Kia EV3 GT-Line Praxistest: Kantig, aber niemals grantig

Der Kia EV3 – das neue, kompakte E-Modell – wurde zum „World Car of the Year 2025” gekürt. Dies ist bereits der zweite Sieg von Kia, denn bereits im Vorjahr hat der Kia EV9 diese begehrte Trophäe erhalten. Mit seinem kantigen Design sorgt der EV3 für jede Menge Blickfang im Straßenbild, aber niemals mit einem grantigen Gschau.

Exterieur: Kompakte Abmessungen mit modernem und zugleich bulligem Design

Der jüngste Spross unter den EV-Modellen zeigt sich mit ausdruckstarkem Charakter. Die Front mit ihrer prägnanten Star-Map-Lichtsignatur wurde vom Kia EV9 übernommen und steht dem Kleinen erstklassig. Flache, vertikal ausgerichtete Tagfahrleuchten umrahmen die Tigernase. Sehr chic zeigt sich der EV3 in der von uns getesteten GT-Line mit seinen schwarzen Außenspiegeln, den versenkbaren Türgriffen, den auffällig designten 19-Zoll Rädern und den abgedunkelten Scheiben ab der B-Säule.
Der EV3 wirkt bullig und robust mit seinen breit ausgerichteten Radkästen und der markanten Motorhaube.

Interieur: Intuitive Bedienung trotz Touch und jede Menge Platz!

Der Innenraum wirkt großzügig und ist eher minimalistisch, aber modern gestaltet. Die insgesamt 30-Zoll große auf dem Armaturenbrett schwebende Screen-Landschaft besteht aus einem Digitalcockpit sowie einem Touchscreen, beide 12,3-Zoll groß, und dazwischen ist noch die Klimasteuerung mit 5,3 Zoll platziert. Das Head-up-Display ist ebenfalls 12,3-Zoll groß.
Sehr angenehm und lobenswert finden wir, dass es auch noch eine Drehwalze für die Lautstärke und zusätzliche Tasten für die Klimaeinstellung gibt, um hier rasch zugreifen zu können.

Ein wenig merkwürdig erscheint die versteckte Platzierung des Startknopfs am Hebel der Getriebesteuerung. Im Innenraum wurden viele recycelte Materialien, wie zum Beispiel bei den Premium-Relaxation-Sitzen verwendet. Zum Wohlfühlcharakter tragen das Harman Kardon Premium Soundsystem, das Glasdach, die sanften Farbtöne und die soften Oberflächen bei.

Erwähnenswert ist auch die ausziehbare Auflage der Mittelkonsole, welche sich als sehr praktisch erweist. Auch in der zweiten Reihe ist genügend Platz für die Passagiere, die Rücksitze haben sich als sehr bequem erwiesen und auch eine ausklappbare Armauflage mit Getränkehaltern ist vorhanden. Das Kofferraumvolumen beträgt in der Basis 460 Liter und kann bei umgelegter Rücklehne auf bis zu 1.251 Liter erweitert werden. Zusätzlich verfügt der Kia EV3 über einen Frunk unter der Motorhaube mit einem Volumen von 25 Liter, also passend für die Ladekabel.

Laden: 400 Volt mit durchaus akzeptablen Werten

Anders als bei den restlichen EV-Modellen verfügt der EV3 über die 400-Volt-Ladetechnologie. Das Standardmodell ist mit einer 58,3 kWh-Batterie ausgestattet und unser Testmodel in der GT-Line, Kia EV3 Long Range mit einer 81,4 kWh-Batterie. Unter Wechselstrom-Zufuhr liefert der EV3 eine maximale Ladeleistung von bis zu 11 kW, am Schnelllader sind maximal 135 kW möglich. Unter optimalen Bedingungen steht man gute 30 Minuten an der DC-Ladesäule, um den Kompakt-SUV von 10 auf 80 Prozent zu laden. 

