Langsam aber doch haben die Hochdachkombis die Minivans vom Markt verdrängt. Angesichts ihrer Maße und des üppigen Ladevolumens haben diese einen großen Vorteil gegenüber den Minivans, weshalb diese Marktentwicklung meines Erachtens nach gar nicht so schlimm ist. Eine Familie für die ein Kleinbus zu viel des Guten ist, ein Kombi aber doch zu klein ist, wird mit dieser Karosserieform optimal bedient. Dabei können nicht nur Familien die Vorzüge eines Hochdachkombis genießen, so lässt sich damit beispielweise zu zweit ein kleiner Campingtrip oder ein Radausflug ohne Bikebar problemlos bestreiten. Nissan möchte all diese potentiellen Käuferschichten bedienen und schickt den Nissan Townstar ins Rennen.






Der Nissan Townstar verfügt über die klassischen kantigen Konturen eines Hochdachkombis, dafür sorgt die Gestaltung der leicht geschwungenen Front für etwas Abwechslung. Die schicken Frontscheinwerfer kommen dem ein oder anderen bestimmt irgendwie bekannt vor. Kein Wunder, denn der Townstar teilt sich dieselbe Plattform wie der Renault Kangoo und beide werden im selben Werk in Frankreich gebaut. In der Standardversion ist der Townstar mit einer Länge von 4,49 Metern erhältlich, oder als „L2 Evalia“ genannte Langversion mit 4,91 Metern Länge. Der Testwagen darf sich als Langversion über die zusätzlichen 42 cm in der Länge erfreuen und verfügt auch über eine dritte Sitzreihe.
Gute Verarbeitung mit Beschränkung auf das Wesentliche
Der teils rustikal verarbeitete Innenraum besteht zwar hauptsächlich aus viel Hartplastik, das stellenweise mit etwas Holzimitat vergeblich etwas wertiger wirken möchte. Bei einem Lademeister wie dem Nissan Townstar stört das aber in keinster Weise. Der Fokus liegt hier nicht auf Luxus, sondern auf Praktikabilität. Dennoch kommt der Komfort nicht zu kurz, so sind die Sitze überraschend bequem und überzeugen auch bei der Materialwahl. Da das Testfahrzeug über die Ausstattungslinie Tekna verfügt, gibt es noch zahlreiche weitere Komfort-Goodies wie etwa Keyless-Go, beheizbare Vordersitze, ein digitales Cockpit und eine induktive Smartphone-Ladeschale. Auch eine Rückfahrkamera ist integriert, die Bildauflösung könnte auf dem 8-Zoll großen Bildschirm aber gerne etwas schärfer ausfallen. Wobei das weniger die Schuld der Kamera ist, sondern an der grundsätzlich schlechten Auflösung des Infotainmentsystems liegt.








Genial gelöst ist die Möglichkeit mittels eigener Taste selbst definierte Einstellungen für die Assistenzsysteme zu aktivieren. Da bekanntermaßen aufgrund gesetzlicher Vorgaben bestimmte Assistenten – allen voran der Geschwindigkeitswarner – nach jedem Startvorgang aktiviert sein müssen, lässt sich das auf Knopfdruck rasch und elegant mit dem gewünschten Setup einstellen.


Auch an die Passagiere in der zweiten und dritten Sitzreihe wurde beim Townstar gedacht, da sich die Sitzposition bei allen Sitzen einzeln verstellen lässt. Damit lassen sich die Größenunterschiede der Passagiere über alle Sitzreihen hinweg passend ausgleichen.




Falls man den Platz zum Transportieren benötigt, kann man problemlos alle Rücksitze ausbauen bzw. die zweite Sitzreihe platzsparend nach vorne klappen – Campingausflug wir kommen! Eine noch bessere Transportmöglichkeit bietet im Vergleich erst ein Bus.



Kleiner Benziner mit großem Durst
Gerade bei höheren Geschwindigkeiten merkt man dem Townstar an, dass der 1,3-Liter Motor etwas mit dem fehlenden Hubraum zu kämpfen hat. Bei Autobahnabschnitten mit etwas mehr Steigung sollte man sich besser zweimal überlegen, ob man bei fehlendem Schwung den LKW vor sich wirklich überholen möchte. Eine Vollbeladung mit sieben Personen konnte ich mangels verfügbarer Passagiere leider nicht durchführen, jedoch behaupte ich, dass mit dieser Besatzung von Überholvorgängen jeglicher Art abzuraten ist. Mit einem Verbrauch von rund 8 Litern zeigt sich der Townstar auch entsprechend durstig, mit etwas mehr Hubraum könnte er bestimmt effizienter bewegt werden. Dabei braucht man die Motorleistung nicht mal erhöhen, denn mit seinen 130 PS ist er im urbanen Gebiet überraschend flink zu bewegen. Hier spielt er den Vorteil eines direkt ansprechenden Benzinmotors sehr gut aus, das gepaart mit der knackig schaltenden Sechsgang-Schaltung durchaus überzeugt.



Fazit
Bei der Suche nach einem Hochdachkombi muss einem in erster Linie viel Platz geboten werden. Wenn dann auch noch eine dritte Sitzreihe und einige Komfortausstattungen wie Keyless-Go, einzeln verstellbare Rücksitze und Rückfahrkamera dazu kommen, wird das Kaufinteresse zusätzlich gesteigert. All diese Punkte treffen auf die getestete Variante des Nissan Townstar zu. In diesem Gesamtpaket wird einem ein Lademeister zu einem sehr guten Preis geboten. Für etwas weniger Geld bieten auch die darunterliegenden Ausstattungsvarianten eine umfangreiche Komfortausstattung. Der kleine Benziner ist zwar etwas durstig, leistet aber gerade im Stadtverkehr tadellose Arbeit. Für Umweltbewusste gibt es alternativ auch noch eine Variante mit Elektromotor, welche mit knapp 53.000 Euro aber natürlich um einiges teurer ist.
Was mich begeistert:
- Viel Ausstattung fürs Geld
- Die Transportmöglichkeiten
- Die einzeln verstellbaren Sitze
Was ich mir noch wünschen würde:
- Etwas mehr Hubraum
- Eine bessere Auflösung des Infotainmentsystems
Factbox: Nissan Townstar Tekna
Motor/Antrieb
Motor: Vierzylinder-Benzin
Hubraum: 1.333 ccm
Leistung kW/PS: 96 kW/ 130 PS bei 5.000-6.000 U/min
Drehmoment: 240 Nm bei 1.600-3.500 U/min
Antrieb: Frontantrieb
Getriebeart: 6-Gang Schaltgetriebe
0-100 km/h: 13,2 Sekunden
V-Max: 174 km/h
Verbrauch/Umwelt
Werksangabe – kombiniert: 6,9-7,1 l/100 km
Gas-Junky-Test – Durchschnitt: 8 l/ 100 km
CO2-Emissionen: 157-162 g/km
Reifen/Felgen/Bremsen
Bremsen: VA: Scheibenbremsen (innenbelüftet) HA: Scheibenbremsen
Felgen/Reifen: 205/60 R16
Gewicht und Maße
Leergewicht (inkl. 75 kg Fahrer): 1.755-1.795 kg
L/B/H: 4,911/1,860/1,869 m
Radstand: 3,100 m
Tankinhalt: 54 Liter
Kraftstoff: Benzin
Kofferraumvolumen: 242-3.050 Liter
Preise
Nissan Townstar zu haben ab: € 30.959,-
Preis Testfahrzeug inkl. NoVA und MWSt: € 38.269,-
(c) Bilder: Andreas König