibt es eine Rückbank die ein zusätzliches Plus an Komfort bietet, auch wenn die Beinfreiheit für großgewachsene Mitfahrer etwas gering ausfällt.

Beim 12-Zoll großen Infotainmentsystem ist für die Bedienung selbstverständlich auch das Ford SYNC 4A System enthalten, zu dem unter anderem eine kabellose Smartphone Konnektivität für Android Auto und Apple CarPlay zählt. Über das Display werden auch Radio, Klimaautomatik, Navigation & Co bedient, wobei die Menüführung sehr übersichtlich gestaltet ist. Positiv zu erwähnen ist zudem, dass es für die Steuerung der Lautstärke und der Temperatur noch haptische Knöpfe und Drehregler gibt.

Die optional erhältliche 360-Grad-Kamera sorgt für sicheres Rangieren auf und abseits der Straße. Zur Unterstützung von Geländemanövern aktiviert sich bei Fahrten im Offroadmodus automatisch dauerhaft die Frontkamera, was bei einer Testfahrt über einen Waldweg mein subjektives Sicherheitsgefühl deutlich erhöht hat.

Zu der Sonderausstattung des Ranger Testwagens zählt das 640 Watt starke Bang&Olufsen Soundsystem, welches mit seinen 10 Lautsprechern für optimale Beschallung sorgt. Platzsparend gelöst wurde die Platzierung des dazugehörigen Subwoofers hinter der Rückbank.

Noch nie hat Offroad mehr Spaß gemacht

Bei der Motorisierung hat man beim Ranger die Wahl zwischen Benziner, Diesel und neuerdings sogar einem Plug-in-Hybrid (den wir zu einem späteren Zeitpunkt unter die Lupe nehmen werden).
Wenn es um anspruchsvolle Offroadtouren oder den Einsatz größerer Anhänger geht, führt aber kaum ein Weg am V6-Diesel vorbei. Dieser bietet das Optimum an Drehmoment, Vortrieb und Verbrauch. Überholvorgänge sind ebenso wenig ein Problem wie sensibles Rangieren auf steilen Waldstraßen. Aufgrund der Größe des Fahrzeugs ist der Ranger mit über 10 Litern auch entsprechend durstig, weshalb der Großteil der Testphase im Heckantrieb gefahren wurde. Damit lassen sich Verbrauchswerte zwischen 8-9 Litern erzielen, auch wenn der langfristige Verbrauch doch in Richtung 10 Liter schielt.
Leider ist die 10-Gang-Automatik etwas gewöhnungsbedürftig, da die Schaltvorgänge teilweise sehr unharmonisch und ruppig erfolgen, hier darf Ford gerne noch etwas Feintuning betrieben.
Wer den Ranger in unwegsamen Gelände bewegen möchte, für den führt kein Weg am Allrad Drehschalter zur Wahl der Geländeübersetzung und dem Terrain-Management-System mit seinen sechs Fahrmodi vorbei. Bei der richtigen Einstellung gibt es für den Ranger kaum überwindbare Grenzen, egal wie hoch hinauf oder steil abwärts es geht, als Fahrer bekommt man eindrucksvoll das Gefühl vermittelt, immer Herr der Lage zu sein.

Fazit

Der Ford Ranger Wildtrak vereint hohen Nutzwert mit üppiger Sonderausstattung. Denn wenn man sich schon durch den Dreck wühlt, dann wenigstens komfortabel bzw. fast schon luxuriös.
Abgesehen von der Geländetauglichkeit punktet der Ranger mit der hohen Anhängelast und ist somit für zahlreiche gewerbliche als auch private Käufer interessant. Zwar ist der Wildtrak eine der teuersten Ranger Ausstattungsvarianten, dennoch wird einem für das Geld ordentlich was geboten.

Was mich begeistert:

  • Der kraftvolle V6-Diesel
  • Die Geländegängigkeit
  • Die hohe Anhängelast

Was ich mir noch wünschen würde:

  • Eine harmonischere Automatik
  • Etwas mehr Platz auf der Rückbank
  • Ein hohes Rabattangebot beim Kauf

Factbox: Ford Ranger Wildtrak 3.0 EcoBlue V6

Motor/Antrieb

Motor: V6-Dieselmotor
Hubraum: 2.993 ccm
Leistung kW/PS: 177 kW / 240 PS
Drehmoment: 600 Nm bei 1750-2250 U/min
Antrieb: Allrad
Getriebeart: 10-Gang-Automatikgetriebe
0-100 km/h: 8,7 Sekunden
V-Max: 190 km/h

Verbrauch/Umwelt

Werksangabe – kombiniert Liter/100 km: 10,1
Gas-Junky-Test – Durchschnitt Liter/100 km:
10
CO2 Emissionen g/km: 266

Bremsen/Felgen/Reifen

Bremsen: VA: Scheibenbremsen innenbelüftet HA: Scheibenbremsen innenbelüftet
Felgen/Reifen: 255/55 R20 (Testversion)

Gewicht und Maße

Leergewicht: 2.486 kg
L/B/H: 5,370 m / 2,015 m / 1,884 m
Radstand: 3,270 m
Ladelänge: 1,564 m

max. Anhängelast (gebremst): 3.500 kg
Tankinhalt: 80 Liter
Kraftstoff: Diesel

Preise

Ford Ranger zu haben ab: € 45.888,60
Ford Ranger Wildtrak V6 A10 zu haben ab: € 80.351,80
Preis Testfahrzeug inkl. MWSt: € 86.247,80

Sonderausstattung:

Unterbodenschutz auf Wachsbasis € 375,20
Audiosystem 106 € 804
Technologie Paket 68 € 1.313,20
Fensterheben hinten mit Quickdown-Schaltung € 107,20
Rad-Paket 255/55R20 € 1.340
Komfort Paket € 763,80
Cyber Ornage Metallic € 1.192,60

(c) Bilder: Andreas König