Mit dem Seal U DM-i startet BYD nun mit dem ersten Plug-in-Hybrid Modell. Das Kürzel bedeutet Dual Mode Intelligent. Wir haben bereits die rein elektrische Version (den Seal U) unter die Lupe genommen. Nun testen wir die Topversion des Plug-in-Hybrids. Über 800 Kilometer Reichweite verspricht der Hersteller in der Topversion. Kann der Seal U DM-i diese Reichweite auf der Langstrecke tatsächlich unter Beweis stellen und wie fährt sich die Topversion mit dem Motoren-Trio im Alltag?

Interieur: Hochwertige Materialwahl und jede Menge Platz
Auch in der PHEV-Version des BYD Seal U setzt man auf hochwertige Materialwahl, die man teilweise bei der Konkurrenz und deren deutlich höheren Preispolitik vermisst.
Auch das drehbare Infotainment-Display mit 15,6-Zoll kommt uns bereits aus der rein elektrischen Version bekannt vor und zählt zu den klassischen BYD-Features.
Die einzelnen Menü-Punkte sind nach einer kurzen Eingewöhnungsphase auffindbar und sorgen während der Fahrt für wenig Ablenkung. Wir waren meist via Apple CarPlay verbunden und auch hier dürfte das Display etwas flotter auf die einzelnen Befehle reagieren.
Großes Lob gilt auch bei der DM-i Version für die Kopf- und Beinfreiheit in beiden Reihen, die Hinterbänkler können die Rücklehnen für mehr Komfort sogar neigen. Die Sitze für Fahrer- und Beifahrer bieten jede Menge Komfort und sind nicht nur an kalten Wintertagen beheizbar, sondern sorgen auch an Sommertagen für eine Sitzkühlung (sogar ohne Aufpreis). Das Kofferraumvolumen fällt mit 425 bis 1.440 Liter etwas schmäler als beim Seal U aus, die Rückbank kann im Verhältnis 60:40 geteilt werden.









Umfangreiche Serienausstattung und fairer Preis
Lediglich das Österreich-Paket (Unterbodenversiegelung, Velourmatten, Ladekabel und ein V2L-Adapter) und die vier Außenlackierungen findet man in der Optionsliste. Alle anderen Features sind bereits in der Basis-Ausstattung inkludiert. Die Boost Version bildet mit € 37.500 den Einstieg und die im Test gefahrene Design-Version steht mit € 44.500 in der Preisliste. Beheizbare und belüftete Sitze aus veganem Leder, LED-Scheinwerfer, Head-up-Display, elektrische Heckklappe, Panoramadach, Soundsystem mit 10 Lautersprechern, erstklassige Materialwahl und vieles mehr zählen bereits zur Grundausstattung.