Fahrverhalten: Komfort großgeschrieben

Der EV3 mag auch in der GT-Line keine unglaubliche Dynamik unter Beweis stellen. Das Fahrwerk bügelt trotz der 19-Zöller Unebenheiten erstklassig weg und punktet somit auch auf längeren Etappen für ein hohes Komfort-Level. Auch der Praxis-Verbrauch kann sich sehen lassen, denn im Drittelmix waren wir mit rund 19 kWh pro 100 Kilometer unterwegs. Wir haben bei einem SoC bei rund 10 % die Ladesäule anvisiert und konnten eine Strecke von rund 380 Kilometer zurücklegen.
Sehr lobenswert sind auch die Schaltpaddles hinter dem Volant, womit man stufenweise die Rekuperation steuern kann, sogar hin bis zum One-Pedal-Feeling.
Die maximale Leistung von 150 kW / 204 PS wird über die Vorderräder an den Asphalt losgelassen. Traktionsprobleme sind für den Kia EV3 ein Fremdwort, womit auch die Allrad-Option keinesfalls vermisst wird. Lediglich das Einlenkverhalten dürfte gerne noch ein wenig direkter ausfallen, zumindest bei Fahrten auf kurvigen Strecken.
Für die Basis-Version sind € 36.840 an den Händler zu überweisen, bei Wahl des größeren Akkus sind es € 41.690. Die Testversion steht mit mindestens € 53.190 in der Preisliste, das ist natürlich kein Schnäppchen – dennoch fällt die Optionsliste im Vergleich zur Konkurrenz recht kompakt aus, dazu gesellen sich 7 Jahre Garantie bzw. 150.000 Kilometer – natürlich auch auf den Akku.

Unser Fa(hr)zit:

Das neue, reinelektrische Kompaktmodell überzeugt mit hoher Praxisreichweite und für diese Größe erstklassige Raumverhältnisse. Auch an der Ladesäule kann der EV3 mit guten Ladewerten überzeugen. Lediglich die niedrige AC-Ladeleistung, das etwas indirekte Einlenkverhalten und der dann doch recht hohe Einstiegspreis für die Topversion würden wir noch verbessern.

Was uns gefällt:

  • Die Praxisreichweite
  • Die Raumverhältnisse
  • Das Soundsystem in der Topversion

Was wir noch verbessern würden:

  • Der hohe Basispreis für die Topversion
  • Die maximale AC-Ladeleistung
  • Ein direkteres Einlenkverhalten

Factbox: Kia EV3 GT Line Long Range

Motor/Antrieb/Akku

Motor: Permanentmagnet Synchronmotor
max. Leistung kW/PS: 150 kW/ 204 PS
Dauerleistung kW / PS: 50 / 68 PS
Drehmoment: 283 Nm
Batterietyp: Li-Ionen
Elektrische Speicherkapazität in Kilowattstunden: 81,4 kWh
Antrieb: Front
Getriebeart: Reduktionsgetriebe
0-100 km/h: 7,7-7,9 Sekunden
V-Max: 170 km/h

Verbrauch/Umwelt

Werksangabe – kombiniert: 14,9-16,2 kWh/ 100 km
Gas-Junky-Test – Durchschnitt: 19 kWh/ 100 km
Reichweite nach WLTP: 563-605 km
CO2-Emissionen: 0 g

Ladedauer (Herstellerangaben)

Wallbox, 11 kW (10-100%): ca. 7:15 Std.
Gleichstrom-Schnelllader (10-80%): ca. 31 Min.

Reifen/Felgen/Bremsen

Bremsen: VA: Scheibenbremsen  HA: Scheibenbremsen
Felgen/Reifen: 215/50 R19

Gewicht und Maße

Leergewicht: 1.975-2.065 kg
L/B/H: 4,30-4,31/ 1,850/ 1,560-1,570 m
Radstand: 2,680 m
Kofferraumvolumen: 460-1.251 Liter

Preise

Kia EV3 zu haben ab: € 36.840,-
Kia EV3 GT-Line zu haben ab: € 53.190,-
Preis Testfahrzeug inkl. NoVa und MWSt.: € 54.490,-

Sonderausstattung

Solidlackierung: Frost Blue € 200
Glasschiebe-/Hubdach € 600

(c) Bilder: Sebastian Poppe