Antriebsstrang und Fahrverhalten: Cruisen statt rasen
In der Allrad-Testversion hatten wir es mit einem Vierzylinder 1,5-Liter Turbobenziner und je Achse einem Elektromotor zu tun. Der aufgeladene Benziner ist vorrangig als Energie-Lieferant zuständig, erst bei Abruf der vollen Leistung gesellt sich auch der dieser hinzu.
Der BYD Seal U DM-i fährt sich daher meist eher wie ein rein elektrisches Fahrzeug – daher erhält man einen sehr ruhigen und komfortablen Fahreindruck. Als Speicher dient ein Lithium Eisenphosphat Akku mit 18,3 kWh Kapazität, dieser kann via AC mit maximal 11 kW in zwei Stunden von 15-100 Prozent und via DC mit maximal 18 kW in 35 Minuten von 30-80 Prozent geladen werden. Hier würde man sich auf der Langstrecke bis zu 50 kW bei der DC-Ladeleistung wünschen. Auch mit dem Verbrenner wird Energie erzeugt, welche dann im Akku gespeichert wird. Leider konnte auf der Langstrecke mit diesem Prinzip nur wenig Strom gespeichert werden.
Im Praxistest konnten wir eine elektrische Reichweite von rund 60 Kilometer erreichen, aufgrund des 60 Liter Tanks beläuft sich die Reichweite auf rund 800 Kilometer. BYD wird bestimmt den Akku noch ein wenig mehr Kapazität verleihen, womit die Reichweitenangst nur mehr eine billige Ausrede ist.
Die Abstimmung des Seal U DM-i fällt trotz der sportlichen Systemleistung von 324 PS und dem Systemdrehmoment von 550 Nm sehr komfortabel aus.
In 5,9 Sekunden gelingt der Sprint auf Tempo, die V-Max liegt bei 180 km/h.
Die Lenkung sollte man auf sportlich stellen, hier bekommt man zwar ein wenig Rückmeldung spendiert, dennoch würde man sich noch ein deutlich direkteres Einlenkverhalten bei der Topversion wünschen.
Das Fahrwerk wurde ebenso recht komfortabel abgestimmt, sodass man lieber auf der Langstrecke als im kurvigen Hinterland mit dem Seal U DM-i unterwegs ist. Leider gibt es hierzu auch keine adaptive Abstimmung, sodass man je nach Bedarf das Setup wählen könnte. Somit verspürt man oftmals grobe Wankbewegungen, wenn man das Fahrzeug auf der sportlicheren Kennlinie bewegt wird.
Auf Langstrecken ist aufgefallen, dass der adaptive Tempomat die gewählte Geschwindigkeit nicht konstant hält, sondern zwischen ein und drei km/h schwankt.
Im Test genehmigte sich der Seal U DM-i rund acht Liter pro 100 Kilometer, bei entsprechendem Lademanagement kann der Verbrauch der Verbrenners nochmals reduziert werden.
Unser Fa(hr)zit:
Mit dem BYD Seal U DM-i nehmen die Chinesen deren Kunden jegliche Reichweitenangst. Ebenso bekommt man die Fahreindrücke eines rein elektrischen Fahrzeugs spendiert, da der Verbrenner meist als Energie-Produzent eingesetzt wird. Hoher Komfort steht an erster Stelle, ebenso beim Fahrverhalten. Hier würde man sich noch ein direkteres Einlenkverhalten und ein strafferes Fahrwerk wie beispielweise beim Seal wünschen. Die Preispolitik, die XL-Raumverhältnisse und die erstklassige Materialwahl sprechen für eine dringende Probefahrt.
Was uns gefällt:
- Der komfortable Fahreindruck
- Die Raumverhältnisse
- Die Preispolitik
- Die Materialwahl
Was wir noch verbessern würden:
- Eine bessere „Rekuperation“ via Verbrenner
- Ein direkteres Einlenkverhalten
- Ein sportlicheres Fahrwerk bzw. adaptives für die Topversion
Factbox: BYD Seal U DM-i
Motor/Antrieb
Motor: 4-Zylinder-Turbobenziner + 2 E-Motoren
Hubraum: 1.497 ccm
Benzin-Aggregat: Leistung kW/PS: 96 kW/ 131 PS
Elektro-Aggregate: Leistung kW/PS: 150+120 kW/ 204+163 PS
Systemleistung kW/PS: 238 kW/ 324 PS
Systemdrehmoment in Nm: 550
Antrieb: Allrad
Getriebe: Stufenlose Automatik
0-100 km/h: 5,9 Sekunden
V-Max: 180 km/h
Verbrauch/Umwelt
Werksangabe – kombiniert: 7,4 l/100 km
Gas-Junky-Test – Durchschnitt: 8-9 l/100 km
CO2 Emissionen (g/km): 26
Bremsen/Felgen/Reifen
Bremsen: VA+HA: Scheibenbremsen innenbelüftet
Felgen/Reifen: 235/50 R19
Gewicht und Maße
Leergewicht: 2.100 kg
L/B/H in Meter: 4,775 m / 1,890 m / 1,670 m
Radstand in Meter: 2,765 m
Kofferraumvolumen: 425 bis 1.440 Liter
Tankinhalt: 60 Liter
Kraftstoff: Super 95
Elektrischer Energiespeicher: LFP-Akku
Elektrische Speicherkapazität in Kilowattstunden: 18,3 kWh
Elektrische kombinierte Reichweite laut Hersteller: bis zu 70 Kilometer
Preise
BYD Seal U DM-i zu haben ab: € 37.500,-
BYD Seal U DM-i Design zu haben ab: € 44.500,-
Preis Testfahrzeug inkl. MWSt: € 45.280,-
Sonderausstattung:
Österreich-Paket € 390
(c) Bilder: Sebastian Poppe
